E-Griller... Na, da in diesem Thread fußballerisch auf absehbare Zeit nichts spannendes passiert, sei etwas OT erlaubt. Wer hier grade draufklickt, und ernsthaft etwas fußballerisch inhaltliches erwartet, der - sorry - ist ein so ein bisschen zwischen dumm und minderbemittelt. Ich muss mir das einfach mal von der Seele schreiben.
Hier also die Schilderung, wie ich gerne hätte, dass es verläuft, nicht wie es tatsächlich verläuft. Da halte ich nämlich sehr oft einfach die Klappe und gehe zum Kühlschrank.
Kafkaesker Titel: Der Grillabend
Untertitel, der besser geeignet wäre: "Das große Räucheropfer für mein Ego. Bitte keinen Nudelsalat mitbringen. Das machen schon alle anderen, und wir haben auch einen vorbereitet."
In den Hauptrollen:
- Ein Grillfest, der seine Pein in Flaschenbier aus einer Blechwanne mit Eiswürfeln zu betäuben versucht.
- Ein Gastgeber, der seinen neuen Grill einweihen will
- Ein Stück Rumpsteak, das bereits tot ist, aber zur Sicherheit auf mehrere Arten nochmals ins Jenseits befördert werden soll.
Vorspiel
Man kommt rein und geht gleich durch das Wohnzimmer in den Garten, wo er steht... Er, der Gastgeber und daneben sein treuer Begleiter: Drei Brenner, Räucherkammer, Seitenkochstelle, Kuppel mit Thermometer, Temperaturfühler mit Bluetoothschnittstelle, Vollgummireifen, damit man ihn besser über den Rasen schieben kann, kurz: Ein Phallus in Edelstahl. Smetanas "Aus der neuen Welt" dröhnt in meinem geistigen Ohr. Der Gastgeber und sein Grill scheinen vor mir langsam zu wachsen, während in der Ferne ein Donner grollt... aber das ist nur die Frau, die die Teakholz-Gartenstühle rutscht.
Erster Akt
- "Hilfst Du mir kurz beim Fleisch?" (Rumpsteak, trocken, etwas durchwachsen, wird schon werden...)
- "Klar. Was willst Du tun?"
- "Nimm mal den Steaker und steche die Fleischstücke an."
- "Den Wa?"
- "Ja, das Ding da. Vorsicht scharf!"
- "Diese eiserne Jungfrau?"
- " Genau. Alles anpieksen. Das macht das Fleisch zarter..."
- "Aha, und Du meinst nicht, dass das einfach nur zu Flüssigkeitsverlust führt?"
- "Ach was! Macht man doch bei der Roten auch so."
Nachdem ich das Fleisch also nochmals ersteche, prügelt der Gastgeber mit einem Fleischhammer drauf
- "Ach, Du machst Rindsrouladen! Haha, die Griller werden immer verrückter..."
- "Was? Nein, das habe ich mal bei "Kerners Köche" gesehen. Das macht das Fleisch noch zarter!"
- "Also, Du brichst die Fleischfasern und baust Löcher rein, damit die Flüssigkeit noch viel schneller abfließen kann."
- "Du hast ja keine Ahnung... man braucht einfach ordentliches Handwerkszeug..."
Man reicht mir Gott sei dank ein Bier.
Zweiter Akt
-"...einfach ordentliches Handwerkszeug"
- "Ja, das stimmt. Wobei man auch mit einem Spaten von Fiskars keinen Bock zum Gärtner macht."
- "Hmm? Ach ja, hehe... (er schaut schon komisch). Schau mal das Baby hier. (Er zeigt auf seinen Grill).
- "Jou! geiles Teil. Eine mobile Küche..."
- "Ha! Das hat meine Frau auch gesagt. Wobei, da klang das eher wie (nachäffender Ton): "Wir brauchen nicht so viel Schnickschnack für dreimal Grillen im Jahr..." Aber Du weißt ja wie das ist. Manchmal müssen wir uns einfach auch durchsetzen."
- "Jaja... klar. Aber das war kein billiger Spaß!" Natürlich erwartet er jetzt den Kniefall und dass ich seinen Ring küsse und dabei sage: "Danke, Du Gönner. Möge das Licht der ewigen Grillfackel über Dir leuchten, dass Du mich an diesem Moment teilhaben lässt."
