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Unter Westfalen
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Grasdaggl
Ja, 1965 ging es langsam los mit den Diskussionen.
Die Elite war links, Frankfurter Schule usw.
Und sie unterstützte die SPD im Wahlkampf.
Welche Enttäuschung, dass es wieder nicht reichte, aber 1969 war es endlich soweit und König Silberzunge musste abtreten. Wir Studenten waren alle politisiert. Der Vietnamkrieg sowie der Überfall der arabischen Staaten 1967 auf Israel taten ein übriges. Und dann, nach dem Tod von Benno Ohnesorg hat sich ein Teil der Studenten radikalisiert. Der Rest ist bekannt.
Für eine freie und selbstbestimmte Ukraine.

RedBlues
Halbdaggl
Bundes-Jogi hat geschrieben:
Unter Westfalen hat geschrieben:
Bundes-Jogi hat geschrieben:
Wobei ja der Begriff "Zionismus"auch nicht ganz unproblematisch ist. Und man muss dann eben die jeweilige israelische Regierung kritisieren, für ihre Politik, dies aber nicht (wie es u.a. Günther Grass, dessen "Rättin" ich mit einem Original-Autogramm besitze)eben auf alles Israeli (unter denen es auch arabische Muslime gibt) zu beziehen. Ist aber ein verbales Minenfeld.


Eben.

Apropos
von Grass habe ich auch ein Autogramm.
1965, als er auf Wahltour für Willy Brandt die Neue Aula in Tübingen zum Kochen brachte und die Dumpfbacken des NHB mit einem Gedicht auskonterte.


Siehste mal, war bei mir auch in der Neuen Aula, allerdings 1999 im Rahmen der Poetik-Dozentur, also in weniger bewegten Zeiten.


In der saß ich dann 4 Jahre später und habe mir anhören dürfen, dass wer von einem Leben unter Palmen mit Cocktail in der Hand träumt, besser gleich wieder gehen sollte, ...

Tja, ...

Nö Herr Starbatty
Zuletzt geändert von RedBlues am 3. August 2018 20:36, insgesamt 1-mal geändert.



redrum
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Lombaseggl
Ganz einfach: Als Grass den Nobelpreis gewonnen hatte, habe ich ein Interview mit ihm geführt. Grundvoraussetzung war, dass ich ein Formular unterschrieb, in welchem ich mich verpflichtete Grass das Interview zur Freigabe vorzulegen. Habe ich dann zähneknirschend gemacht. Ich lehne dieses Procedere grundsätzlich ab. Aber ich war jung und brauchte das Geld. :oops:
Zur Ehrenrettung von Grass muss ich allerdings zugeben, dass er nichts geändert hat. Außer ein paar Tippfehlern.

Unter Westfalen
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Grasdaggl
Trump hätte es Dir mit Sicherheit nicht freigegeben.
Aber ich finde es schon richtig, dass diejenigen, die interviewt worden sind, vor der Veröffentlichung drüberlesen und auch Änderungen vorschlagen können. Schließlich geht es um ihre Darstellung in der Öffentlichkeit. Obwohl, damals wären "Fake News" wahrscheinlich gar nicht aufgefallen oder hätten zumindest nicht so einen Wirbel verursacht.
Für eine freie und selbstbestimmte Ukraine.

Bundes-Jogi
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Grasdaggl
Unter Westfalen hat geschrieben:Theodor Eschenburg war der Papst unter den Politikprofessoren.
Die Studenten haben ihn entzaubert.
Völlig unverständlich, dass die "Eschenburg-Debatte" erst 2011 Fahrt aufnahm.
Ein SS-Mann, der einen Lehrstuhl für Politik bekam.
Völlig undenkbar heute. Zum Glück.

https://de.wikipedia.org/wiki/Theodor_Eschenburg


Ja, das war schon krass, aber da war er leider nicht allein, Stichwort Filbinger und Kiesinger.
„Selbst das wildeste Tier kennt doch des Mitleids Regung“ – „Ich kenne keins und bin deshalb kein Tier“ (Richard III).


redrum
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Lombaseggl
Oh je! Jetzt hast du dich in etwas hineingeritten. Du unterstellst, Journalisten würden absichtlich falsch zitieren. Entweder aus Dummheit oder um dem Interviewpartner zu schaden. LÜGENPRESSE einselfzig. Hast du dafür irgendwelche Belege?

Aus meiner Erfahrung heraus kann ich dir sagen, dass dies die Ausnahme ist. Es ist eher das Gegenteil der Fall. Die Anbiederung.

