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Unter Westfalen
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Grasdaggl
Hi Fernanda,
Das ist das Plattencover. Grieg war die Beigabe zu den Sibelius Symphonien.
Zu dem Artikel:
War zunächst etwas erschrocken, weil ich im WDR 3-Programm keine wesentliche Änderung festgestellt habe. Zu meiner Beruhigung wurden tatsächlich alle 3 Sätze von Beethovens 5. Klavierkonzert heute morgen gesendet. Also nicht Schmalspurkultur wie im Klassik-Radio oder NDR-Kultur.
Aber inhaltlich teile ich die Kritik von Kermani. Es ist nicht Aufgabe der ÖR, mit den Privaten Quoten-Wettläufe zu führen.
Für eine freie und selbstbestimmte Ukraine.



Unter Westfalen
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Grasdaggl
Am 16. April war Welttag des Gesangs.

Welche Musik ist schöner, diesen Tag zu ehren, als die Überreichung der silbernen Rose aus dem Rosenkavalier von Richard Strauß?




In dieser Aufnahme singen Lucia Popp und Brigitte Fassbaender. Kult!

Mit den Opern von Strauß geht es mir wie mit denen Wagners, packend auf der Bühne und vor der Leinwand/Bildschirm, doch etwas langatmig am Lautsprecher.
Für eine freie und selbstbestimmte Ukraine.



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Halbdaggl
@Unter Westfalen

Vielen Dank. Brigitte Fassbender war ja DER Octavian, weil von Stimme und Figur her die Idealbesetzung für einen jungen Mann. Aber irgendwie schon recht spannend, dass da die Rolle eines Mannes, der zwei Frauen (auf unterschiedliche Weise) liebt, ausgerechnet mit einer Frau besetzt wurde...

Mein Beitrag zum Welttag des Gesanges muss natürlich dieser sein - nie zu spät und nie zu alt:



187 Kommentare aus aller Welt - und diese beiden haben es mir besonders angetan:

@David Kymbell hat geschrieben:A universal prayer by all singers and musicians, especially those that sing and connect with this Romantic form of lieder.It becomes a transforming force, a way of life. If the ultimate goal is to sing with this clarity of spirit and ease of breathe, you can't do it with a certain personality type. The more you sing it, the more it transforms you.


@Emmanuel Benador hat geschrieben:Fritz Wunderlich singing with a kind of musical urgency is emotional. His musical intelligence and tone of voice with multiple layers of color make a lasting impression long after the music ends. He possesses this wonderful and unique quality of assembling mental musical synthesis and emotions like if they were "natural".
Wenn die Unfähigkeit einen Decknamen braucht, nennt sie sich Pech.

- Charles Maurice de Talleyrand -


Unter Westfalen
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Grasdaggl
Am Samstag ist Christa Ludwig im Alter von 93 Jahren gestorben.
Ich hatte ja neulich das berührende Duett aus Xerxes von Händel eingestellt, das sie mit Fritz Wunderlich gesungen hat.
Zu ihrem Andenken heute ein kurzer Probenausschnitt zu Mahlers "Das Lied von der Erde".
Sie erklärt Lenny (Leonard Bernstein), dass das von ihm vorgelegte Tempo unsingbar ist.
Köstlich.



Einige Kommentare zu dem Ausschnitt:

She's suppressing her anger because she's right and she knows it, but he's the boss so she has to pretend otherwise. I guarantee she went home and screamed into a bottle of schnapps.

Musicians disagreeing with Lenny Bernstein is my favourite horror sub-genre.

This is not a 'vocalist'
This is Christa Ludwig!

Now they will continue that discussion in heaven, Mahler himself included....

RIP Christa Ludwig!She was right!
Not every song is like Westside Story..

Und hier für alle, die sich die Gesamtaufnahme des "Lied von der Erde" mit Christa Ludwig und Fritz Wunderlich sowie dem Philharmonia Orchestra unter Otto Klemperer anhören wollen:



Heute noch, nach über 50 Jahren, die absolute Kultaufnahme.
Für eine freie und selbstbestimmte Ukraine.


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Halbdaggl
Hi @jagdhütte!

Habe gerade in den Anfang hineingehört - zu mehr habe ich jetzt leider keine Zeit, werde aber so bald wie möglich weiterhören...

jagdhuette hat geschrieben:Wirklich sehr schön.


:nod: :nod: :nod:

Sehr verstehend. (Und Bachs musikalische Gedanken muss man wirklich verstehen, um seine Musik spielen zu können...)

Vielen Dank für das Teilen dieser un- und außergewöhnlichen Interpretation :!:
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- Charles Maurice de Talleyrand -






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Halbdaggl
Unter Westfalen hat geschrieben:Heavy Metal für Classicisti:



Wolfschluchtszene aus "Der Freischütz" von Carl Maria von Weber.
DIE Kultaufnahme unter Carlos Kleiber.

Kam mir heute durch eine Sendung in WDR 3 wieder in Erinnerung.


