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Goofy
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Grasdaggl
Da meine Antwort etwas länger wurde, bring ich sie doch nicht bei der Vereinspolitik, sondern hier. :)


letzterschwob hat geschrieben:Ich halte die Ultra-Vorstellung von einem kommerzbefreiten Fußball auch für hochgradig naiv, aber ich sehe da nur Idealismus und keinen Egoismus.


Dazu zwei Fragen und eine alte Geschichte (selbst erlebt):

Wieviele Aufkleber werden produziert, auf denen das Logo von "Commando Cannstatt" oder einer anderen Ultragruppierung aufgedruckt ist, aber kein Hinweis zum VfB Stuttgart zu sehen ist?
Gibt es überhaupt Aufkleber, auf denen beides ist?


Wie oft sieht man irgendwo Graffitis von CC97, oder einfach nur ein "S02" - und wie oft "VfB Stuttgart"?



Zum Verhalten der Ultras in der Kurve ein Beispiel von 16/17:
Müsste der 32. Spieltag gegen Aue gewesen sein.
Kurz vor Schluss, relative Ruhe in der Kurve. An der Seite der Haupttribüne samt Oberrang singen immer mehr Leute "wenn du mich fragst, wer Meister wird ...".
Es waren viele, hunderte, tausende, keine Ahnung.
Es war DAS Lied dieser Saison, ich stand da voller Freude, es war die Chance, einmal gemeinsam mit der Haupttribüne Stimmung zu machen.

Viele haben von den Stehrängen rüber geschaut. Und nicht reagiert. Bis der Vorschreier das Kommando gab:
Bumm .... Bumm .... Bumm Bumm Bumm Bumm Bumm " SIEG".

Es wurde GEGEN die Haupttribüne angesungen! Zu Recht! Was erlauben sich die Leute auf der Haupttribüne, Gesänge anzustimmen? Das bleibt schließlich den demokratisch gewählten Vorschreiern der Ultras überlassen!




Warum ist das so?

letzterschwob
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Granadaseggl
Ich vermute, dass "wenn du mich fragst, wer Meister wird" in der 2. Liga als unangebracht empfunden wurde. Eine Argumentation, der ich prinzipiell schon was abgewinnen kann, weil diese Radkappe nach meinem Empfinden im Gegensatz zum Aufstieg wertlos ist. Dass man deswegen nicht andere Fans gezielt unterbrechen muss, ist natürlich schon richtig.

Was Aufkleber betrifft, ist das VfB-Logo ja auch markenrechtlich geschützt. Solange sie "VfB" und nicht "CC" singen, ist mir das mit den Aufklebern relativ egal. Dass die Ultras gegenüber der Haupttribüne schnell gereizt reagiert, hängt auch damit zusammen, dass da oft sehr schnell Pfiffe kommen, wenn ein Spiel nicht gut läuft. Ich würde da definitiv nicht schwarz-weiß mit Gut und Böse unterteilen. Das ist eben eine Sache, die sich manchmal hochschaukelt.
... weil diese Mannschaft 1.000 Mal besser ist als Wehrle es verdient.

Bundes-Jogi
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Grasdaggl
Was war denn da auf der Choreo der Volksgenossen vom SchwabenSturm zu lesen? Das obrige konnte ich lesen, dann wurde es nach unten etwas verzerrt und verzogen. Und seid wann sind denn diese Brüder in einer Rolle, den Ton im Stadion zu setzen? Profitieren sie von der Protektion mit Vogt GesslerClaus?
„Selbst das wildeste Tier kennt doch des Mitleids Regung“ – „Ich kenne keins und bin deshalb kein Tier“ (Richard III).

Bundes-Jogi
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Grasdaggl
Das mit den beiden verfeindeten Ultra-Lagern in Yverdon ist ja schon irgendwie muckelig. Die brauchen keine gegenerischen Ultras, um Raddatz Radetzky Rabatz zu machen, die verlegen sich gegensreitig das Geboiss drei Stockwerke tiefer. Irgendwie progressiv. Oder auch nicht... Vielleicht gründet sich ja noch ein dritter Ultra-Block, dann braucht's kein Spiel mehr... Schweizer ... Also echt ...

