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zeugwart hat geschrieben:im gegenteil, seine sexuelle orientierung juckt mich nicht die bohne


*Applaus* Irrelevant. Das ist die Quelle vieler Missverständnisse bei diesem Thema.


zeugwart hat geschrieben:angewandte pc geht heute WEIT über die oben stehende definition hinaus.


Wirklich? Oder sind das nicht doch nur ein paar schrille Hansel in einer Masse von Leuten, die ständig irgendwas sagen, mit dem man selbst nicht einverstanden ist?

Brechen wir’s mal ganz grob übers Knie: in den letzten 1000 Jahren wurde unsere Welt von weißen Männern regiert, die schon immer das getan und gesagt haben, was ihnen gerade einfiel. Nach einer Weile kommen Leute auf die Idee, dass man gewisse Umgangsformen mal auf einen neueren Stand bringen sollte. Eine noch viel kleinere Gruppe treibt es zu weit damit – und das ist dann für die Mehrheit plötzlich ein unerträglicher Eingriff in ihre Gewohnheitsrechte und die ungebremste Entfaltung ihrer Freiheit?

Ich kann es nicht mehr hören wenn erwachsene Leute rumheulen, dass man ihnen von den zehntausenden von Wörtern, die ihnen zur Verfügung stehen, ein paar Dutzend wegnehmen wolle. Dabei geht es in dieser PC-Debatte eigentlich nur darum, sich hier und da gefälligst mal auf die Zunge zu beißen. Aber anscheinend ist das eine Zumutung.

Geht’s da um Macht? Kann man nur Rücksicht auf kleinere oder benachteiligte Gruppen nehmen, wenn man gleichzeitig betont, dass man ihnen das aus purem Großmut zugesteht?

Allerdings würde ich persönlich auch darauf bestehen, “Innenarchitektinnen und Innenarchitekten” zu schreiben anstatt “InnenarchitektInnen”. Und am liebsten eigentlich nur “Innenarchitekten”, aber das ist halt die Sperrigkeit der deutschen Sprache. Man kann drüber reden.

vivafernanda
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Granadaseggl
Es ist natürlich ein harter Eingriff von außen, wenn man vorgeschrieben bekommt, wie man reden darf und wie nicht. Wenn einem die Deutungshoheit über die eigene Sprache genommen wird.

Man kann im Prinzip nur hoffen, dass der Einzelne versteht, um was es geht. Dass es sich nicht um eine Beschneidung der eigenen Rechte handelt, sondern um eine Bereicherung der Gemeinschaft von und in der wir alle leben.

Ich bin so eine Idealistin, allerdings eine mit harter Kritik, das gebe ich zu.


Und ich merke auch, dass mir nicht alle Themen gleich wichtig sind.

Z. B. in meinem Berufstand gibt es auch viele Bestrebungen unser Licht unter dem Scheffel hervorzuholen.
Wir sollen uns deshalb "Pflegende" nennen und nicht mehr Krankenschwester oder-pfleger.
Von meinem Sprachgefühl her ist dieser Begriff aber mehr eine Zustandsbeschreibung als eine Berufsbezeichnung. Ich verweigere mich also.
Und ich ärgere mich über die Berichterstattung in den Medien. Sie haben geblickt, dass die Krankenschwester irgendwie out ist, schreiben und sprechen nun aber über die Pfleger.

Hallo? Ein Beruf mit mehr als 80% Frauenanteil hat nun plötzlich eine männliche Bezeichnung?
Das geht für mich gar nicht.

Ich denke, uns bleibt nichts anderes übrig, als die männliche und die weibliche Bezeichnung zu benutzen.
Auch wenn´s lang ist.

Die feministische "Gerechte Sprache" übrigens lässt öfter mal die männliche Bezeichnung unter den Tisch fallen. Da ist dann nur von Ärztinnen z. B. die Rede und die Herren Ärzte dürfen sich gleichermaßen angesprochen fühlen wie früher und auch heute noch die Frauen stets beim maskulinen Artikel.

Wenn es den Männern nicht passt: Well. Es gäbe da eine Weltgeschichte lang auszugleichen.

Das ist nicht unbedingt friedlich, weil es Gleiches mit Gleichem vergilt. Besser wäre: Behandle jeden so wie Du selbst behandelt werden möchtest.

