Der Mann heißt Günter Wächtershäuser.
https://de.wikipedia.org/wiki/G%C3%BCnt ... %C3%A4userHintergrund: Eine der größten und rätselhaftesten Fragen ist die Frage, wie das Leben überhaupt entstehen konnte. Hierzu gab es seit dem frühen letzten Jahrhundert etliche Theorien, die alle eines gemeinsam haben: sie hielten dem "test of time" nicht stand. Bis zu G.W. war die Forschung und Theorienbildung nicht nur in einer Sackgasse, sondern noch viel weitergehend, erschien es immer rätselhafter und unmöglicher, dass Leben überhaupt entstehen kann. Es schien einfach chemisch unmöglich. Die Zweifel wuchsen auch unter Wissenschaftler so stark, dass Kreationisten in das Feld einstiegen und die Zweifel der Wissenschaft gegen die Evolutionstheorie ins Feld führten.
Ich verkürze das jetzt hier ein bisschen, aber ohne das Wesentliche wegzulassen:
- Es war ursprünglich ein fester Glaube in der Biologie, dass Leben nur in Wasser entstehen kann. Nur die Anomalien des Wassers bieten die Voraussetzungen, dass organische Chemie als Lösungsmittel braucht. So sucht man ja bis heute auf fernen Planeten zu allererst nach Wasser. Doch das Wasser hat gleichzeitig einen enormen Nachteil: es verdünnt jeden "chemischen Ansatz". Die chemischen Vorgänge die zu den Molekülen des Lebens führten (Proteine, Kohlewasserstoffketten usw.) benötigen zwingen Energie, sie sind endotherm. Ein einzelner Blitz der in die Ursuppe hineinfährt nützt hier gar nichts, weil man die Energie andauernd, stetig und in hoher Dichte benötigt. Als das Leben entstand gab es noch keinen einzigen molekularen Energieträger. Da blieb dann theoretisch nur noch eine einzige Energiequelle übrige: die sagenhafte Entropie. Das heißt: ich habe bei einer chemischen Reaktion so viele Ausgangstoffe (Edukte) im Überschuß gegen die entstehendes Produkte, dass, obwohl der Vorgang endotherm ist, die Reaktion spontan trotzdem abläuft, quasi energetisch "den Berg auf", weil stochastisch eine so große Wahrscheinlichkeit dafür besteht, aufgebaut aus dem dramatischen Überschuß von Edukten zu Produkten. Und genau an der Stelle hast du mit Wasser ein riesen Problem. Wasser verdünnt dir nämlich die Aufkonzentration der Ausgangsstoffe. Im Meer kann es eine solch spontan ablaufende Reaktion nicht geben, schlicht weil es die Entropie verhindert. Die Stoffe verteilen sich im Wasser gleichmäßig, wie wir alle wissen. An dieser Stelle kam man jahrelang nicht weiter: einerseits brauchte man das Wasser dringend, andererseits zerstörte es jede Reaktionsgleichung.
Und dann kam ein bereits ziemlich in die Jahre gekommener Patentanwalt daher, Günter Wächtershäuser, der mal vor Unzeiten Chemie studiert hatte und fand das alles sehr spannend. Sonst will der Volks- aber auch der Wissenschaftstribun immer gerne wahnsinnig junge Himmelsstürmer. G.H. war hier also Faktotum und Fossil in einem.
G.W. postulierte Eisen-Schwefel-Verbindungen die wie eine Art erste Proto-Enzyme wirkten und Energie übertragen konnten. Natürlich verursachte er damit große Widerstände bei arrivierten Wissenschaftlern. Aber die DFG zeigte sich hier mal erstaunlich flexibel und ließ es zu - freilich gab es einige Professoren die ihn auch aktiv stützten - dass er DFG-Anträge schreiben durfte. Mittlerweile gilt seine Hypothese experimentell als sehr weitgehend bewiesen.
Günter Wächtershäuser ist 78 Jahre alt und wenn er es schafft noch ein bisschen weiter zu leben, wird er den Nobelpreis für Chemie erhalten. In den letzten 3-4 Jahren wurde der gesamten Fachwelt klar, wie umfassend und weitreichend seine Arbeit ist. Auch seine Ergebnisse wurden in dieser Zeit zigfach bestätigt. Wer die Chance hat ihn mal in einem Vortrag zu sehen, sollte das auf keinen Fall verpassen, er ist in Analogie quasi der Albert Einstein der Biologie.