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fkAS
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Halbdaggl
Echt jetzt? Verkäufer? Passt nicht so zu ihm. Der ist schon authentisch.
Er kommt hier jedenfalls richtig sympathisch rüber. Das fand ich im O-Ton nicht immer so. Da wirkt er nen Tacken aggressiver. Komisch, dass hier hochdeutsch weniger aggressiv klingt als das schwäbische Original.



thoreau
Granadaseggl
Sehr gutes Interview, gefällt mir wirklich gut. Liegt unter anderem auch an den sehr guten Fragen und der sehr guten Gesprächsführung. Mir imponiert seine Ehrlichkeit und seine mangelnde Bereitschaft, Antworten zu geben, die erwartet werden. In dem Wissen, dass das bei Misserfolg sehr schnell zum Bumerang werden kann.

FLX81
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Granadaseggl
Ja sehe ich ähnlich. Man muss ihn nicht mögen und es gibt sicher auch Zeiten für Diplomatie aber seine ungestellte Art ist im Plastikbiz Profifussball sehr erfrischend und man nimmt ihm ab positiv besessen zu sein.
Ehrenamtlicher Vorsitzender des 1. offiziellen mappes-Ignorierclubs e.V.

BlauesTrikot
Granadaseggl
Sehr gutes Interview. Hut ab, das schafft nicht jeder.
Allerdings wenn eine schlechte Phase kommt, könnte seine offene, ungekünstelte Art bei den Stuttgarter Journalisten zum Problem werden. Habe ich mir schon bei der ersten Pressekonzferenz gedacht, da er immer gerade heraus "schwätzt" und kein Meister der Diplomatie ist.

BarFly
Schoofseggl
BlauesTrikot hat geschrieben:Sehr gutes Interview. Hut ab, das schafft nicht jeder.
Allerdings wenn eine schlechte Phase kommt, könnte seine offene, ungekünstelte Art bei den Stuttgarter Journalisten zum Problem werden. Habe ich mir schon bei der ersten Pressekonzferenz gedacht, da er immer gerade heraus "schwätzt" und kein Meister der Diplomatie ist.

Ist schon richtig, was du da schreibst - nur wen interessiert ob ein Haid oder ein Moissidis ein Problem damit haben. Die haben eh mit allen ein Problem. Vor allem mit dem Verständnis von modernem Fußball.
Und ich erinnere nochmals daran, auch Klopp war, in seinem ersten Dortmunder Jahr, laut diversen üblichen Journaillien, entweder kurz vor dem Rausschmiss, bzw. schon raus geschmissen.

Der Zorniger gehört nicht zu denen die nur irgendwelche Phrasen und Worthülsen absondern.

ayala
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Granadaseggl
Der Zorniger verköpert doch genau das was hier jahrelang gefordert worden ist.

Ein Fachmann, der modernen Fussball spielen lässt, bei dem sich Spieler verbessern, der eine Type ist und kein 0815 Phrasendrescher oder Grinsetyp á la Veh.

Authentisch und noch dazu schwäbisch, jahrelang haben wir uns doch geärgert, dass genau diese Typen (Klopp, Tuchel, Stanislawski, Streich etc) immer woanders aufgeschlagen haben.

Natürlich ist es so wie darked sagt, entscheidend ist auf dem Platz. Aber auch wenn das in die Hose gehen sollte bleibt der Zorniger trotzdem eine -für mich- sehr sympathische Type. Wenn mir nicht gefällt was ich auf dem Platz sehe, dann hilft allerdings die ganze Sympathie nichts :mrgreen:

Und mir gefällt seine Ironie außerordentlich und noch mehr gefällt mir, dass ein Grossteil der Journaille diese oft nicht mal im Ansatz erkennt.

Ich wünsche ihm und uns vor allem einen guten Saisonstart, das wird vieles leichter machen , dem Team Sicherheit geben und für die erforderliche Ruhe im Umfeld sorgen. Und dann ist vieles möglich.



