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Journalismus

Verfasst: 11. September 2018 13:15
von Airwin
:mrgreen:

alaphabetin hört sich weniger arschig , aber dafür karnevalistischer an :D

Journalismus

Verfasst: 11. September 2018 13:33
von Airwin
Tichy über köthen und seine kollegen:

Was geschah
Der Sachverhalt in Köthen ist schnell erzählt: Ein junger Mann versucht einen Streit von Afghanen über eine Schwangerschaft zu schlichten. „Es kommt zum Streit mit den Afghanen. Augenzeugen sagen, Markus B. sei gegen den Kopf getreten worden. Immer wieder. Er soll gerufen haben: „Hört auf, ich kriege keine Luft mehr.“ Als ihm Hofgäste zu Hilfe kommen wollen, ergreifen die Afghanen die Flucht. Später werden zwei von Ihnen gefasst, sie sollen 18 und 20 Jahre alt sein.“, schreibt die Zeitung Volksstimme. Markus B. war kein Spitzensportler, kein ganz gesunder Mann. Er trug einen Herzschrittmacher. So weit der Fall.

Polizei: „Herzversagen“
Es ist nicht notwendig, auf die grauenhaften Details einzugehen. Aber auf die Behandlung des Falls. Die Landespolizeidirektion Sachsen-Anhalt-Ost berichtet: „Nach dem vorläufigen, mündlich übermittelten Obduktionsergebnis ist der 22-jährige Köthener einem akuten Herzversagen erlegen, das nicht im direkten kausalen Zusammenhang mit den erlittenen Verletzungen steht.“

Diese Meldung ist überraschend. Mündlich also berichtet der untersuchende Gerichtsmediziner; angeblich hat er bereits sehr weitreichende Kenntnis: „kein kausaler Zusammenhang“. Später werden empörte Mediziner berichten, dass Herzversagen häufig angegeben wird, wenn die eigentliche Ursache unklar ist. Sollte hier bereits eine falsche Spur gelegt werden? Gehen Obduktionen so schnell?

#Herzversagen
Weit verbreitet wird der Polizeibericht durch die Hamburger Wochenillustrierte „Die ZEIT“, die den Polizeibericht mit einem „Hashtag“ versieht, einer Raute: „Der in #Köthen verstorbene 22-Jährige ist nicht durch Gewalt ums Leben gekommen, sondern durch #Herzversagen.“



Die Verwendung einer Raute Twitter wird kombiniert mit einer Art Schlagwort, unter dem man dann entsprechende Themen finden kann. Es ist auch immer ein begriffliches Mittel, um Meinung zu erzeugen. Und in diesem Fall ist es mehr als zynisch. An der Meldung der ZEIT fällt mehrerlei auf:

Es soll also nicht Gewalt gewesen sein, weswegen der junge Mann zu Tode kam? Nun hat Gewalteinwirkung unterschiedliche Folgen. Bei einem Top-Gesunden sicherlich andere als bei einem gesundheitlich weniger Widerstandsfähigen. Die Rechtssprechung kennt das. Paragraph 227 des Strafgesetzbuches sagt in Absatz 1: Verursacht der Täter durch die Körperverletzung den Tod der verletzten Person, so ist die Freiheitsstrafe nicht unter drei Jahren.“

Dieser Sachverhalt wird entlang dieser Linie vom Gericht aufzuklären sein. Die Richter müssen sich mit medizinischen Gutachten Klarheit verschaffen und klären, ob der Tod beabsichtigt war; dann ist es Mord, oder in Kauf genommen wurde. Bei der Strafzumessung wird dies berücksichtigt. Aber ob schwere Tritte gegen den Leib und den Kopf wirklich rechtfertigen, davon auszugehen, der Betroffene wäre ohnehin an diesem Abend gestorben? So ganz ohne Fremdeinwirkung? Wohl kaum. Es ist erschreckend. Konsequenterweise hat das Amtsgericht Dessau-Roßlau den Untersuchungshaftbefehl wegen des „Verdachts der Körperverletzung mit Todesfolge erlassen.“ Davon ist aber nirgends zu lesen, nur vom plötzlichen sterben eines Mannes, ganz ohne Vorgeschichte.

Erschreckend ist, wie mit dem Polizeibericht und der ZEIT eine Art Sprachregelung in die Welt gesetzt wurde. Eine Sprachregelung, an die sich viele halten.

So meldete das ZDF und später fast wortgleich die Tagesschau: Über die genauen Tatumstände ist noch nichts bekannt. Allerdings starb Markus B. „mit Sicherheit“ an Herzversagen.