Danke nice für die Aufklärung über den motherf.
Ich wußte schon, dass es anerkennend gemeint sein kann. Aber es bleibt ein aggressives Wort.
Und dass die Deutschen popogepolt sind ist ja für die angelsächsische Welt eine stete Quelle der Heiterkeit.
Eine Hand, die schiebt, ist besser als 100 Hände, die ziehen.

zeugwart
Granadaseggl
nice
möglicherweise haben wir beide eine so unterschiedliche wahrnehmung. weil ich eben täglich diesen irrsinn in deutschland erlebe und du in england lebst? anyway, mir geht dieser (achtung, böses wort) „gutmenschen- fundamentalismus“ derart auf den sack, dass ich nicht anders kann. das darf jeder (und natürlich auch jede, und selbstredend auch jede, die gerne ein jeder wäre und jeder, der gerne eine jede wäre und auch alle, die sich über ihren genderstatus noch nicht so ganz im klaren sind) gerne anders sehen und furchtbar empört sein…

vivafernanda hat geschrieben:Und ich ärgere mich über die Berichterstattung in den Medien. Sie haben geblickt, dass die Krankenschwester irgendwie out ist, schreiben und sprechen nun aber über die Pfleger.

Hallo? Ein Beruf mit mehr als 80% Frauenanteil hat nun plötzlich eine männliche Bezeichnung?
Das geht für mich gar nicht.

Ich denke, uns bleibt nichts anderes übrig, als die männliche und die weibliche Bezeichnung zu benutzen.
Auch wenn´s lang ist.


Sprache ist lustig, was das angeht: nach meinem subjektiven Empfinden haben die Medien da nämlich gar nicht so viel zu melden – die Sprache gehört uns und entwickelt sich von ganz allein weiter. Deshalb ist es auch so schwierig, da was zu ändern.

Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass junge Frauen irgendwann mal entscheiden, dass sie der deutschen Grammatik überdrüssig sind, keinen Bock mehr auf diesen Inneninnen-Quatsch haben, und einfach anfangen, sich Pfleger, Pilot, Planer, Polizist oder Prälat zu nennen. Dagegen könntest du dich dann auch nicht wehren. Es sind meistens die Kids, die mit irgendwas anfangen, und nach einer Weile landet das dann im Mainstream.


literally
ADVERB
1 In a literal manner or sense; exactly.
‘the driver took it literally when asked to go straight over the roundabout’
1.1 informal Used for emphasis while not being literally true.
‘I was literally blown away by the response I got’

Oxford Dictionary

1.1 ist relativ neu. Da hat selbst ein Wörterbuch keine Chance, wenn die Kinder plötzlich alle sagen, dass sie sich buchstäblich totgelacht haben.

redrum
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Lombaseggl
@zeugwart: In welchen Kreisen treibst du dich herum, dass du dein Sprachgefühl vor lauter politischer Korrektheit permanent verbiegen musst? Im täglichen Leben haben wir doch nur ganz selten etwas mit Gendersprache oder übertriebener pc zu tun. Von irgendwelchen peinlichen Wortkreationen erfahren wir doch nur aus der Presse. Wir nutzen sie nicht und es verlangt auch niemand von uns. Du argumentierst, um das neue Modewort in Soziologie und Politik zu nutzen, reichlich postfaktisch und räumst der Sache einen Stellenwert ein, den sie gar nicht hat.

Hin und wieder schreibe ich für jemanden, der das Binnen-I gerne für die internen Schriftstücke haben möchte. Jenes finde ich furchtbar. Es stört sowohl Schreib- als auch Lesefluss. Wenn ich einen Auftrag von solchen Leuten bekomme, liegt es an mir dieses Problem zu umschiffen. In neun von zehn Fällen klappt das und im zehnten Fall bin ich nur zu denkfaul. Mein Kunde ist zufrieden und ich auch, denn ich habe diese furchtbare Wortverstümmelung vermieden.

Mein Problem mit dem Binnen-I ist dabei ein rein ästhetisches. Den Sinn stelle ich nicht in Frage. Es ist die Umsetzung die mich stört. Eine Kollegin meinte vor vielen Jahren, dass sie erkennen könne, ob ein Mann oder eine Frau eine Nachricht verfasst hat. Sie hatte recht, in den meisten Fällen kann man das. Es gibt eine männliche und eine weibliche Ausdrucksweise. Diese unterscheiden sich nicht fundamental aber spürbar. Bei meiner täglichen Arbeit versuche ich, dies zu beachten. Das Ergebnis ist, dass ich im Laufe der Zeit sprachlich besser geworden bin. (Nicht hier, hier rotze ich die Texte schnell herunter.) Ich habe also etwas von der Berücksichtigung von Befindlichkeiten.

