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muffinho
Auf der Suche nach dem Einbrecher läuft der Hausherr mit Pfeil und Bogen durch das Haus, während etliche B-Schauspieler vor sich hinwursteln... gute Schauspieler sind echt rar in Deutschland.


publicenemy
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Granadaseggl
muffinho hat geschrieben:Auf der Suche nach dem Einbrecher läuft der Hausherr mit Pfeil und Bogen durch das Haus, während etliche B-Schauspieler vor sich hinwursteln... gute Schauspieler sind echt rar in Deutschland.


Und keiner kam mit einem Apfel. Völlig unrealistisch, dieser schweizer Tatort. :mrgreen:

muffinho
Nice Weather hat geschrieben:Kann ich schwer beurteilen. Bin mir aber sicher, dass Schauspieler oft schlecht aussehen, weil man ihnen hundsüble Dialoge ins Drehbuch neigeschrieben hat.


Das ist sicherlich richtig, aber ein guter Schauspieler kann mit einem schlechten Script besser umgehen als ein schlechter, und das ist das Problem. Man sieht halt an Dingen wie gespielten Emotionen, wie gut jemand ist, ob es realistisch wirkt oder gespielt. Ein Grund warum ich Filme stets im Original anschaue, auch wenn ich mich wie bei Shichinin no samurai durch die Untertitel quälen muss, aber viele Synchronsprecherleistungen sind schlimmer als manches Heimspiel von uns.

Tifferette
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Grasdaggl
Und, hat jemand den Freiburger Tatort gesehen? Ich zunächst nicht, aber dann habe ich verschiedene SMS bekommen, ob das eigentlich "mein Burschenschaftshaus" sei. Erstens nein, und zweitens Frage falsch gestellt, aber ich bin bei einer Nachtschicht* in eine Wiederholung reingeraten. Die recht harmlosen Freiburger Verbindungsparties wurden da gut dargestellt. Kinderfasching und Knotentanz. Und alles auf dem Haus der Burschenschaft Frankonia. Die sind im Gegensatz zu vielen anderen Burschenschaften üblicherweise eher langweilig als politisch problematisch.


*Familienrestrukturierung
"They may be drinkers, Robin, but they are also human beings."

(Batman)

Bundes-Jogi
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Hab ihn gesehen. Am Anfang dachte ich, das Ganze sei sinnfrei und konfus, am Schluß war es nur konfus, aber machte halbwegs Sinn.

Und war der Turm im Frankfurt-TATORT da, wo Trumple arbeitet?
„Selbst das wildeste Tier kennt doch des Mitleids Regung“ – „Ich kenne keins und bin deshalb kein Tier“ (Richard III).

Nilkheimer
Halbdaggl
A propos Froanggfoadd: DAS war ja mal nüscht. Denn: Faules Drehbuch. Bisschen rumgeraunt, angedeutet, finstere Mächte, Investoren, Verschwörungen etc., alles schön vage, damit man sich keine Mühe geben muss. Quasi ein Erwin-Tatort, sach ich mal.
Aber das macht doch nichts.



Tamasi
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Grasdaggl
Niedrich Fiepske hat geschrieben:Vielsagend?

"Die Zahl der TV-Morde im deutschen Fernsehen übersteigt die der realen in Deutschland um ein Vielfaches."

https://www.sueddeutsche.de/medien/fern ... -1.4275443

Deutsche TV-Krimis: Playmobil-Pornos für notgeile Impotente


Wunderbar. Sowas hab ich zur Mittagszeit gebraucht. Zitate aus dem Text, schnell mal weggevespert:

Mordermittlungen sind hier nur eine Erzählkonvention, etwa so wie die Existenz böser Feen im Märchen.

Eben. Wie einst im Märchen. Sowas war fanden die Leute halt schon immer spannend.

Kino war das Massenmedium der Weimarer Zeit, mit ähnlich breiter Wirkung wie aktuell das Fernsehen.

Lustig. Der Text kommt ein paar Jahre zu spät. Das Fernsehen ist nicht mehr das Leitmedium der Gesellschaft.

Das Leben einfacher Menschen dagegen wurde stets vom übermächtigen Schicksal gesteuert, am Ende stand tragisches Scheitern.

Das hat Kracauer für die damaligen Filme sicher richtig analysiert. Aber das findet sich eher selten in den Krimis der heutigen Zeit. Also: Klingt gut, macht Stimmung, gehört m.E. aber nicht in den Text.

