Nice Weather hat geschrieben:Zunächst mal kann man das sagenumwobene “Handgeld” mal vergessen. Das gibt es zwar, aber im Endeffekt ist das eben Teil des Gehalts und des Gesamtpakets – ich weiß nicht, wieso das immer so herausgehoben wird. Das einzig besondere am “Handgeld” ist, dass der Spieler es gleich kriegt, aber entscheidend ist immer das Gesamtpaket inklusive Ablöse, und für den Spieler eben das Gesamtgehalt. Einen Unterschied macht es natürlich, wenn der Spieler nicht die volle Laufzeit seines Vertrags erfüllt, aber für Ablöse oder “Marktwert” ist es völlig egal, welchen Teil des Geldes der Spieler vom neuen Club sofort kriegt. Vor allem für den abgebenden Verein.
Für welche Betrachtung soll man das Handgeld "vergessen" - für die Beurteilung der Höhe einer AK? Aber gerade da spielt es doch eine zentrale Rolle. Wenn der der VfB mit Stiller vorzeitig verlängern möchte und Stiller gerade zum N11 Spieler aufgestiegen ist, dann kann er Stiller als Belohnung für die Unterschrift ein höheres Gehalt, ein Handgeld oder beides zahlen. Hat der VfB dieses Geld aber nicht, dann vereinbart man eine AK, die umso niedriger ausfällt, je weniger der VfB Stiller zahlen kann.
Für den Spieler ist das Handgeld übrigens immer attraktiver als mehr Gehalt. Mal abgesehen vom psychologischen Vorteil (Kohle sofort auf dem Konto) wird es auch an keine Bedingungen geknüpft, das Gehalt sehr wohl, etwa bei Einsatzzeiten und Erfolgen und damit verbundene Prämien. Verletzt sich der Spieler, droht ihm ein fast kompletter Ausfall der Gehaltszahlung, was nur teilweise durch sehr sehr teure Versicherungen kompensiert werden kann. Ein Spieler wird also immer das Handgeld - selbst wenn es etwas niedriger ist als die Summe der Gehaltserhöhungen - bevorzugen.
Du meinst, das Handgeld spielt bei der Frage der Ablöse keine Rolle für den abgebenden Verein? Äh doch, für den spielt es die größte Rolle. Wechselt ein Spieler vor Vertragsende, erhält der Verein eine Ablöse, sitzt der Spieler seinen Vertrag aus, erhält der Spieler ein Handgeld. Der Unterschied liegt doch auf der Hand. Das ist btw für die gesamte Branche ein Riesenproblem, weil das Handgeld dem Kreislauf entzogen wird. Erhält der VfB 10 Mio für Spieler A, kann er damit die Perspektivspieler B und C verpflichten. Erhält A Handgeld, fließt das Geld zu ihm und seinem Berater, der VfB geht leer aus und muss sich das Geld für B und C entweder anderweitig besorgen oder auf die Transfers verzichten.
Mit anderen Worten kann ich mir bei Wechseln bzw. Vertragsverlängerungen begehrter Spieler kein Szenario vorstellen, bei dem das Handgeld keine Rolle spielen würde.
Nice Weather hat geschrieben:Jeder Spieler hat Interesse an einer möglichst niedrigen Klausel, das ist halt so, da kann man gar nichts dran machen. Die Kunst ist, die Summe so zu verhandeln, dass sich die Dortmunder nicht totlachen, wenn sie sehen, dass sie für Mats Hummels’ Nachfolger so wenig zahlen müssen.
Die Kunst ist, eine Summe zu finden, bei der der neue, vermutlich viel größere Club nicht groß zuckt, die für den VfB aber einen echten Unterschied macht – und da finde ich eben fast alle Spieler zu niedrig bewertet, das wäre besser gegangen. Das ist halt die Stelle wo’s juckt – die Diskussion, ob Ausstiegsklauseln böse oder schlimm sind, geht völlig an der Sache vorbei, es geht um vernünftige Summen.
