...sie mögen schelten oder preisen" (Frank'n'Furter Geheimrat Goethe)
Hello Nice,
könntest Du die Parteiendiskussion aus dem Politik Deutschland... hierher? Das wäre sehr nice...
Ich finde das einen eigenen Thread wert und würde mit einer umgeschriebenen Kishon-Geschichte einleiten. Ähnlichkeiten mit ähnlich Ähnelden wären ähnlich beabsichtigt:
Hello Nice,
könntest Du die Parteiendiskussion aus dem Politik Deutschland... hierher? Das wäre sehr nice...
Ich finde das einen eigenen Thread wert und würde mit einer umgeschriebenen Kishon-Geschichte einleiten. Ähnlichkeiten mit ähnlich Ähnelden wären ähnlich beabsichtigt:
" Demokratie" bedeutet "Regierung durch das Volk", aber die Wirklichkeit hält sich nicht ganz genau an die Definition. In Deutschland, wie in den meisten parlamentarisch regierten Staaten, wählt das Volk nicht eigentlich seine Regierung, sondern es wählt bestimmte Parteien, deren Vertreter dann den Bundestag bilden, und dieser wählt dann die Regierung. Wobei sich nach dem Gesetz von Angebot und Nachfrage gerichtet wird, was all jenen, die keinen richtigen Beruf erlernt haben, die Möglichkeit eröffnet, sich als Politiker zu betätigen.
So auch Herr Maus-Grau. Als Merkel an die Macht kam galt Maus-Grau als zuverlässiger, ja geradezu unerschütterlicher Parteigänger der Union. Dass seine konservative Haltung der Öffentlichkeit kaum bekannt war, hatte einen einfachen Grund: er selbst war nämlich der Öffentlichkeit kaum bekannt.
Ein einziges Mal hatte er sich im Bundestag zu Wort gemeldet und eine längere Rede gegen die allgemeine Politikverdrossenheit im Land gehalten, aber das war freitags gegen 23.30 Uhr gewesen, und nur wenige der übrig gebliebenen Hinterbänkler wachten davon auf.
Dennoch: als Maus-Grau am folgenden Tag in der CDU Parteizentrale erschien, wurde er erstmals vom neuen Generalsekretär bemerkt.
"Wer ist das?" fragte der seinen Gesprächspartner.
"Einer unserer MdBs", lautete die Antwort. "Sitzt seit sieben Legislaturperioden im Bundestag. Mehr weiss man nicht von ihm."
Maus-Grau, bisher auf Rang 43 der Wahlliste der Union, wurde auf Rang 244 abgeschoben. Das Ende seiner politischen Laufbahn schien nah, aber es schien nur so.
Eines Samstags nämlich, als Maus-Grau mit Parteifreunden im Restaurant tafelte, zeigten sich alle höchst besorgt über das plötzliche Wiedererstarken der SPD. Um das Thema zu wechseln richtete einer aus der Runde an Maus-Grau die Frage, ob er auch ein Bankkonto auf den Komoren unterhalte. Maus-Grau erschrak so heftig, dass ihm eine kleine Portion Hühnersuppe, garniert mit zwei Nudeln, auf die makellose Krawatte spritzte. Bald darauf gab er seine Säuberungsversuche mit der Serviette auf, entledigte sich der Krawatte, steckte sie in die Tasche und öffnete - wenn schon, denn schon - den obersten Knopf seines weissen Hemds. Dann fuhr er fort, seine Suppe zu löffeln und feindselige
Bemerkungen über die demnächst verflossene Linkskoalition zu machen.
Da öffnete sich die Tür und Hagen Lutscher, MdB und Säule der Sozen betrat das Lokal, begleitet von seiner Entourage und einigen Journalisten. Sein Blick fiel auf den offenen Hemdkragen, der zu Maus-Graus weißem Hemd gehörte und aus den bürgerlichen Krawatten ringsum wie ein Leuchtfeuer hervorschien.
Lutscher, Routinier und Ränkeschmied der er war, nahm sofort Witterung auf: vielleicht war dieser Grau-Maus, oder wie er hieß, gar nicht so konservativ wie gedacht... ...und er schritt geradewegs auf Maus-Grau zu, um ihm mit einem leutseligen "Na, wie gehts denn immer, mein lieber Grau-Maus?" die Hand zu schütteln. Die Umsitzenden glotzten, ob der plötzlichen Freundschaftsbekundung, und Maus-Grau, ebenso überrascht, beschränkte sich auf sein eingeübtes undurchsichtiges Lächeln.
Noch am gleichen Abend - die anwesenden Journalisten hatten dafür gesorgt - berichteten mehrere Social-Media-Kanäle von einer beginnenden Annäherung der SPD an einen von Maus-Grau geführten Flügel der Union. Prompt wurde Maus-Grau vom Generalsekretär seiner Partei zu einem Gespräch eingeladen. Was es mit diesen Kontakten nach links auf sich hätte, wollte der Generalsekretär wissen.
