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CoachingZone
Halbdaggl
Möchte auch hier noch einen alten Beitrag aus der Forumshistorie wieder aufleben lassen:

Mietmaul hat geschrieben:Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von allen. Also sage ich auch noch was. Beziehungsweise schreibe etwas.

Es gibt ein Argument, das für die Ausgliederung spricht: Mehr Geld zu haben, ist besser, als weniger Geld zu haben. Das ist ein sehr einfaches und trotzdem sehr gewichtiges Argument. 41,5 Mio. Euro von Daimler für 11,75 % der Aktien der VfB AG sowie bis zu 100 Mio. Euro frisches Kapital hören sich verlockend an. Abgesehen davon sieht es ziemlich dünn aus und die Argumente, die gegen eine Ausgliederung in der geplanten Form und zum jetzigen Zeitpunkt sprechen, überwiegen für mich klar.

Ich finde es allerdings bemerkenswert, wie sich – zumindest in meiner Wahrnehmung beziehungsweise in meiner Filterblase – die Art der Diskussion in den letzten Monaten gedreht zu haben scheint. Inzwischen muss man sich fast schon dafür rechtfertigen, die Ausgliederung kritisch zu sehen. An diesem Punkt kann ich nur sagen: Chapeau, Herr Dietrich. Sie haben den Job, für den Sie geholt und vom Aufsichtsrat installiert wurden, bisher sehr engagiert und vehement durchgezogen.

Da wir schon dabei sind, kommen wir zum ersten Argument, das gegen die Ausgliederung spricht. Das Misstrauen gegen den Aufsichtsrat und Herrn Dietrich. Der VfB wurde über Jahre hinweg – und zwar mit Ansage – von den Herren Mäuser, Hundt, Bobic, Wahler & Co. an die Wand gefahren. Bis Vertrauen in Herrn Dietrich und den aktuellen Aufsichtsrat wachsen könnte, bräuchte es mehr Zeit. Mehrere Jahre erfolgreiche Arbeit. Nicht einfach eine Scharte ausgewetzt zu haben. Allerdings führt die Art und Weise, wie der Präsident in der Diskussion um die Ausgliederung agiert, nicht dazu, Vertrauen in seine Person entstehen zu lassen. Die Behauptung beispielsweise, die Ausgliederung würde die Rechte des VfB e.V. und damit der Vereinsmitglieder, völlig unverändert fortbestehen lassen, ist hanebüchen. Das von Mainz 05 veröffentlichte Rechtsgutachten bringt es dagegen so ehrlich wie schonungslos auf den Punkt:

„Jede Ausgliederung führt zu einer Verringerung der Einflussmöglichkeiten des Vereins, seiner Organe und Mitglieder auf den Profisport.“

Statt Augenwischerei zu betreiben, wäre es mein Wunsch gewesen, die Vereinsführung hätte die Diskussion transparent, fair und mit Niveau geführt. Stattdessen werden auf der Kampagnenwebseite unter der Überschrift „Dichtung und Wahrheit“ von der Vereinsführung „Fake vs. Fakten“ präsentiert, womit in Wahrheit nur im Stile Donald Trumps andere Meinungen diskreditiert werden sollen. Meine E-Mail an den Verein, die ich schrieb, nachdem dieser zum ersten Mal diese – in aller Deutlichkeit – Propaganda veröffentlichte, wurde zwar freundlich beantwortet. Von dieser Form der Kampagnenführung Abstand genommen hat die Vereinsführung jedoch nicht.

Schlechter Stil in der Diskussion ist freilich kein Grund an sich, gegen die Ausgliederung zu sein. Wie gesagt: Herr Dietrich tut nur, wofür er geholt wurde. Das Vorgehen beschädigt allerdings das Vertrauen in seine Person massiv.

