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FLX81
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Granadaseggl
Eigentlich meide ich ja Politikthreads wie die Pest aber dieser Anschlag in Nizza ist nochmal eine neue Stufe der Perfidität. Da wird keine Bombe oder Gewehre benutzt um 80 Menschen zu töten, sondern etwas so alltägliches wie ein Lastwagen. Man sollte ja meinen, man wäre solche Grausamkeiten inzwischen gewohnt aber das ist so entsetzlich und so grausam hinterlistig, mir läuft es eiskalt den Rücken runter.
Ehrenamtlicher Vorsitzender des 1. offiziellen mappes-Ignorierclubs e.V.






Auswurf
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Grasdaggl
das hört garnicht mehr auf - also zumindest nicht in irgend einer absehbaren zeit.
Eher das gegenteil wird der fall sein.
Hemmschwellen sinken und konflikte lassen sich nicht mehr regional isolieren.
Hätten alle alles was sie wollen, sähe es anders aus - aber wann wird das sein?
Der zustand scheint unerreichbar, weil es immer sich widersprechende ziele geben wird.
das ist doch keine Musik

Tamasi
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Grasdaggl
Öh, das hat der bekennende Atheist jetzt davon: #PrayForNice

Aber sachlich:
Wenn das stimmt, dass der Attentäter - wie auch tw. schon in Paris und Brüssel - kein Fundamentalist war, sondern eher ein normaler Kleinkriminieller bzw. Verlierer auf Abwegen, dann ärgert mich das noch mehr. Weil's den Arschlöchern dann halt schon wieder gelungen ist, einen "normalen" Menschen mit kriminellem Potenzial für ihre Zwecke zu gewinnen.

Und auch interessant:
Meine französische Bürokollegin hat vorhin reichlich über Sarkozy geschimpft. Weil der Gaddafis Sturz forciert hat und damit zur Instabilität der Region mit den entsprechenden Folgen beigetragen hat - und das womöglich aus sehr egoistischen Gründen: Angeblich hat Gaddafi Sarkozys Wahlkampf (mit-) finanziert. Und als das rauszukommen drohte, hat Sarkozy sich dafür entschieden, hat Sarkozy alles dafür getan, dass es wichtigeer Gesprächsthemen gibt... Und schon ging's ab in Libyen. Keine Ahnung, wie viel Wahrheit da drin steckt, aber es passt halt zum Basiswissen, dass die westliche Politik ihren Teil zu den aktuellen Geschehnisse beigetragen hat.



Tifferette
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Grasdaggl
FLX81 hat geschrieben:Eigentlich meide ich ja Politikthreads wie die Pest aber dieser Anschlag in Nizza ist nochmal eine neue Stufe der Perfidität. Da wird keine Bombe oder Gewehre benutzt um 80 Menschen zu töten, sondern etwas so alltägliches wie ein Lastwagen. Man sollte ja meinen, man wäre solche Grausamkeiten inzwischen gewohnt aber das ist so entsetzlich und so grausam hinterlistig, mir läuft es eiskalt den Rücken runter.

Genau so ging es mir auch.
"They may be drinkers, Robin, but they are also human beings."

(Batman)

Franky3103
Zur Erinnerung: Der IS arbeitet lt. dem eigenen Strategiepapier gezielt mit Kriminellen und Kleinkriminellen zusammen. Also geht mir das Geschwätz der Politikdeppen und Beschwichtiger gelinde gesagt am Arsch vorbei, weil es alles nur Blabla it. Die hohlen Phrasen wiederholen sich nach jedem Anschlag....

muffinho
Franky3103 hat geschrieben:Zur Erinnerung: Der IS arbeitet lt. dem eigenen Strategiepapier gezielt mit Kriminellen und Kleinkriminellen zusammen. Also geht mir das Geschwätz der Politikdeppen und Beschwichtiger gelinde gesagt am Arsch vorbei, weil es alles nur Blabla it. Die hohlen Phrasen wiederholen sich nach jedem Anschlag....


Über 80 Tote, ein Land in Trauer und Angst und dann solch ein Kommentar, Du hast echt einen an der Klatsche.

