Und dann muss man es auch nicht all Rutsch wiederholen.
Stuttgart, ein Samstagnachmittag im Januar. Ein Pulk Menschen strömt in klirrender Kälte Richtung Stadion. Aus Fast-Food-Buden plärren Schlager, ein Verkäufer preist seine Trikots an. Eine Gruppe angereister Fans grölt herum – die dritte und vierte Zeile des Lieds „Von den blauen Bergen kommen wir“ dichten sie um in: „Und wir spritzen unseren Samen in den Unterleib der Damen.“
Ein Spieltag wie viele in der Fußball-Bundesliga der Männer. Der VfB Stuttgart spielt gegen den SC Freiburg. Der Fanshop ist gepflastert mit überlebensgroßen Porträts der Spieler. Direkt am Ausgang hängt das Bild des Kapitäns, Atakan Karazor. Gegen Karazor wird in Spanien strafrechtlich ermittelt. Eine 18-jährige Frau hatte im Juni 2022 auf Ibiza Anzeige gegen ihn erstattet.
Der Vorwurf: Karazor und ein Freund hätten sie in der Vornacht gemeinsam in einer Villa auf der Ferieninsel vergewaltigt. Der Spieler selbst erklärte, der Sex sei einvernehmlich gewesen, gestützt von einer Zeugin. Es gilt die Unschuldsvermutung. Mittlerweile wird wegen sexueller Nötigung ermittelt. Der VfB hat den Spieler zur Saison 2024/25 zum Kapitän gemacht und stellt sich seit Beginn des Verfahrens hinter ihn.
Das hier ist kein Text über Atakan Karazor oder die Frage, was auf Ibiza geschah. Es geht um ein System – und wie es mit sexualisierter oder misogyner Gewalt umgeht. Denn es gibt viele Spitzenprofis, gegen die Ermittlungen liefen. Auch gegen internationale Superstars wie Cristiano Ronaldo oder Neymar.
https://taz.de/Sexualisierte-Gewalt-im- ... /!6074381/