- "Hmmja... Tausend. Siiieee fand das garnicht gut, war zwei Tage lang beleidigt deswegen."
- "Verstehe ich. Das reißt ja auch ein Riesenloch ins Budget. Ist das der Grund, warum ihr nur Schutzatmosphärenfleisch von NETTO serviert? Kein Thema... Man muss Prioritäten setzen. Lieber ein geiles Gerät und das Grillgut ist doch eh immer nur Antibiotika in Protein eingepackt... Nicht wahr? Da muss man nicht mehr als zwei Euro das Kilo für ausgeben."
Ich gehe ein Bier holen
Dritter Akt
- "Komm, probier mal die Marinade! Hab ich selbst gemacht." (Eine undefinierbare Soße aus Öl und Kleingeschnibbeltem. Als hätte eine Sardine in Ihre Büchse gekotzt.)
- "Hmm.. Was ist denn das für ein Öl?"
- "Walnussöl und Olivenöl extra vergine. Hab ich aus dem letzten Spanienurlaub mitgebracht. Los, probier mal!"
- "Mmmh, ...Ist das Rosmarin."
- "Ja, heute morgen auf dem Markt gekauft..."
- "Aha."
- "Also! Was meinste?!"
- "Du verwendest Öl, dass man nicht erhitzen darf. Dein Rosmarin wird mit der ersten Berührung von Flammen vor lauter Freude verbrennen und alles bitter machen. Dass da Flammen hochschlagen werden, garantieren Dir die fein gehackten Zwiebeln und der frische Knoblauch, die ihren Saft abgeben werden und das ganze Öl eine Etage tiefer transportieren werden. Das sieht vielleicht in der Burger King Werbung ganz toll aus, wie da die Flammen nach oben schlagen, aber für Dein Fleisch ist das Mist!"
- "Wieso, das karamellisiert doch nur!"
- "Nein, das nennt man verbrennen... Außerdem verstehe ich nicht ganz, warum Du da kleine Speckwürfel reinpackst. Das wird einfach nur salzig, wenn die ihr Fett auslassen das - Überraschung! - auf die Brenner tropft, was in weiteren Flammen für Dein Fleisch resultieren wird. Aber ich verstehe schon, eigentlich willst Du Rollladen machen. Deswegen die ganze Füllung. Du solltest das am Besten aber zusammenrollen und in eine Schmorpfanne legen. Deckel drauf, dann zirkuliert das Aroma, Deine Brenner verstopfen nicht und nichts verbrennt."
- "Pfanne? Sowas machen nur Weiber!"
- "Ich geh mir ein Bier holen. Auch eins?"
Vierter Akt
- "Wer will sein Fleisch wie haben? Medium, Medium plus?"
- "Ich will es blutig. Wie Macbeth...." (Lacher am Tisch)
- "Echt?"
- "Ja klar... So oft wie Du das Fleisch wendest und es in Bier duschst, hast Du damit nur eins erreicht: Das Fleisch kühlt immer wieder aus und bis Du es wieder auf Rösttemperatur bekommst liegt das Ding währenddessen im Lauwarmen rum und wird ganz langsam aber sicher zäh. Wenn die anderen also Medium bestellen, könnten Sie auch gleich sagen: Bitte serviere mir eine Schuhsohle!"
- "Mach Dir keine Sorgen, ich hab doch ne App!"
- "Genau! Und weil Du so ein großes Zutrauen in die App hast, schneidest Du das Fleisch auch alle fünf Minuten an, um mal reinzuschauen. Dabei ist es so einfach... Rollladen macht man am Besten im Ofen in einer Kasserolle. Niedrige Hitze, lange Garzeit. Da kann garnichts schiefgehen. Oh, mein Bier ist alle..."
Epilog
- "Es war so toll. Das müssen wir mal wieder machen..."
- "Unbedingt. Das nächste Mal treffen wir uns aber im November. Dann kocht Deine Frau."
Das Huhn wurde in den Urlaub geschickt. ENTSPANNT EUCH ALLE MAL!