BlauesTrikot
Granadaseggl
ayala hat geschrieben:Ich wünsche ihm und uns vor allem einen guten Saisonstart, das wird vieles leichter machen , dem Team Sicherheit geben und für die erforderliche Ruhe im Umfeld sorgen. Und dann ist vieles möglich.


:prost:
Ein guter Saisonstart wäre enorm wichtig.
Schafft Ruhe und der VfB könnte auch mal im weiteren Verlauf 2 Niederlagen nacheinander verkraften, ohne dass gleich wieder das ganze System in Frage gestellt wird :vfb:

publicenemy
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Granadaseggl
Das Spielsystem werde ich erst nach ein paar Buli-Partien beurteilen. Und dann eher nach den Ergebnissen als nach der B-Note.

Hoffentlich funktioniert das mit dem modernen Fußball bei ihm besser als bei Schneider, der auch viel Vorschusslorbeeren bekommen hatte.

crown
jagdhuette hat geschrieben:
crown hat geschrieben:Ich finde Zorniger gut, ich weiß nur nicht ob mir sein Spielsystem gefällt.


so geht's mir aktuell auch. Ich glaube diese Runde wäre ein guter Start wirklich das non plus ultra.

Jep und ich denke das könnte klappen. Die Gegner sind machbar...und wenn Moreno noch kommt haben wir tatsächlich genug Qualität.

Ich hoffe nur das Harnik die Chancentot Einstellung ablegen kann. Was nützut mir ein Stürmer der zwar 15 Tore macht, aber dafür (übertrieben dargestellt) die 10fache Anzahl an Torchancen verbraucht und die Tore nicht zu Siegen reichen?
Mal sehen wie Konsequent Zorniger da sein wird.


crown
Zorniger hat geschrieben:Es geht uns weniger um Ballbesitz, es ist in erster Linie ein Spiel gegen den Ball. Dieses Spiel wird geprägt von der Intensität der Sprints: weit vorne verteidigen, den Ball erobern und dann auf kürzestem Weg ab Richtung Tor.

das ist ja gegen Mannschaften die den Ball haben wollen alles gut und richtig. Was machen wir aber wenn wir auf eine Mannschaft treffen die den Ball nicht haben will?
Neutralisieren sich dann die Systeme?

Anderseits: Barca bspw. spielt extrem ballbesitzorientiert, mit sofortigen Pressing (zumindest in den ersten 20 Min) wenn der Ball mal vorloren geht.

Manolo
Grasdaggl
Sehr gutes Interview, gefällt mir wirklich gut. Liegt unter anderem auch an den sehr guten Fragen und der sehr guten Gesprächsführung.


sehe ich auch so. auf die serve-and-volley-frage muss man erstmal kommen
Hier könnte ihre Werbung stehen.



Tamasi
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Grasdaggl
Süddeutsche Zeitung halt. Qualität kostet Geld - und sollte erhalten werden. Also: Schadet nicht, sich ab und an eine Print-Ausgabe der SZ zu kaufen (mehr Gehalt als der "Spiegel", kann man auch über mehrere Tage verteilt lesen). Hab grad erst heute früh den gestrigen Seite-3-Artikel über das spezielle Unbehagen der Ostdeutschen über die Flüchtlinge gelesen. Sehr fair, sehr differenziert. Kann man alles auch online haben, per Online-Pass. Die SZ hat auch - Print und online - immer wieder gute Test-Abos, 14 Tage kostenlos OHNE automatische Verlängerung etc. (Sorry für diesen off-topic-Ausflug. Aber wir schimpfen hier oft und zu Recht über die Stuttgarter Presse. Dabei ist's kein Problem, was Besseres zu finden.)

Und zum Zorni: Der soll ned uns erreichen, sondern die Spieler. :mrgreen:

crown
Spruch drei, aus der Endphase in Leipzig: "Wenn wir aufsteigen, wird mein Denkmal hier nicht kleiner sein als das des Sportdirektors." Der Sportdirektor Rangnick saß direkt neben Ihnen.

