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Manolo
Grasdaggl
Ich hätte auch eine Sonderausgabe angesichts dieser grandiosen Leistung für angemessen gehalten. So entsteht schon fast der Eindruck ein Sieg gegen den bärenstarken VfL könnte jedem Team gelingen.
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Einwurf
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Seggl
Nice Weather hat geschrieben:
Einwurf hat geschrieben:In den 80 oder 90ern hätte sich nach der Pressekonferenz ganz Fussballdeutschland in Demut vor den beiden zu Boden geworfen.


Das hatte schon andere Dimensionen, auch der letzte Dödel hinter den sieben Wäldern konnte sofort merken, dass da nix zusammenpasst. Sieht man auch an den Reaktionen quer durchs Netz: selbst die gröbsten Fußballklötze finden’s nicht nur plemplem, sondern können auch sehr leicht benennen, warum das so eine Shitshow war. Ich glaube nicht, dass diese merkwürdige Nummer vor 30 Jahren anders gelaufen wäre.

Wie gesagt, ich halt’s nicht für notwendig, diesen bizarren Auftritt zu analysieren – konnte jedes Kind sehen, was für eine einzige Ungereimtheit das war. Früher hat man den Hoeneß manchmal als clever bezeichnet, weil er ein paar simple Kniffe drauf hatte, die die Kommentatoren dann am nächsten Tag in der Zeitung aufgedröselt haben – das ist der Unterschied.

Übrigens richtig von Kneer, die Sache als Journalist auch mit Sorge zu betrachten. Wir dürfen drüber lachen, aber das ist nicht zuletzt auch ein Frontalangriff auf die Zunft, der sich momentan vorhandene Stimmungen zu Nutze macht.


Ich glaub schon, dass wir so eine Art Götterdämmerung erleben. Die zwei sind mittlerweile so abgehoben, dass sie den Kontakt zur Realität verloren haben. Kenne das selbe von zwei Ingenieuren, die jeweils Weltkonzerne geschaffen haben und sich am Ende auch über dem Gesetz gesehen haben. Und das ging nicht gut aus.

Früher haben die auch Mist verzapft. Da hat sich nur keiner getraut was zu sagen. Ich denk da auch gern mal an Deisler, die Premiere-Zahlung an der Liga vorbei, Klose usw. Da haben die Medien gekuscht.

Und die Zeiten sind jetzt vorbei. Der Respekt geht immer mehr flöten. Die PK beschleunigt das natürlich ungemein.

Sehr angenehm zu beobachten.


Tifferette hat geschrieben:Bild

Der Reichelt geht generell gar nicht. Aber blindes Huhn und so.


Reichelt findet schon manchmal ein Korn, zum Beispiel im Kreml, aber sowas findet jeder, wie das Sprichwort sagt. Ich finde es anständig und richtig, dass Hoeneß nicht in jedem zweiten Zeitungsbericht seine Steuergeschichte um die Ohren gehauen kriegt. Mir war das positiv aufgefallen und ich fand die Reaktionen der Medien durchgehend souverän, aber da hatte ich nicht mit Reichelt gerechnet, der keine Gelegenheit auslässt, das Niveau von Debatten möglichst weit herunterzuziehen.

Es ist ja nicht so, dass man den Leuten das in Erinnerung rufen müsste – es ist das erste oder zweite, was einem in den Sinn kommt, wenn man das Wurstgesicht sieht. Außerdem ist das Schöne an dieser Pressekonferenz, dass man überhaupt nicht auf Vergangenes zurückgreifen muss, um die Absurdität dieser Vorstellung herauszustellen: es reicht, jeweils ein paar Minuten vor- und zurückzuspulen.

Gut, der eklige Reichelt bestätigt damit natürlich, dass die Springer-Schmierer, der “traditionelle Tuschelpartner des FC Bayern” (Kneer), keinen Stil und keine Klasse besitzen. Insofern: passt.



Rummenigge sülzt nach und probiert’s mit der selben spottbilligen Ausrede wie Hoeneß:

“Ich glaube, der Uli weiß, dass er da zumindest mit dem einen Wort nicht sehr glücklich gelegen ist.”

http://www.kicker.de/news/fussball/chle ... dankt.html

Sehr schlecht. Nebenbei bemerkt wird das auch woanders, mitunter auch im Forum, gern genommen um Kritik abzubügeln: “Oh, habe ich ein böses Wort benutzt?” – Ja, aber das ist scheißegal, vor allem wenn ein hübscheres Wort nichts an einer hässlichen Aussage ändert.