Das Gleiche gilt, wenn Herr Dietrich sagt, er habe – wörtlich – kein Mandat der Vereinsmitglieder und keine Zeit gehabt, um mit anderen Ankerinvestoren als mit Daimler zu verhandeln. Da stellt sich mir zunächst die Frage, woher er das Mandat hatte, diese Verhandlungen mit Daimler zu führen. Von den Mitgliedern jedenfalls nicht. Viel wichtiger: Wenn man keine Zeit hat, mit anderen Investoren zu verhandeln, kommt der Zeitpunkt der Abstimmung zu früh. Natürlich, Zeit ist im schnelllebigen Fußballgeschäft Mangelware. Aber so wird die außerordentliche Mitgliederversammlung erzwungen und die Entscheidung übers Knie gebrochen. Warum wurde tatsächlich nicht mit anderen Investoren verhandelt? Wurden zumindest Versuche unternommen, beispielsweise Finanzinvestoren – wie KKR bei Hertha BSC – zu gewinnen? Oder haben Teile des Aufsichtsrats und allen voran die beiden Daimler-Vertreter jede Möglichkeit, andere Investoren zu finden, von vorn herein unterbunden? Auch wenn Herr Porth dies in einem Interview in den Stuttgarter Nachrichten vom 26. Mai 2017 bestritten hat, kann doch niemand verleugnen, dass von Anfang an nur Daimler als Ankerinvestor vorgesehen war und Herr Dietrich auch mit keinem anderen Unternehmen reden wollte. Herr Porth sagte in diesem Interview: „Und wer dies kritisiert, soll uns doch bitteschön sagen, wer denn als Ankerinvestor noch hätte mitbieten wollen.“ Der Präsident redet nur mit einem einzigen Käufer und wer dies auch nur kritisiert, der solle bitte einen anderen Investor bringen. So kann man es natürlich auch drehen. Meine Güte…

An einem anderen Punkt gebe ich Herrn Porth allerdings Recht: Der Zeitpunkt für eine Ausgliederung wurde verschlafen. Nach der Meisterschaft 2007 wäre die Möglichkeit da gewesen, den VfB so aufzustellen, um dauerhaft die Perspektive Champions League zu haben. Egal. Ich will nicht über verschüttete Milch reden.

Jetzt ist jedoch der falsche Zeitpunkt für die Ausgliederung. Die Aktien an der VfB AG kann man nur ein einziges Mal verkaufen. Deswegen sollten sie nur aus einer Position der Stärke heraus abgegeben werden. Jetzt wäre es erforderlich, durch gute Arbeit in den nächsten zwei bis drei Jahren zu überzeugen, um dann die Beteiligung von (weiteren) Investoren zu prüfen.

Das ist nicht einfach. Gerade die TV-Gelder werden nicht reichlich sprudeln. Jetzt schlagen die ganzen letzten fünf Jahre mit Abstiegskampf und dem Abstieg voll durch: Platz 12, Platz 15, Platz 14, Platz 17 und 2. Liga. In die Schlange am Topf der TV-Gelder stellen wir uns erst einmal auf die vorletzte Stelle. Aber hat nicht beispielsweise Borussia Mönchengladbach es in den letzten zehn Jahren auch ohne Investoren eindrucksvoll bewiesen, wie man aus der zweiten Liga kommend es wieder nach Europa schafft? Mit einer klaren Strategie und überzeugenden Personen in der sportlichen Führung (die wir definitiv haben). Das sollte unser Vorbild sein. Und ja: Schaffe isch a Gschäft.

Insgesamt möchte der VfB 24,9 % an der VfB AG verkaufen. Wer neben Daimler die weiteren bis zu 13,15 % der Aktien erwerben soll, ist völlig unklar. Ich bin nicht glücklich darüber, dass wir als Mitglieder nicht über diese weiteren Investoren mitentscheiden können. Darüber werden nur der Aufsichtsrat der VfB AG und das Präsidium des Vereins abstimmen. Es wäre juristisch leicht möglich gewesen, vor der Veräußerung weiterer Anteile das Votum der Mitgliederversammlung einzuholen.

Nicht einverstanden bin ich damit, dass so schnell Aktien an verschiedene weitere Investoren verkauft werden sollen. Bis 2019 will der VfB insgesamt 24,9 % an der VfB AG veräußert haben. Man muss auch mal gut finden, was der FC Bayern macht: 2002 stieg Adidas dort ein, 2010/11 Audi und 2014 die Allianz. Über einen Zeitraum von zwölf Jahren. Heute halten die drei Investoren jeweils 8,33 % der Aktien an der FC Bayern München AG, der Verein FC Bayern München e.V. die restlichen 75 %. Adidas bezahlte pro 1 % der Anteile rund 9,2 Mio. Euro, Audi bereits ca. 10,8 Mio. Euro und die Allianz rund 13,2 Mio. Euro pro 1%-Anteil. Immer dann, wenn die Bayern einen neuen Investor hinzugeholt haben, dann aus einer starken Verhandlungssituation heraus. Das sehe ich beim VfB bis 2019 – bei allem Optimismus – nicht. Eine vergleichbare Wertsteigerung der Anteile (und damit einer deutlicher höherer Verkaufspreis) wäre beim VfB allenfalls möglich, wenn man zumindest nicht so schnell neue Investoren suchen, sondern es zunächst bei dem Einstieg von Daimler belassen würde. Weitere Investoren sollten jedenfalls erst dann hinzugenommen werden, wenn man vorher erfolgreich mit den 41,5 Mio. Euro von Daimler gewirtschaftet hat. Über Jahre.