Stimmt auch, und ich habe sogar noch mehr gesagt. Ich habe gesagt: "Der Sportdirektor will aufsteigen, ich nicht." :mrgreen:

Daraus wurde ein Riesenkonflikt konstruiert, der am Ende zur vorzeitigen Trennung führte.

Ich finde Ironie eine wunderbare Sache, aber sie wird dummerweise nicht immer verstanden. Ich wurde in einer Pressekonferenz in Leipzig gefragt: "Was ist die Zielsetzung von Ihnen als Trainer, und was ist die Zielsetzung Ihres Sportdirektors?" Ja, was ist denn das für eine Frage? Wenn so eine Frage kommt, dann fordert mich das geradezu zu einer ironischen Antwort heraus. Ich bin als Trainer dreimal hintereinander aufgestiegen, und dann fragt mich jemand, was mein Ziel ist. . .

:lol: Sehr gut! :prost:

BarFly
Schoofseggl
Tamasi hat geschrieben:Süddeutsche Zeitung halt. Qualität kostet Geld - und sollte erhalten werden. Also: Schadet nicht, sich ab und an eine Print-Ausgabe der SZ zu kaufen (mehr Gehalt als der "Spiegel", kann man auch über mehrere Tage verteilt lesen). Hab grad erst heute früh den gestrigen Seite-3-Artikel über das spezielle Unbehagen der Ostdeutschen über die Flüchtlinge gelesen. Sehr fair, sehr differenziert. Kann man alles auch online haben, per Online-Pass. Die SZ hat auch - Print und online - immer wieder gute Test-Abos, 14 Tage kostenlos OHNE automatische Verlängerung etc. (Sorry für diesen off-topic-Ausflug. Aber wir schimpfen hier oft und zu Recht über die Stuttgarter Presse. Dabei ist's kein Problem, was Besseres zu finden.)

Die StZ ist eigentlich eine ganz gute Zeitung, nur der Sportteil und da speziell die Artikel über Fußball sind eine Katastrophe.

Und zum Zorni: Der soll ned uns erreichen, sondern die Spieler. :mrgreen:

