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Local Zero
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Granadaseggl
Wirkt sehr... nun ja... "vertrauenerweckend" wissenschaftlich. :mrgreen:
"Ein Wort, Herr! Sag mir nur ein einziges Wort in diesem Elend!" - "Ich sage dir sogar zwei: Guten Appetit!"
-------
"Es gibt keine Lösung. Weil es kein Problem gibt."


Local Zero
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Granadaseggl
Sehr bemühtes Artwork. Das ist ja ein ikonographischer Ritt von der Frührenaissance bis zur Postmoderne.
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de mappes
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Spamferkel
ich nehme an so ziemlich dasselbe...aber keine Angst, es gibt bestimmt genug Zweitverwerter der Springer-Presse, die man verlinken und anklicken kann ;)
Don't criticize what you can't understand


CoachingZone
Halbdaggl
Auch wenn ich die Attacke Marco Goeckes auf die Kritikerin Wiebke Hüster überhaupt nicht gutheißen kann und will, so kann ich aus meinen Kontakten zu der Ballettszene und meinen Kenntnissen über die Kritiken der Frau Hüster die Sichtweise von Herrn Goecke, die in dem NDR-Artikel aufgezeigt wird, absolut bestätigen.

Frau Hüster schreibt imho keine Kritiken, sondern diffamiert Künstler, die ihr nicht passen, aufs Übelste und immer ad hominem.

So verreißt sie seit fünfzehn Jahren eben jenen Marco Goecke, der einen sehr eigenwilligen Tanzstil kreiert hat (den man nicht mögen muss, den aber viele Tanzbegeisterte rund um den Globus sehr schätzen), der erst 2022 den Deutschen Tanzpreis erhalten hat und auch sonst zu den am meisten nachgefragten Choreographen des modernen Balletts/Tanzes weltweit gehört. Mit Begriffen wie "Langeweile" wird dabei nicht nur die Schöpfung des Künstlers angegriffen, sondern eigentlich auch jeder begeisterte Zuschauer im Publikum diffamiert als jemand, der sich nicht wirklich auskennt (oder sich halt für jeden "Scheiß" begeistert...).

2012 waren ihre Kritiken über die neue Leitung des Wuppertaler Tanztheaters nach dem Tod der Gründerin Pina Bausch wohl durchaus mit ausschlaggebend, dass die Person in leitender Funktion schließlich gehen musste.

Sie ist deshalb, das kann ich als Fakt nennen, gerade auch in Kreisen von Tanzkritikschaffenden sehr umstritten.

Problematisch wird ein solches Tun halt aufgrund der Position von Frau Hüster bei der FAZ (und übrigens zusätzlich noch beim Deutschlandfunk), beides überregionale Medien, weshalb solche Kritiken/Verrisse natürlich einen bestimmten Verbreitungsgrad erreichen und sicher auch die Meinung des Publikums, der Theaterleitung und eventuell auch der Sponsoren/Mäzene/öffentlichen Hand beeinflussen, was dann ggf. auch finanzielle Folgen für den Künstler haben kann. Eine Position übrigens, die Frau Hüster möglicherweise weniger aufgrund der Qualität ihrer Beiträge erhalten hat. Manchmal kann es wohl helfen, wenn man mit einem der Herausgeber der Zeitung verheiratet ist...

Exkurs: Grundsätzlich ist eben eine Kunstkritik immer problematisch: Denn jede Kritik, positive wie negative, ist niemals objektiv, sondern bleibt immer genau das: Eine persönliche Meinung. Nicht mehr und nicht weniger. Und der Kritiker unterscheidet sich diesbezüglich nicht vom gewöhnlichen Zuschauer. Was man von einem Kunstkritikschaffenden erwarten kann, ist, dass er/sie ein großes Fachwissen besitzt und viel gesehen hat und dass er/sie aufgrund dessen ein Kunstwerk besser beschreiben und einordnen kann als der "normale" Zuschauer. Und in dieser Funktion eine Orientierungshilfe sowohl für den Zuschauer als auch für den Künstler sein kann. Darin besteht für mich gute Kunstkritik.

Aber Geschmäcker bleiben dennoch verschieden - und so mag dem einen gefallen, was der andere nicht leiden kann. Deswegen kommt dem Kunstkritiker imho immer auch eine besondere Verantwortung zu, nämlich, seinen eigenen Geschmack auch zu hinterfragen und insbesondere nicht als den absoluten Maßstab für die Beurteilung eines Kunstwerks zu nehmen. Also sich selbst nicht zu wichtig zu nehmen oder gar - aus welcher Absicht auch immer - kunstpolitisch zu handeln.

