Den Abgängen Jens Lehmann, Sami Khedira, Aljaksandr Hleb, Ricardo Osorio und Roberto Hilbert…
Äh, Ludovic Manjäh.
… standen als Neuverpflichtungen Christian Gentner, Mauro Camoranesi, Philipp Degen, Martin Harnik und Johan Audel gegenüber.
Martin Harnik, in dieser Saison gleich bester Scorer und Torschütze. Das vergessen die Leute oft.
CoachingZone hat geschrieben:Sommer 2010. War das nicht die Phase, in der sich Horst Heldt nach Schalke abwerben ließ? Und dann durch den (hoffentlich) pflegeleichten Neuling Bobic ersetzt wurde?
Ich weiß nicht, ob Heldt sich da abwerben ließ oder vielmehr selbst nach einer Alternative gesucht hatte, weil er beim VfB keine Chance hatte, den Ansprüchen gerecht zu werden. Damals dachten viele, dass sich eine Meisterschaft quasi von selbst in nachhaltigen Erfolg ummünzt, was natürlich überhaupt nicht so ist. Heldt hatte alle Hände voll zu tun, war noch nicht lange genug dabei, um über ein richtiges Netzwerk zu verfügen, und kriegte vom Verein wenig Unterstützung: es war zu lesen, dass er um einen Assistenten betteln musste, und ich wüsste nicht, dass er einen gekriegt hätte. Dass er die Nachfolger für hochkarätige Abgänge augenscheinlich bei den Gegnern scoutete, wurde ihm als Inkompetenz ausgelegt – ohne zu fragen, warum er das macht, bzw. ob ihm vielleicht nichts anderes übrig blieb.
Der VfB hatte einen, der im Umkreis von ein paar hundert Kilometern um Straßburg herum immer mal wieder einen guten Spieler fand, und offensichtlich haben sie sich darauf verlassen, dass das auch so bleibt. Heldt stieß damals eine Kooperation mit einer Uni an, um überhaupt mal irgendwie an Spielerdaten ranzukommen, während Leute wie ein gewisser Sven Mislintat schon längst daran arbeiteten, diese Datenflut für Menschen lesbar zu machen: der BVB holte Shinji Kagawa für umsonst, während die Leute in Stuttgart stündlich auf einen “Kracher” warteten, weil man ja angeblich die Taschen voll hatte – obwohl nur Gomez’ Ablöse rekordverdächtig war, die anderen eher nicht so.
Erwin Staudt fiel aus allen Wolken, als Heldt ging: bei einem Fernseh-Interview war ihm Stunden später noch das Entsetzen ins Gesicht geschrieben, und er erklärte wortwörtlich, dass ihn das unvorbereitet getroffen hatte. Ich mochte ihn immer, aber diese Unbedarftheit fand ich schockierend. Mein zweiter Vorwurf wäre, dass er sich immer auf die Jugendarbeit verlassen und damit herumtrompetet hat, ohne sie zu optimieren und weiterzuentwickeln. Staudt war wirklich ein guter Vereinspräsident, aber eben kein Top-Funktionär für den Profifußball – zumal er diesen Dieter Hundt noch über sich hocken hatte.
Unter diesen Umständen ist die Arbeit von Gross beim VfB eigentlich kaum zu bewerten. Schalkes Entscheidung aber schon eher: klassische Verzeiflungstat.