CoachingZone hat geschrieben:Nö, ist noch nicht gepostet worden, aber ich kriege gleich die Krätze, weil es sich hier (mal wieder) um einen mit Statements um sich werfenden, dabei aber wenig auf Fakten basierenden Text handelt, der offensichtlich mit der Absicht geschrieben wurde, stammtischmäßig Pauschalkritik an allem zu üben, ohne sich die tatsächlichen Hintergründe anzusehen.
Ja. Wir Fans hätten gerne eigene Nachwuchsspieler im Team.
Wenn ich die Aufrüstung im Nachwuchsbereich durch Krücken/Hitzlsperger und die Aufrüstung im Trainerstab der 1. (und übrigens auch der 2.!) Mannschaft durch Mislintat/Hitzlsperger sehe, die mit der klaren Absicht geschehen sind, den Übergangsbereich vom Jugend- in den Erwachsenenfußball zu stärken, dann kann ich doch nicht behaupten, dass die Verantwortlichen nur schöne Worte für die "Jungen Wilden" finden und nichts dafür tun
Es ist also ziemlich klar, dass auch die Verantwortlichen im Club eigene Nachwuchsspieler im Team sehen wollen.
Ja, es gibt und gab in den vergangenen zwei Jahren im U19-Bereich sehr erfolgreiche Spieler, die das Potential zu einem Bundesligaspieler haben. Recht unzweifelhaft sogar. Die Frage ist nur, WANN sie dieses Potential auch in Leistung abrufen können.
Um mal einige Beispiele herauszupicken und diese näher anzusehen:
Leon Dajaku ist vergangene Saison (auf Betreiben seines Beraters, der Geld an einem Wechsel verdienen wollte) zu den Unaussprechlichen gewechselt, um dort in der 2. Mannschaft in der 3. Liga zu spielen und Training mit der 1. Mannschaft (einem Bundesligateam zu bekommen). Ausgeschlagen hat er das Angebot, beim VfB Spielpraxis in der 5. Liga zu sammeln und mit der 1. Mannschaft (einem Zweitligateam) zu trainieren und über Einsätze dort an die 2. Liga herangeführt zu werden. Momentan (er hat mittlerweile den Berater gewechselt
) sucht er eine Leihe für die 2. Liga. (In Stuttgart geblieben, hätte er vermutlich schon Kurzeinsätze in der 2. Liga erhalten und könnte jetzt an die Bundesliga herangeführt werden...)
Frage: Wäre er in der vergangenen Spielzeit ein wichtiger Bestandteil des Zweitliga-VfB gewesen? Oder aktuell ein wichtiger Bestandteil des Erstliga-VfB? Oder hat auch bei ihm die Vernunft eingesetzt, dass es eine Entwicklung über zwei, drei Spielzeiten braucht, um Bundesligareife zu erwerben
(Also genau das, was die Verantwortlichen beim VfB für die allermeisten Jugendspieler in dem jeweiligen Karriereplan vorschlagen
)
Sebastian Hornung hat mit 18 (!) Jahren in der vergangenen Saison Spielpraxis in der 2. Mannschaft in der Oberliga/im Erwachsenenfußball gesammelt und wurde bei Spitzenspielen noch in der U19 eingesetzt. Zugleich durfte er ausgiebig bei der 1. Mannschaft mittrainieren. Dieses Jahr soll er sich in der Regionalliga weiter entwickeln, dann wird man auch sehen, inwieweit es bei ihm für den höherklassigen Bereich reicht, denn er ist relativ kleingewachsen für einen Torwart (aber sehr ehrgeizig und lernwillig).
Frage: Da es selbst bei einem Vier-Jahres-Vertrag für Kobel nicht ausgeschlossen ist, dass uns dieser nach vielleicht zwei Jahren (wenn, dann für eine hoffentlich recht ordentliche Ablösesumme!) verlassen wird, wieso soll mit der Verpflichtung von Kobel die Tür für Hornung zu sein? Außerdem rücken jedes Jahr mehrere begabte Torhüter vom Nachwuchsbereich auf. Da muss man halt auch jedes Mal die aktuelle Situation betrachten, um die für den Club beste Entscheidung zu treffen. Protegierte Spieler, die keine angemessene Leistung zeigen (müssen), wollen wir doch auch nicht. Und: Betrachtet man mal die Politik anderer Erstligisten, werden junge Torhüter auch in der Regel ein, zwei Jahre an den Profibereich, z.B. durch Leihen, herangeführt.
Lilian Egloff war letzte Saison zum Teil noch für die U19 eingeplant (als einer der Unterschiedsspieler, um eben mit dem U19-Team auch erfolgreich auftreten zu können), gehört aber seit diesem Jahr fest zum Kader der 1. Mannschaft mit ersten Teileinsätzen im Pokal und in der 2. Liga (wohlgemerkt als Siebzehnjähriger!), hat nur aufgrund des Corona-Lockdowns, seines Abiturs und einer kleineren Verletzung nicht so viel spielen können wie vielleicht sonst möglich.
Frage: Woran machen es die Autoren fest, dass er in der kommenden Spielzeit keine Einsätze in der Bundesligamannschaft bekommt, zumal auf seiner Position ein Didavi vermutlich wegfällt, ein Klement auch erst mal Leistung zeigen muss und sonst nur noch Klimowicz konkurriert, der allerdings etwas unterschiedliche Skills aufweist. Und seit wann soll es denn innerhalb einer Mannschaft auf einer Position lieber keine Konkurrenz geben?
Wenn man die diversen Äußerungen von Mislintat bezüglich eigener und von außen verpflichteter Nachwuchsspieler betrachtet, dann zeigt es sich schon, dass er (und beispielsweise auch Krücken) ganz gut einschätzen kann, was der jeweilige Spieler an Praxis und Entwicklung braucht, um das Karriereziel Profifußballer zu erreichen, und dass dies dem Spieler auch transparent dargelegt wird. Es wird sich nicht vermeiden lassen, dass es immer wieder Spieler geben wird, die einen anderen Weg gehen wollen. Das ist so im Leben. Letztendlich steht bei Mislintat (und auf der höheren Ebene auch bei Hitzlsperger) an alleroberster Stelle der Erfolg des Clubs, dem sich alle anderen Entscheidungen unterordnen müssen
Soweit zu den Nachwuchsspielern. Könnte noch mehr schreiben, habe aber gerade nicht so viel Zeit...
Abschließend zum Vorwurf der Vetterleswirtschaft noch folgende Anmerkung von mir:
Wenn Mislintat nun irgendein Scout wäre und plötzlich ein selbstgebasteltes Tool mitbringen würde, dann könnte man ja Mauschelei vermuten. Wenn aber mit Mislintat ein in der Branche hochangesehener Scout verpflichtet wird, dessen erfolgreiche Arbeitsweise u.a. auf dem selbst entwickelten Tool basiert, wie blöd wäre man denn als Arbeitgeber, ihm dieses Tool zu verbieten. Bzw. ist dies nicht in der freien Wirtschaft gang und gäbe, dass man Kompetenz einkauft, sei diese nun an Personen oder an Werkzeuge gebunden?
Da verbietet sich meiner bescheidenen Meinung nach auch der Vergleich zu WD. Dieser hatte Konkurrenten finanziell unterstützt, während in Mislintats Fall Konkurrenten das gleiche Tool, aber eben nicht Mislintats Kompetenz, die Daten zu lesen, benützen.