1168 Beiträge

Gibts des
Benutzeravatar
Halbdaggl
Eine der scharfsinnigsten Stimmen im politischen Diskurs ist verstummt. Ich habe sie - eigentlich bis zuletzt - als zukünftige Bundespräsidentin gesehen. Schade, dass es nie dazu gekommen ist und stattdessen solche Leute wie Wullf (usw) ran durften.

R.I.P. ANTJE VOLLMER
"Die Menschen glauben, was sie gern für die Wahrheit halten möchten."
Francis Bacon

Gibts des
Benutzeravatar
Halbdaggl
Danke Manne Mild fürs Einstellen. Ich weiß, dass Aleka damit die Tomaten (also die aus Greecle, nicht die Treulosen von hier :) ) einwiggeln wollte. Aber du hast den Artikel gerettet.

Dass ich von Frau Vollmer unheimlich viel halte, habere ich ja schon geschrieben. Ich möchte sie dadurch würdigen, dass ich mich etwas eingehender mit dem Text befasse. Ob ihr das gefallen hätte? Immerhin juckt es mich bisweilen auch wider den Widerhaken zu löcken - mit meinen im Vergleich eher bescheidenen Bordmitteln auch noch... Denn
Gibt’s etwa
Widersprüchlichkeiten in dem erstmal plausibel aufgebauten Gedankenkonstrukt?

Es ist üblich geworden, zu Beginn jeder Erwähnung der ungeheuren Tragödie um den Ukraine-Krieg wie eine Schwurformel von der „Zeitenwende“, vom völkerrechtswidrigen brutalen Angriffskrieg Putins bei feststehender Alleinschuld der russischen Seite zu reden und demütig zu bekennen, wie sehr man sich geirrt habe im Vertrauen auf eine Phase der Entspannung und der Versöhnung mit Russland nach der großen Wende 1989/90.
Diese Schwurformel wird wie ein Ritual eingefordert, wie ein Kotau, um überhaupt weiter mitreden zu dürfen. Die Feststellung ist ja auch nicht falsch, sie verdeckt aber häufig genau die zentralen Fragen, die es eigentlich zu klären gäbe.


Erstaunlich, dass die bis zuletzt bekennende Pazifistin zentralere Fragestellungen als völkerrechtswidrige Kriegshandlungen ausmacht. Ob Petra Kelly und General a.D. Bastian ihr da beigepflichtet hätten. Ich weiß es nicht. Die drei können das jetzt auf ihrer Wolke ausdiskutieren. Jedenfalls ein beachtliches Abstraktionsvermögen, das es anzuerkennen gilt.

Für die Deutung historischer Ereignisse ist es immer entscheidend, mit welchen Aspekten man beginnt, eine Geschichte zu erzählen.


Das stimmt. Und es impliziert, dass es unterschiedliche Deutungen geben kann, ja, MUSS... Es sei denn, mensch schwingt sich selbst zum Ober-Checker/in auf, die allein die wirkliche Wahrheit kennt. Letztlich relativiert sie dadurch alle Narrative, wie heute so gerne genannt wird - und eben auch das eigene :idea:

Ich widerspreche der heute üblichen These, 1989 habe es eine etablierte europäische Friedensordnung gegeben, die dann Schritt um Schritt einseitig von Seiten Russlands unter dem Diktat des KGB-Agenten Putin zerstört worden sei, bis es schließlich zum Ausbruch des Ukrainekrieges kam.
Das ist nicht richtig. Richtig ist: 1989 ist eine Ordnung zerbrochen, die man korrekter als „Pax atomica“ bezeichnet hat, ohne dass eine neue Friedensordnung an ihre Stelle trat. Diese zu schaffen, wäre die Aufgabe der Stunde gewesen. Aber die visionäre Phantasie Europas und des Westens in der Wendezeit reichte nicht aus, um sich das haltbare Konzept einer stabilen europäischen Friedensordnung auszudenken, das allen Ländern der ehemaligen Sowjetunion einen Platz verlässlicher Sicherheit und Zukunftshoffnungen anzubieten vermocht hätte.


