halensee hat geschrieben:habe in Stuttgart mal eine C-Jugend trainiert, wollte eigentlich die A-Jugend, weil da m.E. nicht so viel psychologisches Geschick notwendig ist.
Ich bin mit meinem Team seit der F-Jugend zusammen.
Wollte eigentlich schon längst aufhören ... aber zum einen macht es unheimlich Spaß mit den Jungs quasi "mitzuwachsen", ihre Entwicklung zu sehen und zu befördern. Aber du hast recht, jetzt kommen sie in ein Alter (12-13 J) wo sich einige Dinge drastisch ändern. Mehr Anspruch durch Schule, unterschiedliche Geschwindigkeiten der Persönlichkeitsbildung, das andere Geschlecht ... und ja, natürlich alle Facetten der Pubertät.
Und wie du sagst, gelange auch ich nun zur Erkenntnis, dass ein Jeder im Team eine speziell auf ihn zugeschnittene Ansprache brauch. Trotz dass ich die meisten seit der Bambini-Zeit kenne und das bislang sehr viel einfacher funktionierte. Die Jungs sind sensibler und wollen auf mehreren Ebenen angesprochen sein. Das ist eine echte Herausforderung und verlangt mir einiges ab. Mache das auch zum ersten Mal mit.
Aber aus Kindern werden nun mal Leute ... und es ist trotz aller "neuen Umstände" einfach toll zu sehen, wie die Jungs sich menschlich und sportlich entwickeln. Dieses sprunghafte, non-lineare ... der eine überholt den anderen ... und stagniert dann wieder, bevor es weiter geht. Finde ich toll. Besonders dann, wenn sie sich dann auch mal an dich "anlehnen", sich offen zeigen und du Ihnen mit deiner Erfahrung weiter helfen kannst. Mal menschlich, mal sportlich.
Und damit schlage ich auch wieder die Brücke zum Ausgangsthema.
Ich bin ein großer Verfechter der integrativen Kraft des Fußballs. Wenn Kids, wie bei mir aus ca. 8 Nationen, frei von Vorurteilen, frei von ideologischer Beeinflussung zusammen Spaß am sportlichen Wettkampf und Miteinander haben können, dann ist sehr viel gewonnen. Das ist der kleinste und gleichzeitig allerwichtigste Nenner. Deshalb widert es mich auch so an, wenn Eltern / Erwachsene diese Bühne für Ihre kleingeistige, nationalistische, rassistische Geisteshaltung nutzen und damit nichts weiter als ekelhafte, unnötige Zwietracht säen. Es ist ja schlimm genug, dass sie ihre Kinder mit diesem "niederinstinktiven" Dreck tagtäglich infiltrieren. Bewusst oder unbewusst, durch ihre unbedachten Aussagen/Handlungen.
Ich versuche seit jeher mit meinem Co-Trainer bewusst ein Klima zu schaffen, in dem es keinen Platz für Abwertungen auf Grund von Herkunft, Hautfarbe, Sprache ... whatever geben kann. Weil sie nun mal zusammen ein Team bilden, dass füreinander einsteht, zusammen gewinnt und verliert. Wo Empathie, füreinander da sein zählt und nicht was vermeintlich Besseres zu sein. Denn sonst können sie es gleich lassen. Dieser Konfrontation setze ich sie immer dann aus, wenn es interne Reibereien gibt. Und siehe da, bislang haben über 90% mitgezogen und schätzen gelernt, was sie in der Gemeinschaft aneinander haben. Wenn das als "kleines, gelebtes Gegengewicht" zu den eben genannten hässlichen Einflüssen bestehen kann, dann lohnt sich das Engagement bereits.