Wer von euch keine Smileys gepostet hat als die Geschichte rumging, dass Hoffenheimer sich unter ihren Autos verstecken, der werfe den ersten Stein.
Also ich zum Beispiel:
fkAS hat geschrieben:In Meppen wurde das Spiel wegen ff. Banner unterbrochen:
„Hat der Dietmar genug Kohle, Wird zu seinem Schutz und Wohle, Von Leuten deren Wort nichts wert, Mal wieder jemand ausgesperrt.“
Wer setzt da die Maßstäbe? Dfl als Veranstalter oder der Verein (der übrigens das Banner genehmigt hat)
Erinnert mich an Banner in Stuttgart, auf denen alle einen Stempel gesehen haben, nur der örtliche Polizeipräsident nicht: der hat ein Fadenkreuz gesehen und Todesdrohungen festgestellt – was ein Polizeisprecher daraufhin umgehend relativieren musste: Bitte gehen sie weiter, das war nur Wahlkampf.
Einer meiner Vorwürfe an die Ultras ist immer, dass sie keine Kreativität und keinen Humor besitzen. Ist auch so, nur frage ich mich, ob es fair ist, von ihnen mehr Esprit zu verlangen, wenn selbst höflich formulierte Kritik als nicht hinnehmbare Milliardärsbeleidigung ausgelegt wird. Ist anscheinend wurscht, wie man es sagt.
Dabei wäre es eigentlich genau mein Anliegen, dass man Inhalt, Kontext und Intention beurteilt, und erst dann die Wortwahl oder die Symbole und Bilder: in Deutschland wird gehetzt bis zum Gehtnichtmehr, und die Leute kommen damit durch, weil sie gewisse böse Worte nicht benutzen. Das ist schlecht.
In manchen Zusammenhängen ist ein Gesicht im Fadenkreuz ganz klar ein Aufruf zum Mord, in anderen Zusammenhängen ist es das aber nicht. In diesem Fall sind Inhalt, Kontext und Intention ziemlich klar – das soll eine Spartakus-Aktion sein: wenn ihr die Dortmunder pauschal aussperrt, dann sperrt uns doch mal alle aus und schaut, wo das hinführt. “Hurensohn” und Fadenkreuz sind die Mittel, weil sie Gegenstand der Geschichte waren, die am Anfang stand. Maximal unglücklich und geschmacklos und potenziell gefährlich, aber – mit langer Verzögerung – wirkungsvoll. Wobei ich meine Zweifel habe, ob wirklich genug Leute verstanden haben, worum’s da geht. Dem Gelegenheitszuschauer ist überhaupt nicht klar, was für eine Vorgeschichte da dranhängt. Nunja, zumindest wird jetzt darüber geredet.
Ich finde Ultras hässlich, deren Sache ist nicht meine Sache. Eine umso bessere Übung, mal was zu verteidigen, das man selbst scheiße findet. Habe ein gespaltenes Verhältnis zu sogenannten Kollektivstrafen: erstens treten die Ultras sehr gern als unspaltbare Gruppe auf – dürfen die sich wirklich wundern, wenn man sie dann auch als Gruppe wahrnimmt und ihnen so entgegentritt? Zweitens betrachte ich es nicht als Strafe, wenn Typen zu mir auf die Gartenparty kommen, mit Spruchbändern und Sprechchören anderes Grillfleisch und regionales Bier fordern, und dann gehen müssen: das ist ein Rausschmiss, nicht Kerker bei Wasser und Brot. Andererseits ist es eben nicht koscher, wenn Heinz-Uwe in kein Stadion mehr rein darf, nur weil zehn Meter weiter irgendwelche Hohlgesichter meinen, ihre Ressentiments pflegen zu müssen. Man muss das ja nur mal kurz vom Fußball in die Politik hinüberpflanzen, als schnelles Gedankenexperiment: wenn das so läuft, dann kannst du auf keine Demo mehr gehen.
Dietmar Hopp muss sich das nicht gefallen lassen. Er kann gegen Beleidigungen vorgehen, nur ergibt sich daraus nicht das Recht, nicht beleidigt zu werden. Das sind zwei verschiedene Sachen. Außerdem ist demonstrative Dünnhäutigkeit in solchen Sachen schon immer eine beschissene Strategie gewesen. Aber, außer-außerdem: es ist definitiv an der Zeit, die Vereine in die Pflicht zu nehmen, und der DFB sollte die Vereine im Umgang mit den eigenen Pappenheimern unterstützen.
Hansi Flick ging in Hoffenheim schnurstracks zu seinem Ansprechpartner im Block. Die kennen die Leute – alle Vereine kennen die Gruppen, die Vortänzer und die Strukturen; und wenn nicht, dann haben sie ihre Hausaufgaben nicht gemacht.
Aki Watzke kann sich an seiner Südtribüne aufgeilen und gleichzeitig hässliche Sachen verurteilen, die große Teile der Fans dort abziehen; ich halte das nicht unbedingt für einen Widerspruch. Aber wenn’s darum geht, immer weitere Eskalationen zu verhindern, dann ist er schon auch einer der Ansprechpartner. Hätte sich vielleicht mal mit Hopp zusammensetzen können – mit dem Ergebnis, dass Hopp seine Anwälte zurückruft und Watzke im Gegenzug einmal auf das Auswärtskontingent in Hoffenheim verzichtet – demonstrativ. Das wäre dann eine kollektive Erziehungsmaßnahme gewesen.