Im Allgemeinen läuft bei einem Interview ein Aufnahmegerät mit. Wenn ich mir zum Beispiel Notizen mache, dann nur, um während des Interviews nachzuhaken, weil etwas unklar ist, oder sich ein neuer Aspekt ergeben hat. Das ist Handwerk. Das kann jeder. Die Aufnahme kann auch jeder abhöre und dann in den Computer eingeben. Wo also ist das Problem?

Jetzt rede ich nur von mir: Ich schicke meinen Interviewpartnern die Themenkomplexe vorher zu, damit sie sich vorbereiten können. Meine Fragen allerdings nicht. Dann könnten wir gleich in einen Briefwechsel eintreten. Ein Interview wird erst dann spannend, wenn der Partner eben nicht auf den Wortlaut der Frage eingerichtet ist, sondern spontan antworten muss. Keine vorgestanzten Floskeln, sondern Meinung, Überzeugung, Argumente.

Und genau das soll durch die Autorisierung verhindert werden. Dann sitzt ein PR-Berater über dem Text und glättet sämtliche Aussagen. Da kann ich mir die Arbeit sparen und gleich einen vorgefertigten Pressetext zitieren. Das ist Bullshit.

Ich erwarte von einem Interview, dass mein Gegenüber mir seinen Standpunkt erklärt. Im besten Falle diskutieren wir beide. Ich halte meine Meinung nicht zurück. Ich kritisiere Standpunkte, die mir kritikwürdig erscheinen und gebe meinem Partner die Möglichkeit, aufgrund seiner Erfahrungen und Überzeugungen für diese zu werben. Und zwar jetzt und sofort und ohne PR-Berater im Hintergrund. Das nennt man, glaube ich, authentisch.

Und genau darum geht es mir.

Dieses Autorisieren ist übrigens typisch deutsch. In den angelsächsischen Ländern haben die Journalisten bislang immer mit einem beherzten „Fuck off“ auf solch ein Ansinnen reagiert. Aber es zeigt auch, wie am Arsch der Journalismus hier ist. Und die Leser auch.

Du schlägst die Westfälische Zeitung auf und liest einen Artikel. „Oh, interessant“, denkst du dir. Die Wahrscheinlichkeit ist groß dass der Mist von einer PR-Agentur kommt. Der Redakteur schreibt nur noch seinen Namen darunter. Als Arbeitsnachweis. Er kommt in der ausgedünnten Redaktion auch nicht mehr dazu, eine eigene Geschichte zu verfassen.

Und die sogenannten Edelfedern? Die denken an ihre Quellen. Die haben die Schere im Kopf. Ein Interview mit der Kanzlerin bekomme ich nur, wenn ich sie positiv darstelle.

Deniz Yücksel. Früher bei der TAZ, jetzt bei der WELT, dem airwinschen Zentralorgan. Das geht nur, wenn du sämtliche Überzeugungen über Bord wirfst und nur noch an die Karriere denkst. Axel Springer zahlt besser. Des Geld ich nehm', des Wort ich schreib. Die WELT ist politisch in etwa so unabhängig, wie du vom Wasser lassen. Aber genau deshalb bekommt er das Interview.

Und da forderst du noch die Autorisierung? Mein Sohn würde fragen: „Hasch Lack gesoffen“?

„Schwer frustriert der Kerle“, sagst du jetzt. Ja, isch er. Ich sitze hier seit vier Wochen und kann meiner Arbeit nicht nachgehen. Ich bekomme keine Autorisierungung. Kein Visum, weil ich im über Sklaven- und Zwangsarbeit recherchieren soll. Das könnte unangenehm werden. Die OSZE ist einer der Geldgeber aber devot gegenüber den lokalen Machthabern. Die Crew und ich sind unerwünschte Personen. Kann man nichts machen. Unerwünscht, weil wir unserem Beruf nachgehen. Aber es gibt ja die Pressefreiheit. Das hohe Gut. Einen Scheiß gibt es. Im Zweifelsfalle wird gekuscht. Wir haben keine Autorisierung.

Aber das ist ja in Ordnung.


PS: Ich weiß, dass du genau das nicht gemeint hast. Ich will nur darauf hinweisen, zu was solche Forderungen führen können.

de mappes
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Spamferkel
wie es u.a. Günther Grass, dessen "Rättin" ich mit einem Original-Autogramm besitze


geiler typ
(also der günnie...dass er ein Buch signieren durfte, das dir gehört)
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Gibts des
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Halbdaggl
schulfreund von mir hatte auch so nen auftrag als freier journalist: frauen-/mädchenhandel in china fürs fernsehen.

der hat aus sicherheitsgründen sämtliche spuren von sich im internet gelöscht, und zwar wirklich gründlich. die bänder mit den aufzeichnungen der versteckten kamera sollten auf sehr verschlungenen ausser landes geschmuggelt werden. und seine person unter fremder legende sowohl in als auch ausser landes gebracht.