Ach wenn er uns Fans auch erreicht, isch das au ned schlechd

fkAS
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Halbdaggl
Und noch ein gutes Interview. Geklaut vom VfBtalk, wo's der forscher dankenswerterweise reingestellt hat
FAZ hat geschrieben:SPORT
„Tempo ist Stress für den Gegner“
Der 47 Jahre alte Alexander Zorniger hat den RB Leipzig in die
zweite Liga gebracht. Auch beim Beinahe-Absteiger VfB Stuttgart sind
seine Ansprüche hoch. Sein Motto: Ans Maximum gehen.
Hilft es, ein Schwabe zu sein, wenn man den VfB trainiert?
>
Es hilft, ein Schwabe zu sein, auch wenn man außerhalb von
Württemberg arbeitet.
>
Weil?
>
Weil der Schwabe ein paar Eigenschaften hat, die ihn auszeichnen.
Diese Zielorientiertheit, dieses manchmal auch Verbissene, wenn es
sein muss. Dass man sich nicht frühzeitig zufriedengibt oder sich zu
irgendwelchen Dingen zu viele Gedanken macht. Das hat mir bislang in
Drucksituationen geholfen und mich vielleicht auch hierher gebracht.
Natürlich wird jetzt mehr auf die Sprache bezogen, ich mach da auch
keinen Hehl daraus, ich spreche nun mal schwäbisch. Aber das macht
es mir nicht leichter.
>
Aber in Stuttgart schon, oder?
>
Wenn wir die ersten drei Spiele verlieren, wird es vielleicht
heißen: Die Spieler verstehen ihn nicht. Wir haben ja nicht nur
Schwaben im Aufgebot.
>
Sitzt der Stachel noch tief, dass Sie bei RB Leipzig beurlaubt wurden?
>
Ich weiß nicht, ob Stachel das richtige Wort ist. Natürlich ist es
dort am Ende nicht so gelaufen, wie wir es alle erhofft haben. Auf
jeden Fall sind mit Ralf Rangnick (dem Leipziger Sportdirektor, d.
Red.) und mir zwei starke Charaktere aufeinander getroffen. Beide
respektieren sich, aber beide glauben, dass der andere
Schwachstellen hat, bei denen man ihm helfen könnte.
>
Hat Ihr Verhältnis darunter gelitten?
>
Durchaus. Ich werde Ralf Rangnick aber dennoch nie vergessen, dass
er mir die Chance gegeben hat, sein Name wird positiv besetzt
bleiben. Aber ich bin auch noch nicht so weit, dass ich sage, danke,
Ralf, dass du mich dazu gebracht hast, dass wir im Februar das Thema
Leipzig beendet haben.
>
VfB-Trainer Veh floh in der vergangenen Saison nach 12 Spieltagen,
weil er keine Perspektive sah. Und seinem Nachfolger Stevens gelang
die Rettung erst am letzten Spieltag. Mit welchem Versprechen hat
Sie der VfB hierher gelockt, dass Sie diese schwierige Aufgabe
übernommen haben?
>
Die Tatsache erste Liga ist kein Versprechen, sondern eine
Möglichkeit. Ich sage meinen Spielern seit meiner Verbandsligazeit:
Geht an euer Maximum. Das gilt auch für mich. Wenn ich jetzt die
Möglichkeit bekomme, nach einem halben Jahr als Zweitligatrainer in
der Bundesliga zu trainieren, noch dazu bei dem Verein meiner
Heimat, dann würde ich alles verleugnen, was ich meinen Spielern
jemals gesagt habe, wenn ich die Möglichkeit nicht ergreifen würde.
Glauben Sie mir, ich habe schon die eine oder andere Nacht
verbracht: Du, Alex, das ist schon ein Brocken. Aber ich könnte
nicht mehr in den Spiegel gucken, wenn ich gesagt hätte, das Risiko
ist mir zu hoch.
>
Welche Ziele hatten Sie, als Sie den Fußballlehrer-Lehrgang als
Bester abschlossen, und welche haben Sie heute, da Sie es in die
Bundesliga geschafft haben? Hat sich etwas verändert?
>
Nein. Ich versuche jeden Tag auf den Platz zu gehen und was mit der
Mannschaft und für den Verein zu entwickeln. Und zwar so zu
entwickeln, dass ich mich nicht verbiegen muss. Im Umgang mit meinen
Spielern, im Umgang mit meinem Umfeld, im Umgang mit mir selber. Da
kommt es mir gar nicht darauf an, ob das in der Bundesliga geschieht
oder in der Verbandsliga. Mir haben zwei aus meinem Trainerlehrgang
