Habe mir diese Wontorra-Runde angetan. Kurz vorweg: den Weinzierl möchte ich in Stuttgart lieber nur als Trainer des Gegners sehen.
Aber zum Thema: Wontorra, der Sack, fragte Lothar Matthäus ob er auf Hopps Seite sei – worauf Lothar nur antworten konnte, natürlich, Hopp habe super viel für den deutschen Fußball etc. etc., er dürfe sich das nicht gefallen lassen. Fiese Frage, sehr kurz gesprungene Antwort – dann kam unser Kevin G. und gab zu bedenken, dass er 50.000 Strafanzeigen in Gelsenkirchen stellen müsste, wenn’s danach ginge, was man sich im Fußballstadion alles nicht gefallen lassen müssen sollte.
Kevin ist eine arme Nudel. War den Tränen nah, als er von der Geschichte im Bohnenviertel erzählte, und er macht auch ganz abgesehen von seiner eigenen Story einfach überhaupt keine gute Figur in so einer Talkshow – aber da hat er instinktiv das richtige gesagt. Und wenn’s um Schalke geht, kriegt er mich immer zum Lachen. Er hatte übrigens auch sehr warme Worte für die VfB-Fans übrig, aber das nur am Rande.
Zum Glück war dieser Rafael Buschmann vom Spiegel da, der das in richtige Worte fassen konnte: so einfach ist das Thema nicht. Dietmar Hopp kann jetzt nicht mehr zurück, er muss gegen diesen ekligen Blödsinn vorgehen, aber vor einigen Jahren hätte ich ihm noch allerdringendst empfohlen, die Sache ruhen zu lassen, anstatt mit Strafanträgen zu wedeln und im Stadion ominöse Geräuschboxen aufbauen zu lassen, um die BVB-Fans zu übertönen. Wahnsinn.
Das geht ja schon ganz lang, aber die jüngste Vorgeschichte lautet, dass Ende letzter Saison Polizisten in Zivil mit Kameras im BVB-Block in Sinsheim waren und Beleidigungen abgefilmt hatten. Angeblich wurde Dietmar Hopp danach angeboten, Strafanzeigen zu stellen – und BILD hat das vor der Begegnung am Wochenende nochmal schön groß aufgemacht, mit allem Drum und Dran, inklusive Zitat von Don Christoph Schickhardt: “Kurve kein rechtsfreier Raum” etc.
In einem anderen Umfeld wäre das eine wirkungsvolle Machtdemonstration, aber Ultras sehen sowas extrem sportlich und nehmen die Einladung zur Eskalation an. Ein anderer Diskutant (Sky-Journalist) plädierte dafür, dass Proteste kreativer und witziger sein sollten – klar, sollten sie auch, deutsche Ultras sind extrem einfallslos, aber wenn Hopp Anzeigen wegen “Hurensohn” und einem Banner mit seinem Gesicht im Fadenkreuz stellt, was glaubt er wohl, was bei nächster Gelegenheit wieder auftauchen wird, größer als zuvor? Na siehe oben. Die nehmen dafür Vorstrafen in Kauf.
Bei allem Verständnis für Hopp – er trägt überhaupt nicht dazu bei, dass solche Sachen aus den Kurven verschwinden, im Gegenteil. Sogar Loddar hat kapiert, dass der eigene Verein dafür zuständig ist, den Kurvenphilosophen die Grenzen aufzuzeigen – sonst verhärten sich die Fronten nur immer weiter.
Übrigens: Hurensohn ist eine beschissene Beleidigung. Dieser Berufsstand wird nicht nur von kriminellen Zuhältern, sondern auch von legitimen Arbeitgebern, von der eigenen Kundschaft, von Polizei und Justiz und ebenso vom Rest der Gesellschaft – darunter gutmeinende Turbofeministinnen – fortlaufend verraten, verkauft und gegängelt. Es gibt null Anlass, diese Frauen zu ächten und auch noch als Beleidigung für Männer herzunehmen. Absolut zum Kotzen.