Ist der Winter vorbei und der Frühling schon da?
Metereologisch vielleicht ja, kalendarisch noch nicht.
Sei’s drum.
Heute will ich Euch mit einem Werk erfreuen, dass den poetischen Beinamen „Winterträume“ hat, Tschaikowskys 1. Symphonie g-moll op.13.
Wer kennt sie nicht, die drei „großen“ Symphonien von ihm, die vierte, fünfte und sechste?
Die vierte war für mich ein Erweckungserlebnis, als ich, auf der Empore des Beethovensaales bei einer öffentlichen Generalprobe des Südfunksinfonieorchesters unter Hans Müller-Kray das Werk zum ersten Mal hörte. Geradezu aufwühlend war die Wirkung der den 1. Satz einleitenden Fanfare der Blechbläser. Obwohl die 5. und 6. reifere Werke sind, gehört die 4. seitdem zu meinen Lieblingswerken dieses Komponisten.
Doch zurück zur ersten:
Aus Wikipedia:
Instrumentierung
Zwei Flöten, zwei Oboen, zwei Klarinetten, zwei Fagotte, vier Hörner, zwei Trompeten, Pauken, Streicher
nur im Finale: Piccoloflöte, drei Posaunen, Basstuba, Becken, Große Trommel
Satzbezeichnungen
Allegro tranquillo
Adagio cantabile, ma non tanto
Allegro scherzando giocoso
Andante lugubre – Allegro moderato – Allegro maestoso
Analyse
Erster Satz
2/4-Takt, Sonatenhauptsatzform, Tonart: g-Moll, Überschrift: Traum von einer Winterreise
Als einzige der sechs durchnummerierten Sinfonien Tschaikowskis beginnt die Erste nicht mit einer langsamen Einleitung, sondern es setzt sogleich die Exposition ein. Soloflöte und Solofagott tragen im Doppeloktavabstand das melancholische Hauptthema über einem Tremolohintergrund der Violinen vor. Es wird von Bratschen und tiefen Streichern aufgegriffen und erreicht alsbald einen Höhepunkt. Das darauf folgende Seitenthema der Soloklarinette (D-Dur) ist mit dem Hauptthema motivisch verwandt. Ein drittes strahlendes Thema im Blech schließt die Exposition ab. Die Durchführung beschäftigt sich vor allem mit der Entwicklung des Hauptthemas in mehreren Steigerungswellen. Besonders kunstvoll ist bereits in dieser frühen Sinfonie die Rückleitung zur Reprise über einem Orgelpunkt der Bläser. In seiner 6. Sinfonie wird Tschaikowski ein ähnliches Verfahren anwenden, wenn auch ungleich dramatischer. Die Reprise selbst verläuft regulär. Eine kurze Coda beendet den formal abgerundeten Satz.
Zweiter Satz
4/4-Takt, siebenteilige Form (A-B-C-B-C-B-A), Tonart: Es-Dur, Überschrift: Land der Öde, Land der Nebel
Ein sanftes Thema der gedämpften Streicher (A) umrahmt den Satz. Das eigentliche Hauptthema ist eine sehnsuchtsvolle Oboenmelodie (B), die ständig zwischen Dur und Moll schwankt. Mit dieser Melodie motivisch verwandt ist auch das dritte Thema des Satzes (C), welches in den Bratschen erklingt. Höhepunkt des Adagios ist die letzte Wiederkehr des B-Themas in den Hörnern, ehe die Wiederaufnahme des Streicherthemas (A) den Satz ruhig ausklingen lässt.
Dritter Satz
3/8 Takt, Scherzoform, Tonart: c-Moll
Die Eckteile des Scherzo hat Tschaikowski weitgehend unverändert seiner Klaviersonate in cis-Moll entnommen. Als Trio-Mittelteil komponierte er seinen ersten Orchesterwalzer, dessen Thema in der Coda nochmals als Mollvariante über einem Paukenrhythmus erklingt. Zwei heftige Tuttischläge beenden den Traum.
Vierter Satz
2/2-Takt, Sonatenhauptsatzform (mit langsamer Einleitung), Tonart: g-Moll/G-Dur
Der letzte Satz beginnt mit einer düsteren Moll-Einleitung. Bald wird jedoch das Tempo beschleunigt, und es erklingt das fröhlich-markante G-Dur-Hauptthema im vollen Orchester. Als Seitenthema verwendet Tschaikowski die Melodie aus der Einleitung. Insgesamt zeigt dieser Satz bereits die Vorliebe des Komponisten für effektvoll dahinstürmende, bisweilen lärmende Finali.
Eine Supraphon LP mit einer Aufnahme der Tschechischen Philharmonie war meine erste Begegnung mit diesem Werk. Später wurden die Aufnahmen des London Symphony Orchestras unter Antal Dorati (Mercury) und der Leningrader Philharmoniker unter Evgeny Mravinsky (Deutsche Grammophon) zu den für mich maßstabsprägenden Versionen dieses Werkes.
Für Euch habe ich eine andere Aufnahme ausgewählt. Es spielt das Oslo Philharmonic Orchestra unter Mariss Jansons. Es ist schon faszinierend, wie Jansons der Symphonie völlig neue Töne entlockt, wie ein Ölbild, das von altem Firnis befreit worden ist. Fantastisch.
Für eine freie und selbstbestimmte Ukraine.