Ich teile die Einschätzung, dass eine Friedensordnung in dem dargestellten Sinn etabliert gewesen ist. So etwas „etabliert“ sich mensch nicht so leicht. In meiner Erinnerung als mächtig interessierter Zeitzeuge war es so, dass das zuvor allseits propagierte „Gleichgewicht des Schreckens“ (pax atomica lese ich hier zum ersten Mal) auf den beiden Säulen NATO und Warschauer Pakt beruhte, die sich in meiner Vorstellung gegeneinander lehnten. Dieses Gleichgewicht war bisweilen instabil aber es hat „gehalten“. Als dann eine Säule einfach weggenommen wurde, waren die anderen so besoffen vor Begeisterung, dass sie die Notwendigkeit einer Begegnung mit den Ex-WP-Staaten gar nicht erkannten. Ich bezweifle, dass auf Regierungsebenen ernsthafte Visionen überhaupt politisch GEWÜNSCHT waren, die über stumpfe Sieger/Besiegten- Denke hinausging. Das gilt vor allem, aber nicht nur für den Anschluss der vormaligen SBZ (vulgär: DDR) an Tschland...
...allen Ländern der ehemaligen Sowjetunion einen Platz verlässlicher Sicherheit und Zukunftshoffnungen anzubieten...
stand imho nie zur Debatte, außer vielleicht in Vollmer‘schen und ähnlich feingeistigen Zirkeln. Schreibt sie selber im nächsten Absatz:

...wurde der umfassende wirtschaftliche und politisch Zusammenbruch der Sowjetunion 1989 einseitig als triumphaler Sieg des Westens im Systemkonflikt zwischen Ost und West interpretiert, der damit endgültig die historische Niederlage des Ostens besiegelte. Dieser Hang, sich zum Sieger zu erklären, ist eine alte westliche Hybris und seit jeher Grund für viele Demütigungen, die das ungleiche Verhältnis zum Osten prägen. Die Unfähigkeit, nach so umfassenden Umbrüchen andere gleichberechtigte Lösungen zu suchen, hat in dieser fatalen Überheblichkeit ihre Hauptursache.


(to be continued)
"Die Menschen glauben, was sie gern für die Wahrheit halten möchten."
Francis Bacon

Gibts des
Benutzeravatar
Halbdaggl
... wurde so das ungeheure und einzigartige Verdienst der sowjetischen Führung unter Michail Gorbatschow mit einer verblüffenden Ignoranz als gerngesehenes Geschenk der Geschichte eingeordnet: Die große Vorleistung des Gewaltverzichts in der Reaktion auf das Freiheitsbestreben der Völker des Ostblocks galt als nahezu selbstverständlich.
Das aber war es gerade nicht. Bis heute ist erstaunlich, ja unfassbar, wie wenig Gewicht dem beigemessen wurde, dass die Auflösung eines sowjetischen Weltimperiums nahezu gewaltfrei vonstatten ging. Die naive Beschreibung dieses einmaligen Vorgangs lautete dann etwa so: Wie ein Kartenhaus, hochverdient und unvermeidlich, sei da ein ganzes System in sich zusammengesackt.
Dass gerade diese Gewaltfreiheit das größte Wunder in einer Reihe wundersamer Ereignisse war, wurde kein eigenes Thema. Sie wurde vielmehr als Schwäche gedeutet. Es gibt aber kaum Vorbilder in der Geschichte für einen solchen Vorgang.

...und hier zeigt sich m.E. Das ganze Dilemma der Friedensbewegung: es gibt keine Vorbilder für „Frieden schaffen ohne Waffen“ - nach wie vor, denn (s.o.) es hat sich nicht bewährt gewaltfrei in Vorleistung zu treten (q.e.d.).