"Ich bitte Sie", replizierte Maus-Grau trocken, "welche Kontakte kann jemand mit Listenplatz 244 schon haben?"
"Soll das heissen, dass Sie mit Ihrem Listenplatz nicht einverstanden sind?"
"Jawohl, genau das soll es heissen!" Und dann brach sich alles Bahn, was sich in Maus-Grau über die Jahre angestaut hatte, und er hörte sich referieren über die Unfähigkeit der neuen Parteiführung, die innere Cliquenwirtschaft, das Erstarken undemokratischer Parteien und all die vielen Fehler und Mängel, die es nicht gäbe, wenn Männer wie er die ihnen gebührenden Listenplätze einnehmen würden
Der Generalsekretär wiegte den Kopf und wollte sehen, was sich machen lässt, sagte er.
Als nächstes rief Sozen-Säule Lutscher an und schlug eine "private Zusammenkunft" vor. Sie fand unweit des Willy-Brandt-Hauses unter allen Anzeichen wichtigtuerischer Geheimhaltung und betont formlos statt. Maus-Grau erschien in Leinenhosen und Hawaii-Hemd, was seinen Gegenüber umso herzlicher stimmte.
"Wir haben Ihre Integrität seit jeher bewundert, lieber Grau-Maus ", stellte er einleitend fest. "Und wir respektieren Ihre ideologisch-pragmatischen Einstellungen."
"Ich war immer auch ein sozial denkender Mensch, betonte Maus-Grau، "Fragen Sie unsere Putzfrauen."
Es war, wie man so sagt, ein konstruktives Gespräch.
...
In freundschaftlichem Klima, wie man so sagt.
Der Unions-Generalsekretär bekam Wind von der Sache, berief Maus-Grau zu sich und bot ihm den 150sten Platz auf der Wahlliste an, als Gegenleistung für ein eindeutiges Dementi seiner Annäherung an die Lutscher-SPD.
"Es widerspricht meinem Berufsethos als Volksvertreter, dass ich meine innere Überzeugung um eines persönlichen Vorteils willen aufgeben soll", ließ sich Maus-Grau vernehmen.
"Etwas anderes", und damit verabschiedete ihn der Generalsekretär, "haben wir von einem Mann, der auf unserer Wahlliste den 77. Platz innehat, auch gar nicht erwartet."
Unterdessen überboten sich die Medien mit Schlagzeilen wie: "Wer verlässt noch mit Maus-Grau die Unionsfraktion?", "Spaltet der Exodus des linken Flügels die Union?", "Retten Maus-Graus Leute dem Kanzler die Regentschaft?" oder gleich gar: "ROT-GRÜN-GRAU!!!".
Die Parteiführung sah sich veranlasst, dem Unbotmäßigen ein geharnischtes Ultimatum zu stellen: "Entweder", so hieß es, "brechen Sie Ihre Kontakte zur Linkskoalition unverzüglich ab, oder wir müssen Ihnen Platz 32 auf unserer Wahlliste wieder entziehen."
Da hat sich Maus-Grau auf die "auch meinen Wählern geschuldete" Parteidisziplin besonnen. Was ihn nicht hinderte, weiterhin mit offenem Kragen zu erscheinen und seinen Freund Lutscher herzlich zu begrüssen, wann immer sie sich inner- oder ausserhalb der Parlamentsgebäude begegneten.
Seine politische Zukunft ist gesichert. Im Zweifelsfall erwägt er bereits mit seinen übrigen Hinterbänklern und Lutscher als Zugpferd eine eigene Partei zu gründen:
"Zukunft Maus-Grau (ZMG)"
Erste Gespräche stimmen ihn zuversichtlich.
"Die Menschen glauben, was sie gern für die Wahrheit halten möchten."
Francis Bacon
Francis Bacon
Zu vielen -auch komplexen- Themen
Und im Amt sind solche Expertenregierungen dann auch nur kurz. Was auch nicht verwundern muss: Eine Demokratie ist kein Unternehmen. Auf Minderheitenschutz, Interessensausgleich, Teilhabe, auf den Wert einer solchen Herrschaftsform an sich lässt sich so natürlich viel leichter scheißen.
) muss aber mutig sein ind trotzdem gescheit (Sten Nadolny in "Selim oder die Gabe der Rede"). Im diesem Sinne: wie regelt das System zur Definition neuer Krankheiten und der damit verbundenen Leistungspflicht der Krankenkassen denn dann die Finanzierung dieser recht begrüssenswerten Konsequenz?
) schelten, aber wie soll das gehen? Innerhalb der EU oder raus aus der EU und nur in D oder nur in Teilen davon?
in ganz andern Thematiken), dann also...
, wird dort zu einem Qualitätskriterium für Entscheidungen, wo die pure Akzeptanz durch die Mehrheit zur Umsetzung unabdingbar ist. Ist das zu abstrakt und zu schwer zu verstehen?