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Habe neulich Entweder Broder gesehen, das vor ein paar Jahren in der ARD lief. Extrem sehenswert, egal wie man zu Broder steht. Auf YouTube kann man alle drei Staffeln finden.

Hat mich zu Broders Co-Star Hamed Abdel-Samad geführt: sehr beeindruckender Mann. Kam 1995 von Ägypten nach Augsburg, beschäftigt sich Zeit seines Lebens (und seit langer Zeit auch wissenschaftlich) mit Religion, und wurde vor einigen Jahren von klerikalen Arschgesichtern mit einer Fatwa belegt. Die halbe Stunde, in der er in einer SWR1 Leute-Sendung in freier Rede Fragen beantwortet, ist quasi druckreif – nicht nur als Rhetorik-Lektion. Gute Fragen von Stefan Siller, übrigens.

Was Abdel-Samad sagt, ist als inhaltlicher Standpunkt zur politischen Lage sehr brauchbar. Auch ganz aktuell, vor dem Hintergrund der Flüchtlingsströme, oder nach dem Angriff auf Charlie Hebdo. Ist ein weites Feld – keine Ahnung ob man das im Fußballforum wirklich besprechen kann, ich finde aber dass der Mann mehr Aufmerksamkeit verdient – hier der Wikipedia-Eintrag, und ein aktuelles Interview mit dem Zeitmagazin.



Manolo, warum? Weil er ein Besserwisser ist, weil er manchmal übertreibt, weil er es manchmal mit Details nicht so genau nimmt, oder oder? Ich finde er ist mehr als genießbar, wenn man ihm den Kontext oder die Darreichungsform zugesteht, die er für sich selbst entwickelt hat – also den polemischen Stil und seine Art von Humor.

womirsennischvorne: gucke ich mir an. Folgendes ist auch länger, aber gut verdaulich:


Tamasi
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Grasdaggl
Hab jetzt nur den Wiki-Eintrag gelesen, für alles andere bin ich gerade viel zu müde. Fand die Biografie aber schonmal schwer beeindruckend. Ich kannte den gar nicht, auch diese Deutschlandreise mit Broder war mir völlig entgangen.

Manolo
Grasdaggl
nice:
er ist mir zu polemisch. in vielen dingen hat er sicherlich grundsätzlich recht, aber für meinen geschmack überzieht er zu sehr. macht er natürlich bewusst, aber mich schreckt er damit ab.
Hier könnte ihre Werbung stehen.


Hortensie
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Schoofseggl
RedBlues hat geschrieben:Hab deren Deutschlandreise angeschaut, war sehr interessant, herrlich polemisch und hat immer auch nachgedenklich gestimmt.


:prost:

Hey, den Thread hier entdecke ich jetzt erst....durch die Deutschlandreise aufmerksam geworden, hab ich sein Buch "Der Untergang der islamischen Welt: Eine Prognose" gekauft. Sehr lesenswert!

Kommenden Monat erscheint ein neues Buch von Hamed Abdel-Samad:

http://www.welt.de/politik/ausland/arti ... yrann.html

Am 9. Oktober ist er in der Stadtbibliothek in Stuttgart:

http://www.droemer-knaur.de/autoren/689 ... bdel-samad


Edith sagt: Das Forum braucht 'nen Bücher-Thread!
"Toren bereisen in fremden Ländern die Museen, Weise gehen in die Tavernen."
(Erich Kästner)


Hervorragend – wenn sich so ein nasses T-Shirt im Spiegel mokiert, gibt’s Aufmerksamkeit.

Ich hoffe die Debatte wird endlich in den Mainstream gezerrt, wo sie hingehört. Abdel-Samad ist der richtige Typ dafür – der kann auch mit Applaus von der falschen Seite (rechts) richtig umgehen.

fkAS
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Halbdaggl
In der Zeit gibt's einen Auszug aus dem Buch:
http://www.zeit.de/2015/38/Mohammed

Von dem Abschnitten zu urteilen weniger polemisch als die Spiegelrezension das einstuft.
Edit, nachdem ich die Rezension nochmal gelesen hab: Keine Ahnung, inwieweit Abdel-Samad in der Biographie selektiv vorgeht oder sich am Forschungsstand orientiert. Insofern kann die Kritik daran auch berechtigt sein. In den anderen Passagen ist nicht mehr klar, ob der Rezensent das Buch kritisiert oder die öffentlichen Auftritte des Autors.