Das ZDF setzt bei den heute-Nachrichten noch einen drauf: „Vom Umfeld des Toten weiß man, sein Bruder ist ein vorbestrafter rechtsextremer Intensivtäter.“ Dass der Bruder ein Rechtsexremist ist, was sagt das über den Toten? Was wollen die Medien damit über den Toten sagen?

Das ist eine bemerkenswerte Rechercheleistung. Man kennt die Identität des Opfers nicht. Aber die des Bruders ist bekannt. Ist es relevant zu wissen, was den Bruder eines Opfers auszeichnet? Wo doch sonst in deutschen Medien neuerdings Täter nicht mehr genannt werden – aber jetzt die Familienangehörigen des (unbekannten) Opfers? Das ungute Gefühl entsteht: Die Drehung der Nachricht vom „Herzversagen“ reicht noch nicht. Jetzt soll das Opfer auch noch poltisch diskreditiert werden. Ehrlich gesagt: Ich habe die Nachricht gesehen und dachte: „Aha, eine Auseinandersetzung unter Rechtsradikalen“. Der Bayerische Rundfunk wird sich noch in der Nacht für die Übernahme dieser Formulierung entschuldigen und löscht die gedankenlose Meldung vom zufälligen Herztod. Von ZEIT, ZDF und ARD fehlt solches bisher.

Re: Journalismus

Verfasst: 11. September 2018 14:20
von Plan B
Herztod:
Also ich habe ZDF gesehen und die haben nichts von einem ZUFÄLLIGEN Herztod erzählt, sondern davon, dass man noch nicht weiss, ob es einen kausalen Zusammenhang gibt. Also müssen Sie sich dafür nicht entschuldigen. Auch nicht für die Polizei, diese sollte das selbst können.

Bruder:
Natürlich kennt man die Identität des Opfers, das steht nämlich da: Markus B, 22 Jahre, in Köthen wohnhaft. Man kennt nicht ggf. nicht seine politische Einstellung, womöglich weil er keine extreme Einstellung hatte und damit nicht aufgefallen ist.
Ich halte das aber auch eher für nebensächlich und fördert nicht die Neutralität der Berichterstattung.
Vielleicht hat er ja sogar eine Afghanen als Schwager.

Re: Journalismus

Verfasst: 17. September 2018 14:03
von Manolo
schon ewig meine Rede, dass die "Weglass-Presse" eher eine unterstützenden Rolle für die Angstmacher und Hetzer spielt:
http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft ... ml?GEPC=s2

Journalismus

Verfasst: 17. September 2018 14:05
von Tifferette
Von 3500 repräsentativ befragten Bochumern sah es fast jeder Fünfte (19 Prozent) als wahrscheinlich an, im kommenden Jahr Opfer eines Raubüberfalls zu werden.


Wie bizarr ist das denn bitte? Wahnsinn.

Journalismus

Verfasst: 20. September 2018 12:53
von Plan B
Aus einem Artikel der Stz über den Brexit als Zwischenschlagzeile:

Die EU fordert weiterhin Forzugsbehandlungen für EU-Mitglieder


Aua. Augenkrebs.

Das ist der Link.

https://www.stuttgarter-zeitung.de/inha ... 57ac8.html

Mal schauen, wann sie es merken.

Journalismus

Verfasst: 20. September 2018 14:30
von Unter Westfalen
Das hätte @de mappes mir nie durchgehen lassen.
sicher ein Praktikant, der 3 Jahre vor dem Abitur Deutsch abgewählt hat.
8)
O tempora, o mores!

Re: Journalismus

Verfasst: 21. September 2018 10:44
von de mappes
das lasse ich auch dem blättle nicht durchgehen...am laufenden band diese Peinlichkeiten.
das wort wird dir in jedem schreibprogramm rot unterlegt...

Journalismus

Verfasst: 21. September 2018 11:49
von Airwin
interessanter artikel, deprimierend wenn es auch nur in teilen stimmen sollte:

https://www.heise.de/tp/features/Two-Ri ... ?seite=all



an manchen stellen mußte ich an @redrum denken :shock:

Re: Journalismus

Verfasst: 21. September 2018 12:55
von Plan B
Zu lang für jetzt. Muss ich in Ruhe lesen. Aber wenn unten schon Werbung für Lückenpresse geschaltet wird, überleg ich mir das ggf. nochmal. Muss ich mal schauen.

Journalismus

Verfasst: 21. September 2018 14:13
von Tifferette
Operation All along the Watchtower: Am 11. September 2001 implodierten in New York mehrere Türme. Jeder Besitzer eines Resthirns kann heute die Namen der drei bis vier beteiligten Geheimdienste nennen. Nur er tut es nicht, vor allem, wenn er deutscher Journalist ist und die Hypotheken seiner Altbauwohnung noch nicht abbezahlt hat.


Hach ja, und das ist nur der Anfang.

