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Southern Comfort
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Halbdaggl
http://www.kein-zwanni.de/

http://www.stuttgarter-zeitung.de/galle ... 5fc80.html

Bin da etwas zwiegespalten. Zum einen finde ich es wirklich eine nette Aktion, die sich auch recht sympathisch präsentiert. Und ich finde es ja grundsätzlich lobenswert, wenn sich Menschen engagieren (sofern es nicht sowas ist, wie der NSU, die RAF oder der IS... Ich denke, Ihr versteht mich.) Und bei aller Preisspiralen, die da so hochschnellen, ist eine Meinung gegen diese Entwicklung auch willkommen.

Zum anderen...

- Fußball ist bei aller Fanromantik ein Markt. Freie Preisgestaltung gehört dazu. Solange die Vereine damit Profit machen, wird es weiter in diese Richtung gehen. Die Regulation der Preise "kann" ggf. staatlich erfolgen. Eine Intervention von Staatsseite ist hier meines Erachtens aber nicht gegeben

- Fußball ist bezahlbar. Die Aktion meint halt, dass auch Bundesligafußball bezahlbar sein soll. Wer Fußball sehen will, kann das sogar umsonst tun. Nur spielt dann halt nicht VfB gg. BVB sondern der FC Steinacker Gruibingen gg. Sporttrinker Bad Boll. Ich finde es insofern etwas seltsam zu jammern, dass das selbst gewählte Hobby so teuer ist.

- Ebenso ist ein Blick auf die Insel sicher heilsam. Habe damals überlegt, spontan ein Spiel von Arsenal anzuschauen... Ich weiß den exakten Preis nicht mehr, aber ich habe einfach beschlossen, stattdessen ins Pub zu gehen.

- Ein Vergleich mit anderen Unterhaltungsindustrien erdet sicher auch die Forderungen. Fußball ist vergleichsweise bezahlbar. Fürs gleiche Geld von gestern hätte man auch bei Madonna oder Robbie Williams (ist halt Geschmackssache...) im Stehbereich stehen können. Und die Tickets sind nach wenigen Sekunden weg. Ich hab noch keine Transparante gesehen: "Hey Robbie! Kriegst den Hals nicht voll genug?"

- Ich bin auch überzeugt, dass selbst eine Verdoppelung der Preise ebenfalls für ausverkaufte Stadien sorgt. Es dauert eine gewisse Zeit, bis man sich daran gewöhnt hat, aber die Leute werden wiederkommen, spätestens zum nächsten CL-Spiel ihres Clubs. Ist halt wie bei den Drogen...

- Ich erinnere mich noch an Hoeneß' Brandrede, dass man den VIP-Fuzzis das Geld aus der Tasche ziehen müsse, dass der Fanblock für 20 € reinkönne... Ist sicher populistisch, aber zeigt auch: Liebe Fans, marktwirtschaftlich seid ihr bereits ein Zugeständnis. Man traut sich sicher nicht, es auch mal ohne Action-Fans zu versuchen, aber auch hier droht ein marktwirtschaftliches Kalkül: Wenn Strafen durch Fanblocks immer teurer werden, ist es irgendwann auch besser, die Mehrkosten über Ticketpreise zu decken. Und wenn man das dann als Michkalkulation an alle Stadionbesucher weitergibt, muss ich als "Sitzplatzschwein" halt auch mal sagen: "Na recht schönen Dank auch! Ich zünd keine Pyros an und demoliere Sachen." (Bitte bitte, nicht verallgemeinern... 99,9% der Fans sind in Ordnung. 0,01% sorgt für unnötige Mehrkosten.)

Es gibt halt ein Mittel, Preise zu senken: Nachfrage senken... Liebe Fans, geht halt einfach nicht mehr hin. Ist ja nicht so, dass man gezwungen ist. Solange ihr nur Spruchbänder hochhebt, wird sich leider garnichts ändern.
Das Huhn wurde in den Urlaub geschickt. ENTSPANNT EUCH ALLE MAL!

RedBlues
Halbdaggl
Ich finde die ganze Geschichte ist sehr einfach und als Fan muss man eine einfache Entscheidung treffen:

Ist mir ein Fußballspiel diesen Preis wert?

Wenn ich wie die Dortmunder Trottel demonstriere, dass sie zu viel für Auswärtsspiele abdrücken müssen, dann gehe ich nicht hin, dann zahle ich den Preis nicht, gebe nicht noch das mehrfache für den Transfer aus und dann stelle ich mich nicht 20 Minuten vor das Stadion nur um dann trotzdem den Auswärtsblock gut zu füllen.

