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darkred
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Halbdaggl
Eben UWe.
Wieso sich mit Kirschen aufhalten wenn es doch auch eine Blattgoldlende sein könnte.
Wenn du selbst Salz über die Schulter aufstreuen solltest, bitte mit Handycam für die Nachwelt sichern und hier einstellen...
:mrgreen:

Unter Westfalen
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Grasdaggl
Übe immer noch die erforderlich Handbewegung.
Sobald sie vorstellungsreif ist, melde ich mich wieder.

Edit: Hatte ein schönes gif dazu gefunden, bekomme es aber nicht eingelinkt.
Für eine freie und selbstbestimmte Ukraine.


de mappes
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Spamferkel
Unter Westfalen hat geschrieben:Heute auf dem Markt am Dom.
Wieder super Stimmung.

Aber die Preise:

1 kg Kirschen 13,80 €. :bleich:

Da ist Goldauflage bei dem Mafiatürken günstiger.

Die Eichenprozessionsspinnerallergie juckt immer noch.
Teufelszeug.
:twisted:


Wenn du das nächste mal bei uns in der Nähe bist, lasse ich dir vorher ein schönes Körbchen pflücken :prost: :vfb:
Sag Bescheid ;)

Die Preise sind ja wirklich unverschämt :shock:
Don't criticize what you can't understand

Unter Westfalen
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Grasdaggl
Danke.
Du bist ein guter Mensch, mappes! :prost:
Und anschließend essen wir zusammen ein Schwenkbraten. :nod:

Bei Deinem Angebot ist mir eingefallen, dass das Saarland das einzige Bundesland ist, in dem ich noch nie war. :cyclops:

Ihr habt wahrscheinlich dasselbe Problem wie die Ruhrgebietler.
Vorurteile, die längst überholt sind. :idea:

Übrigens, beim Türken kosten die Kirschen 4,99!!
Für eine freie und selbstbestimmte Ukraine.

de mappes
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Spamferkel
:nod: :prost:

Vielleicht warst du hier, als es noch kein Bundesland der BRD war :mrgreen:
Den Schwenker selbstredend auf dem Schwenker geschwenkt...logo

:prost:
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redrum
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Lombaseggl
Olà die Damen und Herren,


eigentlich habe ich mir die Regel auferlegt, nichts zu posten solange ich mir mir am Äquator die Sonne auf den Wanst brennen lasse. Aber mir ist langweilig. Bin ich doch vor einer Woche vom Motorrad gefallen und laboriere an einem Bänderriss im rechten Fuß. Und jetzt sitze ich da mit einem bis zum Knie eingegipsten Bein. Tatsächlich ein Gips und nicht so eine schicke Manschette, wie ich erhofft hatte. Doch ich will mich nicht beschweren. Der Arzt war sehr nett und hat anscheinend die strategischen Gipsreserven des Landes um mein Bein gewickelt. So fühlt es sich zumindest an.

Was liegt nun näher, als meine Imobilität zu nutzen und ein paar erbauliche Text zu schreiben, damit ich das nicht verlerne. Für euch zur Unterhaltung und mir zur Übung werde ich daher in den kommenden Tagen unregelmäßig darüber schreiben, wie es so ist. In der neuen Heimat. Flugs das Laptop gepackt und ab in den Garten gekrückt. So sitze ich jetzt da, schaue über das weite Meer und überlege, wie ich euch Land und Leute näher bringen kann.

Jetzt habe ich gelogen. Den Atlantik sehe ich von hier aus gar nicht. Ich kann ihn nur hören. Er ist zwar nur ein bis eineinhalb Kilometer entfernt, doch da vorne ist ein kleiner Hügel, der mir die Sicht verstellt.