Ihre Würdigung Gorbatschows und ihr Unverständnis an der diesbezüglich kompletten Ignoranz der maßgeblichen Stellen teile ich voll und ganz. Aber das:
...schwer verständlich, warum es nicht zumindest eine Demonstration der Dankbarkeit bei den eigentlichen Profiteuren dieses Gewaltverzichtes, bei den Bewegungen der friedlichen Bürgerproteste gegeben hat.

steht ja wohl in krassem Widerspruch mit dem einen Satz später folgenden
Und tatsächlich ist ein Teil der heutigen Zurückhaltung im Osten Deutschlands gegenüber der einseitigen Anprangerung Russlands wohl dieser anhaltenden Dankbarkeit zuzuschreiben.

:?:
Es folgt die Anrechnung mit einigen ehemaligen Mitstreiter/innen (die auch nicht zu meinen Sympathieträgern gehören), aber das:
Fatal allerdings ist, dass dieser Teil der Bürgerrechtler heute zu den eifrigsten Kronzeugen eines billigen antirussischen Ressentiments zählt. Dies knüpft dabei bruchlos an jene Ideologie des Kalten Krieges an, die vom berechtigten Antistalinismus über den verständlichen Antikommunismus bis hin zur irrationalen Slawenphobie viele Varianten von westlichen Feindbildern bis heute prägt.

ist für mich in allen Teilen nicht nachvollziehbar. Weder die „Kronzeugen“-Unterstellung, noch die postulierte Bruchlosigkeit zum Kalten Krieg.

Die „wichtigsten Fragen“ werden von ihr m.E. zu recht und auch korrekt gestellt, nur:
Diese Fragen werden
eben nicht erst
in aller Deutlichkeit wachgerufen am Beispiel der Ukraine und ihres Abwehrkampfes gegen die russische Aggression.

sondern stehen gem. vorangegangenem Vortrag seit spätestens 1989 (ihrer Ansicht nach gar als staatstragende Visionen, die eben nur nicht zu Ende gedacht oder gebracht worden sind) auf der Agenda.Und da hätte ich mir dann schon auch die eine oder andere Antwort der Scharfdenkerin gewünscht, oder wenigstens einen Hinweis, wo vielleicht Andeutungen davon zu finden sein können... Aber: wer fragt, der führt - alte Rhetorikschule, perfekt aufs geschriebene Wort übertragen. :roll:
Statt dessen folgt aber eine Verunglimpfung des Opfers (geschickt ohne Erwähnung des Täters, damit ihr nicht ein Opfer-Täter-Tausch unterstellt werden kann), um alsdann den Finger in die chauvinistische Nationalismus-Wunde zu stecken. Schon möglich, dass hier ein Hauptgrund für die Verhinderung einer Europäischen Nation liegt. Wobei sie von „europäischer Identität“ schreibt, was freilich weniger großmächtig klingt, aber auch nichts anderes meinen kann. Macht ja auch nichts, nur dass das mit den später beschworenen Zielen der „Urgrünen“ (meine Wortschöpfung 8) ) - wir erinnern uns: „Europa der Regionen“ natürlich nichts zu tun hat.
Ansonsten sind die geschichtlichen Betrachtungen seit dem 30jährigen Krieg von mir nicht zu beanstanden. Aber, dass die Nachfolger dessen, der „wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen“ gesagt hat, in diesem Punkt ganz sicher noch päpstlicher als Schmdtschnauze gewesen sind, dürfte keinem Zweifel unterliegen. So dass sich deren „Visionen“ (so Vollmers Wortwahl) eben auf den „gemeinsamen Markt“ beschränkten. Ihre wohlmeinende Entschuldigung
Aber es gab keinen Plan, kein Konzept, die Vision war einfach zu undeutlich.

führt meiner Ansicht nach ins Lehre, denn die Unschärfe war gewollt, ganz im Sinne der damaligen Siegestrunkenheit, die Vollmer ja auch analysiert hat, und der Überlegenheit, des verbliebenen Systems: der Markt wird’s schon richten. Hat er dann ja auch :|