ich habere mit ihm VOR ausführung gesprochen. danach nicht mehr (finde seine kontaktdaten nicht mehr) # von der reportage habe ich nie was gesehen oder gehört...



redrum
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Lombaseggl
haber: Das ist eigentlich ganz einfach. Bevor ein (Dritte-Welt)-Staat von der UNO, der EU oder der Weltbank Geld für Entwicklungsprojekte erhält, muss er bestimmte ethische Richtlinien einhalten. Dafür setzen die Geldgeber Kommissionen ein, die regelmäßig prüfen, wie es denn vor Ort um diese Vorgaben bestellt ist. Vor einem Jahr hatte ich das Glück, dass ich projektbezogen für eine solche Kommission arbeiten kann. Glück deshalb, weil ich normalerweise schon zu alt bin. War auch sehr überraschend für mich und nur dem Umstand geschuldet, dass der eigentlich Ausgewählte, auf den Job verzichtete und ich sofort zur Verfügung stand.

Mein spezielles Thema ist dabei Sklaverei beziehungsweise Zwangsarbeit. Es wäre zum Beispiel für die EU sehr peinlich, wenn sich herausstellte, dass ein von ihr finanziertes Projekt durch Sklavenarbeit ermöglicht wurde. Natürlich werden solche Projekte im Vorfeld gründlich untersucht, doch eineRecherche vor Ort gehört mit zu den üblichen Arbeiten. Und so reise ich jetzt zusammen mit einem Team aus Verwaltungsfachleuten, Entwicklungsexperten und Juristen also im offiziellen Auftrag durch die Gegend und veri- oder falsifiziere Hinweise die in Richtung Zwangsarbeit usw. gehen. Darüber schreibe ich dann einen Bericht, der als Entscheidungshilfe dienen soll.

Vor Ort rede ich mit Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen, das heißt Gewerkschaften, Menschenrechtsorganisationen und so weiter. Das ganze ist, wie gesagt, hoch offiziell. Ich treffe mich eher nicht mit geheimen Informanten in verrauchten Kaschemmen.

Das ist aber auch das Problem. Ich kann nur arbeiten, wenn die jeweilige Regierung das erlaubt. Und das ist im Moment eben nicht der Fall. Da werden Termine verschoben, Absprachen nicht eingehalten oder bürokratische Hürden errichtet. Meine persönliche Meinung dazu ist, dass erst einmal aufgeräumt werden muss. Irgendwann darf ich ins Land, aber bis dahin sind eventuelle Hinweise längst beiseite geschafft und der örtliche Ministeriale wird mir mit einem freundlichen Lächeln ein Dossier aushändigen, in welchem ich nur Gutes finden werde. Es nervt, weil ich natürlich weiß, dass es gelogen ist. Nur, ich kann es dann nicht mehr beweisen. Jetzt würde ich vielleicht noch Spuren entdecken.

Dass ich auf die Fälle hier nicht explizit eingehe, das gehört einfach zu meiner Arbeitsplatzbeschreibung.

Ansonsten bin ich Teilzeitausgewanderter und verbringe einen Teil des Jahres an einem geostrategisch unwichtigen Ort direkt am Äquator: Sao Tome, eine Insel vor der Westküste Afrikas.

Das ist alles. Ich hoffe das reicht dir. ;)


redrum
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Lombaseggl
Die NGO liefern mir die Hinweise, doch das alleine reicht nicht. Ich soll vor Ort recherchieren. Außerdem ist es bei den NGO wie bei den Menschen: Es gibt sodde und sodde. Manche kochen da schon ihr eigenes politisches Süppchen. Wir reden ja nicht nur von transparenten Organisationen wie amnesty, Rotes Kreuz und so. Gerade auf regionaler und lokaler Ebene gibt es auch Organisationen, denen ich nicht weiter traue, als ich spucken kann.

Erschwerend kommt hinzu, dass es sich bei diesen Ländern nicht immer um lupenreine Demokratien handelt, so dass eventuelle Hinweisgeber plötzlich im Knast landen und dort dann nicht mehr zu sprechen sind.

de mappes
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redrum hat geschrieben:haber: Das ist eigentlich ganz einfach. Bevor ein (Dritte-Welt)-Staat von der UNO, der EU oder der Weltbank Geld für Entwicklungsprojekte erhält, muss er bestimmte ethische Richtlinien einhalten. Dafür setzen die Geldgeber Kommissionen ein, die regelmäßig prüfen, wie es denn vor Ort um diese Vorgaben bestellt ist. Vor einem Jahr hatte ich das Glück, dass ich projektbezogen für eine solche Kommission arbeiten kann. Glück deshalb, weil ich normalerweise schon zu alt bin. War auch sehr überraschend für mich und nur dem Umstand geschuldet, dass der eigentlich Ausgewählte, auf den Job verzichtete und ich sofort zur Verfügung stand.

