Ich gehöre auch zum Lager derjenigen, die nicht ganz verstehen, was Abschläge überhaupt sollen. Der Ball ist so lange in der Luft, dass sich der Gegner darauf einstellen kann – und dann ist es eigentlich eine 50/50-Situation.
Also nicht ganz: wenn du zum Beispiel vorne links einen kopfballstarken Lulatsch stehen hast, und der gegnerische Außenverteidiger ein Zwerg ist, dann würde ich auch sagen “mach mal Abschlag”. Günstigstenfalls behauptest du den Ball und hast auch die Abwehr des Gegners auseinandergezogen. Dann ist aber auch eine Fehlerquote einkalkuliert: du ballerst das Ding aus der Hand über 60 Meter nah an die Seitenauslinie – natürlich gehen manche davon ins Aus. Wenn einer davon letztendlich im Tor landet, hat sich’s aber gelohnt.
Es gibt noch ein paar andere Faktoren, aber grundsätzlich fällt im Fußball ein Tor, wenn mehrere Spieler gemeinsam keine Fehler machen – das ist sehr selten der Fall, deshalb fallen auch keine zehn Tore pro Spiel. Einen Abschlag ins Aus zu semmeln sieht halt scheiße aus, aber das ist im Grunde nix anderes als ein Versuch, eine taktische Variante auszuspielen, genau wie ein langer Pass von Pavard in die Tiefe. Wenn der nicht ankommt sagt man “Pech”, aber wenn ein Abschlag ins Aus geht, spricht man von Unzulänglichkeiten. Dabei ist das Ergebnis das selbe: Ballbesitz für den Gegner. Und Einwurf für den Gegner in dessen eigener Hälfte ist normalerweise ungefährlicher als ein Fehlpass im laufenden Spiel.
Man kann drüber reden, dass ein Torwart den Ball in einen Zielkreis mit einem Radius von acht Metern oder so kriegen sollte; aber ich denke trotzdem, dass der VfB von Glück reden kann, jemanden wie Langeranorak im Tor zu haben.