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Monitor
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Granadaseggl
Feuer und Zorn: Im Weißen Haus von Donald Trump / Fire and Fury, Inside Trump White House
von Michael Wolff

....besonders lesenswert!

https://www.deutschlandfunkkultur.de/fe ... _id=411837

DieZeit > "Widerwärtig und fesselnd."

Der Journalist Michael Wolff beschreibt aus nächster Nähe die ersten turbulenten Monate im Weißen Haus unter Donald Trump: Im Mittelpunkt ein Präsident, der seine Mitarbeiter wie ein kleines Kind behandelt und umgeben ist von Imkompetenz, Intrigen und Verrat. Wolffs amerikanischer Bestseller ist fesselnde Zeitgeschichte - und liest sich wie ein Königsdrama von Shakespeare.

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung


Davor war ich sehr angetan von James Comey "Größer als das Amt - Auf der Suche nach der Wahrheit - Der Ex-FBI-Direktor klagt an". Omarosa Manigault Newman "Unhinged" - Entgleisung - Eine ehemalige Mitarbeiterin von Donald Trump packt aus" war ein interessanter Vergleich zu Feuer und Zorn. Michael Wolff hat sie in seinem "Weissen Haus-Buch" fast nie erwähnt. Auch über James Comey hat er viel weniger geschrieben, als ich erwartet habe. Den Vergleich der drei Autoren zu haben, gefiel mirbesonders.

Hoffentlich tauchen Jared Kushner und Ivanka Trump in den nächsten Jahren nicht mehr so oft auf.
Siehe: Fire and Fury


Im Moment lese ich

Trump gegen die Demokratie - "A very stable Genius" von Philip Rucker und Carol Leonnig,
- Washington Post-Schreiber/Reporter und Pulitzer-Preisträger

Wenn es mir zuviel (um Trump) wird, lese ich zwischendurch an der Legal-Thriller-Reihe von Phillip M. Margolin weiter. Er wird zwar mit meinem Lieblings-Legal-Thriller-Autor Scott Turow verglichen und mit Grisham, aber er hat doch seinen eigenen Stil. Manchmal habe ich mich über den Übersetzer gewundert. (Pfennig anstatt Cent und Sanka anstatt Krankenwagen).

Es fällt immer wieder auf, dass Phillip M. Margolin einen starken Bezug zum Schachsport hat (Königsindische Verteidigung, Damengambit...), zudem hat er langjährigen Erfahrungen als bekannter Strafrechtprozess-Anwalt in Portland und Seattle war auch sein Revier.

Phillip Margolin ist auch Präsident von Chess for Success, einer gemeinnützigen Organisation, die "Kindern hilft, Fähigkeiten zu entwickeln, die für den Erfolg in Schule und Leben notwendig sind, indem sie Schach lernen".
I could write several novels about what I do not know.

Cantona
...gerade Denglers zehnten Fall "Kreuzberg Blues" von Wolfgang Schorlau zu Ende gelesen, nun ja, ganz nett, für zwischendurch.

https://www.schorlau.com/bücher/

Interessant, im "Abspann" werden die Zahlen nochmal genannt, sich zu vergegenwärtigen, dass der Berliner Senat damals 65.700 Wohnungen und Gewerbeeinheiten für lächerliche 401 Mio. eur verscherbelte, also für rund 6.100 eur pro Wohnung.

Im Stuttgart waren's damals 21.500 Wohnungen für 1,4 Milliarden, rund 65.000 eur pro Wohnung. Und dabei fällt mir wieder Nils Schmidt und die Ministerialdirigentin im Finanzministerium, Mitglied meines Ortsvereins, ein.... das Thema hatte ich glaube ich schon ein paar Mal im Politikthread....
:puke: :puke: :puke:

de mappes
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Spamferkel
erinnert mich grad an das Hörbuch von Schorlau, das immer aktuell ist und von dem ich auch hier schon sprach (wärmstens empfohlen von mir):

Die letzte Flucht (schockierend gut recherchiert)
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Monitor
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Granadaseggl
Ich lese gerade von Omri Boehm

Israel - eine Utopie – 29. Juni 2020 > Eine lebenswerte Zukunft für Israel

„[Das] wohl bedeutendste Buch zur Lösung des israelisch-palästinensischen Konflikts […], das in den vergangenen Jahren erschienen ist.“ -- Micha Brumlik ― Die Zeit

Zwischen einem jüdischen Staat und einer liberalen Demokratie besteht ein eklatanter Widerspruch, sagt der israelische Philosoph Omri Boehm. Denn Jude ist, wer „jüdischen Blutes“ ist. In einem großen Essay entwirft er die Vision eines ethnisch neutralen Staates, der seinen nationalistischen Gründungsmythos überwindet und so endlich eine Zukunft hat.

