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schwaebi
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Halbdaggl
Tja. (Fast) wie jedes Jahr. Man steht da mit Schulterzucken und fragt: "Abdulrazak Gurnah - Wer's'n des?"

Wenn schon Buchmesse wäre, würde an einem der kleinen Stände der unabhängigen Verlage hektisch mit dem Lager telefoniert "schnell die verstaubte Palette mit den Büchern aus den 90er Jahren vorholen" und der Sekt aufgemacht.

Weiß nicht ob Ihr dazu eine Meinung habt, und sicher ist der Autor aller Ehren wert, aber mir persönlich wäre es dann doch lieber, es wäre jemand Bekanntes, meinetwegen auch Kontroverses, damit Literatur eben nicht im intellektuellen Kämmerlein vor sich hinstaubt, sondern laut, bunt, streitend und polarisierend sein kann.

Goofy
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Grasdaggl
schwaebi hat geschrieben:laut, bunt, streitend und polarisierend


Literaturnobelpreis für Julian Reichelt?







Spoiler
Kein Scheiss. Hat als Kriegsreporter tatsächlich ein Buch geschrieben. Interessant, was google noch für Kaufempfehlungen ausspuckt, wenn man nach Julian Reichelt Buch sucht. Aber das soll hier nicht das Thema sein.

schwaebi
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Halbdaggl
Ken Jepsen..

Naja, ich dachte eigentlich eher so an Maya Angelou oder Haruki Murakami oder Amoz Oz oder Arundhati Roy oder Nikos Kazantzakis oder Isabell Allende oderoderoder...

Leute, von denen man schon mal gehört hat oder evtl. schon mal was gelesen hat. Über die man disktutieren kann - wie damals z.B. Peter Handtke.

Jetzt ist es so, dass spätestens am Montag schon keiner mehr weiß, wie der Typ hieß. Traurig...

Tamasi
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Grasdaggl
Hm, schwierig. Zum einen gibt es da sicher die Eitelkeiten der Jury-Cracks, die naaatüüürlich zeigen wollen, wie klug und belesen sie sind. Ein populärer Autor wie zum Beispiel Murakami, der einige Jahre lang als Gewinner erwartet worden war, hat da keine Chance.

Andererseits kann ich den Ansatz, etwas Unpopuläres auszuzeichnen, durchaus verstehen. Bei Murakami oder anderen bekannten Autoren würde man nämlich auch nicht groß diskutieren. "Haja, verdient" und weiter geht's. Sicher könnte man so ein paar mehr Leute zum Lesen kriegen, die zwar gern lesen, aber just den Gewinner noch nicht vor sich hatten. Darüber hinaus war's das dann.

Dann ist es schon schöner, wenn das Scheinwerferlicht auch mal kurz auf unbekannte Werke fällt. Blöd halt, wenn der Autor schon so ein Außenseiter ist, dass seine letzte deutsche Übersetzung vor 15 Jahren veröffentlicht wurde. Und wenn es in D so ist, wird es auch in vielen anderen Ländern - weltweit gesehen - ähnlich sein. Dann ist die Auszeichnung schön für den Literaten - aber den Lesern - und dem Lesen an sich! - bringt's nix. Darüber hinaus war's das dann. Gleiches Ergebnis.

Ein Mittelweg wäre schön. Spontan fällt mir Jhumpa Lahiri ("Das Tiefland") ein. Das ist sicher eine Autorin von hoher Qualität, sie schreibt über etwas Neues und sie hat das nachgewiesene internationale Verkaufs- und Leserpotential ohne wohl jemals aufs "Murakami-Level" zu kommen. Jedenfalls keine solch Nischenautorin mit der Hoch-Zeit im letzten Jahrhundert. Keine Ahnung, woher ich seinerzeit den Tipp für das Buch hatte. Vielleicht von hier?


de mappes
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Spamferkel
schwaebi hat geschrieben:Ken Jepsen..

Naja, ich dachte eigentlich eher so an Maya Angelou oder Haruki Murakami oder Amoz Oz oder Arundhati Roy oder Nikos Kazantzakis oder Isabell Allende oderoderoder...

Leute, von denen man schon mal gehört hat oder evtl. schon mal was gelesen hat. Über die man disktutieren kann - wie damals z.B. Peter Handtke.