Prechtl hat geschrieben: Ultra-Szene Yverdon

Dass es in all dem Sumpf tatsächlich noch vereinzelt Meldungen zum Fußball gibt, die einen schmunzeln lassen, erfordert geradezu zwingend, derartige Meldungen auch hier zu erwähnen. So erreichte mich letztens aus der Schweiz ein Bericht des "Blick" vom 24. Mai, wo die Mannschaft des Yverdon-Sport FC aus Yverdon am Neuenburger See sensationell in die Super League, die oberste Schweizer Spielklasse, aufgestiegen ist. Zu Heimspielen kommen durchschnittlich 1.500 Zuschauer – und doch gibt es in Yverdon gleich zwei verschiedene Ultragruppierungen, die miteinander verfeindet sind, beide ihre Plätze nicht etwa hinter dem Tor, sondern auf der Gegengerade haben.

Der "Blick" schreibt: "Am Rand rechts die 2014 gegründete 'Section Lac'. Das sind die Jungen im Stil der Ultras, die zünftig Pyros abfackeln. Auf der linken Hälfte befindet sich der Fanklub 'Verts-Play', seit 1999 am Start. Das sind die Älteren. Beide Fangrüppchen singen und trommeln für sich. (...) Die Jungen finden die Alten doof. Die Alten halten nichts davon, dass die Jungen auch mal gegnerische Spieler oder den Schiedsrichter beleidigen. Unvereinbare Positionen in der Fanphilosophie – die Yverdon-Fans haben so wenig füreinander übrig, dass sie sogar auch bei Auswärtsspielen in den Gästesektoren voneinander Abstand halten und separat singen. Fahnen und Trommeln haben beide Seiten. Aber die 'Section Lac' brennt Pyros ab oder versucht sich mal mit einer Choreo. Bei 'Verts-Play' gibt's beides nicht. Dafür sind auch Kinder dabei. Und auf dem Markt in Yverdon verkauft dieser Fanclub selbstgemachte Konfitüre und Kuchen, um die Auswärtsfahrten zu finanzieren."

Mal schauen, wann aus Yverdon von den ersten gewalttätigen Auseinandersetzungen berichtet wird. Bis dahin empfehle ich möglichst wenig A-Nationalmannschaft der deutschen Männer, das Theater der grauen Menschen rund um die Truppe zieht nur runter. Lieber die U21 schauen und wenn es mit den Anstoßzeiten hinhaut, auch die Frauen bei der WM in Australien und Neuseeland. Beiden Teams viel Erfolg, allen Leserinnen und Lesern einen schönen Sommer.
„Selbst das wildeste Tier kennt doch des Mitleids Regung“ – „Ich kenne keins und bin deshalb kein Tier“ (Richard III).


Tifferette
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Grasdaggl
Pfffft, suboptimales Framing beim Spiegel. Es muss natürlich "fast eine halbe Million" heißen.

Aber ich finde, der DFB macht das nicht falsch. Keine einzelne Riesenstrafe, bei der dann alle ausflippen und es dann wieder vergessen. Sondern eine Rechnung nach der anderen, und das Ganze leicht eskalierend. Irgendwann spürt man das auch in Frankfurt nebenan.
"They may be drinkers, Robin, but they are also human beings."

(Batman)

letzterschwob
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Granadaseggl
Keinen entscheidenden Unterschied zwischen geworfenen Böllern und in der eigenen Hand sicher abgebrannter Pyrotechnik (geeignet für ELearning, durch das sich viele dumme Unfälle von Besoffenen an Silvester vermeiden lassen würden) zu machen, ist schlicht unfassbar dämlich und ein Beweis dafür, wie weit der DFB von der realen Welt entfernt ist.
... weil diese Mannschaft 1.000 Mal besser ist als Wehrle es verdient.