Tamasi
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Grasdaggl
Seit letztem Herbst hat die Gewalt in Israel stark zugenommen - das ist bekannt, viele "privaten" Attacken der Palästinenser, die Messer-Angriffe beispielsweise. Was mir in dem Ausmaß nicht bekannt war und was ich heute in der SZ gelesen habe: Auch das Auto ist eine beliebte Waffe.

Seit letztem Herbst gab es rund 40 solcher Angriffe, also in etwa einen pro Woche. Krass. Bushaltestellen - wartende Menschengruppen! - sind mittlerweile oft mit Betonpollern gesichert. Gefahrgut-LKWs dürfen nur bestimmte Straßen benutzen und für eine mehrfach für solche Angriffe benutzte Strecke gibt es inzwischen eine Umleitung für palästinensische Autos. Und die Sache ist nichtmal neu, das ging schon vor einigen Jahren los. Nur halt nicht so "alltäglich" wie derzeit.

factotum
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Granadaseggl
Und diese Privatattacken, bei denen Otto Normalverbraucher mit Hausmitteln in Eigenregie asymmetrisch Krieg führt, sind dann auch der letzte Nagel im Sarg der Zivilgesellschaft.

Funktioniert leider prachtvoll vom Plüschologischen her, und machen kann man auf eigentlich allen Ebenen wenig bis nix dagegen. Bin mittlerweile rundum pessimistisch. In Frankreich jedenfalls sind sie von israelischen Verhältnissen maximal noch ein paar einzelne Jahre weg.
The shit that used to work, won`t work now.

Frank N Furter
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Himbeertoni
Vor fast genau 2 Wochen gabs einen IS-Anschlag in Bagdad mit über 200 toten Zivilisten in einem Einkaufszentrum.
Da gabs weder Kondolenzschreiben, Trauerfeiern vor den Konsulaten, präsidiale Solidaritätsnoten oder Blumenmeere.
https://bit.ly/2x1Kpuf

Auswurf
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Grasdaggl
und warum?
Niemand wundert sich, wenn's in kanada schneit oder die hölle heiß ist
und überhaupt interessiert uns eher das wetter zu hause.
Ist doch völlig normal dass einschläge, die sich nah anfühlen mehr auslösen.

Nimmst Du Dich davon aus?
Weil dann klau ich Dir Dein fahrrad oderso.. :cyclops:
das ist doch keine Musik

Frank N Furter
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Himbeertoni
Auswurf hat geschrieben:und warum?
Niemand wundert sich, wenn's in kanada schneit oder die hölle heiß ist
und überhaupt interessiert uns eher das wetter zu hause.
Ist doch völlig normal dass einschläge, die sich nah anfühlen mehr auslösen.

Nimmst Du Dich davon aus?
Weil dann klau ich Dir Dein fahrrad oderso.. :cyclops:



Das ist anstrengend......

Deine Argumentation mit der "Nähe" wäre dann nachvollziehbar, wenn das in deiner Heimatstadt passiert wäre und du die Leute kennst oder wenigstens Leute, die die Leute kennen.
Ob aber Nizza oder Bagdad, du kennst weder die einen noch die anderen. Beide Orte sind sehr fern von uns und ich vermute mal, die meisten Deutschen waren bisher in Ihrem Leben weder in dem einen noch dem anderen.

Zutreffender ist ziemlich offensichtlich eher das: darüber, worüber die Medien sehr ausführlich berichten, führt zur mittlerweile ritualisierten Betroffenheitsfolklore. Was die Medien nicht mächtig aufblasen, gelangt weder in die Köpfe noch in die Herzen.
Ich suche dabei übrigens nicht nach einem "Schuldigen", sondern wollte es einfach nur als eine vielfach beschriebene Absurdität in Erinnerung rufen.
https://bit.ly/2x1Kpuf

darkred
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Halbdaggl
Sehr guter, analytisch korrekter letzter Absatz FnF.
:prost:

Es gibt wahrscheinlich nicht mal arg viel weniger Shice der in der Welt passiert, es wird einfach nur viel stärker, schneller und multimedialer darüber berichtet.
Die daraus resultierende Echauffierungskultur grassiert damit linear, was nicht zuletzt hier im Forum zu beobachten ist und bisweilen mächtig nervt. Nichts gegen Empathie bei schlimmen Geschehnissen, ganz im Gegenteil, aber so manchem geht da echt der Kompass verloren, worüber es sich zu wehklagen lohnt und worüber nicht. Just my opinion...