In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich Israel dramatisch verändert: Während der religiöse Zionismus immer mehr Zuspruch erfährt, fehlt es der Linken an überzeugenden Ideen und Konzepten. Die Zwei-Staaten-Lösung gilt weithin als gescheitert. Angesichts dieses Desasters plädiert Omri Boehm dafür, Israels Staatlichkeit neu zu denken: Nur die Gleichberechtigung aller Bürger kann den Konflikt zwischen Juden und Arabern beenden. Aus dem jüdischen Staat und seinen besetzten Gebieten muss eine föderale, binationale Republik werden. Eine solche Politik ist nicht antizionistisch, sondern im Gegenteil: Sie legt den Grundstein für einen modernen und liberalen Zionismus. amazon


Eine lebenswerte Zukunft für Israel Zwischen einem jüdischen Staat und einer liberalen Demokratie besteht ein eklatanter Widerspruch, sagt der israelische Philosoph Omri Boehm. Denn Jude ist, wer »jüdischen Blutes« ist. Nur die Gleichberechtigung aller Bürger kann den Konflikt zwischen Juden und Arabern beenden. Aus dem jüdischen Staat und seinen besetzten Gebieten muss eine föderale, binationale Republik werden. Eine solche Politik ist nicht antizionistisch, sondern im Gegenteil: Sie legt den Grundstein für einen modernen und liberalen Zionismus. »Omri Boehms furchtlose Analysen sind Paradebeispiele für die klärende Wucht des Philosophierens. Ein Denker in der Spur Hannah Arendts.« Wolfram Eilenberger


siehe auch meinen Beitrag zu Omri Boehm im Politik-Thread

Philosoph Omri Boehm über einen Staat für Juden & Palästinenser - Jung & Naiv: Folge 468


~

Der Titel klang für mich etwas seltsam. Gut, dass ich letztes Jahr das Buch doch noch gelesen habe.

Die Schönheitskönigin von Jerusalem: Roman von Sarit Yishai-Levi

Die Geschichte einer Familie in Jerusalem noch vor der Gründung von Israel und wie sie sich entwickelt haben. Ebenfalls wie die Zeit und politische Lage die Generationen verändert und emanzipiert hat.

SWR2

...Engstirnigkeit und Engherzigkeit, Vorurteile und Aberglauben prägen das Denken in den traditionellen Strukturen der Familie. Lieblos sind die arrangierten, meist unglücklichen Ehen, vor allem aber die Beziehungen der Frauen der verschiedenen Generationen untereinander. Am schlimmsten steht es um das Verhältnis zwischen Müttern und Töchtern.

Trotz aller innerfamiliärer Konflikte hält die Familie nach außen hin bedingungslos zusammen. Vor allem die Geschwister jeder Generation unterstützen sich gegenseitig. Gabrielas Großmutter Rosa ist vor allem ihrem jüngeren Bruder, dem Tunichtgut Efraim, eng verbunden. Als sich Efraim der radikal-zionistischen Untergrundorganisation Lechi anschließt, die Attentate gegen die britische Mandatsmacht verübt, ist sie voller Bewunderung für ihn. Doch eines Tages geht Efraim zu weit:

Ihm wird die Ermordung der Nachbarstochter Matilda zur Last gelegt, die sich mit einem britischen Besatzer eingelassen hatte. Von da an wird die Familie Ermozo im Viertel geächtet. Im Roman sind Familiengeschichte und Zeitgeschichte eng miteinander verwoben: Die erzählte Zeit reicht von der osmanischen und britischen Besatzung über die Staatsgründung bis hinein in die israelische Gegenwart....