Weil dann habe ich den hohen Preis bezahlt und meinen Verein sowie den anderen Verein unterstützt, ob ich nun im Stadion bin oder nicht. Das Geld hab ich abgedrückt.

Nach dem gleichen Prinzip entscheide ich ob ich Sky abonniere, Netflix, welches Hotel ich buche, welche Schuhe ich kaufe, im Prinzip treffe ich so jede Kaufentscheidung. Deshalb hab ich mir auch noch nie ein Trikot gekauft und werde es vermutlich auch nie kaufen, weil ich den Preis einfach minimal übertrieben finde.

Das tolle bei einem Fussballunternehmen ist, die sind auf die Einnahmen aus dem Ticketverkauf angewiesen, die handeln nach einem einfachen wirtschaftlichen Prinzip, bei welchem Preis erziele ich den höchsten Gewinn und gebe ich für Sponsoren die optimale Message nach nach draußen. Und wenn dann bei 30 Euro Eintritt nur noch 50% der Zuschauer kommen, dann heißt das weniger Einnahmen aus ticketverkäufen und weniger Einnahmen aus Catering und recht kurzfristig wieder niedrigere Eintrittspreise.

Natürlich werden jetzt welche kommen und mir von Wahrer Liebe und fruchtlos und treu erzählen und dass man halt alles für seinen Verein tut, aber es gibt einen Unterschied zwischen emotionaler Verbundenheit und monetärer Verbundenheit. Ich lasse mir auch von meinem Verein ( eingetragenes Unternehmen) nicht das Geld einfach so aus der Tasche ziehen.

exmatthes
Granadaseggl
Das tolle bei einem Fussballunternehmen ist, die sind auf die Einnahmen aus dem Ticketverkauf angewiesen,


jein.
schon heute ist's kaum mehr ein viertel des etats. (kann sich ein jeder überschlägig ausrechnen)
und mit jeder preisrunde was die sonstigen einnahmen angeht (vor allem fernsehgelder) wird der prozentuale anteil noch geringer.
ist auch beim vfb - großes stadion mit logen etc. nebst guter auslastung - nicht anders.
da stellt sich m.e. irgendwann sehr wohl die frage, ob der einnahmesektor, der fürs wirtschaftliche so oder so immer weniger bedeutend und entscheidend ist, derart gestaltet sein muß, daß sich ein teil des normalverdienervolk den spaß kaum mehr regelmäßig leisten kann.
und zwei sätze weiter sind wir dann wieder bei hoeness.

RedBlues
Halbdaggl
exmatthes hat geschrieben:
Das tolle bei einem Fussballunternehmen ist, die sind auf die Einnahmen aus dem Ticketverkauf angewiesen,


jein.
schon heute ist's kaum mehr ein viertel des etats. (kann sich ein jeder überschlägig ausrechnen)
und mit jeder preisrunde was die sonstigen einnahmen angeht (vor allem fernsehgelder) wird der prozentuale anteil noch geringer.
ist auch beim vfb - großes stadion mit logen etc. nebst guter auslastung - nicht anders.
da stellt sich m.e. irgendwann sehr wohl die frage, ob der einnahmesektor, der fürs wirtschaftliche so oder so immer weniger bedeutend und entscheidend ist, derart gestaltet sein muß, daß sich ein teil des normalverdienervolk den spaß kaum mehr regelmäßig leisten kann.
und zwei sätze weiter sind wir dann wieder bei hoeness.


Ja ok, da hast du Recht was das darauf angewiesen angeht, aber der Rest bleibt identisch, die werden immer versuchen die maximal möglichen Einnahmen zu generieren und solange die Fans jede Kröte schlucken wird der Preis steigen

Manolo
Grasdaggl
sc:
es ist richtig, dass jeder fan für sich entscheiden muss, was ihn ein bundesligaspiel wert ist.

jeder verein muss aber auch überlegen, welche fans er im stadion haben will. ist eben so, dass die bekloppten fans, die für stimmung sorgen, mehrheitlich nicht unbedingt absolute großverdiener sind.
Hier könnte ihre Werbung stehen.

BlauesTrikot
Granadaseggl
Manolo hat geschrieben:sc:
es ist richtig, dass jeder fan für sich entscheiden muss, was ihn ein bundesligaspiel wert ist.

jeder verein muss aber auch überlegen, welche fans er im stadion haben will. ist eben so, dass die bekloppten fans, die für stimmung sorgen, mehrheitlich nicht unbedingt absolute großverdiener sind.