Paleto Gaffeur
Halbdaggl
Zutreffender ist ziemlich offensichtlich eher das: darüber, worüber die Medien sehr ausführlich berichten, führt zur mittlerweile ritualisierten Betroffenheitsfolklore. Was die Medien nicht mächtig aufblasen, gelangt weder in die Köpfe noch in die Herzen.
Ich suche dabei übrigens nicht nach einem "Schuldigen", sondern wollte es einfach nur als eine vielfach beschriebene Absurdität in Erinnerung rufen.


Danke...Worte der Vernunft muss man auch mal loben!

Auswurf
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Grasdaggl
Furter

ich gebe Dir recht, dass manche dinge es "verdient" hätten genauso in unser bewusstsein vorzudringen, wie diejenigen, die es tatsächlich tun.
Das ist aber menschlich und medien werden auch von menschen gemacht,
folgen also ihren eigenen vordringlichkeiten und bedienen auch das interesse der zuschauer.
Selbstverständlich fühle ich eine grössere nähe zu frankreich als zu bagdad.
Was in diesem fall nicht nur daran liegt, dass ich 90% meiner urlaube in frankreich verbrachte, sondern einfach, weil in allen westlichen staaten das leben so vergleichbar zu dem meinigen ist. Also nicht fremd- nichts was ich mir erst erschliessen müsste. Ein zerbomter marktplatz in bagdad oder in islamabad lässt mich auch nicht befürchten, dass morgen ne bombe am marienplatz in stuttgart hochgeht.
Einfach deshalb, weil ich es längst gewohnt bin, dass in zuvor genannten städten der teufel los ist und die wahrscheinlichkeit dass es einen gemochten menschen oder mich trifft, durch anschläge im westen sehr viel wahrscheinlicher geworden ist.

edit
und weil diese anschläge ausser dass sie opfer fordern auch das klima im land verändern, was konkrete politische folgen hat - für uns alle
das ist doch keine Musik

Franky3103
Frank N Furter hat geschrieben:Vor fast genau 2 Wochen gabs einen IS-Anschlag in Bagdad mit über 200 toten Zivilisten in einem Einkaufszentrum.
Da gabs weder Kondolenzschreiben, Trauerfeiern vor den Konsulaten, präsidiale Solidaritätsnoten oder Blumenmeere.


Ist halt saumässig weit weg... Auch die Anschläge in der Türkei sind weit weg.

Zudem stumpft man zunehmend mehr ab. Das mag blöd und nicht sehr empathisch klingen, aber für mich ist das so.

Und wenn man denn wollte könnte man genügend gegen den IS und deren Sympathisanten tun, solange man aber immer und immer wieder von "Fehlgeleiteten" und "Wiedereingliederung" in die Gesellschaft...

Wie denn? Die sind ARBEITSLOS und DUMM und CHANCENLOS... was will man da "wiedereingliedern"????

Kann mir das mal einer so erklären, dass ich meine Einstellung ändere? Oder bin ich wirklich so riegeldumm, daß ich da irgendetwas nicht begreife? Oder muss ich vielleicht auch mal einfach loslaufen und einen Anschlag verüben? Ironiemodus aus...

muffinho
Frank N Furter hat geschrieben:Vor fast genau 2 Wochen gabs einen IS-Anschlag in Bagdad mit über 200 toten Zivilisten in einem Einkaufszentrum.
Da gabs weder Kondolenzschreiben, Trauerfeiern vor den Konsulaten, präsidiale Solidaritätsnoten oder Blumenmeere.


Empathie und Solidarität hängt halt oft an Dingen, die einen mit den Opfern verbindet, etwa Herkunft, Kultur, Geschichte oder Interessen. Einen Toten in Deiner Nachbarschaft, den Du persönlich vom Sehen gekannt hast, berührt Dich halt mehr als ein Name ohne Gesicht eine Straße weiter. Und mit den Franzosen verbindet uns halt viel mehr als mit den Irakern, sei es Geschichte, Kultur oder die direkte Nachbarschaft. Viele Deutsche machen dort Urlaub, kennen persönlich dort Menschen oder noch die Sprache aus der Schulzeit.

Für mich ein völlig normales Verhalten.