Ich muss mich daher mit dem Blick auf den Äquator zufrieden geben. Der verläuft irgendwo zwischen mir und dem nächsten Dorf, das hinter jenem Hügel an der Küste liegt. So ein Äquator ist eine ganz schön lästige Sache. Stellt euch vor, ihr wollt ein Bier trinken. Ihr hüpft ins nächstgelegene Wirtshaus und gut ist. Ich dagegen muss bei 30 Grad im Schatten von der Nordhalbkugel zur Südhalbkugel latschen. Und danach wieder zurück. Eventuell mit einer ordentlichen Bumsbirne. Ihr wisst doch gar nicht, wie gut es euch geht.

Das Dorf mit der Bar hat keinen eigenen Namen. Da geht es ihm wie anderen Dörfern auf der Insel. Diese wurden einfach nach dem ehemaligen Plantagenbesitzern benannt. Klar, denn die Dörfer waren früher Sklavenunterkünfte. Und wer denkt sich schon einen Namen für ein paar Verschläge aus.

Überhaupt ist das Thema Sklaverei auf Sao Tomé und Principe immer noch gewärtig. Als die Portugiesen im 16. Jahrhundert die Inseln entdeckten, waren sie unbewohnt. Doch schon ein paar Jahre später war die Hauptinsel eines der Zentren des Sklavenhandels mit der Neuen Welt. Das blieb bis Ende des 19. Jahrhunderts so. Dann wurden Sklavenhandel und -haltung international verboten. Für die Inselbewohner selbst änderte das nichts. Die Grundbesitzer setzten für ihre ehemaligen Sklaven einfach Verträge auf, die diese und ihre Nachfahren für einen Hungerlohn ewig an den Grundherrn banden.

„Ein Hungerlohn ist besser als nichts“, dachten viele und unterschrieben. Diejenigen, die sich weigerten, wurden meist ohne Geld und Nahrung an irgendeine Küste Afrikas verschifft. Mit solchen Revoluzzern wollten die portugiesischen Herren nichts zu tun haben. Für Nachschub sorgten Anwerbekolonnen in Angola und Cap Verde. Dort gab es genügend Menschen, die aus reiner Not solche Verträge unterschrieben.

Das Modell funktionierte bis Anfang der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts hervorragend. Den portugiesischen Plantagenbesitzern gefiel es deswegen sehr gut auf den Inseln und sie dachten nicht im Traum daran, die Kolonie aus ihren Klauen zu lassen. Da mussten in Portugal erst ein paar linksversiffte Chaoten eine Revolution veranstalten, bis Sao Tomé und Principe 1975 unabhängig wurden. Nach der Staatsgründung aber zogen die überwiegend portugiesischen Großgrundbesitzer schlagartig beleidigt ab. Wurden die Verträge mit ihren Landarbeitern doch per Dekret für nichtig erklärt.

So kommt es, dass im Land und natürlich auch im Dorf ein paar Alte leben, die zumindest unter sklavereiähnlichen Zuständen geboren und erwachsen wurden. Die Plantage ist heute eine Kooperative, die vom Bezirk verwaltet wird. Ihre Gewinne kommen auch dem Dorf und den Bewohnern zugute, doch die Hinterlassenschaft der Unterdrücker, das Herrenhaus, war lange vom Dorf aus noch sichtbar. Ein riesiger kolonialer Kasten mit 27 Zimmern und einer Freitreppe. Es thront auf einem Hügel über dem Ort, so dass der „Herr“ seine Arbeiter immer im Blick hatte. Rund ums Haus war ein Park mit einer Ausdehnung von etwa 4.000 Quadratmetern – das ist das Grundstück, das ich gepachtet habe.

Meine Frau und ich wohnen jedoch nicht im Herrenhaus, sondern in der Unterkunft des ehemaligen Vorarbeiters, ganz am Rande des Grundstücks. Zwei Zimmer. Das war es. Die „sanitären Anlagen“ und die Küche sind rund 20 Meter vom Haus entfernt.

