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Tamasi
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Grasdaggl
Haben wir hier tatsächlich keinen eigenen Doping-Thread? Hab nur Beiträge in den Tennis-, Radsport- oder Leichtathletik-Threads gefunden.

Aber das ist doch interdisziplinär. Heute Abend lohnt wohl ein Blick in die ARD-Sportschau; Sunday Times und WDR haben einen mutmaßlichen englischen Dopingarzt namens Marc Bonar zum Reden gebracht.

Mittlerweile habe er 150 Klienten, so Bonar. Es seien Fußballer aus der Premier League, Kricket-Profis, Tour-de-France-Teilnehmer, Boxer, Kampfsportler und Tennis-Profis.


Angeblich sind Spieler von Arsenal und Chelsea darunter. Die beiden Clubs weisen jegliche Anschuldigungen zurück. Naja, die Clubs sind ja auch nicht beschuldigt worden... ;)

"Ich habe mit Fußballern aus der Premier League, auch mit Spielern aus dem Ausland Kontakt. Auch mit einem ganz Großen, dem habe ich Epo, Testosteron und Wachstumshormone gegeben", äußerte der Mediziner: "Fußballer werden ja sowieso kaum getestet. Und ältere Spieler über 30 müssen was machen, die können mit den jungen Spielern um die 18 sonst doch gar nicht mithalten."


Ich tippe, der "ganz Große" ist Ibrahimovic. Evtl. auch Ronaldo. Messi ist ja eher klein. :)

Die Welt-Anti-Doping-Agentur Wada reagierte derweil schockiert auf die jüngsten Enthüllungen um Bonar. "Es scheint dem Mann ja gar nichts auszumachen, der sieht das offenbar ganz entspannt, harte und gefährliche Substanzen an einen Patienten zu verschreiben, ohne irgendwelche Skrupel", sagte der designierte Wada-Generalsekretär Olivier Niggli.


Echt jetzt? Ohne irgendwelche Skrupel? :shock: :lol: :lol: Wenn die bei der Wada alle so naiv sind... :roll:

Ein Sportler und ehemaliger Klient des Doktors vergleicht Bonar mit dem im Radsport sehr beliebten Michele Ferrari ("Ich erstelle nur Trainingspläne.", zum Bsp. für Lance Armstrong). Aber mich erinnert das Ganze vor allem an Fuentes. Der hatte ja auch Profikicker in seinem Kundenstamm. Also angeblich natürlich.

Zitate von hier:
http://www.sueddeutsche.de/sport/premie ... -1.2931940













Tamasi
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Grasdaggl
Sind wir realistisch: Es wird viel gedopt - und das sehr clever. Die Dopingkontrolleure haben dagegen kaum eine Chance. Auch hier im Forum gab's darum schon die Meinung, dass man Doping eben zulassen soll. Und:

Tatsächlich könnte man die Millionen sinnvoller ausgeben als für ein untaugliches Kontrollsystem - und Doping einfach freigeben. Oder nicht?

Wer einmal einen Tag im Wohnzimmer eines staatlich anerkannten Dopingopfers verbracht hat, bekommt bei dieser gerne so dahingesagten Forderung einen Schauder. Dopingopfer trifft man oft in ihren Wohnzimmern an, sehr viel weiter tragen sie ihre kaputten Gelenke nicht mehr, oder sie sind dort ans Dialysegerät angeschlossen.

Und hier der Rest - lesenswert:
http://www.sueddeutsche.de/sport/doping ... -1.3100933

Travis Bickle
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Lombaseggl
Das Problem bei der Dopingfreigabe ist doch, dass man trotzdem diverse Regeln braucht, oder wie sonst will ein Sportler, der in der Regel ein medizinischer Laie ist, denn noch wissen, was da alles mit ihm veranstaltet wird? Der Sportler wird zum Versuchskarnickel und kann es nicht kontrollieren. Und verweigern kann er sich eben auch nicht, wenn er vom Sport lebt!

Und was passiert mit Kindern/Jugendlichen, deren Eltern eher am schnellen Ruhm/Geld interessiert sind als am Wohl ihrer Kinder? Sollen die den Freibrief dafür bekommen, dass sie ihre Kinder zu Laborraten werden lassen?

Dopingfreigabe wäre das Ende des Sports, denn wer würde sich das denn noch anschauen, wenn die Leistungen nachweislich nicht mehr menschlich sind?

Auch wenn man Dopingsünder nur selten zeitnah erwischt, irgendwann fliegen halt doch einige auf. Und wenn man die dann halt auch mal empfindlich bestrafen würde, gäbe es möglicherweise auch mal einen Abschreckungseffekt. Aber so lange ein Lance Armstrong oder ein Jan Ulrich z.B. noch immer ein sehr bequemes Leben führen können, ein Floyd Landis immer noch mit Drogen Geld verdienen darf, solange hat der Anti-Doping-Kampf keinerlei abschreckende Wirkung. Und dann halt noch das IOC als Symbol der Scheinheiligkeit...

Nein, anstatt Freigabe müssen halt mal wirklich harte Strafen her, und zwar ohne Verjährung!