gesagt, nachdem ich als Bester abgeschlossen hatte: Deine Ansprüche
müssen jetzt die höchsten sein. Aber meine Ansprüche lagen niemals
darunter. Ich wollte immer das Maximum erreichen, habe das
allerdings nie an Titeln oder auch nur an Ligen festgemacht.
>
Sie sagen, Ihr Spielsystem ist nicht für jeden Spieler etwas. Sind
im VfB-Kader, den Sie vorfanden, genügend Spieler, die das Pressing
und Gegenpressing umsetzen können?
>
Ich gehe davon aus, dass wir in der Lage sind, diese Spielweise
jedem Spieler beizubringen, wenn er eine gewisse Offenheit für etwas
Neues mitbringt. Man sollte aber auch nicht übertreiben: Es ist
alles Fußball, wir bringen nicht irgendwelche Dinge bei, die
außerirdisch sind. Man muss sich nur total darauf einlassen. Es hat
viel mit Widerständen überwinden zu tun, nicht mit Selbstaufgabe,
aber mit Selbstüberwindung.
>
Was verlangen Sie, was die Spieler Selbstüberwindung kostet?
>
Wir sichern jede Position ab. In einem aktiven System, in dem du
nach vorne verteidigst, musst du eminent viel unterwegs sein, um
jede Position absichern zu können. Und zwar nicht in gemächlichem
Tempo, sondern der Unterschied in der Balleroberung liegt bei uns im
Tempo, das wir anschlagen wollen. Das ist in der Regel ein Sprint.
Können wir den Sprint nicht anziehen, bleiben wir kompakt. Und
warten auf die nächste Situation. Das kostet natürlich viel Energie.
Der Spieler, der diese Energie nicht aufbringt, hat auf Dauer keine
Chance zu spielen.
>
Aber ist es nicht einfach so, dass es eine Grenze der Belastung
gibt? Einige Trainer haben in Spielanalysen schon gesagt: Ja, diese
Spielweise konnten wir – oder der Gegner – nicht über 90 Minuten
durchhalten.
>
Wo liegt denn die Grenze für die körperliche Leistungsfähigkeit
eines Fußballers, wer legt die denn fest?
>
Es gibt Erfahrungswerte. Die Erfahrungswerte beim Radsport sind,
dass die Leistungen bei der Tour de France nur durch Doping zu
erreichen sind.
>
Da muss man sagen, bei der Tour de France ist die Strecke
vorgegeben, beim Fußball die 90 Minuten. Zu welchem Zeitpunkt du
etwas erreichst, ist im Fußball egal. Ich glaube nicht, dass die
körperliche Leistungsfähigkeit im Fußball genau definiert werden
kann, weil es auch unterschiedliche Abschnitte in einem Spiel gibt.
Führst du zum Beispiel 2:0, dann verleiht der Vorsprung der
Mannschaft zusätzliche Kräfte.
>
In Ihrem Kader scheint eine gewisse Unwucht zu herrschen. Zu viele
Stürmer, zu wenige Innenverteidiger und auch zu viele Spieler für
die Außenbahnen, da Sie angekündigt haben, vor allem durch die
Spielfeldmitte kommen zu wollen. Korrigieren Sie da noch etwas bis
zum Saisonbeginn?
>
Wir haben sieben Stürmer, von denen ich zwei darüber informiert
habe, dass sie in meiner Planung derzeit keine entscheidende Rolle
spielen. Also haben wir fünf Stürmer für zwei Positionen, die wir –
Stand jetzt – auch in jedem Spiel besetzen wollen. In der
Innenverteidigung sollte sich noch etwas tun, wenn wir den richtigen
Innenverteidiger finden, das ist richtig. Aber ich sehe die Unwucht
nicht so extrem.
>
Wollen Sie wirklich nur noch durch die Mitte spielen lassen, wie es
in manchem Interview anklang?
>
In jedem Interview taucht auch der Satz auf, es gibt keinen
Dogmatismus. Die Mannschaften sind nicht wie im Volleyball durch ein
Netz getrennt, der Gegner nimmt im Fußball großen Einfluss auf das
eigene Spiel. Wenn der Gegner im 4-3-2-1 das Zentrum zustellt, dann
werden wir auch einen anderen Weg finden. Aber es stimmt, wir haben
vor, zentrumsorientiert zu spielen und sie vor Probleme zu stellen.
>
Welche Denksportaufgabe wollen Sie dem Gegner geben?