....Gleichwohl bietet der Roman von Sarit Yishai-Levi einen seltenen, realitätsnahen Einblick in die traditionelle Welt der Sefardim. Er zeigt eine Familie, hin und hergerissen zwischen Aberglaube und Fortschritt, vor dem Hintergrund der bewegten jüngeren Geschichte Israels.


~~

The Beauty Queen of Jerusalem - Drama / Also Known As: Malkat HaYofi shel Yerushalayim

Film - 3 Episoden 2021

Storyline

A family living through the Ottoman Empire, The British Mandate and Israel's War of Independence. The multi-generational historical melodrama will shoot across the country in Hebrew, English, Ladino and Arabic.



‘Shtisel’ Star Michael Aloni Is Almost Unrecognizable in ‘The Beauty Queen of Jerusalem’

https://www.cheatsheet.com/entertainmen ... alem.html/
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CoachingZone
Halbdaggl
Eigentlich passt es eher in einen nichtexistenten Literatur-Thread, aber man kann es natürlich auch im Zusammenhang mit Buchempfehlungen für Kinder und Enkelkinder sehen...

Der Schöpfer des Kinderbuchklassikers



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ist am vergangenen Sonntag verstorben.

Vielen Dank für diese wunderbare Bereicherung meines Lebens :!:

RIP
Wenn die Unfähigkeit einen Decknamen braucht, nennt sie sich Pech.

- Charles Maurice de Talleyrand -






higgi
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Grasdaggl
Samal Chrischtian ist dieses Forum nicht etwas klein?
Solltest du nicht besser andere Medien nutzen?
Da gibts bestimmt einen VHS Kurs "Traffic Increase for Begginners" oder sowas. Meld dich da mal an
von daher




Frank N Furter
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Himbeertoni
schwaebi hat geschrieben:Und, wie isses?


Charlie Kaufman schafft sich selbst mit der Figur B. Rosenberger so eine Art pervers radikal ehrliches Outing-Ego. B. Rosenberger ist ein filigraner Intellektueller (Jude) der als "alter weißer Mann" überhaupt nicht mehr mit dieser Welt klarkommt. Das ganze ist als Komödie konzipiert (Zitat Kaufman). Sein Humor spielt sehr viel mit der aktuellen Wokeness, die ja in den USA nochmal krasser ist als bei uns. Ehrlich gesagt, ging mir das irgendwann mal auf den Geist. Auch sein Dauerkalauern darüber, dass er trotz seiner Nase kein Jude sei (alle halten ihn sofort erst einmal für einen Juden).

Die Story ist natürlich Charlie-Kaufmanesk, also ziemlich durchgeknallt. Es ist immer wieder witzig, aber die Story ist doch arg dünn und bissle wild. Er hat den Plot nicht konzipiert, sondern sich beim Schreiben vorangearbeitet. Das merkt man. Es gibt etliche gelungene Bilder, aber auch etliche misslungene (das OEvre hat ja knapp 900 Seiten).

Sammamalso: wer grotesken Surrealismus mag, ist hier richtig.

Aber ich bin mir absolut sicher, dass dieses Buch ohne seinen Prominentenbonus kein Verlag der Welt veröffentlicht hätte heutzutage.
https://bit.ly/2x1Kpuf


jagdhuette
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Halbdaggl
Also ich lese momentan den neuen Franzen Roman - der wird immer besser. Beim Kinderbücher kaufen vor Weihnachten per Zufall entdeckt und kurz gesträubt, wann ich den eigentlich lesen soll. Aber macht richtig Spaß. Soll anscheinend eine Triologie werden. Die Charaktere taugen und auch bekanntermaßen die Fähigkeiten Franzens, Familiengeschichten unterhaltsam zu gestalten, lassen da auf längere gute Unterhaltung hoffen. Bissle Zeitgeschichte TC Boyle like ist auch drin. Aber nicht zu oberlehrermäßig.
Klare Empfehlung.

Achja - es heißt Crossroads.

schwaebi
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Halbdaggl
Urgs... Franzen, Die Korrekturen, war nicht meins. Fand ich fast noch schlimmer als Thomas Mann. Millionen Wörter um "nichts".