Leider empfinde ich Frau Hüsters Tanzkritikertum eher dem letzteren zugeneigt. Und da hat sie imho auch regelmäßig Grenzen überschritten und persönliche Angriffe gestartet, so dass ich Marco Goeckes Reaktion zwar absolut nicht gutheißen, aber doch nachvollziehen kann.

Ich habe gestern in einer Signalnachricht geschrieben:
Geschriebene Scheiße ist gesellschaftlich akzeptiert, auch wenn sie den Künstler trifft.

... und musste heute ein wenig lächeln, als ich das in etwa gleiche Statement von Marco Goecke lese.

Herr Goecke wird sich für diese Attacke zurecht vermutlich vor dem Gesetz verantworten müssen. Dennoch finde ich es gut, dass Gauthier Dance (und ich hoffe auch das Stuttgarter Ballett als ehemalige künstlerische Heimat von Marco Goecke!) sich nicht in eine Hexenjagd hineinziehen lassen, sondern diesem phantastisch innovativen und kreativen Künstler weiterhin Aufträge für neue Werke erteilen werden!!! Denn für mich wäre dies eine wirklich schlimme künstlerische und menschliche Katastrophe, wenn dadurch die Karriere des Marco Goecke beendet wäre.
Wenn die Unfähigkeit einen Decknamen braucht, nennt sie sich Pech.

- Charles Maurice de Talleyrand -

Tamasi
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Grasdaggl
Super, dass du das genauer erläutert hast. Ich habe bisher nur die Überschriften dazu gelesen; Tanztheater ist nicht meine Welt. Aber persönliche Angriffe, weil der eigene Horizont beengt ist, sind übel - jedenfalls, wenn sie öffentliche Kraft haben und am Ende Karrieren zerstören. (Hier gibt es ja User, die Beschwerde-Mails über Fußballkommentatoren an deren Arbeitgeber schicken bzw. dazu aufrufen. Finde ich unmöglich bis erbärmlich; wollte ich neulich was dazu schreiben, hab's aber nicht gemacht.)

Jedenfalls Danke, dass mein Wissen nicht auf dem Überschriften-Niveau stehen geblieben ist.


publicenemy
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Granadaseggl
Danke für diese Hintergrundinformationen. Da ich weder FAZ-Leser noch Balettkenner bin, waren diese Hintergründe für mich neu.

Und, da hast du recht, geschriebene Scheisse ist auch Scheisse.

Spielgerät
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Granadaseggl
Der Kommentar eines der FAZ- Herausgeber.
Da gehe ich mit.

https://m.faz.net/aktuell/feuilleton/aufrichtig-marco-goeckes-entschuldigung-18678636.html

Der Ballettdirektor Goecke möchte sich entschuldigen. Er bittet nicht um Entschuldigung für seine ekelhafte Tat, er denkt, er könne es selber. Er schreibt auch nicht der Betroffenen, er macht es über die Medien und nennt seine Selbstentschuldigung aufrichtig. So aufrichtig ist sie, dass er gleich neue Vorwürfe an die Tanzkritikerin hinterherschickt, der er im Foyer der Staatsoper zu Hannover Hundekot ins Gesicht gedrückt hat. Er nennt das verniedlichend eine „Überreaktion“, weil er findet, die Kritikerin habe ihn provoziert. Er könne nicht alles schweigend hinnehmen.

Was denn „alles“? Die Tanzkritikerin dieses Feuilletons, Wiebke Hüster, hat seit 2006 ganze neun Werke von Herrn Goecke besprochen, der jetzt so tut, als sei sie ihm auf Schritt und Tritt mit böser Absicht hinterher gewesen. Er soll doch nicht so maßlos übertreiben. Goecke hat in dieser Zeit mehr als siebzig Choreographien auf die Bühne gebracht. Zwei davon hat unsere Kritikerin enthusiastisch gelobt, beide im Jahr 2021. Siebenmal war sie hingegen kritisch, hat sich gelangweilt in seinen Stücken, fand seine Neigung, die Tänzer zittern zu lassen, nicht interessant. Wo lagen da die „Beleidigung“, die „Verunglimpfung“, das „Mobbing“, die „Geschäftsschädigung“, von denen Goecke jetzt in seiner Entschuldigung spricht? Worin, denkt er, liegt die Aufgabe der Kritik? Dass sie nicht einfach nach Belieben den Daumen hebt oder senkt, verschweigt er, verschweigt also, dass in Kritiken Argumente für die ästhetischen Urteile gegeben werden.
......
Es bringt jetzt gar nichts, mit dem Kopf die rote Laterne einzuhauen
- Fabian Seneca Wohlgemuth -

