Hasenrupfer hat geschrieben:Das Problem sind ja nicht diese advanced stats an sich, sondern der vollkommen fehlende Kontext, in welchem man diese betrachten muss.
Sky und Konsorten blenden die nach dem Spiel ein, ohne einen einordnenden Satz dazu zu verlieren. Woher auch, die Kommentatoren kapieren diese ja selber nicht...
Naja – für xG braucht man das Spiel eben gerade nicht als Kontext, aber man muss halt wissen, was es ist und was nicht: xG beziffert die Qualität deiner Chancen. Ich glaube die Leute wollen daraus immer gerne schließen, ob ein Team den Sieg “verdient” hat oder nicht – und das kann man halt so nicht sagen: Wolfsburg hat 3 Tore gemacht, klar haben sie’s verdient – fertig aus.
Ich weiß auch nicht, ob die Leute wissen, dass da niemand sitzt und die Chancen subjektiv beurteilt, sondern es geht um Position, Torentfernung, Gegnerdruck ja/nein, schwacher Fuß/starker Fuß und noch andere Daten. Alles nur kalte Zahlen, und das wird abgeglichen mit allem, was die Datenbank hergibt, tausende von Spielen; daraus entsteht der Wert, und die Aussagekraft ergibt sich aus der Masse von Daten.
Wenn man gesehen hat, dass Union zweimal Alu getroffen hat, dann verfälscht das den Eindruck eher: ein direkter Freistoß aus 18 Metern ist eine Torchance, aber wie viele gehen denn wirklich rein? Einer von zehn? Dann gibt’s dafür eben auch nur einen Wert von 0,1 – bumsegal ob du den Pfosten triffst oder den Ball in die Mauer drischst. Ich mag diese Unbestechlichkeit.
Vor allem mag ich aber, dass xG dem Begriff “Leistung” von allen Zahlen mit meeeeeeega Abstand am nächsten kommt. Man denkt an Kraft und Einsatz wenn man das Wort hört, aber die Leistung in einem Fußballspiel ist, sich in möglichst viele möglichst gute Positionen zum Toreschießen zu bringen. Dazu gehören Schnelligkeit, Ausdauer und Durchsetzungsvermögen, aber auch Cleverness und Gedankenschnelligkeit etc. Das alles in einer einzigen Zahl darstellen zu können, ist schön.
Hasenrupfer hat geschrieben:Ähnlich verhält es sich mit dem "Packing", was der Reinartz vor ein paar Jahren werbewirksam in der ARD versucht hat zu vermarkten: wenn einer nen Traumpass spielt, sieht man das als halbwegs erfahrener Zuschauer sofort, dafür braucht man keine neue Statistik.
Nur, über eine ganze Saison verteilt, wird sowas durchaus interessant. Was wiederum nicht in der Berichterstattung vorkommt...
Ich denke der ganze Hype ums Packing entstand daraus, dass es die schärfste Metrik ist: Packing korreliert von allen Daten am engsten mit gewonnenen Spielen – viel Packing, viel Sieg. Nur ist es nicht so furchtbar aufregend, darüber zu sprechen – es ist halt die Quantifizierung eines der offensichtlichen Ziele des Spiels: den Ball am Gegner vorbei in Richtung Tor zu kriegen.
In Deutschland holt man sich immer einen auf Zweikämpfe runter, dabei ist das von allen Werten der nutzloseste: Gewonnene Zweikämpfe korrelieren am wenigsten mit gewonnenen Spielen. Balleroberung ist wichtig, aber wenn du im Mittelfeld drei Kopfballduelle hintereinander gewinnst und der Ball daraufhin beim Gegner landet, dann ist nur der Ballverlust relevant – die Zahlen für die gewonnenen Kopfballduelle kannst du gleich in den Eimer tun.