Bei allem Respekt, aber das, was du als "Kunst" bezeichnest, ist nichts anderes als Kaffeesatzleserei. Die AK wird zu einem Zeitpunkt relevant, den jetzt noch niemand kennt. Zu dem der Spieler zum Nationalspieler aufgestiegen sein kann oder er seinen Stammplatz verloren hat. Zu dem der Spieler fit oder schwer und lange verletzt sein kann. Zu dem man einen Ersatz für seine Position hat oder nicht. Zu dem der Verein oben oder unten steht, was für den internationalen Fokus von großer Bedeutung ist. Und bei allen diesen Abwägungen soll eine AK von 20 Mio die Leistung eines Versagers sein während 28 Mio Kunst ist? Was dann natürlich auch impliziert, dass man sämtliche Konsequenzen in Kauf nimmt, die das Scheitern der Verhandlungen mit sich bringt, wenn der Spieler und sein Berater von der Kunst nichts wissen wollen und auf 20 Mio bestehen.
Zu dieser Kunst bin ich einfach mal so frei und zitiere mich selbst aus dem Leweling-Fred:
Spielgerät hat geschrieben:Als im Mai bekannt wurde, dass Leweling für 5 Mio verpflichtet werden soll, waren u.a. das hier die Reaktionen einiger User (nachzulesen ein paar Seiten vorher):
Da wir ja offenbar noch immer klamm sind und uns schwer tun, für Stergiou 2 Millionen zu finden, darf man nicht vergessen, daß wir noch einen Kastanaras erfolgreich in Ulm geparkt haben. Nur so als Gedanke.
Da bin ich auch – positiv! – überrascht (In jeder Hinsicht). Sowohl von der Entwicklung als auch davon, dass wir so dermaßen, die nicht vorhandene Kohle raushauen.
Ich mag Lewlings Entwicklung. Aber ich hoffe, er blüht nicht nur eine Saison wie dereinst Matthias Hagner. Bin durchaus ein bisschen skeptisch... für 5 Mio.
Ja gut, als Erfahrungswert: die Kölner hätten auch ohne Transfersperre kein Geld, sich zu verstärken. Dem Wehrle saß der Geldbeutel immer locker, auch wenn er in letzter Zeit viel jammerte, dass nix drin sei.
Bin auch etwas überrascht und gehe davon aus, dass ein oder zwei oder drei Leute gehen werden, die man vermissen wird.
Ein Abgang zeichnet sich ab, und das würde mich narret machen. Und dieser Leweling würd‘s von mir dann auch abkriegen, obwohl der gar nichts dafür kann.
Laut Sky zieht der VfB die Kaufoption. Haben die schon wen vertickt?
Der Spieler, bei dem man fast einhellig vor
nur 5 Monaten (!!!) noch starke Zweifel hatte, ob er die 5 Mio Ablöse Wert ist, hat eine AK über den 4 bis 5 fachen Einkaufspreis. Und was meinen die Transferexperten:
ein Transferexperte hat geschrieben:Die Penner vernichten Werte.
Die Kommentare im Fettdruck stammen von dir.
Nice Weather hat geschrieben:Und zuletzt nochmal der Hinweis, dass der VfB einen Spieler, der 28 Mio in der Klausel stehen hat, auch jederzeit für 20 gehen lassen kann, wenn’s zum Beispiel der letzte Wunsch des Opas war, dass der mal für Napoli kickt oder was weiß ich. So kann man sich auch einen Ruf in der Branche erarbeiten, dann weiß der nächste Spieler, dass er menschlich behandelt wird – aber halt nicht verschenkt.
Kein sehr realistisches Szenario, in dem der Spieler auf eine für ihn günstige Klausel (20 statt 28 Mio AK) in dem Vertrauen darauf verzichtet, dass der Verein von der schriftlich fixierten ungünstigen Klausel schon keinen Gebrauch machen wird. Würde mein Berater verlangen, dass ich so etwas unterschreibe, wäre er nicht mehr lange mein Berater.