Hier mal eine handwerklich-journalistische Analyse zu Hershs "
Nordstream"-Text. Da werden sehr notwendige Fragen zur Glaubwürdigkeit des Geschriebenen gestellt:
Btw: Hat jemand hier aus dem Forum den Hersh-Text gelesen? Der alte Zampano hatte sogar Zeit und Hirnschmalz übrig, so etwas hier mit unterzubringen:
"Norway was one of the original signatories of the NATO Treaty in 1949, in the early days of the Cold War. Today, the supreme commander of NATO is Jens Stoltenberg, a committed anti-communist, who served as Norway’s prime minister for eight years before moving to his high NATO post, with American backing, in 2014. He was a hardliner on all things Putin and Russia who had cooperated with the American intelligence community since the Vietnam War. He has been trusted completely since. “He is the glove that fits the American hand,” the source said."That´s really funny. Ich stelle mir gerade vor, wie der 14jährige Jens Stoltenberg
"had cooperated with the American intelligence community." Je nun, früh übt sich, was ein NATO-Generalsekretär werden möchte.
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Und hier ein Text, der vor 18 Jahren im New York Magazin erschienen ist und die Arbeitsweise und das Verständnis illustriert, das Sy Hersh von seinem "
Journalismus" und vom Umgang mit der Wahrheit hat. Der leichteren Goutierbarkeit wegen hier meinerseits schon einmal übersetzt eingestellt. Wegen "Niedrigschwelligkeit" und so. Gern geschehen:
"Und dann ist da noch Sy. Er ist der öffentliche Redner, der Pandit. Auf dem Podium ist Sy bereit, eine Geschichte zu erzählen, die nicht ganz richtig ist, um eine größere Wahrheit zu vermitteln. "Manchmal ändere ich Ereignisse, Daten und Orte auf eine bestimmte Art und Weise, um Menschen zu schützen", sagte mir Hersh. "Ich kann nicht fälschen, was ich schreibe. Aber ich kann sicherlich fälschen, was ich sage."Der letzte Satz ist übrigens im Zusammenhang mit Hershs aktuellen Text über Nordstream durchaus interessant wenn man gleichzeitig nicht aus den Augen lässt, wo er seine Geschichte veröffentlicht hat (auf Substack; nicht bei einer Zeitung, einem Magazin oder einem TV-Sender. Ist das nicht komisch? Wer von denen würde sich nicht um einen solchen Scoop reißen?). "Im richtigen Medium platziert ist Schreiben wie Sagen" will ich das mal paraphrasieren.
"Wer versteht, versteht" ergänzt der Großphilosoph Pablo Maffeo.
Weiter im Text:
"Und wenn er die Wahrheit verbiegt, ist Hersh paradoxerweise bemerkenswert offen. Wenn er unbestätigte Berichte über militärische Übergriffe auf irakische Zivilisten liefert oder bestimmte wichtige Details aus einer Episode in Abu Ghraib verändert (und damit die Geschichte unüberprüfbar macht), argumentiert Hersh, dass er die Identität von Quellen schützt, die ernsthafte Konsequenzen für ihre Aussagen befürchten müssen. "Ich verteidige das voll und ganz", sagt Hersh über die Faktenverfälschungen, die er in Reden und Vorträgen auftischt. "Ich finde, das steht überhaupt nicht im Widerspruch zu dem, was ich beruflich mache. Ich vermittle nur eine andere Realität, die ich kenne und über die ich aus vielen Gründen, die im Grunde mit dem Arsch eines anderen zu tun haben, nicht schreibe."
