Schön. Zur Ergänzung/Zusammenfassung:
exmatthes hat geschrieben:was nix am befund ändert, daß die handspielregel ("Vergrößerung der körperoberfläche") m.e. nix taugt.
Hessoschwabe hat geschrieben:Das einzig sinnvolle Kriterium, im Geiste des Spiels, ist die Absicht […]
Ergo sollte alles außer der Absicht gestrichen werden
fkAS hat geschrieben:In den Regeln steht nix anderes als Absicht. Da muss man nix streichen. Es gibt Interpretationshilfen für die Schiris. Finde ich prinzipiell ok, um zu homogeneren Entscheidungen zu kommen. Leider helfen die grade überhaupt nicht, weil einige Schiris die Interpretationshilfen kopflos interpretieren und dann zu schrägen Entscheidungen kommen wie bei Weiser oder Weigel...
So isses.
Nächste Saison wird’s richtig blöd, denn für nächste Saison soll die Regel umgeschrieben werden, und dieses Zeug mit “Vergrößerung der Körperfläche kommt mit rein. Mehr hier:
viewtopic.php?p=257020#p257020Aber für die nächsten drei Spiele gilt die Regel, wie sie ist:
Handling the ball involves a deliberate act of a player making contact with the ball with the hand or arm.Das ist die Regel. Simpel und schön. Es steht noch ein bisschen mehr drin, dazu gleich. Handspiel ist, wenn man den Ball absichtlich mit der Hand oder dem Arm berührt, seit 117 Jahren unverändert.
Die Verwirrung stammt daher:
The following must be considered:
- the movement of the hand towards the ball (not the ball towards the hand)
- the distance between the opponent and the ball (unexpected ball)
- the position of the hand does not necessarily mean that there is an offence
Jetzt gut aufpassen:
must be considered heißt, dass die Schiris bei ihrer Entscheidung auf diese Dinge achten sollen – es heißt
nicht, dass “Hand zum Ball” auf jeden Fall immer Hand ist. Das sind Interpretationshilfen, die im Laufe der Jahre – und zuletzt sehr extrem – immer weiter aufgefächert wurden, aber von Körperfläche etc. steht da (noch) nix drin.
Im Laufe der 117 Jahre ist das Spiel schneller und zynischer geworden – es gibt schon Entwicklungen, denen man Rechnung tragen muss. Ich sehe aber nicht, dass die Handspielregel neu geschrieben werden muss – ich sehe nur viele schlechte und falsche Entscheidungen.
Gibts des hat geschrieben:"Absicht" hatten wir doch schon mal. Das kann man doch von aussen gar nicht einschätzen. Das weiss nur der Spieler selbst, und MANCHMAL sieht man's auch. Oder glaubts zu sehen.
Obacht: das ist Fußball, nicht Matlock. Obwohl es ein schönes Parallelbeispiel aus der Rechtsprechung gibt, komme ich gleich drauf. Grundsätzlich: wenn es wie Absicht aussieht, isses Absicht. Wie beim Heimwerken: if it looks straight, it
is straight. Ich hatte irgendwann mal den Begriff Vorsatz angeführt und gesagt, dass Absicht nicht Vorsatz ist – aber Tiffi mochte das nicht, der sagte das stimmt so nicht ganz. Aber es ist klar, oder: wenn ich Hand spiele, muss man mir nicht nachweisen, dass ich das im Bus auf der Fahrt zum Stadion heimtückisch geplant hatte – oder im Moment der Ballabgabe. Um diese Art von Absicht geht’s nicht.
Die Art von Absicht, um die es geht, kann man sehen. Nicht vergessen: es gibt ja jedes Wochenende jede Menge korrekte Entscheidungen, über die man nicht die ganze Woche streitet, und die sind auch nicht alle glasklar im Sinne von Schuld und Sühne.
Jetzt zum Porno: im Fall
Jacobellis v. Ohio ging es 1964 darum, ob der Film
Les Amants von Louis Malle obszön sei oder nicht. Einer der Richter am Supreme Court fasste es so zusammen:
“I shall not today attempt further to define the kinds of material I understand to be embraced within that shorthand description; and perhaps I could never succeed in intelligibly doing so. But I know it when I see it, and the motion picture involved in this case is not that.”Es gibt lauter dicke Gesetzbücher und jede Menge Anwälte, weil unser Zusammenleben schnell kompliziert werden kann. Wollte man Regeln dafür verfassen, welcher Film ein Porno ist und welcher nicht, dann säße man ewig dran – aber wenn du einen Film guckst, dann kannst sehen, ob das ein Porno ist. Ja? Also es gibt die simple Regel, dass alles außer Hardcore-Pornos von der Redefreiheit geschützt ist, und im Einzelfall kann ich diese Regel, obwohl sie so simpel und kurz ist und nicht lauter Spezialfälle abdeckt, auch gut anwenden.
Und Fußball ist Chaos, mit lauter komplizierten Szenen, die man jeweils für sich allein betrachten muss: schwierig, aber wenn ich ein Handspiel sehe, dann sehe ich, ob’s Absicht ist oder nicht.
Es gibt Grauzonen, und die Sache mit der fußballuntypischen Bewegung, um die Köperfläche zu vergrößern, ist gar nicht mal so doof – aber als Hilfsmittel. Im Zweifel pfeift man kein Handspiel, und da liegt natürlich ein kleiner Hase im Pfeffer, zugegeben: die modernen Fußballer sind mitunter sehr clever. Aber gut, dann soll der Schiri bei solchen Pappenheimern eben auch mal Hand pfeifen – aber die Regel muss man dafür immer noch nicht umschreiben.
Ich wollt’s mir noch mal von der Seele schreiben, bevor nächste Saison die Regel kaputtgemacht wird.
Zurück zu Matthes:
exmatthes hat geschrieben:wie schon gewitzelt worden ist: demnächst wird das Training darauf ausgerichtet sein, irgendwie den arm eines Gegenspielers anzuschießen.
die Absicht sollt's (m.e.) sein, die zählt!
weil meine güte?: wer voll in Action ist, der hat nunmal nicht ständig die arme angelegt, geht doch gar nicht.
und nur wenn wirklich klasklar eine Absicht uu erkennen ist, sollt's elfer geben.
im zweifel eher nicht.
"einfach" weil pro spiel bekanntlich wenig tore fallen, ein elfer ergo (mit)spielentscheidend ist bzw. wäre. wenn sowas über Sieger und verlierer entscheidet, sollt's wenigstens eindeutig und über die gröbsten zweifel erhaben sein.
Volle Zustimmung. Und es wurde nicht nur darüber gewitzelt, dass die Spieler das Anschießen trainieren werden.