Unter Westfalen
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Grasdaggl
Ich bin zulange vom Stuttgarter Ballettgeschehen weg, um die Qualitäten von Marco Goecke beurteilen zu können. Aber selbst, wenn er das Format eines John Cranko oder eines John Neumeier hätte, also in seiner Karriere wirklich einer der Größten geworden wäre, bliebe das für seine Tat völlig irrelevant. Was er gemacht hat, ist einfach nur ekelhaft und primitiv. Dass er auch danach noch sein Verhalten rechtfertigt und in einen unzulässigen Kontext stellt („scheiße schreiben = Scheiße ins Gesicht schmieren) ist einfach nur erbärmlich.
Es gibt andere Möglichkeiten, sich gegen tatsächliche oder vermeintliche Verunglimpfungen zu wehren. Die Freiheit der Rezension ist dasselbe höchste Gut wie die Freiheit der Kunst, die Goecke sicher für sich in Anspruch nimmt.

Laut Wikipedia hat er sich inzwischen doch entschuldigt.

Am 11. Februar 2023 sorgte Goecke am Rande der Premiere des Stücks Glaube – Liebe – Hoffnung in der Staatsoper Hannover für einen Theaterskandal,[4] indem er der Tanztheater-Kritikerin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ), Wiebke Hüster, den in einem Hundekotbeutel aufgesammelten Kot seines Dackels[5] ins Gesicht schmierte.[6][7][8] Zuvor hatte er ihr vorgeworfen, für Abonnementskündigungen in Hannover verantwortlich zu sein, und ihr Hausverbot angedroht. Laut der FAZ reagierte er mit seiner Attacke auf eine Rezension Hüsters über die Produktion In the Dutch Mountains am Dans Theater in Den Haag, in der etwa stand, das Stück sei „eine Blamage und eine Frechheit“, das einen „irre“ mache und „vor Langeweile umbringt“.[9] Die FAZ wertete den Übergriff als Körperverletzung und „einen Einschüchterungsversuch gegenüber unserer freien, kritischen Kunstbetrachtung“.[10][11] Am 13. Februar 2023 wurde Goecke suspendiert und ihm ein Hausverbot erteilt.[12] Am selben Tag rechtfertigte er sich damit, dass sein Werk über Jahre durch die Journalistin beschmutzt worden sei.[13] Er sei ein bisschen erschrocken über sich selbst, will sich aber bei Wiebke Hüster nicht entschuldigen.[14] Einen Tag darauf entschuldigte er sich doch bei Hüster und „allen Beteiligten“: „Im Nachhinein wird mir klar bewusst, dass dies eine schändliche Handlung im Affekt und eine Überreaktion war.“[15]

Den erwartbaren Karriereknick hat er sich selbst verpasst.
Für eine freie und selbstbestimmte Ukraine.

CoachingZone
Halbdaggl
Spielgerät hat geschrieben:Der Kommentar eines der FAZ- Herausgeber.


Hat Herr Kaube auch erwähnt, dass er der Ehemann von Frau Hüster ist? Oder hat er das zu erwähnen vergessen?

Frage nur, damit man seinen Kommentar richtig einordnen kann...
Wenn die Unfähigkeit einen Decknamen braucht, nennt sie sich Pech.

- Charles Maurice de Talleyrand -

Local Zero
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Granadaseggl
Bei aller gerechtfertigten Empörung über das, was der Goecke gemacht hat:

Wenn der eigene Ehemann dessen Verhalten in einer der "großen" deutschen Tageszeitungen öffentlich bewertet und gleichzeitig verschweigt, dass er mit dem Opfer diese Verhaltens verheiratet ist, dann stinkt das presserechtlich ähnlich übel, wie ein Stück Hundescheiße.