(Schrift)-Sprache ist manipulativ, dessen sollten wir uns immer bewusst sein. In wie weit wir das in unserem täglichen Leben dann beachten, bleibt uns überlassen. Nur vergessen sollten wir es nicht. Wenn Pipi Langstrumpfs Vater kein Negerkönig mehr sein darf bekommt das eine politische Dimension. Nicht wegen pc, sondern wegen der Frage ob solche Dokumente verändert werden sollten oder nicht einfach als ein Stück Geschichte so bleiben müssten, wie sie ursprünglich waren. Bei Pipi Langstrumpf mögen die Folgen nicht gravierend sein, bei anderen Büchern kann diese Art der Veränderung den Sinn verfälschen. In der Soziologie ist der Begriff Klasse heutzutage durch den Begriff Schicht ersetzt worden. Das mag sinnvoll sein oder nicht. Wenn jedoch im Kapital von Marx der Begriff Klasse durch Schicht ersetzt wird, kommt ein anderer Sinn heraus.

So, genug für heute. Der hund jammert und will raus.

Iron
Grasdaggl
redrum hat geschrieben:Der hund jammert und will raus.


Hund, der. Substantiv, maskulin.

(salopp) Mensch, Mann
(salopp abwertend) gemeiner Mann, Lump, Schurke

Plan B
Halbdaggl
:lol:

Ich habe mal gute Fussballkollegen im Spass nach dem Training unter der Dusche als "Itaker" bezeichnet. Aber das habe ich mich nur getraut, weil ich die Mitspieler jahrelang kannte und sie selbst sehr humorvoll waren.
Aber kurz zusammengezuckt sind sie dann doch und ich anschliessend auch.

I learned my lesson.
Carpe diem.

muffinho
Goofy hat geschrieben:Ja, glaubst du, dass daran irgendwas böse gemeint war?


Es geht nicht darum wie er es meint, sondern dass er es als Politiker mit Vorbildfunktion in der Öffentlichkeit überhaupt sagt. Wenn wir jetzt soweit kommen, dass etwas toleriert oder akzeptiert wird, nur weil man es nicht böse meint, dann gute Nacht.... "Hallo Herr XXX, Sie sind ein dummes, mieses und verlogenes Arschloch.... ist nicht böse gemeint, also alles ok"

Das kann doch nicht ernsthaft Deine Ansicht sein, oder?

publicenemy
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Granadaseggl
Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass junge Frauen irgendwann mal entscheiden, dass sie der deutschen Grammatik überdrüssig sind, keinen Bock mehr auf diesen Inneninnen-Quatsch haben, und einfach anfangen, sich Pfleger, Pilot, Planer, Polizist oder Prälat zu nennen. Dagegen könntest du dich dann auch nicht wehren. Es sind meistens die Kids, die mit irgendwas anfangen, und nach einer Weile landet das dann im Mainstream.


Bei den Zeugwartinnen scheint sich Deine Vision schon zu bewahrheiten.

Tifferette
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Grasdaggl
Nice Weather hat geschrieben:Ich würde ihm unterstellen, dass er da witzig sein wollte.


Herrmann? Will witzig sein? HEieiei, da wohnt aber jemand ziemlich weit weg vom Freistaat.
"They may be drinkers, Robin, but they are also human beings."

(Batman)

zeugwart
Granadaseggl
@zeugwart: In welchen Kreisen treibst du dich herum, dass du dein Sprachgefühl vor lauter politischer Korrektheit permanent verbiegen musst? Im täglichen Leben haben wir doch nur ganz selten etwas mit Gendersprache oder übertriebener pc zu tun. Von irgendwelchen peinlichen Wortkreationen erfahren wir doch nur aus der Presse. Wir nutzen sie nicht und es verlangt auch niemand von uns. Du argumentierst, um das neue Modewort in Soziologie und Politik zu nutzen, reichlich postfaktisch und räumst der Sache einen Stellenwert ein, den sie gar nicht hat.


hmm, redrum, damit hättest du wahrscheinlich sogar recht, ginge es nur um dieses gendergedöns und irgendwelche „studierendenwohnheime“, leberwürst*innen und sonstige auswüchse. aber das alleine ist es ja nicht, was pc in meiner wahrnehmung so unfassbar nervend macht. viel schlimmer ist, wir erleben dieses phänomen doch tagtäglich auch an vielen anderen stellen. die pc-keule trifft einen überall, andauernd und vor allem völlig undifferenziert. sag was kritisches über migranten - zack, brauner stempel. frage eltern, warum sie ihren rotzlöffel keine grenzen setzen - rumms, „du hast doch keine ahnung, hast ja auch keine kinder“. bestell’ dir in größerer runde beim italiener eine saltimbocca, ist garantiert ein veganer dabei - „ich kann nix essen, wenn da ein totes tier liegt“. rauch open air im biergarten eine zigarette - „hören sie auf zu rauchen, hier sitzen kinder“. freue dich über ein gewonnenes nati-spiel, möglicherweise mit schwarz-rot-goldenen streifen im gesicht, bist du mindestens afd-wähler, wenn nicht noch schlimmer.

sind das jetzt jahrelang unterdrückte minderheiten, die endlich aufmucken? oder sind das verbohrte zeitgenossen, die neben ihrem pseudo-elite-denken kein anderes mehr in ihrer gegenwart zulassen und sich dabei auf ihre hohen moralischen maßstäbe berufen, die den anderen natürlich völlig abgehen?