T. C. Boyle hingegen: :banane:

Ich habe jetzt "Stay away from Gretchen" durch. Den Schluss hätte ich mir anders gewünscht, aber es liest sich flüssig, ist ein interessantes Thema (Nachkriegszeit und die Liebe zwischen deutschen "Gretchens" und schwarzen GIs sowie das Schicksal der daraus resultierenden Babys) und im großen Ganzen fand ich die Personen schlüssig.

jagdhuette
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Halbdaggl
Das kann ich nicht nachvollziehen. Habe fast alles von ihm gelesen und kenne wenige Schriftsteller, die mich so gut unterhalten bei der Beschreibung von Beziehungen innerhalb von Familien. Freiheit war mein Lieblingsbuch. Reinheit und die 23. Stadt waren eher so naja. Aber die Korrekturen haben doch eine geniale Erzählstruktur und ausgefeilte Charaktere. Vor allem kann man die Erwartungen jedes einzelnen nahezu komplett mitfühlen.

TC Boyle mag ich auch gerne. Habe ihn auch schon öfter bei Lesungen live erlebt. Allerdings finde ich die schiere Masse an Büchern bei ihm teilweise erschreckend und manche Themen liegen mir auch nicht. Das Buch über LSD war allerdings wieder ein Highlight. ;)

Tamasi
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Grasdaggl
Oha, "Stay away from Gretchen" ist mir bisher entgangen. Danke für den Hinweis, landet auf der Warteliste. "Crossroads" steht da auch drauf, aber weil's halt nur knapp 800 Seiten sind, muss das auch noch warten. Unter vierstellig mach' ich's grad nicht. :lol:

Was mich zu meinem Versprechen an UWe bringt, etwas zu Wassili Grossmans "Stalingrad" zu schreiben:

Tja, UWe, vermutlich bist du längst durch. Ich hingegen passe mein Lesetempo den damaligen Realitäten an: Die ersten 100-200 Seiten gingen Blitzkriegsmäßig durch, seitdem stockt mein Vormarsch. Aktuell habe ich rund ein Drittel geschafft, genau gesagt: Seite 422. Das weiß ich so exakt, weil ich gestern endlich weiterlesen wollte, dann aber doch nur eine Seite geschafft habe, bevor der Alltag mich wieder rausgerissen hat. Also ja, Stellungskrieg. :|

Dabei hat die Wehrmacht die Stadt im Buch noch gar nicht erreicht!

Und das macht das Buch so toll. Die Handlung beschränkt sich überhaupt nicht auf die Schlacht um Stalingrad, es ist vielmehr ein Epos über den Zweiten Weltkrieg Großen Vaterländischen Krieg. Kein Zufall, Grossman hatte wohl tatsächlich vor, ein neues "Krieg und Frieden" zu schreiben. Sehr schön hierzu, als er schildert, wie Tolstois Landgut einst ein lebloses Museum war und nun, bevölkert von der sich zurückziehenden russischen Armee auf einmal wieder "lebendig" geworden ist. Für einen kurzen Moment, bevor dann später die Deutschen sich dort breitmachen würden.

Das war bereits 1941. Grossman arbeitet mit sehr vielen Figuren und manche dieser Figuren schildern ihre Erinnerungen an die bereits zurückliegenden Kriegstage. Krymow dürfte Grossmans Alter Ego sein; sehr, sehr schön fand ich die Beschreibung der letzten Friedensnacht, die Krymow an der deutsch-russischen Grenze (im heutigen Polen) verbracht hat. Die Momente im Garten, am ruhigen, lauen Sommer-Vorabend - und dann als Krymow nachts im Angriffslärm zum Flugplatz rennt und dabei nochmal durch den Garten kommt.

Mir gefällt auch der Schreibstil. Oft ist es recht dokumentarisch, da erkennt man den Kriegsreporter in Grossman. Die Naturbeschreibungen hingegen sind poetisch. Zum Beispiel der Moment, als - wieder mal - Krymow vom Rückzug der Deutschen vor Moskau erfährt. Da ist Krymow in der Nähe von Woronesch... Oh, halt, Woronesch... Wo kam mir das unter? Wer hat von Kriegserinnerungen in Woronesch geschrieben? Böll! Böll? Nachschauen... nein,... Böll kann es nicht gewesen sein. Wer dann...? Ah, Moment... Ja! [Zweiter Tipp war richtig; wer weiß es auch?] ;) Mit solchen Erinnerungen, dem ständigen Nachlesen der Fußnoten, dem Recherchieren über die geografische Lage oder andere Details... Da vergeht auch viel Zeit. Aber es macht Spaß, großer Mehrwert!