Edith:

Mir ist übrigens vorhin erst aufgefallen, dass ich ein Stück von Goecke selber schon gesehen habe, nämlich seine La Strada"-Adaption für´s Münchner Gärtnerplatztheater.
"Ein Wort, Herr! Sag mir nur ein einziges Wort in diesem Elend!" - "Ich sage dir sogar zwei: Guten Appetit!"
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CoachingZone
Halbdaggl
Möchte beispielhaft aus der letzten Kritik von Frau Hüster über das abendfüllende Tanzstück von Marco Goecke für das Nederlands Dans Theater folgende zwei Passagen zitieren, um meinen Standpunkt zu Frau Hüster zu belegen:

Bei „In the Dutch Mountain“, Marco Goeckes neuem Ballettabend mit dem virtuosen Nederlands Dans Theater in Den Haag, wird das Publikum abwechselnd irre und von Langeweile umgebracht.


Bloß wirkt das Stück so, als wären dem hinter der Scheibe sitzenden Meeresbeobachter die Trolle durch seine Aufzeichnungen geritten und hätten Goecke die zerfetzten Fragmente hinterlassen mit der Drohung, sie ja nicht sinnvoll in eine Reihenfolge zu bringen. Man wird beim Zuschauen abwechselnd irre und von Langeweile umgebracht. Dazwischen kommen ab und an zwei genialische, stimmige Minuten. Das Stück ist wie ein Radio, das den Sender nicht richtig eingestellt kriegt. Es ist eine Blamage und eine Frechheit, und beides muss man dem Choreographen umso mehr anlasten, als Virtuosität und Präsenz der Tänzer des Nederlands Dans Theater nach mehr verlangen.


https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/ ... 69800.html

Bemerkenswert ist, dass Frau Hüster zuerst vom "Publikum" spricht, um dann später nur noch "man" zu nennen. Es lässt mich darauf schließen, dass sie im Wesentlichen von sich selbst spricht, dies aber dann unzulässig verallgemeinert...

Die Begriffe "Blamage" und "Frechheit" (die ihr Editorenehemann in seinem Kommentar bezeichnenderweise nicht aufführt) sind keine inhaltliche Kritik mehr, sondern ganz klar Wertungen mit dem Ziel, das Werk herabzuwürdigen.


Dass es begeisterte Zuschauer/Stimmen zu diesem Stück gegeben haben muss, verschweigt sie lieber. Zum Vergleich zwei kurze Zitate aus der holländischen Presse:

In The Dutch Mountains is Goeckes beste choreografie tot nu toe: gelaagd, poëtisch en volkomen eigenzinnig.

(Goeckes bisher beste Choreographie ist The Dutch Mountains: vielschichtig, poetisch und völlig eigenwillig.)


https://www.trouw.nl/cultuur-media/in-t ... ~b85d38c1/

This was one of the most dramatic pieces I have seen recently from NDT.

There were some twenty eight dancers who rushed on and off, executing jerky, staccato movements of a complexity which I have seldom seen. I wonder whether those who expected to become classical ballet dancers could imagine they would become capable of such performances. There were some astonishing solos as well as tight ensemble sequences.

This was the perfect meeting of choreography, lighting and sound design.

[...]

So it was tonight. Marco Goecke’s In the Dutch Mountains is as perfect a piece as I have seen in a long, long time.


https://artstalkmagazine.nl/in-the-dutc ... d-on-tour/
Wenn die Unfähigkeit einen Decknamen braucht, nennt sie sich Pech.

- Charles Maurice de Talleyrand -

Auswurf
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Grasdaggl
sie kam heute in nem schweizer kulturjournal auf 3sat zu wort
und betonte, dass sie stücke von ihm auch schon in höchsten tönen gepriesen hat, da sie beeindruckt war

mal so.. die hochkultur findet ihren weg in den medialen fokus eigentlich ausschließlich über skandale,
die wenig mit der kunst selbst zu tun haben.

die baudauer eines opernhauses, der putintreue Dirigent, hundekot.
Beim documenta ding, kann man streiten, ob das jetzt ne auseinandersetzung über kunst war - find ich
das ist doch keine Musik

Spielgerät
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Granadaseggl
CoachingZone hat geschrieben:
Spielgerät hat geschrieben:Der Kommentar eines der FAZ- Herausgeber.


Hat Herr Kaube auch erwähnt, dass er der Ehemann von Frau Hüster ist? Oder hat er das zu erwähnen vergessen?

Frage nur, damit man seinen Kommentar richtig einordnen kann...


