Southern Comfort hat geschrieben:
Etwas weniger Emotionen täten dem Fußball auch gut. Ich sehe das nicht so absolut wie Du. Wenn man sieht, dass aufgebrachte Italiener Waschbecken von der Stadionwand reißen, um Sie auf einen SEK-Einsatzwagen zu werfen, dann bekommt man so ein vages Gefühl für die Übersteuerung des Ganzen. Das gehört jetzt nicht unmittelbar in den Diskussionskreis VAR, aber das Emotionale ist die Schnittmenge, sowie auch Du das anschneidest. Mir wäre es grundsätzlich lieber, wenn wir Fehlentscheidungen sportlicher nehmen, den Schiedsrichter mit Respekt behandeln (erneut: siehe Rugby), den Fair Play Gedanken über alles andere hängen (und nicht den "soviel Geld unterwegs" Gedanken). Dass wir in der Kneipe beim Bierchen mit Vorliebe über Fehlentscheidungen diskutieren, naja, selbst da kann man mal ansetzen und fragen: Warum diskutieren wir nicht lieber über Zuckerpässe des Innenverteidigers in die Spitze? Geht auch sehr emotional.
Warum muss man Emotionen mit Aggressionen assoziieren? Sicherlich gibt es Schnittmengen, aber es gibt doch auch etliche andere Situationen, wo dies komplett gewaltfrei abläuft. Meisterschaftsfeier 2007 zum Beispiel. In Glasgow habe ich sowohl von unseren Anhängern als auch bei den Celtic Fans unglaubliche Emotionen erlebt, und das war wohl das friedlichste Spiel bei dem ich je war, Liebe überall.
Genauso habe ich bittere Pleiten erlebt, die bis auf Einzelfälle auch nicht in Gewalt übergingen.
Natürlich kann es bei Derbys zu emotionalen Gewaltausbrüchen kommen, aber das hat auch andere Gründe, etwa politische wie in Glasgow.
Aber zurück zu den Emotionen hier: sicherlich kotzt es mich an, wenn es beim Stand von 1:0 einen ungerechtfertigten Elfmeter gegen uns gibt, und sicherlich wird danach wild gebruddelt, dass das eigentlich ein Sieg hätte sein müssen, aber das macht für mich das Spiel auch aus, Emotionen im Guten wie im Schlechten, einerseits unglaubliche Freude, wenn man in der letzten Minuten noch den Aufstieg in die richtigen Bahnen lenkt (HSV) und absoluter Frust, wenn ein griechischer Schiri, der auch noch Germanakos heißt, einen Scheiss pfeift der Dich einfach nur noch fassungslos macht und eine der bittersten Pleiten verursachte, die ich je verdauen musste.
Ich sehe das wie beim Urlaub: an was erinnerst Du Dich noch nach etlichen Jahren... nicht an das Hotel, in dem Du 2 Wochen faul am Strand gelegen bist, sondern die Situation, als Dich die Polizei verhaften wollte und nur gegen eine "Gebühr" wieder freigelassen hat, oder als der Bus zur Weiterfahrt nicht kam und Du bei Dunkelheit in einem Dschungelkaff eine Übernachtungsmöglichkeit suchen musstest, oder auch als Du von einer Frau, die Dir erst bereitwillig ihre Unterkunft angeboten hat, nur um am nächsten Morgen viel Geld dafür zu verlangen (was sie am Vortag noch verweigert hat) und danach die Polizei ruft..... in der Momentaufnahme eine negative Emotion, aber im Gesamtbild ein Teil dessen, was Urlaub und das Leben so interessant macht.
Ein anderes Beispiel, das auf Dich auch noch zukommt: Kinder wären langweilig, wenn sie immer auf einen hören würden