Mein spezielles Thema ist dabei Sklaverei beziehungsweise Zwangsarbeit. Es wäre zum Beispiel für die EU sehr peinlich, wenn sich herausstellte, dass ein von ihr finanziertes Projekt durch Sklavenarbeit ermöglicht wurde. Natürlich werden solche Projekte im Vorfeld gründlich untersucht, doch eineRecherche vor Ort gehört mit zu den üblichen Arbeiten. Und so reise ich jetzt zusammen mit einem Team aus Verwaltungsfachleuten, Entwicklungsexperten und Juristen also im offiziellen Auftrag durch die Gegend und veri- oder falsifiziere Hinweise die in Richtung Zwangsarbeit usw. gehen. Darüber schreibe ich dann einen Bericht, der als Entscheidungshilfe dienen soll.

Vor Ort rede ich mit Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen, das heißt Gewerkschaften, Menschenrechtsorganisationen und so weiter. Das ganze ist, wie gesagt, hoch offiziell. Ich treffe mich eher nicht mit geheimen Informanten in verrauchten Kaschemmen.

Das ist aber auch das Problem. Ich kann nur arbeiten, wenn die jeweilige Regierung das erlaubt. Und das ist im Moment eben nicht der Fall. Da werden Termine verschoben, Absprachen nicht eingehalten oder bürokratische Hürden errichtet. Meine persönliche Meinung dazu ist, dass erst einmal aufgeräumt werden muss. Irgendwann darf ich ins Land, aber bis dahin sind eventuelle Hinweise längst beiseite geschafft und der örtliche Ministeriale wird mir mit einem freundlichen Lächeln ein Dossier aushändigen, in welchem ich nur Gutes finden werde. Es nervt, weil ich natürlich weiß, dass es gelogen ist. Nur, ich kann es dann nicht mehr beweisen. Jetzt würde ich vielleicht noch Spuren entdecken.

Dass ich auf die Fälle hier nicht explizit eingehe, das gehört einfach zu meiner Arbeitsplatzbeschreibung.

Ansonsten bin ich Teilzeitausgewanderter und verbringe einen Teil des Jahres an einem geostrategisch unwichtigen Ort direkt am Äquator: Sao Tome, eine Insel vor der Westküste Afrikas.

Das ist alles. Ich hoffe das reicht dir. ;)


auch ich erfreue mich deiner Beschreibung.

solche Klüngeleien machen mich wütend...da müsste von EU-Seite knallhart das Geld gestrichen werden bei solchen Ungereimtheiten und künstlichen Hürden zur Verschleierung...ich weiß, eine Illusion...
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de mappes
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Spamferkel
tommes hat geschrieben:Könnt Ihr damit bitte in den Politikthread gehen?


der Özil-Thread ist leider quasi ein Politk-thread
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Bundes-Jogi
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Grasdaggl
de mappes hat geschrieben:
wie es u.a. Günther Grass, dessen "Rättin" ich mit einem Original-Autogramm besitze


geiler typ
(also der günnie...dass er ein Buch signieren durfte, das dir gehört)


Nicht nur meines, sondern mindestens hundert weitere.
„Selbst das wildeste Tier kennt doch des Mitleids Regung“ – „Ich kenne keins und bin deshalb kein Tier“ (Richard III).

Bundes-Jogi
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Grasdaggl
Ja, vielleicht verschiebt Zeus den Teil in den Politik-Thread. Die Grenze war aber fließend, ausgehend vom Thema Autorisierung von Interviews.
„Selbst das wildeste Tier kennt doch des Mitleids Regung“ – „Ich kenne keins und bin deshalb kein Tier“ (Richard III).

Bundes-Jogi
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Grasdaggl
Und das mit Grass - sorry, meine Schuld - in den Kultur-Thread, oder löschen.
„Selbst das wildeste Tier kennt doch des Mitleids Regung“ – „Ich kenne keins und bin deshalb kein Tier“ (Richard III).


Southern Comfort
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Halbdaggl
Der Vergleich mit der schwedischen Mannschaft ist zwar zu unterschiedlichen Fällen, aber er trifft einen Punkt.

Aber man kann wohl nicht erwarten, dass sie Ihrem Oberboss widersprechen...
Das Huhn wurde in den Urlaub geschickt. ENTSPANNT EUCH ALLE MAL!