Ihr Jugoslawien-Schlenker verkennt, dass es ungeachtet dessen Loslösung vom WP ein völlig totalitäres Staatsgebilde unter einer diktatorischen Herrschaft eines starken Mannes, Tito, handelte. Schon Ende der 1970er Jahre war einer mir bekannten kroatischen Mitschülerin meiner damaligen Flamme klar, dass mit dem Hinscheiden des „Führers“ alles auseinander streben werde, was nur streben kann. Wie also hätte eine „Öffnung nach Europa und zur EU“ aussehen sollen? Einen may-be-a-bastard-but-our-bastard installieren, der den Deckel weiterhin auf den Dampfkochtopf presst? Wie würde sich das mit den o.g. Fragen zu den (dann nicht näher genannten) Werten wohl vertragen? Zu Gunsten Vollmers unterstelle ich: gar nicht :!: so what :?:

(to be continued)
"Die Menschen glauben, was sie gern für die Wahrheit halten möchten."
Francis Bacon

Gibts des
Benutzeravatar
Halbdaggl
Ungefähr im Jahre 2008 begann Putin, dem Status quo zu misstrauen und seinen Machtbereich gegen den Westen auszurichten. Deutschland begann, sich als europäischer Riegenführer im neuen Konzept der Nato zu definieren. Im Rahmen der Reaktionen auf den Ukrainekrieg rückte es endgültig ins Zentrum der antirussischen Gegenstrategien. Das begrüßenswerte, aber medial vielgescholtene Zögern des Kanzlers Olaf Scholz war zu wenig von einer haltbaren politischen Alternative unterfüttert und geriet so ins Rutschen.


Volle Zustimmung (vor allem zum letzten Satz) , aber wie so manchmal ist nicht (nur) interessant, was geschrieben wurde, sondern auch das, was nicht: nämlich Gründe für das beginnende Misstrauen des bis dahin vom zukünftigen Gazprom-Gerd als lupenreinem Demokraten deklarierten Ex-KGB-Bosses.
Und auch seine nicht 2008, sondern jetzt offenbarten Phantasien, die UdSSR das Zarenreich wiederherzustellen, bleiben bei den - ansonsten doch so geschichtsträchtigen - Betrachtungen völlig außen vor. Ebenso eine „Würdigung“ seines Einmarsches 2014 in die Ostukraine/Krim und die Reaktionen hierauf: Zögern, von keiner haltbaren politischen Alternative unterfüttert - und was hat’s gebracht?

Wirtschaftlich und politisch zahlen wir dafür einen hohen Preis. Der deutsche Wirtschaftsminister bemüht sich, die alten Abhängigkeiten von Russland und China durch neue Abhängigkeiten zu Staaten zu ersetzen, die keineswegs als Musterdemokratien durchgehen können. Die Außenministerin ist die schrillste Trompete der neuen antagonistischen Nato-Strategie.


Kann es sein, dass Vollmer die beiden Spitzen-Grünen nicht so sehr in ihr Herz geschlossen hatte? Wo bleibt hier ihre sonst oft messerscharfe Analyse? Welche Argumentationslinie ist den von schlichterer Gedankenfüjrung angekränkelt? Wäre die Weiterfinanzierung Putins Krieg eine tragfähigere Lösung? Oder was sonst schwebte ihr vor? Schade, dass sie nicht mehr gefragt werden kann.

Meine Hoffnung besteht darin, dass sich aus all dem eine neue Blockfreienbewegung ergeben wird, die nach der Zeit der vielen Völkerrechtsbrüche wieder am alleinigen Recht der UNO arbeiten wird, dem Frieden und dem Überleben des ganzen Planeten zu dienen.