Was offensichtlich ansteigt, sind die Ängste, Opfer von Verbrechen zu werden, und sie scheinen Grund genug zu sein, entweder die AfD zu wählen oder zumindest Restriktionen gegen Flüchtlinge und Migranten zu verlangen. Woher kommen diese Ängste? Reale Wahrnehmungen kommen als Auslöser eher nicht infrage. Haben die Leute also vielleicht zu viel ferngesehen?

Ich halte dagegen: Haben die Leute also vielleicht zu viel im Internet gesurft?

Worum geht es dem Krimi?(...) Schuld und Sühne (...) das Böse im Menschen (...) verborgene Abgründe (...) düsteres Geheimnis (...) zwielichtige Subjekte (...) Ängste beim Publikum.

Das ist ja grauenhaft! :D Trifft aber nicht immer zu, oft sind die Motive sehr persönlicher Natur. Es soll sogar schon Krimis mit Mördern gegeben haben, die von verletzten Gefühlen oder Verzweiflung getrieben wurden. Die Palette ist also weit größer als es uns der Autor darlegt. Gutes Beispiel, alter Klassiker: "Derrick". Oft ging es um Mörder, deren Motive der Zuschauer nachvollziehen konnte. Man durfte / sollte fast schon sympathisieren (Achtung, Selbstjustiz-Falle!) und wenn es am Ende halt doch die Verhaftung gab, dann tat's Derrick fast selbst schon Leid. Bleiben wir bei Derrick: Wenn es da mal konkret um das Böse im Menschen ging - wie wunderbar beispielhaft in der Folge "Höllensturz" als Duell zwischen Teufel und Gott (Derrick) -, dann hat natürlich das Gute gesiegt und die Welt war am Ende wieder in Ordnung. Kommt auch bei den heutigen Krimis noch vor - dass die Welt am Ende wieder in Ordnung ist.

Doch die Masse deutscher TV-Krimis hat sich längst zu einem schematisch produzierten Mainstream entwickelt.

Den Vorwurf kann man bringen. Aber es ist ein recht einfacher Vorwurf. Oder kritisiert hier jemand Mercedes dafür, dass sie tatsächlich Autos mit vier Rädern herstellen? Gewisse Muster gibt'a halt... Auch wenn das eine Auto besser gelingt als das andere und manches auch recht schrottig ist.

Anstatt von den Schattenseiten des Lebens zu erzählen, ist die vulgäre Tendenz entstanden, überall nur das Verderbte zu entdecken. Die Welt der Tatorte, der Sokos, Polizeirufe, der Teams für Zwei, der Rentnercops und wie sie alle heißen ist ein gewohnheitsgesteuertes Universum herbeifantasierter, böser Machenschaften, voll von Pessimismus und Aggression. Charme, Großzügigkeit und Offenheit, Spaß an der menschlichen Diversität oder sogar Humor haben hier wenig Platz.

Der Autor verallgemeinert. Das mache ich dann auch: Dieser Absatz ist blanker Unsinn. Wann hat der Autor zuletzt mehrere Folgen der genannten Formate gesehen? Und zwar ganz, nicht nur für ein paar Zapp-Minuten, um seine Vorurteile zu bestätigen. Bitte etwas mehr Mühe geben & Aufwand betreiben, bevor man sowas raushaut.

Die Helden, mit denen sich der Zuschauer identifiziert, sind allesamt Vertreter der Staatsgewalt. Normale Menschen begegnen ihnen als Antagonisten, die stets verdächtig erscheinen.

Unsinn. Allein schon "allesamt" und "stets". Siehe oben: Bitte mehr Mühe & Aufwand!

Zeigt sich hier nicht wieder die altbekannte deutsche Sehnsucht nach Unterordnung unter eine Autorität?

Ach, der Autor kommt wirklich viele Jahre zu spät. Diese These ließ sich wunderbar auf Formate wie "Der Kommissar" oder "Derrick" anwenden. Heutzutage? Naja, manchmal. Aber nicht so, dass es für eine These reicht.

Aber es liegt nun mal auf der Hand, dass in einer Atmosphäre, in der alle Welt dunkler Absichten verdächtig ist und Gewalt an der Tagesordnung zu sein scheint, am Ende die Fremden als besondere Bedrohung wahrgenommen werden. Man kennt sie nicht, sie benutzen unverständliche Sprachen, ihre Kultur ist uns nicht vertraut.

Andersrum. Man müsste Fremden positiv wahrnehmen. Denn in den meisten Krimis sind die Täter Verwandte oder Bekannte, die Mordmotive sind persönlich begründet.