Das war ein bewusster Schritt. Wir wollten, auch nicht unterschwellig, mit den ehemaligen Kolonisten in Verbindung gebracht werden. Zudem ist die Villa ziemlich schrottig. Die Dorfbewohner haben in den 70ern alles mitgenommen was nicht niet- und nagelfest war. Und manchmal haben sie auch die Nieten und Nägel nicht gestört. Seither steht der Kasten leer. Das soll jedoch nicht so bleiben. Wenn alles so läuft, wie geplant, werden Herrenhaus und Grundstück in ein paar Jahren dafür sorgen, die Lebensumstände der Anwohner zu verbessern. Das ist notwendig.

Der Exodus der Europäer stellte die ehemalige Kolonie nämlich vor riesige Probleme, die auch heute noch nicht vollständig überwunden sind. So sehr die Kolonialherren das Land und die Menschen im Laufe der Zeit geplündert hatten, so unverzichtbar wären sie für die Entwicklung der nun unabhängigen Insel gewesen. Mit den Portugiesen verschwanden nämlich nicht nur das Geld, sondern auch das wirtschaftliche und agrartechnische Know how.

Da nützte es auch nichts, dass man die sozialistische Volksrepublik ausrief, eine Landreform durchführte und sich auf die Suche nach dem dritten Weg machte. Kakao- und Kaffeproduktion brachen in den 70ern massiv ein. Es fehlte an allem. Die Kleinbauern auf den parzellierten Plantagen hatten keine Chance. Ohne die Unterstützung der Sowjetunion und der DDR wäre das Land endgültig vor die Hunde gegangen. Dorthin exportierte man die Rohstoffe, die man auf den Plantagen erntete. Im Gegenzug bildeten die beiden Länder Agraringenieure und Facharbeiter aus.

Der Kakao aus Sao Tomé gilt als einer der besten weltweit. Man kann also schon sagen, dass es eine herausragende Leistung des Sozialismus war, den hervorragenden Rohstoff zu einer schokoladenähnlichen Masse zu verarbeiten, die geschmacklich an den Kotflügel eines Trabant erinnerte. Allerdings ließ die Qualität durch den industrialisierten Anbau auch nach. Das hatte Folgen. Nach dem Zusammenbruch des Ostblocks war das Land praktisch pleite. Kakao und Kaffee waren qualitativ nur noch knapp durchschnittlich und in der Produktion viel zu teuer.

Man brauchte dringend eine Nische, in der man überleben konnte. Und die fand man im Bereich Öko-Anbau und Faitrade. Heute ist der Kakao wieder erstklassig und wird nicht nur in der Sternenküche eingesetzt, sondern auch über teure Luxusketten und Ökoläden international vertrieben. So ein 50-Gramm-Täfelchen Schokolade aus Sao Tomé oder Principe kostet gut und gerne fünf €. Lohnt sich aber.

Insgesamt belaufen sich die Exporte des Landes auf rund 15 Millionen €. Gut 80 Prozent davon werden mit dem Verkauf von Kakao und Kaffee erwirtschaftet. 15 Millionen. Das ist kein Schreibfehler.

Auf den Inseln selbst gibt es Kakao nur selten in Schokoladenform. Meistens wird er gemahlen und kommt als eine Art Gewürz oder in ganzen Bohnen als Beilage mit ins Essen. Mit Kakaofett wird auch manches Gemüse angebraten oder Fisch. Ich brate mir manchmal ein paar Chillies damit an. Das vertreibt hervorragend den Kater.

