Die Frage ist eben immer – und wird es auch immer bleiben – ob man aus einer sehr kleinen Auswahl an Spielern welche ausbilden kann, die den Verein mindestens genau so weit bringen wie Spieler aus einer maximal großen Auswahl: dem Weltmarkt.
Ist gestellt wie eine Suggestivfrage, aber nicht so gemeint: im Fußball kann man erfolgreich sein mit einem Haufen Geld, oder eben mit einer guten Balance und Mischung – und es erscheint logisch, dass man in der eigenen Jugend auf so eine Balance hinarbeiten könnte: mit Leuten, die auf ihrer Position vielleicht keine kommenden Weltstars sind, aber gut in ein Team passen und in diesem Verein zumindest im ersten Abschnitt ihrer Karriere ihre fußballerische Heimat sehen.
Gibt’s das, außer in Bilbao? Freiburg wäre vielleicht ein gutes Beispiel, wobei der Streich sich da teilweise Spieler geholt hat, die er selbst in der Jugend noch hatte, da fällt es leichter, Ihnen zu vertrauen. Der Hoeneß macht ja im Grunde nix anderes: der holt sich einen ganzen Haufen eigener Spieler – nur kennt er die halt nicht aus Stuttgart.
Hauptaufgabe eines Trainers ist es, für jedes Spiel die bestmögliche Mannschaft hinzustellen, da kommt die Integration des eigenen Nachwuchses eben nicht an erster Stelle, ist einfach so. Die Dahoud-Leihe ist eine kurzfristige Anpassung des Saisonziels: das hat man allerspätestens jetzt erreicht, und es sind noch 14 Spiele übrig. Durch die CL-Reform könnte sich eventuell für nächste Saison ein fünfter Startplatz ergeben, aber auch wenn nicht, spielt man jetzt um den Einzug in einen Wettbewerb – und das lohnt sich eben auch, wenn man nur in der Gruppenphase rumtuckert und die Kohle mitnimmt. Klar leihe ich mir dann so einen Dahoud aus, und den lasse ich dann zum Einstand auch ein bisschen kicken. Und wahrscheinlich auch nächstes Mal, und übernächstes Mal.
Außerdem verstehe ich nicht, warum Kurzeinsätze nichts bringen sollten: es gibt vielleicht alle Jubeljahre mal einen Spieler, der nur darauf brennt und sich von nichts beeindrucken lässt, aber ich nehme an die meisten sind eher dankbar, wenn sie sich beim Stand von 5:2 alles kurz mal angucken dürfen. Dann sieht man weiter.
Warum betreibt der VfB ein Nachwuchsleistungszentrum? Weil sie’s müssen. Ob sich’s lohnt, müssen andere beurteilen. Ich finde es jedenfalls sinnvoll, ich weiß aber einfach nicht, welche Forderungen man daraus ableiten kann. Um zum Ausgangspunkt zurückzukommen: die Konkurrenz ist halt total irre, natürlich wird es immer irgendwo auf der Welt einen Spieler geben, der auf die entsprechende Position besser passt als einer der eigenen – idealerweise einer, der schon ein paar Erfahrungen gesammelt hat. Gibt’s halt, ist halt so – und es ist auch kein Nachweis eigener Versäumnisse.
Es gibt aber schon Hinweise darauf, dass einige das nicht ernsthaft betreiben: warum beschäftigen/beschäftigten die Beuern (und andere) Jugendtrainer auf Basis von ein paar hundert Euro und zwingen/zwangen sie zum Beispiel, für einen mehrtägigen Trip nach England nur die Stunden fürs Spiel und Training aufzuschreiben? Das hat mich extrem überrascht: du zählst dich zur Weltspitze und zahlst weniger als eine Monatsmiete? Und erzählst dann, dass bei dir die Elite von morgen ausgebildet wird? Ich verstehe, dass ein Club wie die Beuern nicht an Ausbildung glaubt, wenn sie sich eh überall bedienen können, aber verstehe ich das richtig, dass man da Trainingszentren für achtstellige Beträge hinklatscht, augenscheinlich nur fürs Image?
semmot hat geschrieben:Leno und Kimmich. Da war es auch so. Man traute es ihnen einfach nicht zu.
Das ist eine Legende, die sich wohl nicht mehr korrigieren lassen wird: Leno galt damals als das größere Talent, aber Ulle ist vier Jahre älter, der rückte allein aufgrund seines Alters schon früher in den Fokus. Und hatte seinerzeit teils sehr gute Phasen in der ersten Mannschaft, muss man bei allen Schwächen anerkennen.
Leverkusen brauchte unbedingt einen Torhüter, weil sich René Adler verletzt hatte. Man lieh Leno für ein halbes Jahr an sie aus: schlug ein wie Bombe, die Pillen wollten ihn unbedingt, Leno wollte unbedingt, und der VfB war jung und brauchte das Geld.
Ansonsten muss man sich über die desaströse Arbeit in dieser Phase des Vereins nicht lang unterhalten: 2012 gingen Schrof und Albeck nach Leipzig – Bobic war Sportvorstand, Labbadia Trainer. Der große Fehler bestand nicht darin, dass man ein paar sehr gute Spieler falsch beurteilt hat (Kimmich wäre vermutlich eh zu den Beuern gewechselt, egal ob er davor beim VfB oder in Leipzig kickte), sondern darin, dass man dem Blender vertraut hat.