Die Fernsehanstalten könnten den Einfluss, den sie auf das Bewusstsein der Menschen haben, für etwas Besseres nutzen. Für mehr Aufklärung, die auf Englisch "enlightenment" heißt.

Mehr Traumschiff? :D Aber keine Sorge, je schlechter es den Menschen geht, umso ablenkend-unterhaltender geht es im TV zu. Auch erwiesen. Insofern ist die hohe Krimi-Anzahl der letzten Jahre eher ein Spiegelbild dafür, dass es den meisten Menschen hierzulande noch relativ gut geht. Anders, als es AfD & Co. uns weis machen wollen.
Zuletzt geändert von Tamasi am 8. Januar 2019 13:10, insgesamt 1-mal geändert.


Niedrich Fiepske
Muggaseggele
Tamasi hat geschrieben:
Mordermittlungen sind hier nur eine Erzählkonvention, etwa so wie die Existenz böser Feen im Märchen.

Eben. Wie einst im Märchen. Sowas war fanden die Leute halt schon immer spannend.


Was der Mensch da von Weimar bis zur AfD abgeleitet haben möchte, halte ich auch, vornehm gesagt, für weitgehend individuell.
Mit dem obigen Zitat meint er aber glaub ich was anderes - jedenfalls habe ich das so interpretiert: Er ist ja nicht gegen die böse Fee (öhm....waren die nicht sowieso vorwiegend gut?), sondern dagegen, dass man statt eine Mordermittlung in all ihren potentiell interessanten Tiefen zu erzählen, diese stattdessen einfach nur als Erzählkonvention nutzt, z.B. um ein höchst langweiliges Beziehungsdrama zwischen den beiden ermittelnden Kommissaren abzuliefern. Morde werden realiter nicht von Zweierteams ermitteln, aber die aktuelle Erzählkonvention basiert mittlerweile fast ausschließlich auf einem Zweierteam: besser gesagt: zwei sehr gut aussehende, Anfang Dreißig Jährige heterosexuelle Single, je ein Männlein und ein Weiblein. So wenig wie es liebe oder böse Feen gibt, so wenig existieren solche Zweierteams und dienen lediglich als Konvention um eine Beziehungsschmonzette zu inszenieren. Die eigentliche Mordermittlung wird parallel zum Kitsch komprimiert. Nachdem ebenso konventionell mehrere wirre Spuren gelegt wurden, die allerdings nie näher ausgeleuchtet werden, gesteht dann der Täter in den letzten zwei Minuten einfach unter Tränen seine Tat, weil das jugendliche Ermittlerpärchen halt ihn so wahnsinnig im Verhör in die Zange genommen hat (meist eine Szene á la: "jetzt gib es schon endlich zu, wir haben nämlich sonst gar nichts in der Hand gegen dich").

Anderster nochmal hier ausgedrückt:

Doch die Masse deutscher TV-Krimis hat sich längst zu einem schematisch produzierten Mainstream entwickelt.


In den USA existieren Formate, wo reale Fälle gezeigt werden, sogar mit den realen Protagonisten. Die müssen da andere Verjährungs- und/oder Datenschutzgesetze haben. Diese Krimis sind alleine schon deshalb weniger schematische Klischees, weil sie eben realistisch sind. 90% der Fälle werden von der Kriminaltechnik oder Forensik geklärt, nicht durch den Esprit jugendlicher Popidole.

Tifferette
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Grasdaggl
Niedrich Fiepske hat geschrieben:"Die Zahl der TV-Morde im deutschen Fernsehen übersteigt die der realen in Deutschland um ein Vielfaches."


Potzblitz. Ich glaube, im TV wird auch mehr gekickt, gekocht und frauengetauscht als im realen Schland.
"They may be drinkers, Robin, but they are also human beings."

(Batman)

Niedrich Fiepske
Muggaseggele
Tifferette hat geschrieben:
Niedrich Fiepske hat geschrieben:"Die Zahl der TV-Morde im deutschen Fernsehen übersteigt die der realen in Deutschland um ein Vielfaches."


Potzblitz. Ich glaube, im TV wird auch mehr gekickt, gekocht und frauengetauscht als im realen Schland.


:?:

Mehr gekickt? Ich glaube es gibt alleine so um die 2000 Kreisligen in Deutschland. Das Gekicke im TV dürfte nicht mal im Promillebereich die Realität widerspiegeln.

