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Frank N Furter
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Himbeertoni
@Manolo

Manolo hat geschrieben:Gerade die Zeitung wird als langsames Medium heute imo immer weniger gekauft, um sich zu informieren, da man die Info schon aus anderen schnelleren Medien hat.


"Information aus schnellen Medien" ist ein Widerspruch in sich, jedenfalls wenn es um etwas auch nur um Nuancen komplexeres geht als ein Fußballergebnis.

Es verhält sich eher ziemlich eindeutig so: Gerade die neuen sozialen Medien haben sich auf (sehr provokativen) Meinungskolportismus spezialisiert. Damit brachten sie die fundierter (und deshalb) langsamer arbeitenden klassischen Medien unter wirtschaftlichen Druck. Die älteren Formate wie Zeitungen, aber auch das off.rechtl. Fernsehen, fühlten sich und fühlen sich noch viel zu häufig gedungen, diesen schnellen Triebabfuhrmechanismen nachzugeben. Um bei der Schelligkeit mitzuhalten, bedarf es fast immer einer Regression von "Fakten" zu "bloßer Meinung" und Stimmungsberichterstattung. Hinter der Scheindebatte um die "Lügenpresse", liegt eine tiefere Problematik zum Qualitätsverlust der Medien auf Grund der neuen Konkurrenz (was übrigens leider verheerend am sinkenden Gehaltniveau von Journalisten abzulesen ist!)

Manolo hat geschrieben: Eine gute Zeitung muss da mehr leisten und die info zumindest auch einordnen oder kommentieren. Dabei wird meist die Gesinnung/Grundhaltung eine gewisse Rolle spielen.


Eine gute Zeitung muss informieren, zuallererst und mit höchster Priorität. Wenn dann einer der Redakteure meint, es sei eine Glosse, ein Kommentar oder Ähnliches notwendig, wird das Produkt entsprechend gekennzeichnet, so wie man auch bei Erdnüssen zu kennzeichnen hat, ob sie Plutonium enthalten. Das Ganze spielt sich schön im Feld des Verbraucherschutzes ab, um zu verhindern das Menschen Scheiße, geistig oder materiell, konsumieren müssen.

Vom OLG-Urteil zu Puigdemont habe ich übrigens von meiner Doktorandin erfahren, falls Du das wirklich wissen wolltest.....
https://bit.ly/2x1Kpuf

Manolo
Grasdaggl
fkAS hat geschrieben:
Manolo hat geschrieben:
Un Gottes Willen, wo lebst Du denn? Du könntest in der Analyse kaum falscher liegen.

wenn du meinst. bsp. von puigdemon hast du also erst aus der zeitung erfahren?

Ich schätze, das ist eine Frage der Perspektive. Die Zeitungen müssen - v.a. online - so schnell sein wie andere Medien, um wahrgenommen zu werden. Aber ich kauf mir ja deswegen kein Abo. Die fixe Info gibt's auch so recht schnell für umme. Um Abonnenten zu bekommen, müssen Zeitungen mehr bieten - entweder regional und lokal mehr Infos liefern oder das Weltgeschehen detaillierter analysieren. Bei letzterem zählt Qualität vor Speed. Und ich schätze, das meint manolo auch.


Jo. Mit zeitung meine ich natürlich auch die gedruckte Version.
Hier könnte ihre Werbung stehen.


crown
Airwin hat geschrieben:Ein nicht kleiner teil der Journalisten sieht sich als volkspädagogen. Ist aber nicht schlimm, man muß ja nicht alles glauben. Das hat Luhmann ja treffend beschrieben:

„Was wir über unsere Gesellschaft, ja über die Welt, in der wir leben, wissen, wissen wir durch die Massenmedien [...] Andererseits wissen wir so viel über die Massenmedien, daß wir diesen Quellen nicht trauen können“.

Schreib doch einfach „Lügenpresse“ wenn du es meinst. :mrgreen:

Tifferette
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Generell kann man den Massenmedien natürlich nur dann nicht trauen, wenn einem die Berichterstattung nicht gefällt. Falls es doch mal genehm sein sollte, dann haben "selbst die Massenmedien" es verstanden.
"They may be drinkers, Robin, but they are also human beings."

(Batman)

Airwin
@Tifferette

du meinst ernsthaft der luhmann hat über "die realität der massenmedien" geschrieben, weil ihm die berichterstattung missfiel? Er hat (auch da) systemtheoretisch beschrieben warum er diesen nicht traut.
Ums "gefallen" ging es da jedenfalls nicht.