Ja, da ist natürlich schon was dran. Vor allem die Veganer-Episode: dass die immer der großen Runde verbieten, in ihrer Gegenwart Fleisch zu essen, habe ich jetzt schon mehrmals erlebt – zwar nur in Geschichten aus dritter Hand, aber mich schränkt das in meinem Fleischgenuss unglaublich ein.

Auch mit dem Rauchen unter freiem Himmel ist es ganz schlimm: ich wurde in den letzten zwanzig Jahren mindestens kein einziges Mal darum gebeten, das zu unterlassen. Ich leide sehr darunter.

Das macht es auch in meiner Wahrnehmung so “unfassbar nervend”: tagtäglich und überall eigentlich so gut wie nie, aber vielleicht irgendwann mal, wenn auch nur theoretisch, muss ich mich von solchen verzogenen Veganerschlingeln und Anti-Rauch-Kreuzrittern unterbuttern lassen. Definitiv der Hauptgrund, warum ich schlecht schlafe.

Mauldäschle
Seggl
"die pc-keule trifft einen überall, andauernd und vor allem völlig undifferenziert. sag was kritisches über migranten - zack, brauner stempel. frage eltern, warum sie ihren rotzlöffel keine grenzen setzen - rumms, „du hast doch keine ahnung, hast ja auch keine kinder“. bestell’ dir in größerer runde beim italiener eine saltimbocca, ist garantiert ein veganer dabei - „ich kann nix essen, wenn da ein totes tier liegt“. rauch open air im biergarten eine zigarette - „hören sie auf zu rauchen, hier sitzen kinder“. "

GEIL!!! Ich rauche zwar nicht mehr (seit 3 Jahren) aber ich DAMPFE jetzt. Ich wette: Wenn ich open air im Biergarten dampfen würde und mir jemand sagen würde „hören sie auf zu rauchen, hier sitzen kinder“, dann würde ich zunächst mal auf die Uhr schauen. KEIN WITZ! Wenn es dann 16 Uhr wäre, würde ich aufstehen und kurz "vor die Tür" gehen. Wenn es dann 19 oder 20 Uhr wäre, würde ich fragen, was die Kinder um diese Zeit noch im Biergarten zu suchen haben.


Mauldäschle
Seggl
Paleto Gaffeur hat geschrieben:Mauldäschke:

Dann sag ganz ernsthaft " gut so Du bist eh viel zu fett" und wie unfair das ggü den Kindern in Afrika ist....und dann weiteressen.


Ich sprach doch vom Rauchen/Dampfen und nicht vom Essen........ ;)


zeugwart
Granadaseggl
prima nice! es freut mich unbeschreiblich, dass es dir in london anders ergeht. oder du es nicht wahrnimmst. oder es dich nicht stört. mir schnurzpiepegal. mir gehts auf die eier. und jetzt? bekomme ich wieder einen mitleidskommentar aus der intellektuellen upper-class?




schwaebi
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Halbdaggl
Hab ein schönes Beispiel für Euch. Und sogar von unserem VfB.

Da gibt's jetzt für MitgliederInnen die "Dunkelrote Kollektion". Vorne drauf steht auf allen Sachen "Dunkelroter". Auch auf den Damensachen.

Nu. Ich bin definitiv kein RotER. Aber eine "Dunkelrote" bestell ich immer vorm Spiel an der PSV-Bude und muss sie nicht auf dem Tshirt haben. Blöd. Hat mein Verein in diesem Fall mal wieder 'ne Kundin verloren...


publicenemy
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Granadaseggl
schwaebi hat geschrieben:Hab ein schönes Beispiel für Euch. Und sogar von unserem VfB.

Da gibt's jetzt für MitgliederInnen die "Dunkelrote Kollektion". Vorne drauf steht auf allen Sachen "Dunkelroter". Auch auf den Damensachen.

Nu. Ich bin definitiv kein RotER. Aber eine "Dunkelrote" bestell ich immer vorm Spiel an der PSV-Bude und muss sie nicht auf dem Tshirt haben. Blöd. Hat mein Verein in diesem Fall mal wieder 'ne Kundin verloren...


Ach so ist das gemeint. Ich dachte jetzt, Sama sei z.B. ein Dunkelroter und Baumgartl ein Hellroter.