Nice Weather hat geschrieben:Um wieder zum Thema zurückzukommen: ich habe gerade in den Düsseldorfer Rosenmontagszug reingeschaltet. What the fuck, ehrlich.
Das Getue im Alemannischen und Umgebung kapiere ich noch: man verabschiedet den Winter und treibt Geister aus oder was weiß ich, dazu gibt’s geschnitzte Fratzen und Krach. Ergibt Sinn, als Brauch und als Volkskunst.
Aber Prinzengarde und Reiterkorps und Marschmusik, Militäruniformen, Fußtruppen? Winke winke, und Weiber bitte nur minderjährig und als Tanzmariechen, an denen sich der Elferrat aufgeilt? Was ist denn da los am Rhein. Dass es letztendlich ums Saufen und Ficken geht, ist mir schon klar – aber das in eine Militärparade einzubetten, darauf muss man erstmal kommen.
Auf einer Seite über das Karnevalsbrauchtum gefunden:
In Köln wurde 1823 der "Held Carneval" bestimmt. Ihm zur Seite standen "Bauer" und "Jungfrau" bald weitere Symbolgestalten der ehemaligen freien Reichsstadt. (Heute das sogenannte "Dreigestirn") Diese romantische Verklärtheit der Vergangenheit wurde in Deutschland schnell zum Vorbild. Allerorten wurden Prinzessinnen und Prinzen gekürt, die dem närrischen Treiben den repräsentativen Glanz verleihen sollten.
Der zu den Tollitäten tretende Hofstaat bot zudem die Möglichkeit, weitere Funktions-und Rollenträger in das Geschehen zu intergrieren: Hofmarschälle, Gardisten, Tanzmariechen, Hofsänger, ja sogar die Abwandlung der Funken - männliche Soldaten - in weibliche Tänzerinnen oder Garden, war , je nach Region, möglich. Die Welt der Narren stellte sich damit auch gleich selbst auf den Kopf. Aus dem geistvollen Spott wurde eine Kopie menschlicher Eitelkeit und Irrungen.
Menschlich, allzumenschlich. Allein diese Ordensgeilheilheit.
Nicht von ungefähr gehen die rheinischen Karnevalsgesellschaften auf die Zeit nach den Napoleonischen Befreiungskriegen zurück. Das Militärische ist nmM durch die Preußen gekommen, die in ihren Stammlanden, da vorwiegend evangelisch, dieses Brauchtum nicht kannten. Das kann man auch sehr gut an den Uniformen erkennen.
Das Karnevalsbrauchtum in Münster ist eigentlich nichts anderes, als semi-öffentliche Veranstaltungen der Seilschaften. Die Kaufmannschaft und das alkoholproduzierende und -verkaufende Gewerbe bilden eine Art von sexistischer Schattengesellschaft. Die katholische Kirche mischt auch mit. Frauen sind, wie auch bei den Studentenverbindungen, gerne als Begleitung für Festivitäten gesehen. Ansonsten bleibt ihnen der Zugang verschlossen. Man trifft sich auch außerhalb der närrischen Tage und macht seine Geschäfte. Das "Karitative" ist das Feigenblättchen für "das Volk".
Das alles hat nichts, aber auch gar nichts mit dem süddeutschen Fasnachtsbrauchtum zu tun.
Der Fasching in München hat noch eine etwas andere Entwicklung genommen. Die großen Künstlerbälle sind mit dem Humba tätärä nicht zu vergleichen.