Gekocht? Also ernsthaft jetzt? Ganz echt? :lol:

(Übern Frauentausch sag ich nichts, es könnte dich evtl. nachhaltiger verunsichern)

Tamasi
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Grasdaggl
Niedrich Fiepske hat geschrieben:In den USA existieren Formate, wo reale Fälle gezeigt werden, sogar mit den realen Protagonisten. Die müssen da andere Verjährungs- und/oder Datenschutzgesetze haben. Diese Krimis sind alleine schon deshalb weniger schematische Klischees, weil sie eben realistisch sind.

Als wär's gestern gewesen... Huch - es war gestern! Gestern, 20.15 Uhr, ZDF. Da kam ein Krimi, der sich an den realen Fall der verschwundenen Familie aus Drage anlehnt:

Zeugen beschrieben Marco Schulze als "liebevollen Familienvater". Er half auf dem Pferdehof aus, wo seine Tochter regelmäßig ritt. Eine Woche später ist er tot. Höchstwahrscheinlich Suizid. Die Polizei geht davon aus, dass Marco Schulze seine Frau, seine Tochter und anschließend sich selbst umgebracht hat. Von den Frauen fehlt jedoch jede Spur. Auch drei Jahre später ist der Fall ungelöst.

https://www.stern.de/panorama/stern-cri ... 77998.html

Okay, fiktional umgesetzt und somit anders als von dir gewünscht. Aber eben doch real.

Und nochmal zum Artikel:
Ich glaube, dem Autor ging es vor allem um seine sexy These:
Sollten wir also Kracauers Studie "Von Caligari zu Hitler" einen zweiten Teil anfügen mit dem Titel "Vom Tatort zur AfD?" Vieles spricht dafür.

Dafür hat er sich halt alles hingebogen. Meines Erachtens wenig... real. Ich schaue halt gern Krimis und blicke deshalb etwas anders auf dieses Genre.

de mappes
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Spamferkel
Niedrich Fiepske hat geschrieben:
Tifferette hat geschrieben:
Niedrich Fiepske hat geschrieben:"Die Zahl der TV-Morde im deutschen Fernsehen übersteigt die der realen in Deutschland um ein Vielfaches."


Potzblitz. Ich glaube, im TV wird auch mehr gekickt, gekocht und frauengetauscht als im realen Schland.


:?:

Mehr gekickt? Ich glaube es gibt alleine so um die 2000 Kreisligen in Deutschland. Das Gekicke im TV dürfte nicht mal im Promillebereich die Realität widerspiegeln.

Gekocht? Also ernsthaft jetzt? Ganz echt? :lol:

(Übern Frauentausch sag ich nichts, es könnte dich evtl. nachhaltiger verunsichern)


:D
Don't criticize what you can't understand

Niedrich Fiepske
Muggaseggele
Tamasi hat geschrieben:Und nochmal zum Artikel:
Ich glaube, dem Autor ging es vor allem um seine sexy These


Ja, das wirkt tatsächlich total konstruiert.

Tamasi hat geschrieben:Ich schaue halt gern Krimis und blicke deshalb etwas anders auf dieses Genre.


Natürlich.
Und findest du trotzdem nicht, dass das (der konventionelle deutsche TV-Krimi) manchmal (äh...oft :oops: ) bisschen arg stereotyp ist?

Die genannten US-Formate bestechen für mich durch so eine Art natürlichen, bzw. realistischen Tarantino-Coen-Style (deshalb erwähnte ich es überhaupt): der Täter hat irgendwo etwas übersehen, liegen lassen, versehentlich gesagt, falsch in die Textur eingewebt...und das wird ihm dann Jahre später zum Verhängnis. Und weil es real ist, legen die Kriminaltechniker, während sie den Täter letztlich überführen, eine viel tiefere Schicht des Weltgefüges offen, was zumindest mich stärker berührt, als die typisch deutsche Kommissar-Schmonzette. Zu was Menschen unter bemerkenswerten Bedingungen in der Lage sind, wird in diesen Formaten sehr klar herausgearbeitet, während in einem deutschen TV-Krimi.....naja.

Das was ich hier versuche zu sagen: ist das eigentlich für dich irgendwie nachvollziehbar? Oder denkst du, dass der deutsche TV-Krimi tatsächlich ein qualitativ sehr gutes Unterhaltungs-Produkt ist und nur immer wieder mal sehr ungerecht daran herumgekrittelt wird?

muffinho
Niedrich Fiepske hat geschrieben:
Das was ich hier versuche zu sagen: ist das eigentlich für dich irgendwie nachvollziehbar?


Ist es nachvollziehbar dass 4 Zwerge mit einem Zauberer und einem dürren Hemd mit langen spitzen Ohren einen Ring vernichten wollen, der eigentlich zu seinem Besitzer zurück will, der nur ein Auge ist? :?