Wow, China, Pakistan, korrupte Staatsführungen in Afrika und Südamerika als neue Blockfreie und Hoffnungsträger auszumachen. Ehrlich gesagt ist es mir beim ersten Lesen gar nicht aufgefallen, aber DAS ist schon mutig. „Man muss mutig sein und trotzdem gescheit!“ (Sten Nadolny - Entdeckung der Langsamkeit).
Und auf ihre rhetorischen Fragen
Wie konnten wir nur annehmen, dass das große China und die Hochkulturen Asiens die Zeit der willkürlichen Freihandels- und Opiumkriege je vergessen würden? Wie sollte der leidgeprüfte afrikanische Kontinent die zwölf Millionen Sklaven und die Ausbeutung all seiner Bodenschätze je verzeihen? Warum sollten die alten Kulturen Lateinamerikas den spanischen und portugiesische Konquistadoren ihre Willkürherrschaft vergeben? Warum sollten die indigenen Völker weltweit das Unrecht illegaler Siedlungen und Landraubs einfach beiseiteschieben in ihrem historischen Gedächtnis?

auf die ich zunächst selber näher eingehen wollte, gibt sie weiter unten selber - wenn auch wohl ungewollt die Antworten:
Ich erinnere mich an meine großen Vorbilder: Die härtesten Bewährungsproben hatten die großen Repräsentanten gewaltfreier Strategien immer in den eigenen Reihen zu bestehen. Gandhi hat mit zwei Hungerstreiks versucht, den Rückfall der Hindus und Moslems in die nationalen Chauvinismen zu stoppen, Nelson Mandela hatte äußerste Mühe, die Gewaltbereitschaft seiner jungen Mitstreiter zu brechen, Martin Luther King musste sich von den Black Panthers als zahnloser Onkel Tom verhöhnen lassen.

Umso mehr haben ihre wirklich weisen letzten Worte Gültigkeit:
Wer die Welt wirklich retten will, diesen kostbaren einzigartigen wunderbaren Planenten, der muss den Hass und den Krieg gründlich verlernen.

Es bleibt nur die Hoffnung darauf.
"Die Menschen glauben, was sie gern für die Wahrheit halten möchten."
Francis Bacon

Auswurf
Benutzeravatar
Grasdaggl
ich find fast alles schwachsinn, was SIE schreibt.
Also müsste ich jeden satz zerpflücken, da ich nicht in der lage bin auf den punkt zu bringen,
welche krasse fehleinschätzung zentral ist, in ihrer betrachtung.
Sie biegt sich alles zurecht um recht zu behalten.
Vielleicht hat SIE die welt/geschichte so erlebt - ich nicht

Alles strotzt vor verallgemeinerungen, fehleinschätzungen und verklärungen.
Aber wer hat ihrer meinung nach den größten durchblick?


SIE
das ist doch keine Musik

Auswurf
Benutzeravatar
Grasdaggl
Wer die Welt wirklich retten will, diesen kostbaren einzigartigen wunderbaren Planenten, der muss den Hass und den Krieg gründlich verlernen.

Solche worte kommen in jedem kontext anders rüber
Erich Mielke hat geschrieben: Ich liebe, ich liebe doch alle, alle Menschen


in diesem sinne - gebt auf, ihr abtrünnigen republiken
und lasst euch in liebe vom sytem putin umarmen


fucking vergiftet schöne worte kann ich auch
das ist doch keine Musik



rasenheizung
Benutzeravatar
Schoofseggl
Unter Westfalen hat geschrieben:Interessante Begegnung mit Putin:

https://internationalepolitik.de/de/wie ... ten-lernte


Scheint Eindruck gemacht zu haben - aus Wikipedia:

Mitte Februar 2017 stellte er in Moskau sein Buch Wswod. Ofizery i opoltschenzy russkoi literatury (Взвод. Офицеры и ополченцы русской литературы / Zug. Offiziere und Opoltschenije der russischen Literatur; frz. unter dem Titel Officiers et poètes russes) vor. Es soll von Literaten handeln, die auch mit der Waffe umgingen – von Derschawin und Dawydow bis zu Tschaadajew und Puschkin. Gleich danach zog der Autor an die Frontlinie bei Donezk, um gegen das „Ukrainische Regime“ zu kämpfen, wie er offen erklärte.[6] Daraufhin kündigte ihm sein deutscher Verlag den Vertrag.[7]

Prilepin hat sich für die Propaganda anerboten[8] und bezeichnet sich selber offen als Imperialisten.[9] Im März 2018 erschien er auf dem Pariser Salon des livres und stritt dort aus dem Publikum heraus mit Ukrainern, im Oktober des gleichen Jahres trat er auch auf der Frankfurter Buchmesse auf.

