Rummenigge sülzt nach und probiert’s mit der selben spottbilligen Ausrede wie Hoeneß:
“Ich glaube, der Uli weiß, dass er da zumindest mit dem einen Wort nicht sehr glücklich gelegen ist.”http://www.kicker.de/news/fussball/chle ... dankt.htmlSehr schlecht. Nebenbei bemerkt wird das auch woanders, mitunter auch im Forum, gern genommen um Kritik abzubügeln: “Oh, habe ich ein böses Wort benutzt?” – Ja, aber das ist scheißegal, vor allem wenn ein hübscheres Wort nichts an einer hässlichen Aussage ändert.
Ob Juan Bernat einen Scheißdreck gespielt hat oder einen Bockmist, ist schnurz-piep-arschfotzen-egal – und es hat sich auch niemand über die Ausdrucksweise beschwert, sondern alle über die zur Schau gestellte Doppelmoral. Die selbe popelige Ausrede war auf der PK aus Hoeneß’ Wurstluke zu vernehmen, in Bezug auf seinen Angriff auf Özil:
“Ich hätte nicht ‘Dreck’ sagen dürfen, sondern ‘Mist’”Kneer findet diese Bemerkung zynisch, und damit hat er recht. Hoeneß’ Tirade wurde in den Medien nicht als derb bezeichnet, weil er “Dreck” gesagt hatte, sondern weil der Inhalt derb und dreckig war. Falsch, kontraproduktiv und beschissen getimt.
Hoeneß auf der PK:
“Ich wollte mit einer ziemlich überspitzten Formulierung das Thema auf den Sport reduzieren. Ich wollte den Leuten sagen ‘Hört’s doch endlich auf, von Rassismus, von Migrationsproblemen zu sprechen, sondern des zu reduzieren auf das, was es eigentlich sein sollte – nämlich die Diskussion ist einer gut genug oder nicht’”Kurzer Einschub: über Rassismus muss man eigentlich noch viel mehr reden, und zwar über einen Alltagsrassismus, der den allermeisten von uns schonmal über die Lippen gerutscht ist und den sehr viele Leute überhaupt nicht bemerken. Aussagen und Verhaltensweisen, deretwegen sich niemand selbst geißeln muss, die es aber Stück für Stück abzustellen gilt. Die Özil-Geschichte ist kompliziert und vielleicht auch kein guter Aufhänger dafür, aber wir drücken uns (gewiss nicht nur in Deutschland) schon viel zu lange vor dieser Diskussion, und rechtsextreme Kräfte sorgen mit aller Kraft dafür, dass das auch so bleibt. Hoeneß hilft ihnen dabei, wenn er so einen Schafscheiß erzählt.
Einschub zu Ende. Dachte Hoeneß wirklich, er könne ein Machtwort sprechen und die bleischwere Diskussion beenden, indem er Özil mit fußballerischen Latrinensprüchen angreift? Wohl eher nicht – er wollte vielmehr seinen Manu, seinen Gaudi-Müller und die anderen Bazis aus der Schusslinie nehmen. Altbekannter Trick von ganz unten in der rhetorischen Kiste. Die Kritik an Özil zu diesem Zeitpunkt war ungerechtfertigt, weil dessen Leistung nicht negativ herausstach, und Hoeneß kam sie gerade recht, um sich neben Mario Basler zu stellen und Öl ins Feuer zu gießen.
Seinerzeit:
“Ich bin froh, dass der Spuk vorbei ist. Der hat seit Jahren einen Dreck gespielt. Den letzten Zweikampf hat er vor der WM 2014 gewonnen”Mies und schäbig, und wenn er wirklich dachte, damit die Diskussion in vernünftigere Bahnen zu lenken, zeugt das bestenfalls von einem kapitalen Realitätsverlust. Ich glaube ihm das aber nicht – ich denke die Qualität der öffentlichen Diskussion war ihm egal.
Übrigens schien er damals und auch jetzt auf seiner Pressekonferenz überhaupt nicht zu merken, dass er damit Jogi Löw, den er Minuten vorher noch in den pathetischsten Tönen verteidigt hatte, die Eignung als Trainer abspricht.
Übrigens übrigens: dass Mesut Özil, der ziemlich abgekapselt lebt, dann irgendwelche Verschwörungen wittert und nix mehr mit dem deutschen Fußball zu tun haben will, ist nicht verwunderlich. Der hätte sich von Jogi eine öffentliche Stellungnahme gewünscht, nicht einen Tratsch unter vier Augen.