Nein, hat er nicht. Hätte er machen können.
Für die Einordnung, wie du es nennst, spielt es aber keine Rolle, da er als Herausgeber des Mediums, in dem die Kritik erschienen ist, ohnehin nicht als neutral wahrgenommen wird und vermutlich auch nicht werden möchte.
Und für die inhaltliche Beurteilung seines Kommentars ist es erst recht irrelevant.

CoachingZone hat geschrieben:Bemerkenswert ist, dass Frau Hüster zuerst vom "Publikum" spricht, um dann später nur noch "man" zu nennen. Es lässt mich darauf schließen, dass sie im Wesentlichen von sich selbst spricht, dies aber dann unzulässig verallgemeinert...

Die Begriffe "Blamage" und "Frechheit" (die ihr Editorenehemann in seinem Kommentar bezeichnenderweise nicht aufführt) sind keine inhaltliche Kritik mehr, sondern ganz klar Wertungen mit dem Ziel, das Werk herabzuwürdigen.


Das mag in der Sache richtig sein, ich kann es nicht beurteilen. Wir dürften uns aber darüber einig sein, dass es die Kackhaufen-Aktion weder erkären noch rechtfertigen kann.

Die heimliche Freude, die eine solche Aktion bei Anhängern von Goecke hervorrufen mag, lässt sich damit erklären, dass wir vermutlich alle schon mal in der Situation waren, in der wir einem Kritiker die Pest an den Hals - oder zumindest eine ordentliche Fotzn - gewünscht haben, weil er es gewagt hat, unser Liebstes in niederträchtigster Weise zu schmähen. Aber Wünschen und Tun haben halt ganz unterschiedliche Konsequenzen.

Und dafür, dass er keine aufrichtige Entschuldigung zustande gebracht und sogar nochmal nachgelegt hat, wird er die nächsten Jahre hoffentlich in der Hölle der Bedeutungslosigkeit schmoren.
Es bringt jetzt gar nichts, mit dem Kopf die rote Laterne einzuhauen
- Fabian Seneca Wohlgemuth -

de mappes
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Spamferkel
CoachingZone hat geschrieben:
Spielgerät hat geschrieben:Der Kommentar eines der FAZ- Herausgeber.


Hat Herr Kaube auch erwähnt, dass er der Ehemann von Frau Hüster ist? Oder hat er das zu erwähnen vergessen?

Frage nur, damit man seinen Kommentar richtig einordnen kann...


Wow...danke für die Erläuterungen. Das ist ja ultra billig...was für eine jämmerliche Vetternwirtschaft dort.

Ich hörte nämlich (Sogar im SR!) in den Nachrichten über diesen Fall und Goecke kam kurz zu Wort.
Ohne die Details hier zu kennen dachte ich mir schon, dass hier eine Vorgeschichte zu der Attacke führte, die sich gewaschen hatte.

Die Attacke an sich gehört sich selbstredend nicht, Gewalt ist die falsche Lösung.
Aber wenn man länger diffamiert, quasi durch eine gezielte Journalistin gemobbt wird in diesem Medium, das auch wichtig für die eigene Reputation und die Welt der Kunst ist, kann es halt zu einer Kurzschlussreaktion kommen.
Daher finde ich es wichtig, beide Seiten zu sehen und vielleicht auch nicht weg zu sehen, wenn eine solche "Schmutzkampagne" gefahren wird, möglicherweise weil eine persönliche Abneigung herrscht.

Die Dame ist dann in ihrem Beruf natürlich ach fehl am Platz
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de mappes
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Spamferkel
(Hier gibt es ja User, die Beschwerde-Mails über Fußballkommentatoren an deren Arbeitgeber schicken bzw. dazu aufrufen. Finde ich unmöglich bis erbärmlich; wollte ich neulich was dazu schreiben, hab's aber nicht gemacht.


ernsthaft Tamasi?
Dann sprich es doch offen an, dass du das Scheiße von mir findest.
Dann kann man drüber reden...so ist es nur unmöglich bis erbärmlich, dies über Umwege zu äußern.

Kritik an parteiischen Kommentatoren auf Social Media oder in Foren ist üblich und sieht man häufig
Vielleicht bist du da aus der Zeit gefallen.
Und mitnichten habe ich die Intention, dass ein solcher Kommentator abgestraft wird vom Arbeitgeber ect, aber man kann ihm vielleicht mal einen Spiegel vorhalten und erinnern, dass sein Job eben die neutrale Berichterstattung ist. Ob die Kommentatoren da alle selbst zur Reflektion in der Lage sind, bezweifle ich.
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de mappes
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Spamferkel
publicenemy hat geschrieben:Danke für diese Hintergrundinformationen. Da ich weder FAZ-Leser noch Balettkenner bin, waren diese Hintergründe für mich neu.