Am 28. Februar 2022 setzte die Europäische Union ihn im Zusammenhang mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine 2022 auf eine Sanktionsliste.[10] Nach Mitteilung russischer Medien nahm Prilepin seit November 2022 aktiv am Krieg gegen die Ukraine teil. In einer Umfrage des russischen Meinungsforschungsinstituts WZIOM zum „Schriftsteller des Jahres 2022“ erhielt er den höchsten Stimmenanteil.[11]


https://de.wikipedia.org/wiki/Sachar_Prilepin

Gibts des
Benutzeravatar
Halbdaggl
Es sind mehrere Leute "umgedreht" und vom Paulus zum Saulus geworden.
Marsha Borsanowa beschreibt das in einem ihrer zahlreichen Aufklärungsvideos über das russische Staatsfernsehen, das ich gerade nicht finde. Dann seht euch jalt das an:

"Die Menschen glauben, was sie gern für die Wahrheit halten möchten."
Francis Bacon

Goofy
Benutzeravatar
Grasdaggl
https://www.stern.de/politik/ausland/de ... e=standard

Degradiert und zwangsversetzt – ukrainischer Kommandeur verriet die wahren Verluste seiner Einheit

Die tatsächlichen Kriegsverluste der Ukraine sind das bestgehütete Geheimnis des Landes. In einem Interview mit der "Washington Post" hielt sich ein Frontkommandeur nicht zurück. Er sprach über die schrecklichen Verluste seiner Einheit. Dem Oberkommando in Kiew hat das nicht gefallen.
Bekannt ist der Kommandeur unter dem Callsign "Krupol". Sein Bataillon, das zur 46. Luftsturmbrigade gehört, verteidigte Bachmut und wurde dabei praktisch aufgerieben. Zu Beginn des Krieges bestand sein Bataillon aus 500 Mann, sie alle wurden inzwischen verletzt oder getötet, erzählte Krupol der "Washington Post". Er sei der letzte Profi in seiner Einheit. Das Bataillon sei immer wieder aufgefüllt worden, doch die neu eingezogenen Soldaten seien schlecht ausgebildet. Krupol beklagte, dass man ihm Männer schicke, die weder ein Gewehr abfeuern noch eine Handgranate werfen könnten.

"Das Wertvollste im Krieg ist Kampferfahrung", so Krupol. "Ein Soldat, der sechs Monate Kampf überlebt hat, und ein Soldat, der von einem Schießstand kommt, sind zwei verschiedene Soldaten. Es ist Himmel und Erde." "Und es gibt nur wenige Soldaten mit Kampferfahrung. Leider sind sie alle schon tot oder verwundet."

Nicht auf die Kämpfe vorbereitet
"Ich bekomme 100 neue Soldaten", sagte er dem Blatt. "Sie geben mir keine Zeit, sie vorzubereiten. Sie sagen: 'Nehme sie mit in die Schlacht.'" Auf die Kämpfe seien die Rekruten nicht vorbereitet: "Sie lassen einfach alles fallen und rennen weg. Das war's. Verstehen Sie, warum? Ein Soldat schießt nicht. Ich frage ihn, warum, und er sagt: 'Ich habe Angst vor dem Geräusch des Schusses.' Und aus irgendeinem Grund hat er noch nie eine Granate geworfen. ... Wir brauchen Nato-Ausbilder in allen unseren Ausbildungszentren, und unsere Ausbilder müssen in die Schützengräben geschickt werden. Denn sie haben bei ihrer Aufgabe versagt."