Auch die Rechtsform der Aktiengesellschaft halte ich aus der Perspektive der Mitglieder für verfehlt. Die GmbH oder die GmbH & Co. KGaA würden den Bedürfnissen des Vereins und der Vereinsmitglieder viel besser Rechnung tragen. Man muss die Dinge klar beim Namen nennen: Die Aktiengesellschaft ist die Rechtsform, in der der Verein die wenigsten Einflussmöglichkeiten hat, was an zwingenden Regelungen des deutschen Aktiengesetzes liegt. Nach § 76 Abs. 1 Aktiengesetz leitet der Vorstand eine Aktiengesellschaft in eigener Verantwortung. Auch wenn der Verein 75,1 % der AG hält und im Aufsichtsrat die Stimmmehrheit haben wird: Weisungen oder andere Einflussmöglichkeiten auf den Vorstand haben weder der Aufsichtsrat noch die Hauptversammlung der AG. Bei anderen Rechtsformen wäre es möglich, die Rechtsbeziehungen zwischen dem Verein und der Gesellschaft, so auszugestalten, dass der Verein möglichst wenig an Einflussmöglichkeiten verliert.

Bestimmte Projekte, die mit dem Geld aus der Ausgliederung gezahlt werden sollen, könnten anders und meines Erachtens zum heutigen Zeitpunkt besser finanziert werden. Die mittelfristig von den Profis unabhängige Finanzierung der VfB-Jugend und des Nachwuchsleistungszentrums etwa. Ich bin fest davon überzeugt, dass eine zweckgebundene Fananleihe mit einer langen Laufzeit von zehn oder mehr Jahren genügend Planungssicherheit da wäre. Und angesichts des momentan immer noch sehr niedrigen Zinsniveaus, wäre es für den VfB sicher möglich, eine langlaufende Anleihe zu sehr niedrigen Zinsen zu begeben. Ob man quasi keine Zinsen auf dem Tagesgeldkonto von der Bank bekommt oder wenig Zinsen vom VfB und dafür noch etwas Sinnvolles unterstützt: Ich denke, viele VfB-Anhänger würden das unterstützen. Natürlich müsste eine Fananleihe irgendwann zurückgezahlt werden. Das ist so. Aber eine Aktie kann man immer nur einmal verkaufen. Und deswegen würde es auch deswegen Sinn machen, mit der Ausgliederung, jedenfalls aber mit der Veräußerung von den 11,75 % an Daimler hinaus, abzuwarten.

Lange Rede, kurzer Sinn: Diese Ausgliederung ist nicht alternativlos. Der Zeitpunkt der Ausgliederung, das mangelnde Vertrauen in den Präsidenten und den Aufsichtsrat, die verfehlte Rechtsform, der zu schnell geplante Verkauf weiterer Anteile an andere Investoren sprechen für mich dagegen, bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung mit „Ja“ zu stimmen.

Übrigens: Wer „Nein“ stimmt, sagt trotzdem „Ja zum Erfolg!“ des VfB. Wer hin geht: Lasst Euch da am Donnerstag keinen Bären aufbinden.


viewtopic.php?f=1&t=495&start=75#p134707

Lange Zeit sind ja die Ausgliederungsgegner ziemlich verunglimpft worden. Wobei manche noch nicht mal prinzipiell gegen die Ausgliederung waren, nur gegen eine zu dem damaligen Zeitpunkt unter der damaligen Vereinsführung.

Leider ist nun doch vieles so eingetroffen wie befürchtet. Die Ausgliederung wurde zur neuen CL-Falle.

Da die Hoffnung bekanntlich zuletzt stirbt, kann man sich nur wünschen, dass dieses Mal nicht derselbe Fehler gemacht - und im Rausch des hoffentlich zweiten (dritten) Wiederaufstiegs - dann noch das letzte Tafelsilber verscherbelt wird.
Wenn die Unfähigkeit einen Decknamen braucht, nennt sie sich Pech.