Und, da hast du recht, geschriebene Scheisse ist auch Scheisse.


:nod: :nod: :nod: :nod:
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Tamasi
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Grasdaggl
de mappes hat geschrieben:
(Hier gibt es ja User, die Beschwerde-Mails über Fußballkommentatoren an deren Arbeitgeber schicken bzw. dazu aufrufen. Finde ich unmöglich bis erbärmlich; wollte ich neulich was dazu schreiben, hab's aber nicht gemacht.


ernsthaft Tamasi?
Dann sprich es doch offen an, dass du das Scheiße von mir findest.

Ich hatte dir das schonmal gesagt. Und ich wusste nicht, dass du hier im Thread unterwegs bist; ich wollte nicht - sozusagen in deiner Abwesenheit - über dich herziehen.

Kritik an parteiischen Kommentatoren auf Social Media oder in Foren ist üblich und sieht man häufig
Vielleicht bist du da aus der Zeit gefallen.

Es geht um Mails an den Arbeitgeber bzw. den Aufruf dazu. Das ist ein ganz anderes Spiel.

Und mitnichten habe ich die Intention, dass ein solcher Kommentator abgestraft wird vom Arbeitgeber ect, aber man kann ihm vielleicht mal einen Spiegel vorhalten

Und deshalb schreibst du den Arbeitgeber an?


CoachingZone
Halbdaggl
Ein letztes Mal von meiner Seite noch etwas zur Causa Goecke. Ich zitiere diesen Kommentar in einem (inter)national renommierten Tanzkritik-Onlineprotal, der das, was ich in aller Kürze und Zeitknappheit über Kunstkritik und über die Kritiken von Frau Hüster geschrieben habe, nochmals etwas ausführlicher darstellt:

Mehr Ethik bitte

Die Meinungsfreiheit ist neben der Unversehrtheit das höchste Gut in einer Demokratie. Doch zunehmend wird der Begriff Freiheit aus dem gesellschaftlichen Kontext gelöst. Freiheit erscheint „liberal“ gedacht als die je eigene Freiheit, die alles für sich beanspruchen darf – selbst und gerade wenn es auf Kosten anderer geht.

Die Freiheit auf Meinung ist jedoch nicht zu verwechseln mit der Willkür, herauszuschreien, was einem gerade so (nicht) passt. Vergessen wird dabei, dass eine Meinung, die gegenüber anderen geäußert wird, auch begründet zu sein hat. Sonst ist sie eine rein private Angelegenheit und hat in der Öffentlichkeit, ob in den sozialen Medien oder in der Zeitung, nichts zu suchen. Es muss also Argumente geben, weswegen man eine Meinung hat. Und diese Argumente kann man dann zur öffentlichen Diskussion stellen.

Den Medien kommt da in unserer Demokratie eine herausragende Rolle zu. Sie haben die Aufgabe, die Öffentlichkeit so in Kenntnis zu setzen, dass der Einzelne nicht nur eine Ansicht vorgesetzt bekommt, sondern eine begründete Meinung, so dass er selbst für sich die Argumente abwägen kann. So sollte es sein. Doch die auflagenfördernde Gier nach Sensationen und Skandalen lässt die grundlegend ethische Grundlage, die für ein friedlichen Zusammenleben in einer Demokratie unerlässlich ist, außer Acht. Hauptsache es gibt Likes.

Wenn es gar in Missbrauch umschlägt, und der Schreibende seine Macht wittert, nicht einer Sache, sondern sich selbst und seinem Marktwert zu dienen, dann sind die Grenzen gefallen und es herrscht Krieg. Dafür inszeniert man gerne jede erdenkliche Treibjagd, um sich dann empört als Opfer zu stilisieren, wenn der in die Enge Getriebene zuschlägt.

Wer als Betroffener so eines Schreibangriffs keine Gegenöffentlichkeit mobilisieren kann, hat dann schlechte Karten – und irgendwann auch sehr schlechte Nerven. Vor allem, wenn es sich bei den Betroffenen um Personen handelt, die als Künstler hervortreten. Sie werden in ihrem ureigensten Inneren angegriffen, wenn sie kreativ und einzigartig auf der Bühne tätig sind. Sie werden als Person vernichtet.