Das sind Erzählungen, wie man sie bislang nur von der Seite der russischen Invasoren kennt. Neben den Ausbildungsdefiziten herrscht Munitionsmangel an der Front. Selbst Gewehrmunition und Mörsergranaten würden fehlen. "Wir stehen an der Frontlinie. Sie kommen auf uns zu, und wir haben nichts, womit wir schießen können."

Krupol wollte die Armeeführung mit seinen offenen Worten wachrütteln. Stattdessen wurde er sofort degradiert. Inzwischen soll er das Militär verlassen haben.

Ein Sprecher des ukrainischen Militärs sagte, er habe "falsche Informationen verbreitet". "Die Verluste, die in der von ihm befehligten Einheit bekannt gegeben wurden, sind deutlich übertrieben."

Beide Seiten übertreiben die Verluste des Gegners und spielen die eigenen herunter. Für Kiew ist diese Version entscheidend. Das kleinere Land kann den Abnutzungskrieg gegen Russland nur durchhalten, wenn die Russen ungleich höhere Verluste erleiden als die Ukrainer.

Quelle: Washington Post


Goofy
Benutzeravatar
Grasdaggl
Perlen der Kreml-Propaganda: Putin in Mariupol – was ein Heldenauftritt werden sollte, endet in peinlicher Scharade

[...]

Ein Traktor, eine rote Ampel und sogar echte Einwohner – für einen glorreichen Auftritt Wladimir Putins in Mariupol hat die Propaganda-Maschine des Kremls viel gewagt. Genützt hat es allerdings wenig.

[...]

Während der Kreml-Chef sich die Lobeshymnen der instruierten Bewunderer anhörte, rief eine Frauenstimme laut über den Hof: "Das stimmt alles nicht! Es ist zum Vorzeigen". (Auf dem Video ist der Ruf bei Sekunde 19 zu hören.)

[...]



Hier das Video, mit Sekunde 19 ;)





Unter Westfalen
Benutzeravatar
Grasdaggl
Gibts des hat geschrieben:Es sind mehrere Leute "umgedreht" und vom Paulus zum Saulus geworden.
Marsha Borsanowa beschreibt das in einem ihrer zahlreichen Aufklärungsvideos über das russische Staatsfernsehen, das ich gerade nicht finde. Dann seht euch jalt das an:



Die "Sauluse" und "Pauluse" haben wir ja nach dem Krieg zu Hunderttausenden gehabt.

Das war ein besonders schmieriger Typ.
Vor dem Krieg SD-Spitzel und SS-Sturmbannführer.
Nach dem Krieg Chefredakteur von "Christ und Welt".

https://de.wikipedia.org/wiki/Giselher_Wirsing
Für eine freie und selbstbestimmte Ukraine.



Unter Westfalen
Benutzeravatar
Grasdaggl
https://cepa.org/article/behind-the-lin ... frontline/
.....
People in the occupied territories have tried to keep their Ukrainian papers, even after being forced to apply for Russian ones, Sobolevskyi said. Sometimes they simply claim to have lost them when the occupiers demand they hand them over.

Ukrainians living in the occupied territories are hostages faced with an impossible choice. They need to obtain Russian passports if they want to get pensions, social support, or medical treatment for themselves or their families, but the price is enormous.

Once they have Russian papers they are subject to mobilization into Moscow’s army, and risk being forced to fight — and die — for their oppressors.
Für eine freie und selbstbestimmte Ukraine.

AxelKruse_FG
Granadaseggl
Unter Westfalen hat geschrieben:Die "Sauluse" und "Pauluse" haben wir ja nach dem Krieg zu Hunderttausenden gehabt.

Das war ein besonders schmieriger Typ.
Vor dem Krieg SD-Spitzel und SS-Sturmbannführer.
Nach dem Krieg Chefredakteur von "Christ und Welt".

https://de.wikipedia.org/wiki/Giselher_Wirsing


Da muß man gar nicht so weit in die Vergangenheit blicken. Auch in den vergangenen 12 Monaten hat sich zum Beispiel der Blick auf Putin in weiten Teilen unserer Gesellschaft, selbst in diesem Forum auf bald atemberaubende Weise gewandelt. Selbst dem Bundespräser scheint ein Licht aufgegangen zu sein.

