fkAS hat geschrieben:Dass die Zuordnung kompletter Schwachsinn ist, weil es viel mehr auf Konstellationen zwischen Akteuren und nicht auf den Einzelfaktor ankommt?
Ja, das geht schonmal in die richtige Richtung.
Es wurde ja als eine der Hauptursachen der Gesamt-Misere des VfB sehr häufig genannt: mangelnder Fussballsachverstand (im Vorstand).
Nehmen wir mal an, der neue "starke Mann" hätte Fussballsachverstand: was würde es nützen? Soll er alles alleine entscheiden, qua Sachverstand. Alles im Team, wo jeder eine andere Meinung haben kann? Gibt es überhaupt so etwas wie legitimen Fussballsachverstand? Oder gibts nur sportlichen Erfolg als Gradmesser?
Aus meiner Sicht gibt es etwas idealtypisiert heute zwei Arten von Vereinen:
1. Diejenigen, die kapiert haben, dass "Fussballsachverstand" nicht personalisierbar ist. Das sind die modernen Vereine. Die nutzen mittlerweile KI-gestützte Datenbanken, wenn sie nach einem Spieler oder einem Trainer suchen. Diese systematisch professionalisierte Form des Sachverstands spart einem Verein dieser Art so ca. 1-10 Millionen € pro Jahr an unnützen Ausgaben ein. Über die Zeit setzten sich diese Vereine dann auch gegen die Fährnisse des Zufalls durch.
2. Die alten Vereine, geführt nach Gutsherrenart, wo man bis heute glaubt, man könnte Spieler anhand von ein paar Videole so weitgehend beurteilen, dass man deren Stärken und Schwächen kennt und voraussagen könnte, wie sie sich in einem anderen System/Umfeld entwickeln werden.
Also nochmal zusammegfasst:
1. Der dominierende Einzel-Erfolgsfaktor im Fussball ist heute in der VAR-Zeiten das Glück und der Schiedsrichter. Das bedeutete, es ist nahezu unmöglich Erfolg methodisch und systematisch zu planen. Es ist für die Verantwortlichen wichtig, dass zu begreifen und vorallem bei (vorschnellen) Personalentscheidungen z. B. nach kurzfristigen Misserfolgsphasen, auch zu berücksichtigen.
2. Wenn man sich Personal holt, Trainer oder Spieler, die ca. die Hälfte des Erfolgs ausmachen, dann ist das die Größe, auf die man überhaupt Einfluss nehmen kann. Das sollte man heutzutage gar nicht mehr eminenzbasiert machen, sondern evidenzbasiert.
Ich habe nicht den Eindruck*, dass der VfB sich bewusst auf den Weg gemacht hat, ein moderner, evidenzbasierter Verein zu werden. Wer "die Eminenz" ist von einem modernen Verein, spielt dort nämlich gar keine Rolle mehr.
*Den Eindruck habe ich bei keinem Verein, der einen hohen Durchsatz beim Personal hat. Meist ist diese hohe Durchsatzrate das Indiz für Entscheidungen nach Gutsherrenart oder in toto Organisationsversagen.