barbarossa hat geschrieben:Ich hab mal beim Besuch einer Destille in Schottland gefragt, warum Bourbon Fässer verwendet werden, ich würde ja sagen, dass dies dem Aroma dient.
Die Antwort war: Der Bourbon entzieht den Fässern die unangenehmen Begleitstoffe…
Das tut er, der Bourbon. Aber das tun/täten alle anderen Destillate oder sonstigen alkoholischen Befüllungen ebenso. Was für den Bourbon spricht, ist, dass er den Charakter des Originaldestillats weniger stark überlagert, als etwa Sherry, Portwein oder diverse Weine.
Tatsache ist, dass ein zum ersten Mal befülltes Fass aus noch jungfräulichem Holz erst mal jede Menge Tannine, also Bitterstoffe oder Gerbstoffe an den flüssigen Inhalt abgibt, während der Inhalt wiederum kontinuierlich die Poren des Holzes besetzt und durchdringt. Osmotisches Prinzip.
Kentucky Bourbon z.B. wird ausschließlich in frische Eichenfässer gefüllt, bei Tennessee Bourbon dürfen die Fässer zumindest vorher schon ausgebrannt - getoasted - sein, was bereits ein weicheres Destillat ergibt.
Wenn solche Fässer dann aber nach drei Jahren (soweit ich es im Kopf habe, die vorgeschriebene und in der Regel auch eher selten überschrittene Mindestlagerungszeit für American Bourbons) wieder befüllt werden - und dann nach 5, 10 oder 20 Jahren erneut, werden dem Fass kontinuierlich Bitterstoffe und sonstige Holzeinflüsse entzogen, weshalb in der Interaktion mit den verbliebenen Holzeinflüssen dann auch das eigentliche Destillat immer mehr seinen eigenen Charakter durchscheinen lassen kann.
"Balance" ist dabei halt neben "Zeit" das Zauberwort - ohne Holz geht's nicht, dann hätte man lediglich einen Korn oder Doppelkorn oder so was, aber eben keine gereifte Spirituose. Und zuviel Holz ist ziemlich schnell nicht mehr lecker.
Der eigentliche Job aber ist das bereits befüllt gewesen sein vor dem eigentlichen befüllt werden weil eben dabei das Holz gezähmt und "zugeritten" wird. Und Bourbonfässer sind von allen möglichen am breitesten verfügbar, weil die Amis für Real Bourbons alle 3 Jahre wieder neue Fässer brauchen und die alten eben nicht nochmals verwenden dürfen.
Während z.B. Sherryfässer immer rarer und teurer werden und längst nicht mehr genügend davon zirkulieren, um den Bedarf der Schotten zu decken, wird der Markt mit 'gebrauchten' Bourbonfässern im Vergleich dazu regelrecht geflutet.