Egal was ein Bundesligaspiel im Durchschnitt kostet. Es muss unter allen Umständen dafür gesorgt werden, dass für die Fans, die für die Stimmung sorgen, Karten für unter 12- bis 15 Euro erhältlich sind. Ansonsten wird es den Bundesliga Fußball nicht mehr lange geben.



Manolo
Grasdaggl
Auswurf hat geschrieben:Deine forderung würd ich unterstützen,
aber Deinen rückschluss halt ich für (sorry) unfug.

da genügt schon der verweis auf englische verhältnisse


dem und dem zweten post von auswurf stimme ich zu. der bundesligafußball wird auch mit einem anderen publikum überleben. ich finde das auch nicht gut, aber es ist leider so.
Hier könnte ihre Werbung stehen.

Cormac
Schoofseggl
BlauesTrikot hat geschrieben:Egal was ein Bundesligaspiel im Durchschnitt kostet. Es muss unter allen Umständen dafür gesorgt werden, dass für die Fans, die für die Stimmung sorgen, Karten für unter 12- bis 15 Euro erhältlich sind. Ansonsten wird es den Bundesliga Fußball nicht mehr lange geben.


Diese Gruppe hat kein Problem. Stehplatz Dauerkarte kostet pro Spiel in Stuttgart weniger als 12€. Und wenn man dann noch im Remstal wohnt, ist die S-Bahn für 8 Euro auch noch dabei.

Das Problem haben z.B. Familien, die 2-3 mal pro Jahr ins Stadion gehen wollen. Da ist man schnell mit 150€ oder mehr pro Spiel dabei. Das ist teuer.

RedBlues
Halbdaggl
Fußball ist und bleibt Volkssport, aber den Millionären beim Fußballspiel im Stadion zuzuschauen ist kein Sport, hat auch gar nichts mit Volk zu tun.

Die die aktuell am lautesten schreien jubeln dem einzigen frei an der Börse handelbaren deutschen Fußball "Verein" zu. Ist doch für den Arsch!

Und noch etwas, die Core-Fans, die die bei jedem Spiel dabei sind, die die sich seit Jahren eine DK in der CK kaufen, die Zahlen dafür mittelfristig auch wesentlich mehr. Auch wenn es ein kleines Loch in den Geldbeutel reißt, aber die Verzichten glaub alle lieber auf eine Woche Ballermann wie auf 17 spiele VfB

“In der übernächsten Woche steht das Auswärtsspiel im Pokal beim VfB Stuttgart auf dem Programm. Was für uns nach einer strapaziösen Auswärtsfahrt unter Woche klingt, scheint für den gastgebenden Verein einmal mehr die Gelegenheit zu sein, die chronisch klamme Vereinskasse aufzubessern.”

http://www.kein-zwanni.de/bvb-protestie ... stuttgart/

Ich wusste nicht, dass diese Leute gezwungen werden, mitten in der Woche durch die Republik zu brausen, ihr Geld herzugeben und in einem kalten Stadion Millionären zu huldigen. Das ist skandalös.

Ich verlange, dass es diesen Menschen erlaubt wird, zu Hause zu bleiben. Unmenschlich ist das.

Southern Comfort
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Halbdaggl
Jetzt wirds mal volkswirtschaftlich mit erhobenem Moralkeulen-Zeigefinger! Bereit?

"Wie gut muss es eigentlich einer Gesellschaft gehen, dass man es akkzeptiert 15 € für so einen Scheiß auszugeben? Das ist doch genauso irrational wie der Kunstmarkt!"


@Haber:

Ich finds interessant, dass gerade Du als vollemotionaler Poster, direkt ne Linie ziehst zwischen Fußball und Mucke...

Nur meine Empfindung, vielleicht... aber Stadiontag ist für mich das gleiche Gefühl wie ein AC/DC-Konzert. Von der fast kindlichen Vorfreude, bis zur Erkenntnis, dass man es manchmal schon besser in Erinnerung hatte...

@Nice: Folter ist das! Wenn die wenigstens gewinnen würden... Aber nein, die verhöhnen einen ja auch noch! 46500 Leute wurden fedtgehalten und entwürdigt. Mich haben Sie schonmal gezwungen mit erhobenen Händen aufzustehen, nur weil die Kurve "ne Welle" haben wollte.
Das Huhn wurde in den Urlaub geschickt. ENTSPANNT EUCH ALLE MAL!

Southern Comfort hat geschrieben:Es gibt halt ein Mittel, Preise zu senken: Nachfrage senken... Liebe Fans, geht halt einfach nicht mehr hin. Ist ja nicht so, dass man gezwungen ist. Solange ihr nur Spruchbänder hochhebt, wird sich leider garnichts ändern.