Jetzt ist es so, dass spätestens am Montag schon keiner mehr weiß, wie der Typ hieß. Traurig...


:nod: :nod: ganz deiner Meinung
Don't criticize what you can't understand

Frank N Furter
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Himbeertoni
schwaebi hat geschrieben:Weiß nicht ob Ihr dazu eine Meinung habt, und sicher ist der Autor aller Ehren wert, aber mir persönlich wäre es dann doch lieber, es wäre jemand Bekanntes, meinetwegen auch Kontroverses, damit Literatur eben nicht im intellektuellen Kämmerlein vor sich hinstaubt, sondern laut, bunt, streitend und polarisierend sein kann.


Du wirst es nicht so gemeint haben, aber es liest sich wie eine Forderung nach weiterem Mainstream.

Aber Mainstream haben wir doch schon ohne Ende? Mainstream bedeutet, den Massengeschmack zu treffen (eine Kunst für sich!) und sich damit den wirtschaftlich lukrativen Massenmarkt zu öffnen.

Wer heute jedoch noch etwas schaffen will, was außergewöhnlich ist, nicht den typischen Rezeptionsgewohnheiten entspricht, der muss das notgedrungen als Hobby betreiben oder wirklich eine ganz kleine Nische finden und sehr sparsam leben.

Ich finde es gut, dass das Komitee, die sieht, die im Dunkeln stehen. Weil die, die im Lichte stehen, sieht man ohnehin.
https://bit.ly/2x1Kpuf

schwaebi
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Halbdaggl
@tamasi
Ich sag nicht, dass es nicht schwierig ist... Aber wenn selbst "Experten" erst mal überlegen müssen, dann ist die Frage ob jemand der vetretenen Sache tatsächlich weiter geholfen hat :?

@Frank
Nee, wenn ich mehr Mainstream wollte, hätte ich Cecilia Ahern oder Fitzek oder Tess Geritsen oder Jodi Picoult geschrieben.

Es gibt eine Stufe über Mainstream, die aber trotzdem Erfolg hat. Rafik Schami ist mir z. B. noch eingefallen. Oder auch Chimamanda Ngozi Adichie. Die auch "aktueller" sind.

Aber ja, wahrscheinlich hat Tamasi recht. Die Experten vom Komitee brauchen natürlich auch ihre Daseinsberechtigung. Nächstes Mal ist es dann wer aus Tasmanien :roll:

schwaebi
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Halbdaggl
Der Nobelpreis für Literatur ist einer der fünf von Alfred Nobel gestifteten Preise, die „denen zugeteilt werden, die […] der Menschheit den größten Nutzen geleistet haben“.[1] [...]

Nach Nobels Testament, das den Statuten der Nobel-Stiftung zugrunde liegt, soll mit dem Preis für Literatur ausgezeichnet werden, wer „das Vorzüglichste in idealistischer Richtung geschaffen hat“.
.

P.S.: Teil 2 haben sie sicherlich getroffen, bei Teil 1 bin ich halt nicht so ganz sicher...

Frank N Furter
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Himbeertoni
schwaebi hat geschrieben:@Frank
Nee, wenn ich mehr Mainstream wollte, hätte ich Cecilia Ahern oder Fitzek oder Tess Geritsen oder Jodi Picoult geschrieben.

Es gibt eine Stufe über Mainstream, die aber trotzdem Erfolg hat. Rafik Schami ist mir z. B. noch eingefallen. Oder auch Chimamanda Ngozi Adichie. Die auch "aktueller" sind.

Kenne ich leider alle nicht, schwaebi. :oops:
Genauso wenig, wie eben Abdulrazak Gurnah.
Ich befürchte, man wird nicht darum herumkommen, mal eines seiner Werke zu lesen, wenn man wirklich beurteilen will ob er:
"das Vorzüglichste in idealistischer Richtung geschaffen hat“


Im Grunde muss man sich aber nur eine Liste derjenigen Autoren anschauen, welche tatsächlich in ihrer Zeit zu denjenigen gehörten, die das Vorzüglichste in idealistischer Richtung geschaffen haben; besser gesagt, diejenigen, über die die heutige Literaturwissenschaften solches behauptet und deren Werke sie lehren; welche aber nicht den Nobelpreis für Literatur erhalten haben. Das ist dann nämlich so ziemlich das who-is-who der modernen Literatur. Die meisten dieser gepriesenen Meisterwerke gelten als "ungelesene Klassiker".
https://bit.ly/2x1Kpuf

schwaebi
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Halbdaggl
@Haber - ich hab noch nichts von ihm gelesen :mrgreen:

@Frank
Die sind alle hin und wieder in den Bestseller-Listen. Kann man kennen, muss man aber auch nicht.