>
Dass ich den Gegner damit konfrontiere, ich habe vier zentrale
Mittelfeldspieler, zwei Achter, einen Sechser und einen Zehner. Ich
habe zwei Innenverteidiger und zwei Spitzen, das heißt, ich habe im
Zentrum und in den Halb-Positionen acht Spieler – wie kriegst du die
zu? Und wenn der Gegner sagt, das mache ich aus einem 4-4-2 heraus
und es funktioniert, dann muss ich mir wieder was einfallen lassen.
>
Sie sagen, Sie brauchen Spieler, die Ihnen bedingungslos vertrauen.
Wie erwerben Sie sich das Vertrauen der Spieler?
>
Indem man ihnen vorlebt, was man von ihnen erwartet, dass man in
erster Linie ehrlich mit ihnen umgeht, weil man ihnen dadurch die
Möglichkeit gibt, die Dinge auch zu tun, die der Trainer von ihnen
erwartet.
>
Wie leben Sie Ihren Spielern vor, was Sie von ihnen verlangen?
Sprinten Sie in die Kabine, statt zu gehen?
>
Nein. Aber ich habe keine Berührungsängste, einen Sechser auch mal
zu schnappen und ihn in die Position reinzuziehen, wo ich ihn
hinhaben möchte. Wir erwarten nichts von unseren Spielern, was wir
nicht mit ihnen trainiert haben. Wenn Spieler Dinge nicht begreifen,
dann sage ich ihnen nicht nur, was ich von ihnen will, sondern auch,
warum. Und welche Folgen es hat, wenn sie es tun oder eben nicht
tun. Die Spieler müssen ein Gesamtverständnis für unser Spiel
entwickeln, für die Aufgaben auf allen Positionen. Unser Spiel muss
man nicht nur lernen, sondern auch fühlen.
>
Reicht die Zeit bis zum Bundesligastart, dass die Mannschaft ein
Gesamtverständnis entwickelt?
>
Die Mannschaft war innerhalb einer Woche so weit, wie ich es zu
diesem Zeitpunkt noch nie mit einer Mannschaft war. Wir waren aber
nach zwei Wochen auch so weit, dass wir gegen Bern glasklar die
fatalen Folgen vor Augen geführt bekamen, wenn wir nicht intensiv
spielen, sei es aus körperlichen Gründen oder aus Zweifeln heraus,
ob das alles so funktioniert. Bei uns war es der erste Grund, und
wir verloren 1:4. Es ist Grobarbeit, und es ist Detailarbeit. Zuerst
muss ich mir, wenn ich den Ball verliere, mal bewusst machen, ich
hab den Ball verloren. Dass ich dann wie bislang meistens in meiner
Position bleibe, gilt nicht mehr, sondern, dass ich dann gegen den
Ball arbeite. In einem Satz: Verlieren wir den Ball, spielen elf
Spieler gegen den Ball.
>
Sie behaupten, Fußball sei ein Fehlerspiel. Welche Konsequenzen
ziehen Sie aus dieser Erkenntnis?
>
Ich bin davon überzeugt, dass im Fußball nicht immer die geplante
Aktion, die in großer Kunstfertigkeit ausgeführt wurde, die Spiele
entscheidet, sondern Fehler, die der Gegner ausnutzt. Damit muss ich
umgehen. Es macht also für mich keinen Sinn, nur Energie darauf zu
verwenden, Dinge perfektionieren zu wollen, die nicht einmal
Topmannschaften geschafft haben. Wenn ich an die Bayern im
Champions-League-Hinspiel gegen Porto denke, in dem sie in der
Innenverteidigung katastrophale Fehler begingen, wenn ich an das
Finale Bayern gegen Chelsea denke, wo die Engländer hoffnungslos
unterlegen waren und trotzdem das Ding gewannen, dann komme ich zu
dem Schluss, dass Fußball ein Fehlerspiel ist. Und dann ist es
wichtig: Wo dürfen wir die Fehler machen, und was machen wir, wenn
der Fehler passiert ist?
>
Also reden Sie – in manchen Situationen – dem gewollten Fehlpass das Wort?
>
Dahin gehend, dass ich meinen Sechser ermutige, spiele ruhig den
riskanten Pass in die Spitze. Wenn er ankommt, ist es gut, und wenn
er nicht ankommt, kann der verunglückte Steilpass immer noch dazu
beitragen, im Gegenpressing Druck auszulösen, weil dann der Achter
und der Zehner und die beiden Spitzen in der Nähe sind. Es