Vollkommen richtig, viel mehr gibt’s dazu nicht zu sagen. In England gibt’s mitunter “Protestmärsche” – einer der Fußballschreiber Im Guardian berichtet darüber gerne folgendermaßen:

“Am Wochenende marschierten Liverpool-Fans wieder aus Protest von einem Pub, in dem sie sich auch sonst immer vor Spielbeginn treffen, zum Stadion, in das sie auch sonst immer gehen.”

Der Preis ist das, was die Leute zu zahlen bereit sind. Man kann Argumente dafür finden, daran herumzufummeln, aber von denen überzeugt mich keins so richtig.


exmatthes
Granadaseggl
kann man natürlich machen:
"wenn's Euch zu teuer ist, ja dann kommt einfach nur noch jedes zweite mal!"
oder (ala @haber)
"ist doch eh nimmer so der hit"
oder
"Ihr seid eh von den teuren plätzen quersubventioniert, habt so und so ansprüche ohne ende (trainer raus! - abfindung, neue, teure stars etc.) und macht dazu nicht selten probleme => schnauze!"

preise also (maßvoll?) rauf. zumindest so weit, daß es den ht-besuchern nicht vorkommen muß, also ob sie die kurve fürs stimmungmachen quisiquasi bezahlen.
und mit dem aufschlag ist dann u.u. wenigstens mal eine vertragsverlängerung halbwegs finanziert.
hurra!

aber dann kommen von denen weniger.
dann ist das station weniger voll - oder es kommen andere.

und dann würd's zwangsläufig ähnlich laufen wie in england.
dort ist viel an stimmungsvollem drumrum längst nimmer so wie früher.

ist schwierig.
ich wollt's nicht entscheiden müssen.

Öcher
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Granadaseggl
Also Spontan kann ich mir nicht mehr leisten ins Stadion zugehen, wohl gemerkt ich bin Student, aber auf Auswärtsfahrten (Köln, Gladbach, Leverkusen etc pp) sind die Restkarten jenseits der 40-50€ Kategorie.
Mit gewissem Vorlauf und Planung kann man aber dennoch günstige Tickets ergattern, die Frage ist halt immer nur wie man an die ran kommt. Ohne Freundesfreunde im Ticketing hätte ich für die Paderborn-Karte letztes Jahr statt 12€ halt mal das 100-fache bezahlen müssen.
Meiner Meinung nach ists aber auch nicht selten das Leute sich die Karten kaufen nur um sie teurer zu verkaufen, da würde ich viel stärker durchgreifen und solche Plattformen wie Viagogo den Gar ausmachen.
Aber das ist nun ein spezielles Beispiel...
always nai dahanne

Tifferette
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Grasdaggl
Öcher hat geschrieben:Also Spontan kann ich mir nicht mehr leisten ins Stadion zugehen, wohl gemerkt ich bin Student, aber auf Auswärtsfahrten (Köln, Gladbach, Leverkusen etc pp) sind die Restkarten jenseits der 40-50€ Kategorie.
Mit gewissem Vorlauf und Planung kann man aber dennoch günstige Tickets ergattern, die Frage ist halt immer nur wie man an die ran kommt. Ohne Freundesfreunde im Ticketing hätte ich für die Paderborn-Karte letztes Jahr statt 12€ halt mal das 100-fache bezahlen müssen.
Meiner Meinung nach ists aber auch nicht selten das Leute sich die Karten kaufen nur um sie teurer zu verkaufen, da würde ich viel stärker durchgreifen und solche Plattformen wie Viagogo den Gar ausmachen.
Aber das ist nun ein spezielles Beispiel...

Versuch es doch mal über einen Fanclub. Wir bekommen da regelmäßig Karten, und das bestimmt nicht zu Mondpreisen.
"They may be drinkers, Robin, but they are also human beings."

(Batman)






Tifferette
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Grasdaggl
Als ich den Slogan (damals aber ohne Zusatz) das erste Mal gesehen habe, dachte ich zunächst, es ginge um Theo Zwanziger. Das hätte ich wesentlich mehr unterstützt als dieses larmoyante Rumgemaule über die Ticketpreise. Natürlich sollten die Vereine im wohlverstandenen Eigeninteresse darauf achten, dass sie nicht zu arg an der Preisschraube drehen. Aber derzeit bewegen wir uns noch in Bereichen, in denen diese Aufregung ziemlich übertrieben ist.
"They may be drinkers, Robin, but they are also human beings."

(Batman)