So, Schluss für heute. Unsere Haushälterin ist gerade gekommen und mit der muss ich jetzt Kaffee trinken, damit ich über die Neuigkeiten im Dorf auf dem Laufenden bleibe.

muffinho
Schreibt monatelang gar nichts und dann auf einmal einen Roman mit epischen Ausmaßen... so wird es nie etwas mit dem Spamferkel :D

Gute Besserung

de mappes
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Spamferkel
eigentlich habe ich mir die Regel auferlegt, nichts zu posten solange ich mir mir am Äquator die Sonne auf den Wanst brennen lasse. Aber mir ist langweilig. Bin ich doch vor einer Woche vom Motorrad gefallen und laboriere an einem Bänderriss im rechten Fuß. Und jetzt sitze ich da mit einem bis zum Knie eingegipsten Bein. Tatsächlich ein Gips und nicht so eine schicke Manschette, wie ich erhofft hatte. Doch ich will mich nicht beschweren. Der Arzt war sehr nett und hat anscheinend die strategischen Gipsreserven des Landes um mein Bein gewickelt. So fühlt es sich zumindest an.


muss da ein schweißsud-see entstanden sein...denk dran ordentlich zu lüften und so gut es geht sauber zu machen :nod:
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Frank N Furter
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Himbeertoni
redrum hat geschrieben:Olà die Damen und Herren,

Was liegt nun näher, als meine Imobilität zu nutzen und ein paar erbauliche Text zu schreiben, damit ich das nicht verlerne.


Ich weiß ja nicht, ob Du bereit bist Publikumsfragen zu akzeptieren. Falls ja, würde mich erst mal interessieren, was Dich überhaupt bewogen hat, mit Deinem bisherigen Leben zu brechen: besser gesagt: jetzt mit so hoher Umlaufgeschwindigkeit unterwegs zu sein...
https://bit.ly/2x1Kpuf

darkred
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Halbdaggl
redrum

Wie sieht es denn aktuell mit der Ölförderthematik vor Ort aus?
Habe im GEO mal einen Artikel gelesen, dass vor der Küste Sao Tomé's stattliche Ölreserven gibt und man sowohl seitens der Investoren als auch seitens der Inselbevölkerung davon träumt, hier guten Reibach machen zu können...?


Balbriggan
Granadaseggl
Sehr schön, mir gefiel der Text. Das mit dem Bänderriss tut mir leid. Moped ok ?
Bist du ausgewandert ? Kaffee mit der Haushälterin :mrgreen:
Pass auf das du nicht noch mehr Verletzungen davon trägst. Haue von der Ehefrau usw.


Frank N Furter
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Himbeertoni
Nachfolgend ein Video, dass auf sehr eindrucksvolle Weise zeigt, welche Bedeutung Bruchteile von einem Sekundenbruchteil für ein menschliches Leben haben.

https://bit.ly/2x1Kpuf


vivafernanda
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Granadaseggl
@ außapfoschda, danke für Dein Erzählen. Hab auch ne Frage: Genügt nicht Deine Hautfarbe und die Tatsache, dass Du "reich" bist, ohne zu "arbeiten", um an die alten Zeiten zu erinnern? So war es jedenfalls bei mir in Mosambik.

@ frank: really shocking.
mir ist mal ein riesiger Eisazapfen auf den Gepäckträger geknallt, als ich mit dem Rad an einem Haus vorbei gefahren bin.
Da war ich 15 und nicht wirklich bereit, von hannen zu scheiden. Sah man dannen zum Glück auch so.
Eine Hand, die schiebt, ist besser als 100 Hände, die ziehen.

Frank N Furter
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Himbeertoni
vivafernanda hat geschrieben: mir ist mal ein riesiger Eisazapfen auf den Gepäckträger geknallt, als ich mit dem Rad an einem Haus vorbei gefahren bin.
Da war ich 15 und nicht wirklich bereit, von hannen zu scheiden. Sah man dannen zum Glück auch so.


Dann hätte ich vorhin nicht an Dich denken können :nod:

Öhm, falls Du Dich wunderns solltest, warum das jetzt hier auftaucht..... :lol:
https://bit.ly/2x1Kpuf



redrum
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Lombaseggl
Erst einmal Danke für die Genesungswünsche. Aber so viele Fragen! Und ein paar sind gar nicht leicht zu beantworten. Das haut mir mein Konzept über den Haufen. Na gut, mache ich ein Neues.