Beeindruckt mich aber mit geballtem Faktenwissen. Der Autor scheint zum Beispiel anzunehmen, dass Boris Jelzin in 2001 noch irgendetwas mit dem politischen Geschehen in Russland zu tun hatte. Oder vielleicht hat er ja aus anderen Gründen nochmals die Duma aufgesucht, um diese (wie der Autor so charmant formuliert) "vollzukotzen". Dazu muss man wahrscheinlich ein wütender alter Mann sein.

Journalismus

Verfasst: 21. September 2018 14:18
von Paleto Gaffeur
Tifferette hat geschrieben:
Von 3500 repräsentativ befragten Bochumern sah es fast jeder Fünfte (19 Prozent) als wahrscheinlich an, im kommenden Jahr Opfer eines Raubüberfalls zu werden.


Wie bizarr ist das denn bitte? Wahnsinn.


Tja wenn Du genau zwischen Schlacke und BVB wohnst...schon verständlich

Journalismus

Verfasst: 21. September 2018 14:45
von darkred
Tifferette hat geschrieben:
Von 3500 repräsentativ befragten Bochumern sah es fast jeder Fünfte (19 Prozent) als wahrscheinlich an, im kommenden Jahr Opfer eines Raubüberfalls zu werden.


Wie bizarr ist das denn bitte? Wahnsinn.


Das ist tiefster Ruhrpott und nicht das beschauliche law&order Minga... :mrgreen:

Re: Journalismus

Verfasst: 21. September 2018 16:41
von Airwin
Na jelzin ist jetzt ja keines der kernthemen des artikels und dass da ein älterer wutjournalist am schreiben ist, ist unverkennbar. Trotzdem sehr interessante aspekte in dem artikel, würde mich interessieren was redrum dazu meint.

Re: Journalismus

Verfasst: 21. September 2018 21:06
von Gibts des
Mal was anneres
Gibts des,
dass dieses Jahr keine Rüxkblicke mehr auf nein illäwen geschwurbelt wurden? Nicht, dass ich das vermisst hätte. Eher i. Gegenteil. Aber bisher wurde doch keine Gelegenheit ausgelassen, so Katastrophengedenktage in Erinnerung zu bringen (qui bono? Übrigens). Und heuer plötzlich -wie abgesprochen fällt die Routine des Grauens aus?

Re: Journalismus

Verfasst: 21. September 2018 21:28
von Nice Weather
“cui bono”, du kulturloses Schwein.

Journalismus

Verfasst: 21. September 2018 21:30
von Gibts des
:D woher weißt du, dass ich das erst geschrieben hatte? Der Maaßen versagt dermaßen... :nod:

Re: Journalismus

Verfasst: 21. September 2018 21:35
von Nice Weather

Journalismus

Verfasst: 22. September 2018 02:19
von Hasenrupfer
Airwin hat geschrieben:interessanter artikel, deprimierend wenn es auch nur in teilen stimmen sollte:

https://www.heise.de/tp/features/Two-Ri ... ?seite=all



an manchen stellen mußte ich an @redrum denken :shock:


Ja, ich auch. Wobei er es dir zig-mal erklärt hat, jedenfalls versucht...

Ansonsten: :lol:

Man fragt sich halt schon, wie diese Typen vorher ihre Weisheiten unter's Volk gebracht haben. Per Pamphlet etwa? Flugblätter unter die Scheibenwischer geklemmt?

Journalismus

Verfasst: 22. September 2018 02:37
von factotum
Habs jetzt auch mal gelesen. Das ist nix. Hat mit dem Bescheidwisser / Geheimniskennerquatsch über 9/11 schlecht angefangen, und ist in dem Stil weitergegangen.

Das ist kein Journalismus. Wenn man so will, ist es ein schönes Beispiel dafür, dass eine gute Schlussredaktion schon was wert ist.

Re: Journalismus

Verfasst: 22. September 2018 02:52
von Nice Weather
Muss schon eine dufte Zeit gewesen sein, als Puffbesuche noch auf Spesen gingen.

Journalismus

Verfasst: 22. September 2018 03:00
von factotum
Na klar. Es hat schon seine Gründe, dass die alten weissen Männer so kacke drauf sind heutzutage.

Journalismus

Verfasst: 24. September 2018 11:43
von Tifferette
Bild

Journalismus

Verfasst: 24. September 2018 12:49
von Unter Westfalen
factotum hat geschrieben:Na klar. Es hat schon seine Gründe, dass die alten weissen Männer so kacke drauf sind heutzutage.


Wehn moinsch?
:twisted:

Ond wie ald bisch, wemmer fraoga derf?
;)

Re: Journalismus

Verfasst: 30. September 2018 09:09
von Manolo