Ich schließe aus den Zitaten: Man suche sich ein Thema bissi ab vom Mainstream und schreibe exzessiv darüber. Dann wird man noch an einer halbwegs prominenten Uni Literaturprof und bäm! Literaturnobelpreis :banane:

Ach übrigens: Welcher Politiker wurde mal mit ebendiesem beehrt? Und nein, Herr Habeck war es (noch?!) nicht. :arr:

Frank N Furter
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Himbeertoni
schwaebi hat geschrieben:Ach übrigens: Welcher Politiker wurde mal mit ebendiesem beehrt? Und nein, Herr Habeck war es (noch?!) nicht. :arr:


Ich hatte mal einen Kollegen, der wurde wirklich nie müde bei jedweder Gelegenheit auf den großen Briten zu verweisen.... :D
Es gibt übrigens ein Bild von ihm, da sieht er mit frappierender Ähnlichkeit aus wie der Zwillingsbruder von Orson Welles.

schwaebi hat geschrieben:Ich schließe aus den Zitaten: Man suche sich ein Thema bissi ab vom Mainstream und schreibe exzessiv darüber. Dann wird man noch an einer halbwegs prominenten Uni Literaturprof und bäm! Literaturnobelpreis


Ein Autor der heute wirklich etwas auf sich hält, will doch alles, aber bitteschön keinen Literaturnobelpreis, der ihn lediglich dem Verdacht aussetzt, ein zufällig ausgewählter Quotenerfüller zu sein.

Der Preis ist aus meiner Sicht tot. Besser gesagt, aus rein literarischer Sicht tot. Wirtschaftlich betrachtet und für die Verlage, ist das natürlich immer noch gewissermaßen einmal im Jahr ein Kick.
https://bit.ly/2x1Kpuf


schwaebi
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Halbdaggl
Frank N Furter hat geschrieben:
schwaebi hat geschrieben:Ach übrigens: Welcher Politiker wurde mal mit ebendiesem beehrt? Und nein, Herr Habeck war es (noch?!) nicht. :arr:


Ich hatte mal einen Kollegen, der wurde wirklich nie müde bei jedweder Gelegenheit auf den großen Briten zu verweisen.... :D
Es gibt übrigens ein Bild von ihm, da sieht er mit frappierender Ähnlichkeit aus wie der Zwillingsbruder von Orson Welles.

schwaebi hat geschrieben:Ich schließe aus den Zitaten: Man suche sich ein Thema bissi ab vom Mainstream und schreibe exzessiv darüber. Dann wird man noch an einer halbwegs prominenten Uni Literaturprof und bäm! Literaturnobelpreis


Ein Autor der heute wirklich etwas auf sich hält, will doch alles, aber bitteschön keinen Literaturnobelpreis, der ihn lediglich dem Verdacht aussetzt, ein zufällig ausgewählter Quotenerfüller zu sein.

Der Preis ist aus meiner Sicht tot. Besser gesagt, aus rein literarischer Sicht tot. Wirtschaftlich betrachtet und für die Verlage, ist das natürlich immer noch gewissermaßen einmal im Jahr ein Kick.


Ich glaube, viele Autoren verdienen ihr Leben lang nicht so viel Kohle mit ihren Büchern. Daher - wie du sagst - wirtschaftlich betrachtet...

Als alte Marketingmieze finde ich natürlich auch die vertane Chance schade, wieder mehr Leute für Bücher zu interessieren.

Frank N Furter
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Himbeertoni
schwaebi hat geschrieben:
Als alte Marketingmieze finde ich natürlich auch die vertane Chance schade, wieder mehr Leute für Bücher zu interessieren.


Ich hatte zuletzt gelesen, dass es beim Absatz gar nicht so schlecht aussieht für den Buchhandel? Es würden halt immer weniger Leute Bücher auch tatsächlich lesen?