@hasi: Ich bin beim Anfahren umgefallen. An dem Tag hatte es morgens geregnet. Nicht lange, nur so ein halbes Stündchen, das hat jedoch gereicht um den Weg ins Dorf in einen Schlammpfad zu verwandeln. Ich hatte gerade Wasser geholt und wollte nach Hause fahren. Nun ja, ein bisschen zu viel Gas gegeben, ungeeignete Reifen und 100 Liter Flüssigkeit schwappten vor sich hin. Das Ergebnis, die Fuhre kippte um und beim Versuch sie abzufangen, bin ich mit dem Fuß weggerutscht.

@public: Der V8 steht nach wie vor in Deutschland. Der durfte nicht mit. Ich fahre ihn noch, wenn ich, meist Ende des Jahres, nach Deutschland komme. Ansonsten führt er ein Rentnerleben in der Garage.

@darkred: Mit den Öl- und Gasvorkommen ist es etwas kompliziert. Die Leute hier hoffen seit 20 Jahren auf den dicken Geldregen, der mit der Förderung ins Land kommt. Wenn der GEO-Redakteur über das Ölfeld vor der Küste schreibt, ist er dem hier vorherrschenden Narrativ zum Opfer gefallen. Richtig ist, dass die Vorkommen ziemlich groß sind. Aber es ist nicht so, dass man nur ein paar Kilometer aufs Meer hinausfahren muss, ein Loch bohrt und danach reich ist.

Vor der Küste ist erst einmal relativer Begriff. Die Vorkommen befinden sich nordöstlich von Principe innerhalb der 200-Meilen-Zone in mehr als 3000 Metern Tiefe. Allerdings überschneidet sich das Gebiet mit der 200-Meilen-Zone Nigerias und Abuja erhebt ebenfalls Ansprüche. Erst vor ein paar Wochen haben sich beide Staaten geeinigt, das Öl- und Gasfeld gemeinsam auszubeuten. Vorher lief mit der Erschließung noch gar nichts.

So weit ich informiert bin, ist es im Moment technisch noch gar nicht ohne weiteres machbar, dieses Öl im großen Stil zu fördern. Von der Wirtschaftlichkeit wollen wir gar nicht reden. In zehn Jahren vielleicht, heißt es immer wieder. Aber ob das Öl in zehn Jahren tatsächlich noch so dringend gebraucht wird, dass die Ölkonzerne viele Milliarden investieren? Von mir aus kann das Öl im Boden bleiben. Den erhofften Gewinn werden sowieso zum großen Teil die Konzerne einbehalten, so dass sich für die Bevölkerung selbst nicht viel ändern wird.

@fernanda: Schwoißfuas sang mal davon, dass a Schwob koi rechter Neger sei. Selbstverständlich stieß und stoße ich hier mitunter auf Vorurteile und Skepsis. Das war mir aber vorher bewusst, deshalb kann ich damit umgehen.

Ich habe den Vorteil, dass ich seit Jahrzehnten mit einem Insulaner eng befreundet bin. Seine Ratschläge machen es mir wesentlich einfacher. So habe ich das Geraffel hier nicht gekauft, sondern gepachtet. Ich habe also niemandem etwas weggenommen.

In den vergangenen 12 Jahren habe ich mir immer wieder Grundstücke auf Sao Tomé und Principe angesehen. Einige waren besser in Schuss, andere schöner und die dritten hatten vielleicht schon Elektrizität. Alleine, der örtliche Voodoo-Zauberer brachte mir gewisse Ressentiments entgegen. Das war dann für mich das Ausschlusskriterium, denn dieser Mensch ist auf dem Land die höchste Instanz. Nicht der Gouverneur, nicht der Bürgermeister oder der Rat der Cooperative.

