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Frühlingsgedichte

Verfasst: 18. März 2016 18:20
von EinRudiVöller
Im Uralt-Forum gab es da mal einen schönen Thread mit FRühligsgedichten. Wäre doch schön, wenn wir das wiederbeleben könnten.

Ich beginne mal mit DEM Klassiker:

Eduard Mörike

Er ist's

Frühling läßt sein blaues Band
wieder flattern durch die Lüfte;
süße, wohlbekannte Düfte
streifen ahnungsvoll das Land.
Veilchen träumen schon,
wollen balde kommen.
Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bist's!
Dich hab ich vernommen!

Re: OT: Frühlingsgedichte

Verfasst: 18. März 2016 18:21
von EinRudiVöller
Und da darf auch der gute Goethe nicht fehlen:

Vor dem Tor

Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
Durch des Frühlings holden, belebenden Blick,
Im Tale grünet Hoffnungsglück;
Der alte Winter, in seiner Schwäche,
Zog sich in rauhe Berge zurück.
Von dort her sendet er, fliehend, nur
Ohnmächtige Schauer körnigen Eises
In Streifen über die grünende Flur.
Aber die Sonne duldet kein Weißes,
Überall regt sich Bildung und Streben,
Alles will sie mit Farben beleben;
Doch an Blumen fehlts im Revier,
Sie nimmt geputzte Menschen dafür.
Kehre dich um, von diesen Höhen
Nach der Stadt zurück zu sehen!
Aus dem hohlen finstern Tor
Dringt ein buntes Gewimmel hervor.
Jeder sonnt sich heute so gern.
Sie feiern die Auferstehung des Herrn,
Denn sie sind selber auferstanden:
Aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern,
Aus Handwerks- und Gewerbesbanden,
Aus dem Druck von Giebeln und Dächern,
Aus der Straßen quetschender Enge,
Aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht
Sind sie alle ans Licht gebracht.
Sieh nur, sieh! wie behend sich die Menge
Durch die Gärten und Felder zerschlägt,
Wie der Fluß in Breit und Länge
So manchen lustigen Nachen bewegt,
Und, bis zum Sinken überladen,
Entfernt sich dieser letzte Kahn.
Selbst von des Berges fernen Pfaden
Blinken uns farbige Kleider an.
Ich höre schon des Dorfs Getümmel,
Hier ist des Volkes wahrer Himmel,
Zufrieden jauchzet groß und klein:
Hier bin ich Mensch, hier darf ichs sein!
(Johann Wolfgang von Goethe, Faust I)

Re: OT: Frühlingsgedichte

Verfasst: 18. März 2016 18:33
von Auswurf
erinnere mich an die ersten veruche mit mir selbst mittels tagebuch in kontakt zu treten.
Einen satz konnt ich mir merken

ostern steht bevor
und ich schiess ein eigentor

Re: OT: Frühlingsgedichte

Verfasst: 18. März 2016 18:44
von CoachingZone
@Auswurf

Ist das jetzt arg OT, wenn ich mir die Bemerkung gestatten darf, dass deine Version nicht ganz das Niveau der Vorgänger erreicht?

Re: Frühlingsgedichte

Verfasst: 18. März 2016 18:44
von Nice Weather
Bild

Re: Frühlingsgedichte

Verfasst: 18. März 2016 18:45
von CoachingZone
...zumindest der Form nach fast CL-Niveau... :mrgreen:

Re: OT: Frühlingsgedichte

Verfasst: 18. März 2016 19:04
von Auswurf
CoachingZone hat geschrieben:@Auswurf

Ist das jetzt arg OT, wenn ich mir die Bemerkung gestatten darf, dass deine Version nicht ganz das Niveau der Vorgänger erreicht?

Du willsch wohl ganz dringend oine uff's maul :arr:

Re: Frühlingsgedichte

Verfasst: 18. März 2016 19:11
von CoachingZone
Der Klassiker schlechthin:

Kommt Frühling
kommt VfB

Otto Baric

:vfb: :vfb: :vfb: :vfb: :vfb: :vfb: :vfb: :vfb: :vfb: :vfb: :vfb: :vfb: :vfb: :vfb: :vfb: :vfb: :vfb: :vfb: :vfb: :vfb: :vfb: :vfb: :vfb: :vfb: :vfb: :vfb:

Re: Frühlingsgedichte

Verfasst: 18. März 2016 20:48
von Hasenrupfer
:vfb:

Das gilt bis heute, genial wie man soviel prophetische Weisheit in vier Wörter packen kann...

Re: Frühlingsgedichte

Verfasst: 18. März 2016 21:28
von Franky3103
:banane: Die Röcke kurz, die Beine weiß, des Schnäpperle läuft jetzt schon heiss :banane:

Re: Frühlingsgedichte

Verfasst: 20. März 2016 08:40
von crastro
Wenn die Sonne scheint ins Korn
und die Mädchen juckt es vorn
und die Buben haben einen Ständer
dann ists Frühling im Kalender.