Speziell die Kritik hat da eine tiefe ethische Verantwortung. Kritik heißt ja nicht, dass man etwas schlecht macht. Kritik bedeutet ihrem Ursprung nach seit Kants berühmten Kritiken ja nichts anders als Analyse. Es ist die Aufgabe der Kritik, das Gehörte, das Gesehene zu analysieren. Und es ist die Aufgabe, respektvoll miteinander um zugehen. Wenn eine Aufführung, ein Ballett nicht gefallen hat, dann gibt es Argumente, die weit darüber hinausgehen, dass sich der Kritiker*in gelangweilt hat. Auch persönliche Präferenzen der Schreibenden haben als solche kenntlich gemacht zu werden. Schließlich wollen wir ja alle mündigen Bürger bleiben. Und wir wollen unser Recht auf unsere Meinungsfreiheit selbst wahrnehmen.


https://www.danceforyou-magazine.com/20 ... hik-bitte/
Wenn die Unfähigkeit einen Decknamen braucht, nennt sie sich Pech.

- Charles Maurice de Talleyrand -

de mappes
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CoachingZone hat geschrieben:Möchte beispielhaft aus der letzten Kritik von Frau Hüster über das abendfüllende Tanzstück von Marco Goecke für das Nederlands Dans Theater folgende zwei Passagen zitieren, um meinen Standpunkt zu Frau Hüster zu belegen:

Bei „In the Dutch Mountain“, Marco Goeckes neuem Ballettabend mit dem virtuosen Nederlands Dans Theater in Den Haag, wird das Publikum abwechselnd irre und von Langeweile umgebracht.


Bloß wirkt das Stück so, als wären dem hinter der Scheibe sitzenden Meeresbeobachter die Trolle durch seine Aufzeichnungen geritten und hätten Goecke die zerfetzten Fragmente hinterlassen mit der Drohung, sie ja nicht sinnvoll in eine Reihenfolge zu bringen. Man wird beim Zuschauen abwechselnd irre und von Langeweile umgebracht. Dazwischen kommen ab und an zwei genialische, stimmige Minuten. Das Stück ist wie ein Radio, das den Sender nicht richtig eingestellt kriegt. Es ist eine Blamage und eine Frechheit, und beides muss man dem Choreographen umso mehr anlasten, als Virtuosität und Präsenz der Tänzer des Nederlands Dans Theater nach mehr verlangen.


https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/ ... 69800.html

Bemerkenswert ist, dass Frau Hüster zuerst vom "Publikum" spricht, um dann später nur noch "man" zu nennen. Es lässt mich darauf schließen, dass sie im Wesentlichen von sich selbst spricht, dies aber dann unzulässig verallgemeinert...

Die Begriffe "Blamage" und "Frechheit" (die ihr Editorenehemann in seinem Kommentar bezeichnenderweise nicht aufführt) sind keine inhaltliche Kritik mehr, sondern ganz klar Wertungen mit dem Ziel, das Werk herabzuwürdigen.


Dass es begeisterte Zuschauer/Stimmen zu diesem Stück gegeben haben muss, verschweigt sie lieber. Zum Vergleich zwei kurze Zitate aus der holländischen Presse:

In The Dutch Mountains is Goeckes beste choreografie tot nu toe: gelaagd, poëtisch en volkomen eigenzinnig.

(Goeckes bisher beste Choreographie ist The Dutch Mountains: vielschichtig, poetisch und völlig eigenwillig.)


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This was one of the most dramatic pieces I have seen recently from NDT.

There were some twenty eight dancers who rushed on and off, executing jerky, staccato movements of a complexity which I have seldom seen. I wonder whether those who expected to become classical ballet dancers could imagine they would become capable of such performances. There were some astonishing solos as well as tight ensemble sequences.

This was the perfect meeting of choreography, lighting and sound design.

[...]

So it was tonight. Marco Goecke’s In the Dutch Mountains is as perfect a piece as I have seen in a long, long time.


https://artstalkmagazine.nl/in-the-dutc ... d-on-tour/


Sowas ist doch kein Journalismus mehr. Dazu das Wiederholen dieser danebenen Aussagen Irre und vor langeweile umgebracht
Vom Stil abgesehen...du hast da völlig recht...da geht es nur ums Herabwürdigen und der Ehemann relativiert das später in seinem Blatt noch
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