Die B-Lösung
Viele Fragezeichen hinter dem neuen VfB-Sportvorstand – zu Recht
Von Gunter Barner
Wer immer den Aufsichtsrat des VfB Stuttgart bei der Personalie beraten hat: Jan Schindelmeiser ist neuer Sportvorstand des Fußball-Zweitligisten. Nobel ausgestattet mit einem Dreijahresvertrag und versehen mit der Anforderung, aus den Trümmern eines einst ruhmreichen Vereins wieder eine respektable Größe zu formen. Es mag für die Troika aus Wirtschaftskapitänen gute Gründe gegeben hatn, sich für den früheren Geschäftsführer von 1988 Hoffenheim zu entscheiden. Ob sie sich des Risikos bewusst waren, ist eine andere Frage. Schindelmeisers Ruf in der Branche ist äußerst ambivalent: Blender oder Macher?
Seine Rhetorik ist brillant, seine Konzepte klingen überzeugend, aber bis dato hat er nirgendwo bewiesen, dass seiner Redekunst auch nachhaltige Erfolgsgeschichten folgen. Als er 2010 in Hoffenheim nach etlichem Gezänk seinen Rückzug antrat, hat ihm jedenfalls niemand nachgeweint. Sechs Jahre lang war Schindelmeiser danach in der Liga praktisch nicht mehr präsent. Jetzt bietet ihm der VfB Stuttgart in der Not eine neuerliche Chance und macht sich damit zum Experimentierfeld. Wie nah ist der neue Mann nach all den Jahren noch am Geschäft? Wie gut ist er vernetzt? Und wie passen sein Auftreten und seine Methoden zu denen von Trainer Jos Luhukay? Ist die Rolle von Thomas Hitzelsperger endlich sauber definiert? Und ist die Personalie Schindelmeiser mit dem künftigen Präsidenten abgesprochen?
Vieles deutet darauf hin, dass der Aufsichtsrat unter Zeitdruck nach der schnellsten statt nach der besten Lösung suchte. Ob er dem VfB mit der B-Lösung einen Gefallen tat, wird die Zukunft zeigen. Schindelmeiser hat eine Chance verdient, aber die Zweifel werden dauerhafte Begleiter seiner Arbeit sein