Der SZ-Kommentar nimmt den DFB in Schutz und versucht Özil auch in die "Alleinschuldiger-für-alles-Ecke" zu drängen. Man muss nicht Özils Opfer-Rolle goutieren und verstehen, aber diese Sündenbock-Strategie ist so falsch wie Özils Opfer-Rolle. Und wenn Özil die Mannschaft durch das Foto und sein Verhalten (ich glaube mich zu erinnern, dass ausgerechnet Bierhoff im Vorfeld der WM Özil geraten hat, keine Erklärungen abzugeben) so gegen sich aufgebracht hat, dann hätte man im Vorfeld das klären müssen, aber der DFB glaubte, mit dem Besuch beim Bundespräsidenten sei das abgetan. Spätestens nach den Pfiffen gegen Özil und Gündogan in den Testspielen hätte man das dann klären MÜSSEN, und wenn Özil sich da uneinsichtig gezeigt hätte, hätte Löw, hätte der DFB reagieren müssen. Aber man wollte das aussitzen. Und vor Özils Rücktritts-Erklärung hat Reinhard Grindel eben versucht, Özil zum Schuldigen zu machen. Das war dann eine Steilvorlage für Özils Berater (ich glaube bis heute nicht, dass Özil das selbst geschrieben hat, das haben Leute für ihn geschrieben) geliefert. Und interessant, in Grindels Statement danach liest man kein Bedauern dafür, dass Özil zum Sündenbock gemacht worden war. Wenn so die Aufarbeitung aussieht ...
„Selbst das wildeste Tier kennt doch des Mitleids Regung“ – „Ich kenne keins und bin deshalb kein Tier“ (Richard III).