Tifferette
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Also wenn man schon mit "den Massenmedien" anfängt, kombiniert mit der Feststellung dass man "diesen Quellen" nicht trauen kann, dann fällt bei mir die Klappe und ich habe keinerlei Interesse, mich mit dem Quark auseinander zu setzen.

Das darf man meinetwegen ignorant nennen, ich werde es überleben.
"They may be drinkers, Robin, but they are also human beings."

(Batman)

Airwin
"den Massenmedien" .........."diesen Quellen"



Luhmann hatte das schon vor über 20 jahren eben genaus so formuliert. Er konnte ja nicht ahnen - nicht mal er :mrgreen: ? - dass das im jahre 2018 dazu führen würde, dass seine überlegungen als "quark- klappe zu" klassifiziert werden. Wahrscheinlich hätte es ihn amüsiert und in gewisser weise bestätigt :arr: .

Tifferette
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Ja, das mag sein. Wäre auch spannend zu wissen, ob ihn das allzu glücklich gemacht hätte zu wissen, welche Gesellen ihn jetzt vor ihren Karren spannen (wollen).
"They may be drinkers, Robin, but they are also human beings."

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de mappes
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Tifferette hat geschrieben:Generell kann man den Massenmedien natürlich nur dann nicht trauen, wenn einem die Berichterstattung nicht gefällt. Falls es doch mal genehm sein sollte, dann haben "selbst die Massenmedien" es verstanden.


:mrgreen:
Das erlebe ich hier im forum auch andauernd ;)
Don't criticize what you can't understand

Airwin
Tifferette hat geschrieben:Ja, das mag sein. Wäre auch spannend zu wissen, ob ihn das allzu glücklich gemacht hätte zu wissen, welche Gesellen ihn jetzt vor ihren Karren spannen (wollen).




Meinst du jetzt mich :shock: ? Mir wäre jedenfalls völlig unbekannt, dass Luhmanns ideen von irgendwelchen politikern oder parteien vereinnahmt würden. Wahrscheinlich ist er dazu nicht (mehr) bekannt genug :roll: :oops:

Airwin
de mappes hat geschrieben:
Tifferette hat geschrieben:Generell kann man den Massenmedien natürlich nur dann nicht trauen, wenn einem die Berichterstattung nicht gefällt. Falls es doch mal genehm sein sollte, dann haben "selbst die Massenmedien" es verstanden.


:mrgreen:
Das erlebe ich hier im forum auch andauernd ;)



:mrgreen: das hat bei mir jetzt etwas länger gedauert :lol: :oops:

Tifferette
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Airwin hat geschrieben:
Tifferette hat geschrieben:Ja, das mag sein. Wäre auch spannend zu wissen, ob ihn das allzu glücklich gemacht hätte zu wissen, welche Gesellen ihn jetzt vor ihren Karren spannen (wollen).




Meinst du jetzt mich :shock: ? Mir wäre jedenfalls völlig unbekannt, dass Luhmanns ideen von irgendwelchen politikern oder parteien vereinnahmt würden. Wahrscheinlich ist er dazu nicht (mehr) bekannt genug :roll: :oops:


Nein, ich habe ja nicht "Lehrling" geschrieben.

:mrgreen:
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darkred
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In meinen Augen ist heute eine der wichtigsten pädagogischen Aufgaben, den Kids Bewertungsgrundlagen hinsichtlich der qualitativen Güte von Informationsquellen zu vermitteln.
Auf die „Gatekeeper“ Google, Facebook und Apple, die mit der Gestaltung Ihrer Algorithmen entscheiden, wer welche Information bekommt, darf man sich hier wohl kaum verlassen. Mit meinem 10-jährigen Filius spreche ich deshalb jetzt schon über die Gefahren einseitiger Information, über soziale Netzwerke und Filterblasen und das hinter jeder Kurzmeldung eine Geschichte steht, die in den allermeisten Fällen weit vielschichtiger ist, als man beim Rezipieren der Schlagzeile vermutet. Um zu einem Sachverhalt fundiert Stellung nehmen zu können, bedarf es nun mal sich selbigem von mehreren Seiten zu nähern. Perspektiven gegeneinander abwägen, einen Standpunkt dazu finden, eine Meinung entwickeln und diese argumentieren und verteidigen können. Und eben nicht nur unreflektiert nachblöken, was andere so raus quatschen. Ist zugegeben eine nicht immer einfache Aufgabe, aber da muss man einfach stetig dranbleiben , will man einen mündigen (und im besten Sinne unbequemen) Bürger heranziehen.