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Aber spricht er darüber? Sicher. Hat dieses Ereignis stattgefunden? Wer weiß das schon? Hersh unterzieht diese Art von Geschichten nie einer öffentlichen Wahrheitsprüfung, aber er streut sie in seinen Vorträgen als Teil der ständigen Bemühungen, seinen Zuhörern diese andere Realität des Irakkriegs näher zu bringen. Er tut dies sogar so häufig, dass es schwer zu akzeptieren ist, dass er Informationen nur um ihrer selbst willen verbreitet. Teilweise, so spürt man, sind Hershs Auftritte auf dem Podium mit der Art von Angeberei vergleichbar, die viele Gespräche von Journalisten mit ihren Kollegen ausmachen - nur hier in der Öffentlichkeit und gegen Bezahlung. Auch hier ist Hersh erfrischend offen, was den Showman-Aspekt seiner Anekdoten angeht: "Ich werde dafür bezahlt, Reden zu halten... . Und ich bin nicht da, um aufrecht zu sein. Ich bin da, um zu erzählen, Sie wissen schon, jemandem etwas zu geben, mich mit Leuten auszutauschen."Hier eine Passage die vielleicht ganz gut belegt, dass ein jetzt 85jähriger Journalist vielleicht nicht mehr ganz so gut in der Lage ist zu verstehen, dass Öffentlichkeit und Journalismus und die Wirkprinzipien, die ihnen arbeiten nicht mehr dieselben sind, mit denen er vor 50 Jahren mal Erfolg hatte:
"Was auch immer Hershs Beweggründe dafür sind, dass er so locker in der Öffentlichkeit spricht, keine der Sicherheitsvorkehrungen, die diese Geschichten aus dem New Yorker heraushalten, verhindert, dass sich die verblüffendsten von Hershs Enthüllungen in der Bloggerwelt verbreiten. Indem er davon ausgeht, dass diese Geschichten auf der Ebene des informellen Gesprächs gehalten werden können, übersieht Hersh die Art und Weise, wie sich die Medienwelt, in der er arbeitet, völlig verändert hat. Alle möglichen Leute lernen auf die harte Tour, dass informelle öffentliche Äußerungen nicht die zweideutigen Übungen in Cocktailparty-Spekulationen sind, die sie in der Welt vor der Verkabelung waren. Stattdessen sind spontane Äußerungen, die auf dem einen oder anderen öffentlichen Forum gemacht werden, zum Lebenselixier von Bloggern, Online-Gruppen und Diskussionsforen geworden - und ihr missionarischer Eifer kann nun die Agenda der Mainstream-Berichterstattung bestimmen."Und wohin führt diese dümmliche unbelegte Schwatzhaftigkeit von Hersh?:
"Eason Jordan trat am 11. Februar von seinem Posten als CNN-Nachrichtenchef zurück, nachdem seine inoffiziellen Überlegungen zu der Frage, ob die amerikanischen Streitkräfte Journalisten auf dem irakischen Kriegsschauplatz ins Visier genommen haben, zu einem Blogger-Cause-Célèbre wurden. Der Präsident von Harvard, Larry Summers, wurde bisher von seiner Entlassung verschont, aber er hat eine weltweite Kontroverse ausgelöst - und alle möglichen Interessengruppen, die sich für seine Entlassung einsetzen -, weil er darüber spekuliert hat, ob Frauen eine geringere angeborene Begabung in Mathematik und Wissenschaft haben. Judith Miller von der New York Times wurde unter anderem vom Times-Redakteur Daniel Okrent kritisiert, weil sie in der Sendung Hardball andeutete, dass Ahmad Chalabi nach den Wahlen einen Job in der irakischen Regierung erhalten würde - eine Meldung, die ihr eigener Arbeitgeber noch nicht zu drucken bereit war."Oder es führt eben dahin, wo die weltweite Öffentlichkeit im Falle Nordstream jetzt gerade steht. Wobei für diesen Fall vielleicht nicht nur "dümmliche Schwatzhaftigkeit" ein Auslöser sein könnte. Russlands propagandistische Assets im westlichen Ausland sind ja Legende. Zum Abschluss noch das hier:
"Seymour Hersh hatte schon immer ein eher lockeres Verhältnis zur wörtlichen Wahrheit. Er scheint mit vielen der Menschen, über die er schreibt, die Überzeugung zu teilen, dass unter bestimmten Umständen der Zweck die Mittel heiligt."Hintenraus folgen dann noch einige sehr aufschlussreiche Passagen darüber, wie Hersh in den letzten Jahren die Öffentlichkeit manipuliert hat.
Quelle:
https://nymag.com/nymetro/news/people/features/11719/Ich sag mal:
Wenn die Putin/Russenbubble von Tucker Carlson über Wagenknecht bis Todenhöfer und die AfDer-Menschen jetzt so genüsslich wie falsch auf Hershs Pamphlet verweist, dann passt das schon semiotisch schon irgendwie zueinander.
"Ein Wort, Herr! Sag mir nur ein einziges Wort in diesem Elend!" - "Ich sage dir sogar zwei: Guten Appetit!"
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"Es gibt keine Lösung. Weil es kein Problem gibt."
