lester hat geschrieben:Bestimmte Theorien gehen davon aus, dass der Mensch damals eben nicht den ganzen Tag hinter dem Mammut hinterher laufen sonst kein Happen Pappen sondern nur so ca 3 Stunden am Tag arbeiten musste (also 15 die Woche) und damit einen autarken Lebensstil erreichen konnte
- Mit der Sesshaft-Werdung, kommt der Besitz auf. Vorher war Besitz kaum ein Thema, weil man nur wenig mit sich rumschleppen konnte.
- Es entstehen Hierarchien, man muss plötzlich sein Land verteidigen, wo man eben noch einfach weiter ziehen konnte. Es entstehen Krieger und Kriegerkasten, der Geschlechterdimorphismus zwischen Mann und Frau vergrößert sich. Herrscher treten auf und beginnen zunehmend blutigere Territorialkonflikte.
- Es entsteht das Patriarchat, weil "Besitzer" nicht wollen, dass Land, Hab und Gut an Kinder weitergegeben werden, die nicht von ihnen sind. Das führt bis zur völligen Entrechtung der Frau, die auf die Stufe einer "Sache" gestellt wurden und von ihrem Ehemann sogar getötet werden konnten, ohne dass dies als Mord gewertet wurde.
- Die Kindersterblichkeit schnellt in die Höhe und gleichzeitig sinkt die Lebenserwartung rapide. Die zuckerhaltige neue Nahrung und massive Probleme bei der Zahnhygiene führen zu tödlichen Infektionen im Mund-Rachenraum.
- Die Abhängigkeit vom Wetter führt zu massiven Hungersnöten. 50% der Kinder sterben vor erreichen des 7. Lebensjahres. Von schriflichen Überlieferungen aus späterer Zeit wissen wir, das manche Kulturen den Kindern gar keine Namen mehr gaben, bevor sie nicht mindestens 3 Jahre alt waren.
- Durch Tierhaltung und enges Zusammenleben mit Tieren verbreiten sich plötzlich tödliche Seuchen.
- Der Umgang mit Kindern wird desaströs, sie werden gezüchtigt, vergewaltigt und zu Arbeitsklaven degradiert.
Und übergreifend: Die Beziehungen der Menschen untereinander bis hinein in die Familien werden durch die Sesshaftwerdung mehrere Tausend Jahre lang immer weiter
pervertiert. Es ist keine Übertreibung zu sagen, das aus einer humanitären Perspektive der Übergang zu Ackerbau und Viehzucht die größte Katastrophe der Menschheitsgeschichte war.
Mein Punkt ist nicht "früher war alles besser", sondern: nach der neolithischen Wende wurde es zum ersten mal so richtig katastrophal. Vieles von dem unter was wir heute leiden, nahm in dieser Entwicklung seinen Anfang. Und das ist jetzt keine "steile These", sondern das ist zigtausendfacher Gegenstand der Diskussion seit man 1968 erstmals auf einer Tagung ("
man the Hunter") darüber sprach.
@Lissy
Hast Du dann (mit feministischer Perspektive) auch "Die Wahrheit über Eva" gelesen? Falls nein, mach das ruhig mal, auch wenn dann wahrscheinlich ein paar Tränchen fließen werden.