Möp möp
Tolles Finale – das Spiel hatte alles, außer Spannung bis zum Schluss. Es sah gegen Ende zu leicht aus, beim Schlusspfiff haben sich ein paar französische Spieler gefragt, ob’s das schon war – die hatten so einen “Bin ich jetzt echt Weltmeister”–Blick im Gesicht, das löste sich erst nach ein paar Augenblicken in pure Freude auf.
Es gibt keinen Grund, den Schiedsrichter in den Mittelpunkt zu stellen: ich hatte schon befürchtet, dass das WM-Finale durch ein Eigentor und einen Elfer entschieden wird, aber das Ergebnis mit zwei Toren Unterschied geht letztendlich in Ordnung, und man sollte den Franzosen die Effizienz nicht als Biederkeit oder humorlosen Verwaltungsfußball auslegen. Ich find’s eher furchteinflößend: anscheinend können die mal kurz aufdrehen und ein Spiel abwürgen, wenn es nötig wird.
Das ist natürlich so eine typische Hinterher-Analyse, die sich leicht am Verlauf des Spielstands festmachen lässt – in Wirklichkeit strengen sich beide Teams 90 Minuten lang an, und es kommt halt so wie es kommt. Aber ein bisschen was ist schon dran: natürlich reagieren Mannschaften auf den Spielstand, und die Franzosen haben’s gegen Argentinien schon so gemacht – als ihnen das Spiel zu entgleiten drohte, haben sie den Deckel draufgeschraubt.
Zu Beginn war’s wie ein typisches Finale, da haben auch die Franzosen ein paar mal gewackelt. Nach einer Stunde waren die Verhältnisse aber spätestens geklärt, als Pogba die Lust auf ein knappes Spiel verging: ein trockener Traumpass auf den Flügel, in den Strafraum, aufgelegt, draufgewemmst, abgeblockt, mit etwas mehr Gefühl nochmal draufgewemmst – Tor. Ich find’s zwar schon beeindruckend, wenn man Räume kreiert und in hohle Gassen stößt und den Ball mit 28 Kurzpässen ins Tor trägt, aber so ein schönes Pfündchen braucht man zur Abwechslung auch hin und wieder.
Man darf erwähnen, dass die Franzosen Stürmer daheimgelassen haben, mit denen man mindestens einen weiteren WM-Teilnehmer ausstatten könnte: Benzema, Lacazette, Martial. Dazu kommen noch ein paar andere, die bei einer WM nicht fehl am Platze wären, zum Beispiel Dimitri Payet. Deschamps Hemdsärmeligkeit vorzuwerfen, ist echt ein Witz: natürlich profitiert er von all diesen hervorragenden Spielern, aber zuallererst Disziplin in die Bude zu kriegen, ist genau die richtige Strategie.
Die Kroaten zeigten sich als faire Verlierer. Ich darf an der Stelle nochmal an einen anderen Kollegen erinnern, der einen Schiri vor dem Kriegsgericht sehen wollte, weil der ein Foul übersehen hatte. Modric ist der Spieler des Turniers, das passt – und zwar nicht nur, weil er aus seinem eigenen Team so herausragte. Super super Sebieler.
Einen anderen Verlierer gab’s noch: Putin. Das hat mich besonders gefreut – Pussy Riot auf dem Spielfeld mit einem Protest gegen Polizeiwillkür, und eine komplett verpisste Pokalübergabe. Sehr poetisch, und schöne Bilder vom Gewinner gab’s trotzdem, das hat der Regen nicht gestört.
Während des Torjubels zum 3:1 war für eine Viertelsekunde Benjamin Mendys Calvin Klein-Unterhösle im Fernseh zu sehen. Ich denke da kommt auf den Verband eine siebenstellige Strafe zu.