Horst Heldts Arbeit beim VfB kann man immer noch nicht gut beurteilen, obwohl er schon ewig weg ist. Ich gebe ihm wesentlich bessere Noten als viele andere, aber es fehlen einfach viele Infos. Man muss sich auf Zeitungsschnipsel verlassen, und manchmal muss man wahrscheinlich dabei gewesen sein, um Durchblick zu haben.
Bei Reschke wird das ein bisschen einfacher sein, weil er nicht als Ex-Profi reingerutscht ist und von der Vereinsführung misstrauisch beäugt wurde, sondern als Experte geholt wurde. Reschke trägt eindeutig Verantwortung, und das entspricht auch seinem Selbstverständnis.
Man kann sagen, dass er wirklich aussagekräftige Prüfungen noch vor sich hat: ein Transfersommer, oder auch eine Periode, in der dem Verein mal die Scheiße an den Hacken klebt – mit vielen Verletzungen oder Missstimmung im Kader aus irgendeinem Grund, mit entsprechenden Ergebnissen. Das alles wohlgemerkt mit Personal, das nicht vom Vorgänger geerbt ist.
Er hat aber in seiner kurzen Amtszeit auch schon eminent wichtige Entscheidungen getroffen: einen sogenannten Aufstiegshelden gegen einen anderen Stürmer ausgetauscht und den Trainer gewechselt. Super heikel, und beides ging sich aus. Man kann sich hinstellen und sagen, dass Gomez ihm in den Schoß fiel und er mit Korkut das Glück des Verzweifelten hatte – aber auf so einer Basis braucht man gar nicht drüber tratschen, denn niemand arbeitet im Fußball unbeeinflusst von Begleitumständen.
Ich tippe den VfB zum Saisonende auf Platz 9, und das entspricht den Erwartungen. Für einen Aufsteiger sollte man normalerweise mit dem Klassenerhalt zufrieden sein, aber durch die Wahnsinnsaktion, Anfang August den Sportdirektor auszutauschen, waren die Anforderungen gestiegen. Wenn man sowas macht, muss es sich lohnen: ein einstelliger Tabellenplatz entspricht ungefähr diesen Erwartungen. Alles gut also (auch wenn es Platz 10 oder 11 wird), da kann man nicht meckern. Mal gucken, was dem im Sommer einfällt.