funktioniert aber nicht, wenn sich nach dem Fehlpass erst mal 50
Prozent der am Gegenpressing beteiligten Spieler Gedanken machen,
warum der Fehler passiert, dann ist es nämlich zu spät.
>
Macht es für Sie also mehr Sinn, Ihren Spielern beizubringen, Fehler
auszunutzen oder als Chance zu begreifen, als irgendwelche
komplizierten Spielzüge zu perfektionieren?
>
Vielleicht. Stellen Sie diese Frage aber mal Pep Guardiola, und er
wird Ihnen sagen: Nein.
>
Aber er hat auch andere Spieler.
>
Ja, das ist das eine. Aber er hat auch eine ganz andere
fußballerische Sozialisation. Pep Guardiola hat auf einem anderen
Niveau gespielt, und ich habe als Spieler kein Spiel oberhalb der
Oberliga hinter mir.
>
>
Ist es dann kein Zufall, dass die Trainer der Pressing-Mannschaften
in der Bundesliga, Klopp, Roger Schmidt, Tuchel, Gisdol, Rangnick,
Zorniger allesamt keine große Spielerkarriere hatten? Dass sie quasi
aus persönlicher Erfahrung nicht an die eigene Fußballkunst glauben,
sondern eher an ein System, das auf die Fehler und Schwächen des
Gegners aufbaut?
>
Ich glaube, es ist eher umgekehrt. Dass ehemalige Top-Spieler auch
als Trainer den Anspruch haben, mit Top-Spielern Top-Fußball zu
spielen. Es kann sein, dass die Kollegen, die Sie jetzt nannten, das
System auch aus einem wissenschaftlichen Background favorisieren. Es
gibt nun mal die Fünf-Sekunden-Regel, dass fünf Sekunden nach dem
Ballverlust die Chance, den Ball zurückzugewinnen, mit jeder
weiteren Sekunde sinkt. Dass, wenn du nicht acht Sekunden nach
Balleroberung zum Abschluss kommst, mit jeder weiteren Sekunde die
Chance sinkt, ein Tor zu schießen. Es ist einfach so, dass die
meisten Tore direkt erzielt werden oder nach zwei Ballkontakten der
eigenen Mannschaft und nicht über einen Spielzug mit sieben oder
neun Stationen. Wir haben den Ansatz: Was können wir aus dem Fußball
herausholen? Es geht in die Richtung Moneyball. Das ist ein Film mit
Brad Pitt, in dem die Geschichte eines amerikanischen
Baseball-Managers erzählt wird, der nach Jahren des Misserfolgs sich
entschließt, nur noch nach statistischen Computerauswertungen sein
Team zusammenzustellen. Und er ist da innerhalb kürzester Zeit
erfolgreich geworden. Man sollte den Fußball nicht mit Zahlen
überlagern, aber ich denke, dass der Fußball in der statistischen
Auswertung noch Potential hat.
>
>
Warum ist Ihnen Tempo so wichtig?
>
Weil es Stress auslöst beim Gegner.
>
>
Aber auch bei den eigenen Spielern, weil es ja viel schwieriger ist,
im Sprint Bälle zu verarbeiten und zu beherrschen.
>
Stimmt, aber dafür gibt dir das Tempo nach einem Fehler die Chance,
sofort wieder an den Ball zu kommen. Tempo bedeutet nicht nur
motorische Geschwindigkeit, sondern auch kognitive Geschwindigkeit.
Wenn du an diese Hektik gewöhnt bist, an dieses geordnete Chaos,
manchmal auch ungeordnete Chaos der schnell wechselnden
Spielsituationen, dann wirst du mit der Zeit leichter und schneller
Lösungen finden. Der enge Raum, den wir den Spielern für ihre
Aktionen zugestehen, und die hohe Geschwindigkeit, die wir fordern,
lassen es nicht zu, dass viele saubere Aktionen zustande kommen. Wir
versuchen, die Spieler durch gewisse Regeln an die Situationen zu
gewöhnen. Wenn wir zum Beispiel in einer Spielform mit sechs kleinen
Toren spielen, hat eine Mannschaft bei Ballverlust sechs Tore zu
verteidigen. Dabei hat die Mannschaft zwei Möglichkeiten: Entweder
lassen sich alle Spieler sofort zurückfallen und decken die Tore ab,
oder sie gehen alle auf den ballführenden Gegner. Wählen sie die
erste Lösung, erhöhe ich noch die Anzahl der Tore – zur Not so
lange, bis es mehr Tore als Spieler gibt.