Ob Juan Bernat einen Scheißdreck gespielt hat oder einen Bockmist, ist schnurz-piep-arschfotzen-egal – und es hat sich auch niemand über die Ausdrucksweise beschwert, sondern alle über die zur Schau gestellte Doppelmoral. Die selbe popelige Ausrede war auf der PK aus Hoeneß’ Wurstluke zu vernehmen, in Bezug auf seinen Angriff auf Özil:

“Ich hätte nicht ‘Dreck’ sagen dürfen, sondern ‘Mist’”

Kneer findet diese Bemerkung zynisch, und damit hat er recht. Hoeneß’ Tirade wurde in den Medien nicht als derb bezeichnet, weil er “Dreck” gesagt hatte, sondern weil der Inhalt derb und dreckig war. Falsch, kontraproduktiv und beschissen getimt.

Hoeneß auf der PK: “Ich wollte mit einer ziemlich überspitzten Formulierung das Thema auf den Sport reduzieren. Ich wollte den Leuten sagen ‘Hört’s doch endlich auf, von Rassismus, von Migrationsproblemen zu sprechen, sondern des zu reduzieren auf das, was es eigentlich sein sollte – nämlich die Diskussion ist einer gut genug oder nicht’”

Kurzer Einschub: über Rassismus muss man eigentlich noch viel mehr reden, und zwar über einen Alltagsrassismus, der den allermeisten von uns schonmal über die Lippen gerutscht ist und den sehr viele Leute überhaupt nicht bemerken. Aussagen und Verhaltensweisen, deretwegen sich niemand selbst geißeln muss, die es aber Stück für Stück abzustellen gilt. Die Özil-Geschichte ist kompliziert und vielleicht auch kein guter Aufhänger dafür, aber wir drücken uns (gewiss nicht nur in Deutschland) schon viel zu lange vor dieser Diskussion, und rechtsextreme Kräfte sorgen mit aller Kraft dafür, dass das auch so bleibt. Hoeneß hilft ihnen dabei, wenn er so einen Schafscheiß erzählt.

Einschub zu Ende. Dachte Hoeneß wirklich, er könne ein Machtwort sprechen und die bleischwere Diskussion beenden, indem er Özil mit fußballerischen Latrinensprüchen angreift? Wohl eher nicht – er wollte vielmehr seinen Manu, seinen Gaudi-Müller und die anderen Bazis aus der Schusslinie nehmen. Altbekannter Trick von ganz unten in der rhetorischen Kiste. Die Kritik an Özil zu diesem Zeitpunkt war ungerechtfertigt, weil dessen Leistung nicht negativ herausstach, und Hoeneß kam sie gerade recht, um sich neben Mario Basler zu stellen und Öl ins Feuer zu gießen.

Seinerzeit: “Ich bin froh, dass der Spuk vorbei ist. Der hat seit Jahren einen Dreck gespielt. Den letzten Zweikampf hat er vor der WM 2014 gewonnen”

Mies und schäbig, und wenn er wirklich dachte, damit die Diskussion in vernünftigere Bahnen zu lenken, zeugt das bestenfalls von einem kapitalen Realitätsverlust. Ich glaube ihm das aber nicht – ich denke die Qualität der öffentlichen Diskussion war ihm egal.

Übrigens schien er damals und auch jetzt auf seiner Pressekonferenz überhaupt nicht zu merken, dass er damit Jogi Löw, den er Minuten vorher noch in den pathetischsten Tönen verteidigt hatte, die Eignung als Trainer abspricht.

Übrigens übrigens: dass Mesut Özil, der ziemlich abgekapselt lebt, dann irgendwelche Verschwörungen wittert und nix mehr mit dem deutschen Fußball zu tun haben will, ist nicht verwunderlich. Der hätte sich von Jogi eine öffentliche Stellungnahme gewünscht, nicht einen Tratsch unter vier Augen.


Manolo
Grasdaggl
Hoeness hat sich schon immer als moralische Instanz gesehen. Legendär ist ja auch sein Anruf im Dopa zu Daums Drogenkonsum. Insofern nehm ich ihm sogar ab, dass er mit seinen Aussafen zu Özil glaubt im Sinne des deutschen Fussballs richtig gelegen/gehandelt zu haben.