Und wenn man auf solche Leute wie den von Dir angeführten Journalisten blickt: Ich halte es für eine eminent wichtige Entscheidung der Regierung Adenauer, diesen Leuten die Gelegenheit gegeben zu haben, sich zu wandeln und sich in die neue, die demokratische Ordnung einzufügen. Nur damit wurde die Voraussetzung für eine weitgehende Akzeptanz der neuen Ordnung geschaffen, man hatte die vorherige Demokratie ohne Demokraten noch persönlich in Erinnerung. Man stelle sich vor. diese "Hunderttausenden", m.M.n. eher Millionen an Mitläufern u.s.w. wären vor der Tür stehen geblieben. Wir wären heute gewiß nicht da, wo wir sind.

Nur haben das die 68-er damals nicht kapiert, manche, bis hin zu ihren Epigonen bis heute nicht. Aber auch von denen haben viele eine harte Lektion gelernt. Man muß den Leuten zugestehen, ihre Haltung zu ändern.

Auswurf
Benutzeravatar
Grasdaggl
es macht aber einen großen unterschied ob man ne "chance zur wandlung" gibt,
oder ob die selben leute wieder in machtpositionen waren, in denen sie teils auch wieder den opfern von früher gegenüberstanden.
Die kultur des totschweigens, des sich nicht auseinandersetzens
lähmte viele entwicklungen und richtet(e) sehr viel schaden an in so ziemlich jedem erdenklichen bereich.
das ist doch keine Musik

AxelKruse_FG
Granadaseggl
Ich dachte mir schon, daß eine Replik in dieser Art kommt. Das Problem war aber damals und ist es bis heute, daß man nur die Leute verwenden kann, die da sind. Nach meiner Kenntnis vom Stand der Wissenschaft und Forschung gab es nach dem Frankreichfeldzug 1940 Zustimmungsraten zu Hitler von ca. 80%. Daß daraus paar Jahre später nicht 90% Widerstandskämpfer wurden, liegt auf der Hand. Und so wie man nachträglich geäußerte Haltungen als unehrlich bewerten kann, so muß man das noch mehr mit zeitgenössichen tun, da die Konsequenzen bei nicht "adäquater" Haltung in Diktaturen andere sind als in einer Demokratrie. In welchen Dilemmata sich die Leute in solchen Zwangssystemen befinden, zeigt sich ja z.B. in dem Beitrag oberhalb meinem vorherigen.


AxelKruse_FG
Granadaseggl
Ja, auch das war so, aber such is life und die Leute sind nun mal, wie sie sind. Stalin hat alle seine Offiziere, 50.000 an der Zahl erschießen lassen. Danach konnte er beruhigt schlafen gehen, weil er wußte, daß es keinen mehr gab, der noch unter dem Zaren gedient hatte und womöglich vorrevolutionäres, monarchistisches Gedankengut hätte pflegen können. Hitler ist übrigens auf denselben Gedanken gekommen, aber da war es schon zu spät (für ihn).

Deine Einwände sind natürlich berechtigt, ich spreche mich lediglich dagegen aus, alle über einen Kamm zu scheren und lediglich anhand solcher herausgepickter Zitate wie in diesem wikipedia-Artikel sofort den Stab zu brechen und den Stempel herauszuholen. Alle Erfahrung sagt, daß das Leben wesentlich komplexer ist, als daß es in Zeitungsartikelform ausreichend umfassend beschrieben werden kann.

Auswurf
Benutzeravatar
Grasdaggl
Ein russisches Journalistenteam, das anonym bleiben muss, reiste zwischen Februar 2022 und Februar 2023 dreimal in eine Kleinstadt im Ural, um dort mit Russen zu reden, die weit entfernt von der Hauptstadt leben. Sie wollte wissen, was sie von der Politik des Kreml halten.


das ist doch keine Musik