Hier hatte ich das Glück, dass dieser Zauberer mir gegenüber sehr aufgeschlossen war. In seiner Jugendzeit war er einer derjenigen, die in der DDR eine Ausbildung absolviert haben. Nachdem er mir sein okay gegeben hatte, war es für die Menschen im Dorf auch kein Problem mehr.

Auch für mich ist der Zauberer die höchste Instanz. Das verhindert, dass ich hier einen weißen Elefanten baue. Er entscheidet wann und wo etwas gemacht wird. Seit Anfang des Jahres hat das Dorf Strom. Bevor es soweit kam, besuchte ich zuerst den Voodoo-Zauberer und spendete Mami Wata, einer Göttin, etwas Geld, damit sie das Vorhaben unterstützt. Die Kirchen dieser Welt sind durch solches Schmiergeld im Laufe der Jahrhunderte steinreich geworden. Mami Wata und die Dorfheiligen waren einverstanden, der Zauberer suchte ein Grundstück heraus und ich machte mich auf die Suche nach Sponsoren. Vom Staat sind solche Investitionen nicht zu erwarten.

Jetzt steht ein paar hundert Meter weiter eine Solaranlage, die das Dorf und mich mit Strom versorgen. Die fünfzig € waren gut angelegtes Geld, zumal mich der Zauberer seither einmal in der Bar eingeladen hat und ich ihn dabei ordentlich finanziell geschädigt habe. Wer mir Freibier anbietet ist selbst Schuld.

Das gleiche Spielchen läuft im Moment mit Kanalisation und einer ökologischen Kläranlage.

„Solar, Ökokläranlage, was ein Hippie.“ Mitnichten. Hier gibt es keine Techniker und Facharbeiter, die komplizierte technische Anlagen in Schuss halten können. Hier braucht man Lowtech, die einfach funktioniert. Und das mit der Kanalisation ist purer Eigennutz. Ich habe es satt in die Sickergrube zu sch… oder auf dem Weg ins Dorf über einen Haufen zu stolpern.

Das mit den Exkrementen wirst du vermutlich kennen. In den meisten Ländern des Kontinents ein echtes Umweltproblem im ländlichen Bereich.

Arbeitslos bin ich für die Dorfbewohner übrigens nicht. Ich arbeite für das Tourismusministerium. Illegal, denn ich habe keine Arbeitserlaubnis, sondern nur ein Touristenvisum.

@frank: Deine Frage ist die Schwerste. Warum mache ich das hier? Sicherlich auch, weil ich die Probleme ein wenig unterschätzt habe. Andererseits konnte ich mit Lohnarbeit noch nie viel anfangen. Für mich war sie immer nur das Mittel zum Zweck möglichst schnell damit wieder aufzuhören. Spätestens mit 50 sollte Schluss sein. Dieses Ziel habe ich um zwei Jahre verpasst. Das lag jedoch nur daran, dass meine Kinder erst jetzt wirtschaftlich auf beiden Beinen stehen können.

Ich hatte das Glück, dass ich in meinen Jobs bis auf eine kurze Zeit immer so viel verdient habe, dass am Ende des Monats noch Geld übrig blieb. Meine Agentur habe ich vor zwei Jahren verkauft. Das war mein Startkapital.

Ich empfinde das Wirtschaftssystem des Kapitalismus als eine reine Verwertungsmaschinerie, in der die Selbstbestimmtheit des Subjekts nicht gegeben ist. Letztendlich ist der Grad unserer Freiheit abhängig von unserem Geldbeutel. Das bedeutet natürlich nicht, dass man an seiner Arbeit nicht auch Spaß haben oder diese nicht sinnvoll sein kann. Fernandas Arbeit zum Beispiel ist überaus sinnvoll. Meine allerdings nicht. PR hat für mich den Stellenwert eines nassen Furzes aufs Auge.