Southern Comfort
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Halbdaggl
https://www.kicker.de/dammbruch-in-karl ... 29/artikel

Choreographie mit Pyrotechnik als Auslöser

Mitte November 2022 war eine Choreografie mit Pyrotechnik anlässlich des Geburtstags einer Fan-Gruppierung des KSC schiefgelaufen. Durch dichten Rauch, der sich unter dem Dach der neu gebauten Tribüne fing, wurden mehr als zehn Personen verletzt. Die Polizei nahm die Ermittlungen auf. Parallel dazu veranstaltete das Fanprojekt eine Aussprache zwischen Fanszene und Betroffenen. Im Januar folgten Hausdurchsuchungen, bei denen die Strafermittler von diesem Gespräch erfuhren und die drei Mitarbeiter als Zeugen vorluden. "Für uns stand aber von Anfang an fest, dass wir nicht aussagen werden", erklärt Gerschel, Sozialarbeiterin und zugleich Vertreterin der BAG Fanprojekte, "das geht nicht. Ein vertrauliches Gespräch in unseren Räumlichkeiten kann nicht für die Strafverfolgung genutzt werden." Also verweigerten die drei Mitarbeiter bis zuletzt und trotz eines Ordnungsgelds die Aussage.

Für ihre Position als Mittler zwischen Fans, Verein und Polizei waren ohnehin schon die Vorladungen verhängnisvoll. "Die Fanszene überlegt, inwieweit sie noch mit dem Fanprojekt zusammenarbeiten kann, wenn niemand sicher sein kann, dass alles in einem geschützten Rahmen stattfindet", erklärt Gerschel, "da geht es weniger um Fehltritte, sondern vor allem um persönliche Probleme. Es wird nicht uns als Personen misstraut, sondern der Institution Fanprojekt. Und das ist das Schlimmste, was uns passieren kann."


Gehört vielleicht auch in den Ultrathread. Der Artikel überlegt noch weiter in die Richtung, ob Fanprojekte vor Ermittlungen besonders schützenswert seien. Es ist ein paar Überlegungen wert.

Gleichwohl wäre aus dieser Geschichte vielleicht nicht so ein Riesenballon geworden, wenn die Verursacher nicht nur eine Aussprache mit den Betroffenen gesucht hätten. Noch besser... wenn schon gezündelt werden muss, von wegen die Stimmung und so, dann eben mit professioneller Begleitung, aber darum geht es ja nicht.

Der wohlwollende Teil in mir sieht hier die Chance, dass endlich mal die Verantwortung klar wird, die so ein Fackelträger hat. Und aus der darf man sich halt auch nicht rausstehlen, wenn es schief geht. Deswegen werden jetzt Behörden bemüht und man zieht das Problem auf ganz hohe Ebenen.
Das Huhn wurde in den Urlaub geschickt. ENTSPANNT EUCH ALLE MAL!

Ich sehe da zwei verschiedene Felder: ich bin sofort 100 % dabei, wenn Sozialarbeiter sagen sie brauchen ein Vertrauensverhältnis, um mit jungen Leuten zusammenzuarbeiten und Ansprechpartner für sie zu sein. Man liest eigentlich überall, zum Beispiel auch beim Thema Sucht, dass diese Arbeit funktioniert und was bringt. Dazu kommt noch, dass die Polizei häufig ganz merkwürdige Ideen hat, wie mit Fußballfans umzuspringen sei, und da leisten Fanprojekte natürlich auch wichtige Arbeit – fängt ja schon damit an, dass die oft die einzigen sind, die solche Vorkommnisse überhaupt dokumentieren und an die Öffentlichkeit bringen.

Zündeln ist für mich was anderes. Ultras bestehen darauf, dass Feuer und Rauch zur Fußballkultur gehört und bewegen sich da keinen Millimeter, und das ist halt Bullshit. Weg damit.

Aber dass Ultras gar nicht mehr mit Fanprojekten zusammenarbeiten, weil sie sie als Polizeispitzel wahrnehmen, wäre schlecht und schade. Und das ist eben faktisch so, wenn man die Leute zu Aussagen zwingen kann. Ist das in Stuttgart nicht eigentlich längst der Fall? Es hieß doch mal, dass die aus genau diesem Grund keinen Kontakt mehr mit dem Fanprojekt pflegen.

Heißt im vorliegenden Einzelfall: wenn die da einen halben Block vergiften mit ihrer scheiß Zündelei, dann soll man sie bestrafen – aber ich sehe die Fanprojekte nicht als Teil einer kriminellen Verschwörung, und dann sollte die Pozilei halt ohne deren Hilfe auskommen.