Tamasi
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Grasdaggl
Dazu passend, die gestrige 37-Grad-Reportage. Wer einen Kloß in den Hals will, enjoy:

https://www.zdf.de/dokumentation/37-gra ... h-100.html

Ein Freund von mir war mal einen Tag in der Rechtsmedizin der Charité dabei. Fast alles Freitote. Sind schon enorm viele, jetzt aufs Land gerechnet & das Tag für Tag für Tag...

In der 37-Grad-Reportage wird etwas sehr richtiges gesagt: Wenn man diese vielen Toten thematisieren und ins Bewusstsein der Menschen bringen würde, würde wohl das allgemeine Bewusstsein geschärft werden und so mancher Suizid früher erahnt / erkannt / verhindert werden.

Wenngleich ja jeder Mensch auch selbst entscheiden sollte, aber nun gut & à propos:

Eine gestrige Simpsons-Folge - zufällig mal wieder reingeschaut - ging auch ums Thema. Moe als depressiver Selbstmörder. Gute Folge.



Tifferette
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Grasdaggl
Tamasi hat geschrieben:Wenngleich ja jeder Mensch auch selbst entscheiden sollte, aber nun gut & à propos:

Eine gestrige Simpsons-Folge - zufällig mal wieder reingeschaut - ging auch ums Thema. Moe als depressiver Selbstmörder. Gute Folge.


Gerade kommt, dass Anthony Bourdain sich das Leben genommen hat. Das klingt jetzt total platt, aber bei jemandem wie dem hätte ich es in drei kalten Wintern nicht erwartet. Das gibt schon zu denken.
"They may be drinkers, Robin, but they are also human beings."

(Batman)


Monitor
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Granadaseggl
Die Nachricht hat mich auch sehr überrascht.

Seine Bücher (griffbereit) habe ich gerne gelesen und seine kulinarischen Reisereportagen im TV oft verfolgt, manchmal war er ja auch daheim unterwegs.

S. 379

...Ich wünschte, ich würde so hoch in den Wolken schweben, dass ich irgendwie glauben könnte, ich wäre eine Art Standartenträger für Qualität oder ein Ombudsmann oder auch nur jemand, der mit seiner Kritik zum Nachdenken anregen will. Aber so ist es leider nicht.

Ich bin nur ein motziger alter Sack mit einem, wenn man es wohlwollend formulieren möchte, "Anliegen".
Ich bin immer noch wütend.

Aber essen Sie den verdammten Fisch ruhig montags Okay?

Als ich die unsterblichen Worte schrieb, montags keinen Fisch zu essen, eine Aussage, die mich noch verfolgen wird, wenn ich mir längst die Radieschen von unten ansehe, kannte ich nur die Restaurants in New York City. Und auch dort, das muss man fairerweise sagen, haben sich die Zeiten geändert. Gut, ich würde immer noch abraten, an einem Montag das Fischgericht des Tages in irgendeiner Bierkneipe zu bestellen. Frischer Fisch ist dort sicher nicht der Schwerpunkt des kulinarischen Bemühens. Doch bei den Küchenchefs und Köchen hat sich viel getan. Die Chancen stehen mittlerweile gut, dass dem Kerl, der hinten in der Küche den Fisch in die Pfanne wirft, das Kochen tatsächlich etwas bedeutet....

S. 397

Im Grunde ist man fertig - oder auf dem besten Weg dahin. Das Gehirn weiß es. Der Körper weiß es - und sagt es einem jeden Tag. Aber der Stolz hält einen noch aufrecht.

Was mir fehlt, antworte ich, und mir immer fehlen wird, ist der erste Schluck kaltes Bier nach der Arbeit.
Das Gefühl lässt sich durch nichts ersetzen. Nichts kommt dem gleich.
Eine Zufriedenheit, die kein Bestseller bewirken kann, keine Fernsehsendung, keine jubelnde Menge, nichts.
Dieser kurze Moment nach einem langen und geschäftigen Abend....

- und dann der erste Schluck kaltes, richtig kaltes Bier. Das schmeckt nach Sieg. Glückliche Kellner, mit den Taschen voller Trinkgeld stempeln aus, die Köche wirken zufrieden mit sich und den anderen, und man erinnert sich daran, dass kein Gericht zurückgeschickt wurde.

> letzte Seite

"Das haben wir gut gemacht. Wir können zufrieden nach Hause gehen."

Man nickt und lächelt schief. Ein Seufzer. Vielleicht ein Stöhnen der Erleichterung.
Wieder einmal. Haben wir überlebt. Wir haben gute Arbeit geleistet.
Wir sind immer noch da.

I could write several novels about what I do not know.