:mrgreen:

Re: Frühlingsgedichte

Verfasst: 20. März 2016 10:26
von Franky3103
:bounce: :bounce: @Crastro: Herrlich... :banane: :banane:

Re: Frühlingsgedichte

Verfasst: 20. März 2016 10:30
von RedBlues
Wenn's Ärschle brennt
rennt
zur Toilette
er
verfluchend den Inder

Re: Frühlingsgedichte

Verfasst: 26. März 2016 21:23
von EinRudiVöller
Friedrich von Schiller
An den Frühling
Willkommen, schöner Jüngling!
Du Wonne der Natur!
Mit deinem Blumenkörbchen
Willkommen auf der Flur!

Ei! ei! da bist ja wieder!
Und bist so lieb und schön!
Und freun wir uns so herzlich,
Entgegen dir zu gehn.

Denkst auch noch an mein Mädchen?
Ei, Lieber, denke doch!
Dort liebte mich das Mädchen,
Und 's Mädchen liebt mich noch!

Fürs Mädchen manches Blümchen
Erbettelt' ich von dir -
Ich komm und bettle wieder,
Und du? - du gibst es mir?

Willkommen, schöner Jüngling!
Du Wonne der Natur!
Mit deinem Blumenkörbchen
Willkommen auf der Flur!

Re: Frühlingsgedichte

Verfasst: 26. März 2016 21:24
von EinRudiVöller
Rainer Maria Rilke, 1875-1926

Vorfrühling

Härte schwand. Auf einmal legt sich Schonung
an der Wiesen aufgedecktes Grau.
Kleine Wasser ändern die Betonung.
Zärtlichkeiten, ungenau.

greifen nach der Erde aus dem Raum.
Wege gehen weit ins Land und zeigens.
Unvermutet siehst du seines Steigens
Ausdruck in dem leeren Baum.

Re: Frühlingsgedichte

Verfasst: 26. März 2016 21:25
von EinRudiVöller
Will dir den Frühling zeigen,
der hundert Wunder hat.
Der Frühling ist waldeigen
und kommt nicht in die Stadt.
Nur die weit aus den kalten
Gassen zu zweien gehen
und sich bei den Händen halten -
dürfen ihn einmal sehn.

Rainer Maria Rilke

Re: Frühlingsgedichte

Verfasst: 26. März 2016 21:27
von EinRudiVöller
Hölderlin, Friedrich (1770-1843)

Der Frühling

Die Sonne glänzt, es blühen die Gefilde,
Die Tage kommen blütenreich und milde,
Der Abend blüht hinzu, und helle Tage gehen
Vom Himmel abwärts, wo die Tag entstehen.
Das Jahr erscheint mit seinen Zeiten
Wie eine Pracht, wo sich Feste verbreiten,
Der Menschen Tätigkeit beginnt mit neuem Ziele,
So sind die Zeichen in der Welt, der Wunder viele.

Re: Frühlingsgedichte

Verfasst: 26. März 2016 22:14
von EinRudiVöller
Georg Trakl

Im Frühling

Leise sank von dunklen Schritten der Schnee,
Im Schatten des Baums
Heben die rosigen Lider Liebende.

Immmer folgt den dunklen Rufen der Schiffer
Stern und Nacht;
Und die Ruder schlagen leise im Takt.

Balde an verfallener Mauer blühen
Die Veilchen,
Ergrünt so stille die Schläfe des Einsamen.

Re: Frühlingsgedichte

Verfasst: 26. März 2016 22:16
von EinRudiVöller
GOTTFRIED BENN
Letzter Frühling

Nimm die Forsythien tief in dich hinein
und wenn der Flieder kommt, vermisch auch diesen
mit deinem Blut und Glück und Elendsein,
dem dunklen Grund, auf den du angewiesen.
Langsame Tage. Alles überwunden.
Und fragst du nicht, ob Ende, ob Beginn,
dann tragen dich vielleicht die Stunden
noch bis zum Juni mit den Rosen hin.

Re: Frühlingsgedichte

Verfasst: 26. März 2016 22:30
von EinRudiVöller
Frühjahr
Georg Heym
Die Winde bringen einen schwarzen Abend.
Die Wege zittern mit den kalten Bäumen
Und in der leeren Flächen später Öde
Die Wolken rollen auf die Horizonte.

Der Wind und Sturm ist ewig in der Weite,
Nur spärlich, daß ein Sämann schon beschreitet
Das ferne Land, und schwer den Samen streuet,
Den keine Frucht in toten Sommern freuet.

Die Wälder aber müssen sich zerbrechen
Mit grauen Wipfeln in den Wind gehoben,
Die quellenlosen, in der langen Schwäche
Und nicht mehr steigt das Blut in ihren Ästen.

Der März ist traurig. Und die Tage schwanken
Voll Licht und Dunkel auf der stummen Erde.
Die Ströme aber und die Berge decket
Der Regenschild. Und alles ist verhangen.

Die Vögel aber werden nicht mehr kommen.
Leer wird das Schilf und seine Ufer bleiben,
Und große Kähne in der Sommerstille
In grüner Hügel toten Schatten treiben.