Nilkheimer hat geschrieben:Hättstes anderster gemeint, hätteste ja wohl die Quellen zu den weiteren Studien auch genannt, oder etwa nicht?
Nein, Datschi, ganz, ganz ernsthaft: Ich komme mir bescheuert vor meine Zeit zu opfern für eine Diskussionskultur, die einem im nächsten Posting nur aus Lust und Dollerei in den Arsch treten will. Wenn ich zu diesem Thema so eine Art Überblicksartikel für Euch schreiben wollte (also natürlich nicht "die Wahrheit" sondern lediglich meine These untermauernd, schon klar, oder?), mit vielleicht 5-10 Links zu Artikeln, würde mich das auch schon 2 Stunden kosten. Jetzt sag`mal ganz ehrlich, würdest Du das an meiner Stelle machen, so wie hier gerade die Diskussionskultur ist?
So, also noch was zur Toxikologie:
Die allermeisten Mittelchen die auf der Dopingliste stehen, sind zugelassene Medikamente in einer Indikation, manchmal auch als sogenannter second medical use. Deshalb hatten all diese Mittelchen eine präklinische toxische Prüfung. Da wird also in Tierversuchen bestimmt, welche Nebenwirkungen auftreten und etwa bei welcher Konzentration. Wirkstoffe die hier Probleme machen, kommen nicht in die klinische Phase der Entwicklung, weil die klinischen Phasen die sind, von der die Pharmaindustrie immer gerne behauptet, für einen einizigen Wirkstoff koste die Entwicklung eine Milliarde €.
Stoffe die die Toxikologie (und die Pharmakologie) überstehen, können in sogenannten Phase 1 Studien, auch first-in-man Studien genannt getestet werden. Der Kerngedanke einer Phase 1 Studie ist die sogenannte Dosis-Wirkungs-Eskalation. Gesunden Probanden (zumeist) wird der Stoff in immer höheren Dosen verabrecht bis tatsächlich die ersten ernstzunehmenden Nebenwirkungen auftreten. Das passiert in 10er-Potenzen.
Wenn die Wirkstoffe ganz frisch gescreent wurden, sehr früh in der Präklinik, noch bevor sie überhaupt einen Namen haben, haben sie meist eine halbmaximale Wirksamkeit im pikomolaren Bereich. Nur solche Wirkstoffe (als small molecules) werden heute im Grunde noch entwickelt, genau deshalb, weil man dann in den Phase II-Studien, wo man die Wirksamkeit am Mensch testet, ziemlich weit nach oben gehen muss (in der Regel), um überhaupt eine Wirkung messen zu können. Und ohne Wirkung gibts kaum noch eine Erstattung. Mit dem Hochtitrierung zur Wirkung, kommen natürlich auch die Nebenwirkungen, klar.
Zusammengefasst: Auf der Dopingliste stehen Mittel, die vornehmlich die europäische oder amerikanische Arzneimittelbehörde zugelassen haben, weil selbst bei sehr, sehr hoher Gabe in einer Phase I Studie, keine nennenswerten Nebenwirkungen aufgetreten sind und in Phasse II Studien die Wirksamkeit gezeigt werden konnte, bei zumutbarer Nebenwirksamkeit. Das heißt, das sind Medikamente, die nach unfassbar hohen Standards aus Sicherheitsgründen entwickelt wurden. Die allerwenigsten davon verursachen bei einem jungen gesunden Athleten irgendwelche Probleme.
So, und bevor Du jetzt "Quelle" sagst: Ja, richtig. Nur bitte bedenke, ich oder auch jeder beliebige andere kann Dir ja hier nicht beweisen, was nicht ist, denn die Zulassungsstudien, die auch publiziert werden, haben ja eben gerade keine hohe Nebenwirksamkeit gezeigt. Es müsste quasi mal jemand mit einem für Dopingzwecke missbräuchlich verwendeten Wirkstoff an gesunden Probanden zeigen, dass bei einer für diese Sportart typischen Missbrauchs-Dosierung überhaupt systematisch gefährliche Nebenwirkungen plötzlich auftreten, die man bei den Kranken und später - ganz wichtig - in der Pharmakovigilanz bei Hundertausenden Patienten nicht gesehen hat! In der EPO-Studie auf die ich hinwies, hat man genau das mal ausnahmsweise bisher versucht und siehe da: wenig überraschend: jor nüschte.
Ich hoffe, dass dies sehr gute Argumente sind die Sache mal aus einem aus meiner Sicht wesentlich vernünftigeren Blickwinkel zu betrachten. Sollte diese Argumentation aber nicht überzeugen:
Meine Bitte um ernstgemeinte und halbwegs sachliche Entgegnungen erhalte ich natürlich aufrecht.
https://bit.ly/2x1Kpuf