Kurz und gut, ich wollte dieser Situation möglichst schnell entkommen und zwar bevor ich alt und tatterig bin. Das heißt nicht, dass ich nichts mehr arbeite. Nur setze ich mein Können nicht mehr im Sinne irgendwelcher Shareholder ein. Ich bemühe mich jedoch nur noch um Aufträge, die mir sinnvoll erscheinen. Dabei geht es mir tatsächlich nur um Sinnhaftigkeit. Unser Lebensunterhalt wird durch andere Einnahmen gedeckt.

Sicher, ich könnte dieses Geschäft auch von Deutschland aus betreiben. Aber ich wollte Ergebnisse meiner Arbeit im wahrsten Sinne des Wortes auch begreifen, also anfassen können.

Und außerdem ist das Wetter hier besser und es riecht nach Bananen.

muffinho
redrum hat geschrieben: Ich bin beim Anfahren umgefallen.


Das kennt doch jeder... "klar kann ich noch Fahrrad fahren, die paar Bier/Kurze machen doch nix..."

:arr:

Frank N Furter
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Himbeertoni
@redrum

Vielen Dank für Deine ehrliche und persönliche Antwort!

Du bist also ein Idealist, wenn ich das mal so verkürzen darf? Falls Du einverstanden bist: Hervorragend, ich liebe Idealisten, es sollte mehr davon geben. (Es sollte ganz generell mehr hingebungsvolle, liebesfähige Menschen geben).

Ich finde zwei weitere Dinge in Deinen Ausführungen auch noch erstaunlich. Zum einen, dass ich den Eindruck habe, dass sehr viele Menschen für sich heute etwa im Alter von 50 Jahren "eine Grenze ziehen". Ich habe hier ettliche Kollegen, die sich mit "Ausstiegsszenarien" beschäftigen und hatte solche, die es auch durchgezogen haben. Das hat fast was von einer Präventionsmaßnahme für spätere Lebenskrisen, jedenfalls ist das manchmal eine Vermutung.

Zum anderen zeigt Dein Beispiel, dass es eben nicht nur die Generation X oder Y ist, die heute von einer "Aufgabe" die sie kaum noch Arbeit nennen wollen, mehr erwarten, als die monatliche Begleichung von Miete und Logis auf diesem Planeten. Dieser Gedanke scheint die gesamte Gesellschaft mehr und mehr zu erfassen. Es wird spannend zu sehen sein, wohin diese Emanzipationsbewegung wider den normativen Kräften und Abhängigkeiten hinführt.

Ach ja, wenn Du doch noch auf Öl stößt, sag Bescheid.... :lol: :prost:
https://bit.ly/2x1Kpuf


Four
Muggaseggele
redrum hat geschrieben:Olà die Damen und Herren,

So, Schluss für heute. Unsere Haushälterin ist gerade gekommen und mit der muss ich jetzt Kaffee trinken, damit ich über die Neuigkeiten im Dorf auf dem Laufenden bleibe.


Servus, redrum, schon lange nichts mehr gelesen.

Autsch, Bänderriss ist fies und langwierig, auch noch im rechten Fuß am Äquator (Hitze?). Gute Besserung bzw. schnelle Heilung nach São Tomé & Príncipe -forgotten gem in Africa > saved by chocolate & coffee.

Btw., bei mir wars der linke Fuß und wurde zu spät erkannt (ohne Gips), wenigstens konnte ich irgendwann
wieder Autofahren (kein Moped). Nach 1,5 Jahren > Schmerz lass nach!

Beim nächsten Fairtrade-Schoko-Kauf achte ich mal auf "Made in São Tomé & Príncipe".
Der Preis ist ok. Die letzte kürzlich mitgebrachte 100 gr-Tafel Home Made Chocolate aus Vorderasien, die ich Rippchenweise mit 7 anderen geteilt habe, hat umgerechnet 10 € gekostet. Einer fand sie zu süß.

Was gibt es Neues aus dem Dorf?

Gute Zeit!

Time is an ocean but it ends at the shore :nod: ( Bob Dylan)