Airwin
@darkred

im obigen kontext stellt sich die frage was "von mehreren Seiten" heißt. Und ob da noch was anderes als "die massenmedien" dazu gehört.

Auswurf
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Das lässt sich doch viel allgemeiner formulieren
Versuch einer Erziehung zu freiem denken und handeln
- Konfliktfähigkeit von klein auf
das ist doch keine Musik

darkred
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Airwin hat geschrieben:@darkred

im obigen kontext stellt sich die frage was "von mehreren Seiten" heißt. Und ob da noch was anderes als "die massenmedien" dazu gehört.


Dazu müsste man erst einmal den Begriff "Massenmedien" definieren. ;)


Plan B
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Haber hat geschrieben:THEMA MEDIEN (eigentlich Journalismus)

... wer nimmt noch eine print tageszeitung in die hand? :shock:
...


Ich, jeden morgen zum oder nach dem Frühstück. :P
Carpe diem.

darkred hat geschrieben:In meinen Augen ist heute eine der wichtigsten pädagogischen Aufgaben, den Kids Bewertungsgrundlagen hinsichtlich der qualitativen Güte von Informationsquellen zu vermitteln.
Auf die „Gatekeeper“ Google, Facebook und Apple, die mit der Gestaltung Ihrer Algorithmen entscheiden, wer welche Information bekommt, darf man sich hier wohl kaum verlassen.


Der Name Apple wieder mittendrin. Die betreiben kein soziales Netzwerk, die bauen Computer. Die Software, die sie anbieten, zum Beispiel die wenig bekannte News App, ist nicht vergleichbar mit dem, was Facebook oder Google machen: in der News App stellst du dir deine Quellen selbst zusammen.

Und du untertreibst. Google und vor allem Facebook muss man noch viel kritischer sehen: auf die kann man sich nicht nur nicht verlassen, es ist auch überhaupt nicht deren Geschäft, uns mit Informationen zu versorgen. Deren Geschäft ist's, Werbung zu verkaufen. Wir sind nicht die Kunden von Facebook und Google, wir sind Teil des Produkts.

Und die Nachrichtenplattformen sind auch nicht Facebooks Kunden, wenn sie nicht gerade Werbung schalten oder für das Erscheinen in unseren Timelines bezahlen – die sind ebenfalls Teil des Produkts: im Februar erst ist eine Medienbude pleite gegangen, weil Facebook an seinem Algorithmus rumgeschraubt hatte. Diese Idioten hatten sich zu 100 Prozent auf Facebook als Publishing-Plattform verlassen, hatten 12 Millionen Follower – und mit Facebooks neuem Algorithmus hat sich über Nacht 75 Prozent ihres Traffics in Luft aufgelöst.

Bei Google (bzw. Alphabet, wie sie jetzt heißen) gibt’s noch ungefähr zweieinhalb Leute, die denken dass es eine gute Geschäftsidee ist, wenn man den Usern einen guten Service bietet. Und die Google-Suche ist ja auch ungeheuer hilfreich, nur muss man das Googlen genau so lernen wie das Zeitunglesen: Google zeigt dir in der Regel die populärsten Suchergebnisse, und die populärsten sind meistens die besten, aber ganz sicher nicht immer.

Usw. usf. Man muss in den Kindern unbedingt ein kritisches Bewusstsein fördern – gerade auch in einem Klima, in dem so ein eigentlich gesundes Misstrauen von Lügenpresse-Knallfröschen auf perfide Weise ad absurdum geführt wird. Minenfeld.

Tifferette
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Nice Weather hat geschrieben:Die betreiben kein soziales Netzwerk, die bauen Computer.

...und Multifunktionsgeräte und verkaufen Medien und bieten Plattformen für andere Unternehmen an, um ihre Inhalte zu verkaufen. Nur mit dem Verkauf von Computern wäre Apple in den 90ern pleite gegangen (gibt schöne Studien dazu). In diesen Bereichen ist Apple nicht zimperlich und bedient sich des ganzen problematischen Instrumentariums, inklusive dem Leveraging von Marktmacht. Von den Steuergeschichten und dem völligen Ignorieren von "Problemen" bei den Zulieferern ganz zu schweigen. Ich mag die bzw. das nicht und mir geht immer etwas der Hut hoch, wenn die sich den Moralhut aufsetzen.

Aber das sind im Grunde fast schon konservativ-klassische Missstände in multinationalen Großunternehmen. Das lässt sich, falls notwendig, mit den jetzigen Gesetzen in den Griff bekommen. Eines sind sie aber in der Tat nicht - Datenkraken. Also ein klarer Fall von "Du hast ja Recht, aber...".
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