Niedrich Fiepske
Muggaseggele
muffinho hat geschrieben:
Niedrich Fiepske hat geschrieben:
Das was ich hier versuche zu sagen: ist das eigentlich für dich irgendwie nachvollziehbar?


Ist es nachvollziehbar dass 4 Zwerge mit einem Zauberer und einem dürren Hemd mit langen spitzen Ohren einen Ring vernichten wollen, der eigentlich zu seinem Besitzer zurück will, der nur ein Auge ist? :?


Waren das nicht 14 Zwerge?

Strafraumgitarre
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Halbdaggl
Niedrich Fiepske hat geschrieben: Oder denkst du, dass der deutsche TV-Krimi tatsächlich ein qualitativ sehr gutes Unterhaltungs-Produkt ist und nur immer wieder mal sehr ungerecht daran herumgekrittelt wird?




Discuss... :)
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Tamasi
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Grasdaggl
Selbstverständlich gibt es gute deutsche TV-Krimis. Spontan fällt mir der letzte Stuttgarter Tatort ein (hier auch besprochen). Natürlich gibt es auch viele schlechte Krimis, ich mag auch die meisten Tatorte nicht, eben weil's zu viel Kommissar-Privatgedöns ist. Das Private wird m.E. aber weniger.

Hab gerade wenig Zeit, aber in Kürze: Es ist sehr leicht, über deutsche TV-Sachen zu lästern. Nicht nur Krimis. Oft zu Recht, ich fand den gestrigen Borgward-Film misslungen (keine Identifaktion möglich) und was ich gestern von der Parfum-Serie gesehen habe, war unterirdisch. Aber ein Pauschalurteil? Das ist zu einfach. Nochmal: Mühe machen, Aufwand betreiben. Einfach mal mehr schauen. Es gibt auch immer wieder Gutes.

Zu US-Krimis:
Auch CSI-Fälle - die ja sehr technisch daherkommen - funktionieren nicht, wenn sie kein Gefühl / keine Identifikation hinkriegen. "Gumdrops" ist eine schöne, sehr emotionale CSI-Folge. "Cold Case" und "Law & Order: Special Victim Unit" sind zwei total klassisch-unspektakuläre fiktionale Serien, die TROTZDEM oft sehr gut sind. Beide greifen auch immer wieder reale Fälle auf. Man kann also auch im 08/15-Schema agieren und dennoch gute Krimis machen. Aber klar: Die Amis können's besser als die Deutschen. Aber man sollte sich eben auch mit der Kritik nicht auf das Niveau begeben, das man den deutschen TV-Leuten unterstellt.

Parfum muss ich mir unbedingt angucken, ich glaube daraus ist eine unfreiwillige Comedy geworden. Ich habe neulich mal reingespickelt: die haben einfach alle Regler auf 11 gedreht, nicht wahr.

Gerichtsärztin: “Der Täter hat die Augenlider in die Achselhöhlen transplantiert und durchgefickt, bevor er das Opfer mit dessen eigener Halsschlagader erdrosselte. Wie man das eben so macht heute.”

Kommissarin: “Ich seh voll scharf aus und bin selbstbestimmt und kompetent.”

Dann kam eine Szene auf einem Friedhof, der wahrscheinlich aus allen Friedhöfen Europas gescoutet wurde, weil er aussah als ob Ludwig Mies van der Rohe persönlich jeden einzelnen Strauch platziert hätte.

August Diehl: “Ich bin August Diehl und verleihe der Show Gewicht, weil ich schon mal in Amerika im Kino war.”

Ich freue mich, das wird lustig.

de mappes
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@tamasi
beschäftigst du dich beruflich mit diesen Themen oder woher holst du bei kleinen kindern diese zeit, das alles derart bewusst zu konsumieren? :mrgreen:
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Tamasi
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Grasdaggl
de mappes hat geschrieben:@tamasi
beschäftigst du dich beruflich mit diesen Themen oder woher holst du bei kleinen kindern diese zeit, das alles derart bewusst zu konsumieren? :mrgreen:

Wenn man Kinder hat, geht man halt abends nicht mehr weg. :D Und eh:

Filme sind doch wie Fußball. Jeder hat eine Meinung dazu, die meisten wissen's besser, und man muss nichtmal selbst gekickt haben. Ich hab im Studium mal ein bisschen was gestreift, die Aussage des Caligari-Textes von Kracauer kenne ich von damals. Beruflich habe ich damit nichts zu tun.