Ich habe auch keine Probleme mit den Schwärmereien über den Kommunismus. Grossman hat noch während des Krieges mit der Vorbereitung des Romans begonnen. Und er war nunmal ein überzeugter Kommunist. Voller Idealismus. Warum nicht? Im Vorwort steht, dass er beim zweiten Band schon deutlich desillusionierter war - und dass der zweite Band deshalb auch international beachtet, der erste hingegen oft verpönt war. Aber wir haben inzwischen doch genügend zeitlichen Abstand und können das einordnen.

Nur vor einer Kleinigkeit habe ich "Angst": Irgendwann wird auch in diesem Epos die Schlacht um Stalingrad beginnen - und sich wenden. Wenn Grossmans Idealismus dann zu reinen Heldenerzählungen führt, könnte es etwas eintönig werden.

Vielleicht hänge ich dann ein Buch von Theodor Plivier dran; aus der Moskau-Stalingrad-Berlin-Trilogie. Kannte ich nicht, kam ich jetzt erst drauf. Klingt auch spannend, die Warteliste ist lang. :D

schwaebi
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Halbdaggl
@Tamasi
Das wäre nichts für mich. Ich pack' schon Krieg und Frieden nicht. Muss aber, weil ich eine Wette verloren habe. Also geht es irgendwann weiter... :oops:

@jagdhütte
Tja, vielleicht sollte ich es jetzt, mit dem Abstand von 20 Jahren, nochmal lesen. Damals waren mir sämtliche Figuren sowas von unsympathisch, mir war schietegal was mit ihnen passiert, mir war es langweilig. Hauptsache, der fette Schmöker war irgendwann fertig. Allerdings hatte ich da auch noch den Ehrgeiz, jedes angefangene Buch zu beenden. Heutzutage fliegt sowas raus (z. B. The Circle von Dave Eggers), da ist mir meine Zeit zu kostbar.
Das letzte von T. C. Boyle "Sprich mit mir" war auch wieder klasse. Inklusive Gänsehaut und Ekel, aber es packt einen einfach.

de mappes
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Spamferkel
Mit solchen Erinnerungen, dem ständigen Nachlesen der Fußnoten, dem Recherchieren über die geografische Lage oder andere Details... Da vergeht auch viel Zeit. Aber es macht Spaß, großer Mehrwert!


interessiert mich auch oft...geschichtlich
Auch Erster Weltkrieg oder die Deutsch-Französischen Kriege, da mir 1870 als Saarbrücker halt immer mal wieder über den Weg läuft
Und dieses Quer-Lesen kenne ich nur zu gut...da sind dann ganz schnell 10 neue Tabs auf und man vergisst auf Dauer, sie noch nachzulesen, damit man den Hauptstrang nicht ganz aufgibt :P

Schockierend finde ich nur, und glaube Fränk sagte dies hier drinnen, die Ausbreitung der digitalen Demenz. Ich stöbere da überall drin und paar Monate später muss ich es nochmal nachlesen :oops:
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Unter Westfalen
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Grasdaggl
Tamasi hat geschrieben:Oha, "Stay away from Gretchen" ist mir bisher entgangen. Danke für den Hinweis, landet auf der Warteliste. "Crossroads" steht da auch drauf, aber weil's halt nur knapp 800 Seiten sind, muss das auch noch warten. Unter vierstellig mach' ich's grad nicht. :lol:

Was mich zu meinem Versprechen an UWe bringt, etwas zu Wassili Grossmans "Stalingrad" zu schreiben:

Tja, UWe, vermutlich bist du längst durch. Ich hingegen passe mein Lesetempo den damaligen Realitäten an: Die ersten 100-200 Seiten gingen Blitzkriegsmäßig durch, seitdem stockt mein Vormarsch. Aktuell habe ich rund ein Drittel geschafft, genau gesagt: Seite 422. Das weiß ich so exakt, weil ich gestern endlich weiterlesen wollte, dann aber doch nur eine Seite geschafft habe, bevor der Alltag mich wieder rausgerissen hat. Also ja, Stellungskrieg. :|

Dabei hat die Wehrmacht die Stadt im Buch noch gar nicht erreicht!