Dito Rummenige wenn er von lauter Amateuren beim DFB spricht, was nach den eigenen Maßstab auch nicht geht.
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Manolo hat geschrieben:Hoeness hat sich schon immer als moralische Instanz gesehen. Legendär ist ja auch sein Anruf im Dopa zu Daums Drogenkonsum. Insofern nehm ich ihm sogar ab, dass er mit seinen Aussafen zu Özil glaubt im Sinne des deutschen Fussballs richtig gelegen/gehandelt zu haben.


Mag sein – aber unter welchem moralischen Gesichtspunkt greift man denn einen Spieler so an? Das kriege ich nicht zusammen.


de mappes
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Spamferkel
Richtig stark von Streich
Er hat so recht...ich mache es übrigens ähnlich in Bezug auf spielzusatzberichterstattung

Ansonsten kriegt man natürlich fast automatisch solche Dinge wie diese PK mit...wenn man sich professionell damit befasst sicher mit noch höherer Wahrscheinlichkeit

Er wird doch nicht geflunkert haben ;)
Don't criticize what you can't understand

Tifferette
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Grasdaggl
Nice Weather hat geschrieben:
Reichelt findet schon manchmal ein Korn, zum Beispiel im Kreml, aber sowas findet jeder, wie das Sprichwort sagt. Ich finde es anständig und richtig, dass Hoeneß nicht in jedem zweiten Zeitungsbericht seine Steuergeschichte um die Ohren gehauen kriegt. Mir war das positiv aufgefallen und ich fand die Reaktionen der Medien durchgehend souverän, aber da hatte ich nicht mit Reichelt gerechnet, der keine Gelegenheit auslässt, das Niveau von Debatten möglichst weit herunterzuziehen.

Es ist ja nicht so, dass man den Leuten das in Erinnerung rufen müsste – es ist das erste oder zweite, was einem in den Sinn kommt, wenn man das Wurstgesicht sieht. Außerdem ist das Schöne an dieser Pressekonferenz, dass man überhaupt nicht auf Vergangenes zurückgreifen muss, um die Absurdität dieser Vorstellung herauszustellen: es reicht, jeweils ein paar Minuten vor- und zurückzuspulen.


Sehe ich anders. Generell sollte gelten - wenn Straftäter ihre Strafe verbüßt haben, dann ist halt gut. Es wäre unfair, das immer und immer wieder aus der Schublade zu holen. Wenn die Betreffenden sich aber derart aus dem Fenster lehnen, mit Menschenwürde, Anstand und Trallala, dann halte ich es für legitim, das genüsslich auszubreiten. Gerade bei den beiden: Hoeneß gibt Interviews, wie unfair doch alles war und dass er der einzige jemals in Deutschland nach Selbstanzeige Verurteilte war. Rummenigge hält das immer sehr schön unter der Decke. Ich denke, dass viele Leute gar nicht auf dem Schirm haben, dass er ebenfalls Steuerstraftäter ist. Dann soll man einfach nicht so die Klappe aufreißen, das sollte denen eigentlich klar sein. Die haben Springer direkt angegriffen, jetzt keilt Springer halt zurück. Mein Fairnessradar springt da überhaupt nicht an, im Gegenteil.
"They may be drinkers, Robin, but they are also human beings."

(Batman)



Tifferette hat geschrieben:Sehe ich anders. Generell sollte gelten - wenn Straftäter ihre Strafe verbüßt haben, dann ist halt gut. Es wäre unfair, das immer und immer wieder aus der Schublade zu holen. Wenn die Betreffenden sich aber derart aus dem Fenster lehnen, mit Menschenwürde, Anstand und Trallala, dann halte ich es für legitim, das genüsslich auszubreiten. Gerade bei den beiden: Hoeneß gibt Interviews, wie unfair doch alles war und dass er der einzige jemals in Deutschland nach Selbstanzeige Verurteilte war. Rummenigge hält das immer sehr schön unter der Decke. Ich denke, dass viele Leute gar nicht auf dem Schirm haben, dass er ebenfalls Steuerstraftäter ist. Dann soll man einfach nicht so die Klappe aufreißen, das sollte denen eigentlich klar sein. Die haben Springer direkt angegriffen, jetzt keilt Springer halt zurück. Mein Fairnessradar springt da überhaupt nicht an, im Gegenteil.


Ja nö. Unfair finde ich’s ja nicht. Verschweigen muss man es auch nicht. Gefällt mir trotzdem nicht, ist neben den anderen Einwänden, die ich genannt hatte, auch geistige Faulheit.