Gut, bei einem späten Ausgleich hätten wir wahrscheinlich überall die Phrasen vom "blauen Auge" hören dürfen. Aber die Diskussionen unter Fachleuten dürften ähnlich dramatisch ausgefallen sein... nicht zu unrecht wie ich finde.
So, zwei Nächte darüber geschlafen und mich wieder halbwegs beruhigt.
So spielt Deutschland also, wenn die Taktik nicht zum Gegner passt und die Einstellung und die fußballerischen Grundtugenden aka Einsatz bzw. (neufußballdeutsch) die "Intensität" und das Tempo mit und ohne Ball fehlen. Dann kann man gegen Mexiko schon mal verlieren, die fürwahr nicht zu den kleinen Fußballnationen gehören. Zu den ganz großen allerdings auch nicht.
Ich habe nicht verstehen können, warum man das Zentrum nicht stärkt und Kroos als "ausgeschalteten" Spielmacher entlastet, indem man Gündogan einwechselt, wenn man schon eine halbe Stunde lang zusieht, wie die Mexikaner einen auf Umschaltspiel und Konter machen.
Oder eine Dreierkette einsetzt (mit Rüdiger), damit Kimmich seine Offensiv- und Scorerqualitäten einbringen kann, ohne dass bei jedem mexikanischen Konter die rechte Seite total offen ist.
Und dann wird Gomez eingewechselt und von den Mitspielern genau einmal in Szene gesetzt. War auch eine der wenigen wirklich gefährlichen Situationen in der zweiten Halbzeit.
Selbst wenn man von der mexikanischen Taktik überrascht gewesen ist, man hat doch zwei Jahre zuvor gegen die Italiener genau solch ein Umschaltspiel erfolgreich verhindert. Und man kann ja als Trainer auch mal nach 30 Minuten reagieren, wenn man sieht, dass die eigene Taktik nicht aufgeht. Das Gegentor hat sich ja mehrfach angekündigt.
Ich habe auch nicht verstehen können, warum die Unsrigen bei einem schwachen Pass des eigenen Mitspielers nicht nachgesetzt und sich den Ball trotzdem geholt haben, obwohl das oft möglich gewesen wäre.
Oder teilweise so träge mit dem Ball am Fuß über den Platz getrabt sind, bis ihnen dieser von einem Gegenspieler weggespitzelt wurde.
Bin mal gespannt, wie es weitergeht, aber das Achtelfinale gegen Brasilien wird möglicherweise nicht zu vermeiden sein, wenn man nicht zuvor schon am schwedischen Abwehrbollwerk scheitert - Italien lässt als warnendes Beispiel grüßen.
Jedenfalls zeigt sich am kolportierten Redebedarf, dass es in der so genannten "Mannschaft" recht ordentlich gärt und der Teamgeist zwar beschworen, aber bisher noch nicht aus der Flasche gekrochen ist.