Und das macht das Buch so toll. Die Handlung beschränkt sich überhaupt nicht auf die Schlacht um Stalingrad, es ist vielmehr ein Epos über den Zweiten Weltkrieg Großen Vaterländischen Krieg. Kein Zufall, Grossman hatte wohl tatsächlich vor, ein neues "Krieg und Frieden" zu schreiben. Sehr schön hierzu, als er schildert, wie Tolstois Landgut einst ein lebloses Museum war und nun, bevölkert von der sich zurückziehenden russischen Armee auf einmal wieder "lebendig" geworden ist. Für einen kurzen Moment, bevor dann später die Deutschen sich dort breitmachen würden.

Das war bereits 1941. Grossman arbeitet mit sehr vielen Figuren und manche dieser Figuren schildern ihre Erinnerungen an die bereits zurückliegenden Kriegstage. Krymow dürfte Grossmans Alter Ego sein; sehr, sehr schön fand ich die Beschreibung der letzten Friedensnacht, die Krymow an der deutsch-russischen Grenze (im heutigen Polen) verbracht hat. Die Momente im Garten, am ruhigen, lauen Sommer-Vorabend - und dann als Krymow nachts im Angriffslärm zum Flugplatz rennt und dabei nochmal durch den Garten kommt.

Mir gefällt auch der Schreibstil. Oft ist es recht dokumentarisch, da erkennt man den Kriegsreporter in Grossman. Die Naturbeschreibungen hingegen sind poetisch. Zum Beispiel der Moment, als - wieder mal - Krymow vom Rückzug der Deutschen vor Moskau erfährt. Da ist Krymow in der Nähe von Woronesch... Oh, halt, Woronesch... Wo kam mir das unter? Wer hat von Kriegserinnerungen in Woronesch geschrieben? Böll! Böll? Nachschauen... nein,... Böll kann es nicht gewesen sein. Wer dann...? Ah, Moment... Ja! [Zweiter Tipp war richtig; wer weiß es auch?] ;) Mit solchen Erinnerungen, dem ständigen Nachlesen der Fußnoten, dem Recherchieren über die geografische Lage oder andere Details... Da vergeht auch viel Zeit. Aber es macht Spaß, großer Mehrwert!

Ich habe auch keine Probleme mit den Schwärmereien über den Kommunismus. Grossman hat noch während des Krieges mit der Vorbereitung des Romans begonnen. Und er war nunmal ein überzeugter Kommunist. Voller Idealismus. Warum nicht? Im Vorwort steht, dass er beim zweiten Band schon deutlich desillusionierter war - und dass der zweite Band deshalb auch international beachtet, der erste hingegen oft verpönt war. Aber wir haben inzwischen doch genügend zeitlichen Abstand und können das einordnen.

Nur vor einer Kleinigkeit habe ich "Angst": Irgendwann wird auch in diesem Epos die Schlacht um Stalingrad beginnen - und sich wenden. Wenn Grossmans Idealismus dann zu reinen Heldenerzählungen führt, könnte es etwas eintönig werden.

Vielleicht hänge ich dann ein Buch von Theodor Plivier dran; aus der Moskau-Stalingrad-Berlin-Trilogie. Kannte ich nicht, kam ich jetzt erst drauf. Klingt auch spannend, die Warteliste ist lang. :D


Hi Tamasi,
vielen Dank für die ausführliche und interessante Rezension. So viele Gedanken niederzuschreiben war sehr liebenswürdig von Dir. :prost:
Nein, ich habe mit der Lektüre noch nicht begonnen. Bei so größeren Werken ist bei mir die Anfangshemmung immer etwas größer. :oops: Ging mir bei den Tagebüchern von Victor Klemperer und Prousts "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit" genau so. Hat man aber erst einmal die ersten Seiten bewältigt, möchte man sich von dem Buch nicht trennen. Bei "Stadt der Diebe" war es ähnlich.
Für eine freie und selbstbestimmte Ukraine.