Southern Comfort
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Halbdaggl
Ich habe nicht mal gesundes Halbwissen, aber mir scheint einfach, dass es auch für im weitesSozialarbeiter Mitwirkungspflichten und Verschwiegenheitsrechte im Rahmen einer Ermittlung gibt (geben muss!) und dass die sich bei Fußballfanprojekten nicht große unterscheiden können. Also kann da nicht einer mal im schlauen Buch nachschlagen, wie das so geht?
Das Huhn wurde in den Urlaub geschickt. ENTSPANNT EUCH ALLE MAL!




Strafraumgitarre
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Halbdaggl
Was ich als Juralaie unter anderem aufgeschnappt und behalten habe, ist, dass wenn verschiedene Rechtsgüter kollidieren (hier demnach wohl: Verschwiegenheitspflicht der Sozialarbeitenden*Innen vs. Aufklärungspflicht der Ordnungsorgan*Innen), am Ende meist ein Gericht eine Entscheidung auf Grundlage von Abwägung der jeweiligen Verhältnismäßigkeiten entscheidet, welches Rechtsgut im vorliegenden Fall schwerer wiegt. Die Profis mögen mich gern korrigieren.

Das würde aber erklären, weshalb man sich da offenbar auf ein längeres Verfahren einzustellen scheint.

Zeugnisverweigerungsrecht: Man muss nix sagen, auch wenn man gefragt wird
Verschwiegenheitspflicht: Man darf nix sagen, außer man wird gefragt (?) Und dann kommt's wohl auch drauf an, von wem...
Aufklärungspflicht: Selbsterklärend

Damit verstehe ich das so, dass jetzt eben ein Richter oder auch mehrere Instanzen zu entscheiden haben, ob jemand, der eigentlich nix sagen darf, vielleicht trotzdem was sagen muss, wenn die richtigen Leute fragen. Rechtsgüterabwägung, glaube ich, nennt sich das und wenn's dann eine Entscheidung gibt, gilt die wohl trotzdem erst mal nur für diesen speziellen Fall. It's a tricky one, eh? :)

Erst verklagt der Staat die Sozpäddys, weil sie nix sagen, am Ende werden sie eventuell gezwungen, doch was zu sagen und dann können sie womöglich noch von den Ultras verklagt werden, weil sie was gesagt haben?

Augen auf bei der Berufswahl... :D
Fick den Reichskanzler! Und den Kaiser!

Bundes-Jogi
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Grasdaggl
Was wart denn da gestern vor dem Spiel los? Der Oberbrüller auf dem Zaun hat irgendwelch Anti-Polizei-Gebrüll anstuimmen lassen.... Dann der Böller-Idiot in Augsburg ... Irgendwie werde ich kein Freund der Ultra-Honks, egal welchen Vereins...
„Selbst das wildeste Tier kennt doch des Mitleids Regung“ – „Ich kenne keins und bin deshalb kein Tier“ (Richard III).


Spielgerät
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Granadaseggl
Das Polizeiaufgebot gestern war krass, da standen Fahrzeuge, die hätte ich eher in der Ukraine vermutet. Viele Cops mit MP. Ich dachte, das sei der allgemeinen Sicherheitslage wg Nahost geschuldet. Offenbar hat man aber das Spiel als Hochrisikospiel eingeordnet.
Mich hat es nicht gestört, aber viele aus der CK haben das als pROvOkaTioN verstanden.
Es bringt jetzt gar nichts, mit dem Kopf die rote Laterne einzuhauen
- Fabian Seneca Wohlgemuth -

Kronenclub
Granadaseggl
Es wurden vorm Spiel einige eingekesselt und mitgenommen, nachdem die gefühlt 500 Robocops mit Pferden und Wasserwerfer direkt vor deren Treffpunkt versammelt haben.
Die Bitte den Aufmarsch doch zu unterlassen wurde dann als Nötigung ausgelegt.

Das war ne reine Machtdemonstration als Retourkutsche für das Kickers ACAB Plakat.
Dumm dümmer.
#verpisst euch alle#