- Charles Maurice de Talleyrand -

killroy
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Granadaseggl
Lange Zeit sind ja die Ausgliederungsgegner ziemlich verunglimpft worden. Wobei manche noch nicht mal prinzipiell gegen die Ausgliederung waren, nur gegen eine zu dem damaligen Zeitpunkt unter der damaligen Vereinsführung.

So sieht es aus. Aber man muss in Cannstatt schon immer vorsichtig sein, wen oder was man kritisch betrachtet. Und der Verein war schon immer gut darin, rosarote Zukunftsszenarien zu zeichnen.
seit/seid

Herr der (Brust-)Ringe III - Die Rückkehr des Präsidenten


Tamasi
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Grasdaggl
CZ, jetzt machst du den zweiten Schritt vor dem ersten. :-)

Ich glaube, der Wiederaufstieg wird sehr schwer und ich habe große Zweifel, ob wir das packen. Hängt natürlich auch von den nächsten Wochen ab, klar. Wer kommt, wer geht, etc.

Aber Angst vor der nächsten blinden Euphorie Großmannssucht habe ich erstmal nicht.


Plan B
Halbdaggl
Unter Westfalen hat geschrieben:Vielleicht ist es beim VfB wirklich wie bei einem Alkoholiker.
Man muss ganz unten sein, um Hoffnung zu bekommen,
dass es wieder aufwärts gehen könnte.


Beschrei's nicht. Einen ehemaligen Arbeitskollegen von mir hat man letzte Woche totgesoffen in seinem Haus gefunden. Er ist mit seinem Abstieg (Rente und keine Arbeit mehr) nicht klargekommen.
Carpe diem.

Unter Westfalen
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Grasdaggl
Das tut mir für ihn und seine Angehörigen sehr leid.
Könnte es so gewesen sein, dass der Abstieg mit seinem Alkoholismus zu tun hat?
Denn, warum kommt jemand mit seiner Rente nicht klar.
Sehr viele Arbeitnehmer freuen sich doch darauf, dass sie endlich der Mühle entkommen.
Und glaube mir,
die Rente kann so viel an schöpferischen Freiheiten bewirken. Mann muss allerdings vorgesorgt haben, damit man nicht in ein Loch fällt. Wer nur für seine Arbeit gelebt hat, wird es schwer haben.
Man darf sich nie hängenlassen.
Für eine freie und selbstbestimmte Ukraine.






Strafraumgitarre
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Halbdaggl
CoachingZone hat geschrieben:Jedenfalls heißt es auf den social media-Kanälen schon seit 19 Stunden (also einer gefühlten Ewigkeit)

"VfB ein Leben lang".

https://twitter.com/VfB

Wenigstens muss man nun aber dort nicht mehr die entschlossenen Gesichter des Abstiegs sehen...


Dafür aber Werbung im Sinne von "Kunden, die diesen Artikel angesehen haben, kauften auch..."

Bild

Quasi für jeden was dabei... :bounce:
Fick den Reichskanzler! Und den Kaiser!



Unter Westfalen
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Grasdaggl
Tamasi hat geschrieben:Haha, scheiße. Ich wette, sie haben die Relegationspokalsieger-T-Shirts tatsächlich gedruckt.


Dann werden die jetzt mit der Unterschrift der Relegationsvizemeister für einen guten Zweck versteigert.
:mrgreen: :arr: :twisted:
Für eine freie und selbstbestimmte Ukraine.


Tamasi
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Grasdaggl
BlauesTrikot hat geschrieben:
Tamasi hat geschrieben:Haha, scheiße. Ich wette, sie haben die Relegationspokalsieger-T-Shirts tatsächlich gedruckt.


Ich wollte, sie hätten es gedruckt.
Dann hätte wir die Klasse gehalten.

Du meinst, weil das die letzten Prozent rausgekitzelt hätte?

Leut', was des Drucken koschd hat! Des darf ned umsonschd gwä' sei!!!

Aber es ist doch nicht umsonst! Jetzt landen die T-Shirts im Altkleidercontainer und irgendwann sitzt einer auf Sao Tome vor seinem Häusle und stutzt, weil ein Büble mit so 'nem Shirt vorbeiläuft. Ist doch auch ein Moment.