- Mustermann
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- Granadaseggl
Auswurf hat geschrieben:https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/junge-maenner-studie-100.html
umfrage unter jungen Fickern
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Da ging's um die Akzeptanz von Gewalt gegen Frauen mit einem
vermeintlich erschütternden Ergebnis - ich war ob der genannten Zahlen doch gelinde gesagt etwas verwundert ...
Ich zitiere hier mal die NZZ
https://www.nzz.ch/panorama/gewalt-gege ... -6-12&ga=1in Auszügen (ein Fullquote ist wohl nicht erlaubt - Zugriff wahrscheinlich nur mit Account):
"Jeder dritte junge Mann in Deutschland akzeptiert Gewalt gegen Frauen», berichten am Sonntag die deutschen Medien – doch an der Aussage sind Zweifel angebracht
Eine Befragung der NGO Plan International wird zum Topthema in Deutschland. Der Fall zeugt vom unkritischen Umgang mit vermeintlich repräsentativen Umfragen.
Rewert Hoffer, Berlin 12.06.2023, 14.01 Uhr
... Die Zahlen waren zu spektakulär, als dass sie hätten ignoriert werden können. Hinterfragt wurden sie allerdings auch nicht.
Der Vorgang zeigt, wie problematisch der Umgang vieler Medien und der Politik mit sogenannten repräsentativen Studien aus einem nichtwissenschaftlichen Kontext ist. Denn: Bis zum Sonntagmittag war die Studie noch nicht auf der Website von Plan veröffentlicht, trotzdem hatten Nachrichtenagenturen und Zeitungen darüber berichtet. Im Indikativ. Nun, nach der Veröffentlichung der gesamten Umfrage, bleibt zweifelhaft, wie «repräsentativ» die Ergebnisse sind.
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In einer Fussnote der Plan-Befragung über die Methodik ist zu lesen, dass tausend Männer und Frauen aus einem sogenannten Online-Access-Panel befragt worden seien. Bereits hier sind Zweifel angebracht, wie Ulrich Kohler, Professor für empirische Sozialforschung an der Universität Potsdam, im Gespräch mit der NZZ sagt.
Marktforschungsunternehmen stellen diese Panels meist aus Personen zusammen, die sich freiwillig online dazu bereit erklären, an vielen Umfragen des Instituts teilzunehmen. «Das Hauptproblem ist dieser erste Schritt», sagt Kohler. Denn Teilnehmer von Online-Access-Panels seien Menschen, die zunächst Medien läsen, in denen Umfrageaufrufe publiziert würden. Danach entschieden sie sich dazu, an der Umfrage teilzunehmen, und sie seien letztlich dazu bereit, sich für weitere Umfragen zu registrieren. «Auf jeder dieser Stufen werden die Menschen, die teilnehmen, spezieller und unterscheiden sich in bestimmten Merkmalen von der deutschen Durchschnittsbevölkerung.»
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Kohler kritisiert auch die Verwendung des Attributs «repräsentativ» im Zusammenhang mit der Befragung. Im Forschungskontext würde es nur noch selten verwendet werden, da die Bedeutung längst verwässert sei. «Das Problem ist, dass die Leser bei ‹repräsentativ› eigentlich etwas im Kopf haben, was aber diese Umfrage sicherlich nicht einhält.» Tatsächlich sei das Risiko einer maximalen Verzerrung bei Umfragen mit einer solchen Selektion «sehr, sehr erheblich».
Für Kohler sind die Ergebnisse solcher Befragungen daher eine «Fata Morgana», da zwar Zahlen herauskämen, aber nicht seriös feststellbar sei, ob die Werte denjenigen Zahlen entsprächen, die man habe ermitteln wollen.
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Auch der Alkoholkonsum ist unter den von Plan befragten jungen Männern sehr viel höher als in anderen Studien. 42 Prozent geben an, manchmal so viel Alkohol zu trinken, dass sie nicht mehr wüssten, was sie angestellt hätten. Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ist der Alkoholkonsum unter den 18- bis 25-Jährigen allerdings seit den 1970er Jahren rückläufig. Nur 32 Prozent aus dieser Altersgruppe gaben im vergangenen Jahr an, regelmässig Alkohol zu trinken.
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Die Episode vom Sonntag zeigt, wie wichtig ein kritischer Umgang mit Daten ist – insbesondere von Medien. Die Ergebnisse der Befragung sind erschütternd, doch es gibt Hinweise darauf, dass die befragte Stichprobe nicht repräsentativ für Männer zwischen 18 und 35 Jahren in Deutschland ist. Werden die Ergebnisse unkritisch von den Medien weiterverbreitet, springt die Politik schnell auf, um ihrerseits aktiv zu wirken.
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Der Sozialforscher Ulrich Kohler kritisiert den Umgang der Medien mit solchen Umfragedaten: «Ich bin der Ansicht, dass für Umfrageergebnisse im Mittelpunkt der Öffentlichkeit die höchsten Massstäbe gelten sollten. Das ist hier sicher nicht der Fall gewesen.»"
„I guess that concludes negotiations.“