Dass sich das Leseverhalten ganz grundsätzlich geändert hat, kann man ja überall beobachten.
https://bit.ly/2x1Kpuf




schwaebi
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Halbdaggl
Jetzedle 8)

Du hast ganz recht, mittlerweile muss man tatsächlich alle Medien "bespielen".

Allerdings ist heute die erste Frage: wird es überhaupt ein Buch? Oder erstmal ein Podcast? Oder ein Blog?
(und bei "Fachbüchern": Karteikarten, mp3-Datei, Software-Programm, Webseite usw und so fort).

Werbung: Auch da kommt es auf die Zielgruppe an. Du kannst noch so schön bloggen - wenn Du ein Sudoku-Heft für 80jährige (okay, übertrieben, aber zur Verdeutlichung) hast, bringt das nix. Da musst Du dann in die Apotheken-Umschau. Oder ins Goldene Blatt - mit einer guten alten Rezension.

Ein großes Problem ist mittlerweile die Buchhandlungen dazu zu kriegen, eine neues Buch überhaupt ins Sortiment zu nehmen. Alle haben Probleme mit zu hohen Kosten und setzen auf "Schnelldreher", d.h. lieber den 20. Harry Potter als ein neues, innovatives Werk.

Meine Marketing-Hitliste:

1. Amazon (mir blutet das Herz, ist aber trotzdem so. Ist mittlerweile DAS Nachschlagewerk, wenn irgendeine Form von Literatur gesucht wird) - und da möglichst gute Bewertungen. Kann man übrigens kaufen. Die Bewertungen.

2. Klar, jeglicher Social Media-Quatsch. Wie gesagt, je nach Zielgruppe. Wenn es um das Buch nette Geschichtchen gibt, ist youtube natürlich klasse. Tiktok für die Jugend, Insta für die ältern. Und facebook.

3. Rezensionen, überall. Ob auf Blogs, in Zeitungen, Zeitschriften.

4. Events: klar. Und daraus kann man wieder youtube... oder über Plattformen per Online-Streaming gegen einen geringen Betrag wieder bisschen Kohle ranschaffen.

5. Literaturnobelpreis: braucht kein Mensch :mrgreen:

Tamasi
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Grasdaggl
Haber hat geschrieben:Schwäbi, kennst du den Peter Kurzeck? Absoluter Geheimtipp bidde ned weitersagen, total gut. Genial. Ganz eigener Ton. Unbedingt lesen oder hören. Kurzeck gibt's des auch auf youtube.


Bin baff.

Der vorige Sommer und der Sommer davor.

https://www.schoeffling.de/buecher/pete ... mmer-davor

:prost:

Peter Kurzeck, großartig!!!! Danke für die Erinnerung!!

Ich habe ja in Marburg studiert und ein paar Jahre nebenbei in Frankfurt gearbeitet. Da bin ich drauf gestoßen, "Keiner stirbt" hat mich beseelt. (Drunter mach ich's grad nicht. :D )

Die Monsterreihenbände habe ich teils zu Hause, aber noch keinen einzigen gelesen. Das wird wohl aufs nächste Leben verschoben, weil zu viel Text vs. zu viel Alltag. Aber immerhin hatte ich einen Band mal einem Freund geschenkt - und der hat dann tatsächlich alle gelesen! Leider ist Kurzeck ja viel zu früh gestorben; viel zu früh, weil das Werk nicht vollendet ist.

Soweit ich weiß, haben Fans das letzte Manuskript abgetippt und so konnte es doch noch veröffentlicht werden. Aber es hätte halt weitergehen sollen. Ich will doch Lesestoff in meinem nächsten Leben.

Und die Lesungen / selbst gesprochenen Hörbücher sollen wirklich toll sein. Aber ich lese lieber, Hörbücher sind nicht so meins, da schweife ich immer ab.


schwaebi
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Halbdaggl
Bücher entschleunigen (mich) generell. Wenn ich bloß 3,5 min. Zeit habe, guck ich ins Handy. :oops:

Hingegen Buch aufschlagen beamt mich sofort weg - egal ob in der S-Bahn oder daheim. Am besten geht es natürlich mit einem Schoglädle und einem Getränk. Wellness pur 8)