Tamasi
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Grasdaggl
Exakt. Ich zitiere nochmal aus dem obigen Kommentar:

Um es mal drastisch zu formulieren: Dopingfreigabe ist bloß ein anderes Wort für Beihilfe zu Mord und Massenverstümmelung.

Das Problem ist halt, dass angesichts der hochprofessionellen Dopingpraktiken viele Leute resigniert abwinken - nach dem Motto: Was soll's, da kommt man eh nicht gegen an.

Nilkheimer
Halbdaggl
Auch hier im Forum gab's darum schon die Meinung, dass man Doping eben zulassen soll.


Dazu muss man aber ehrlicherweise sagen, dass es sich dabei in erster Linie um den User a.D. cr. handelte. Sonst härte man dergleichen hier eher nicht.

Inhaltlich bin ich dabei, finde aber das Zitat "Beihilfe zu..." eher dümmlich, sachlich falsch und künstlich dramatisierend. Es ist schlimm genug, da braucht es sowas nicht.
Aber das macht doch nichts.




Frank N Furter
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Himbeertoni
Nilkheimer hat geschrieben:Auch hier im Forum gab's darum schon die Meinung, dass man Doping eben zulassen soll.


Das ist auch wissenschaftlich betrachtet durchaus eine diskutable Sichtweise.

1. Auf der Dopingliste stehen nachweislich Substanzen, für die bisher weder eine leistungssteigernde Wirkung bestätigt werden konnte und/oder keine unerwünschten Nebenwirkungen. Tatsächlich ist die Aufführung der Substanzen ziemlich willkürlich erfolgt und nach keinem nachvollziehbaren Konzept.

2. Es gab letztes Jahr eine Ergebnis zum Gesundheitsstatus bei den Rad-Profis, die in den 60iger, 70iger und dann sehr massiv in den 80iger und 90iger Jahren gedopt haben. Man wollte im Vergleich zur Normalbevölkerung sehen, ob Leute die jahrelang einen Hämatokritwert jenseits der 60 hatten, nicht auch gesundheitliche Probleme bekämen und letztlich früher stürben. Die Studie hat das aber klar widerlegt.

3. In sehr naher Zukunft wird man mit einer völlig neuen und bahnbrechenden Therapie Millionen von Menschen heilen können und die Dame die das erfunden hat wird den Nobelpreis bekommen. Das Verfahren beruht auf einem Molekül das man CrisprCas9 nennt. CrisprCas9 wird das mit Abstand potenteste Dopingverfahren ermöglichen, dass man sich überhaupt nur vorstellen kann und CrisprCas9 ist überhaupt nicht nachweisbar (jedenfalls schon nach einigen Minuten nicht mehr).

Conclusio: Wenn generell fraglich ist, ob Doping überhaupt systematisch gesundheitsschädlich ist, dann wäre es aus Sicht der Wettbewerbsgleichheit sinnvoller Doping von Ärzten überwacht und kontrolliert zuzulassen. Die Athleten wären dann gesund und auch Athleten aus weniger betuchten Gegenden könnten plötzlich in den Wettbewerb wieder eingreifen.
https://bit.ly/2x1Kpuf



Mietmaul
Neue Infos rund um das Doping bei der Uni Freiburg

Wie VfB Stuttgart und SC Freiburg Doping organisierten

Einer Version des neuen Gutachtens zufolge lief es in den späten 1970er und frühen 1980er Jahren vermutlich so: Ein Masseur des Vereins bestellte Medikamente bei der Uni Freiburg. Die Lieferung an das Team lief über eine von zwei Apotheken, die Klümper regelmäßig nutzte. Von dort landete auch die Rechnung beim Verein. Diese Belege waren es, die ab 1984 eine Sonderkommission des baden-württembergischen Landeskriminalamtes in zwei Strafverfahren besonders interessierten. Auf den Listen tauchen mehrere Medikamentenlieferungen an den VfB Stuttgart mit dopingrelevanten Stoffen auf. Darunter das Anabolikum Megagrisevit.

Für den VfB Stuttgart begann die Saisonvorbereitung im Sommer 1978 mit einem Trainingslager in den USA. Für die Reise über den Atlantik bestellte der Verein ein großes Paket Megagrisevit. Auf einer Rechnung aus dem Zeitraum sind 600 Tabletten anabole Steroide gelistet, wie Singler in seinem neuen Gutachten schreibt. Nach Einschätzung von Singler hätten damit 20 Spieler im Trainingslager ohne Problem täglich mit je einer Anabolika-Tablette versorgt werden können. Eine weitere Lieferung Anabolika wurde kurz nach Saisonstart im August abgerechnet. Die nächste Rechnung stammt aus der Vorbereitungsphase für die Rückrunde. Diesmal sind es 400 Tabletten Megagrisevit. Das hätte gereicht, um 20 Spieler über zwei Woche täglich versorgen zu können.

Für den VfB Stuttgart war es eine erfolgreiche Saison. Am Ende fehlte nur ein Punkt auf Meister Hamburger SV. Dieter Hoeneß schoss 16 Tore.


https://correctiv.org/recherchen/fussba ... er-dopten/