... und eine meiner ersten beiden Schallplatten, die ich mir in Jugendjahren selbst gekauft hatte, als wir das Stück im Schulunterricht besprachen (die andere waren die "Slawischen Tänze" von Antonin Dvorak unter der Leitung von Vaclav Neumann)!!! Sie steht immer noch im Regal, ist jedoch aufgrund des nicht sehr sensiblen Plattenspielers von damals leider etwas angerauht und wurde deswegen irgendwann durch die CD ersetzt...

Southern Comfort hat geschrieben:Ein einzelner (verminderter Dominantsept-)akkord trägt das ganze Stück. Samielmotiv. :D


Yep. War der von Richard Wagner sehr bewunderte Vorläufer der Leitmotivtechnik...
Wenn die Unfähigkeit einen Decknamen braucht, nennt sie sich Pech.

- Charles Maurice de Talleyrand -

Unter Westfalen
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Grasdaggl
Kennt Ihr sie auch?

Die Momente, in denen sich eine zum ersten Mal gehörte Melodie mit einer besonderen Erfahrung verbindet und die eigene Biografie in ein VOR und DANACH einteilt?

Die nicht-mehr-nur-verbale Auseinandersetzung mit dem Vater über Musikgeschmack (Rock Around The Clock),
Die erste selbstgekaufte Schallplatte (Banana Boat Song),
Der Aufstand der Jungen in den USA (San Francisco),
Die griechische Periode (Zorba’s Dance)
Der Abend in der Kellerdisco am Alten Postplatz bei Schwarzlicht, das die Nyltesthemden fluoriszieren ließ (A Whiter Shade of Pale)
Der Tag, an dem die Fast-Verlobte Schluss gemacht hat (Let There Be Love)
Und nicht zu vergessen die Liebesnacht in Dauerschleife (Nights in White Satin)?

Und noch nach Jahren vermag die Melodie die Erinnerungen, manchmal sogar die Gefühle wieder hoch zu holen.

Nun, was für die Popmusik gilt, gilt erst recht für die Klassische Musik.

Moments Musicales

Ab und an würde ich gerne mal von den Momenten erzählen, die für mich durch klassische Musik unvergesslich geworden sind.

1. Konzert für Flöte und Harfe von KV299 Wolfgang Amadeus Mozart

Es muss 1966 gewesen sein. John Cranko hatte das Stuttgarter Ballett in wenigen Jahren zu einer der führenden Compagnien in Deutschland, ja Europa gemacht.

Eine Premiere folgte der andern. Wenige Tage nach der Premiere des Balletts, das denselben Titel wie das Konzert trägt, bekam ich eine günstige Studentenkarte.

Und dann war er da, der Moment. Zum ersten Mal lauschte ich dieser göttlichen Musik, dem Zwiegesang zwischen Flöte und Harfe und sah die kongeniale Umsetzung Note für Note in Schritt für Schritt auf der Bühne. Die Aufteilung des Raumes im Ensemble des ersten Satzes, die Intimität der Bewegungen und Gesten im 2. Satz und die fröhliche Auskehr im Schlusssatz. Für immer unvergesslich.

Wer mag, kann - zumindest für die Musik - feststellen, ob sie bei ihr/ihm ähnliche Emotionen hervorzurufen vermag.



Ich habe eine klassische Aufnahme unter Karl Böhm ausgesucht mit Nicanor Zabaleta, Harfe und Wolfgang Schulz, Flöte.

Enjoy!
Für eine freie und selbstbestimmte Ukraine.

Unter Westfalen
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Grasdaggl
Nach dem schönen Fußballnachmittag, der die Emotionen hochkochen ließ, hier aus der Sammlung meiner klassischen Erweckungserlebnisse etwas für die Seele:

2. Peter Tschaikowsky Fantasieouvertüre Romeo und Julia

Von Tschaikowsky kannte ich als Sechzehnjähriger bis dato nur die Nußknackersuite und das Capriccio Italien. Und doch war er schon einer meiner Lieblingskomponisten geworden und ich wollte von ihm mehr und mehr hören.

Die Deutsche Grammophon Gesellschaft begann zu Beginn der 60er Jahre unter ihrem Sublabel Heliodor, das ursprünglich für B-Schlagermusik kreiert worden war, Aufnahmen des amerikanischen Labels Westminster Records zu veröffentlichen:

https://en.wikipedia.org/wiki/Westminster_Records

Westminster war bekannt für seine technisch hochwertigen Aufnahmen mit europäischen Spitzenorchestern unter Dirigenten, die für die großen Klassik-Labels nicht bekannt genug waren, um sie weltweit vermarkten zu können, wie Hermann Scherchen oder Arthur Rodzinski. Aus wettbewerbsrechtlichen Gründen durften die Orchester nicht unter ihrem bekannten Namen firmieren. So wurden die Wiener Philharmoniker zum Vienna State Orchestra, was insofern nicht falsch war, da Mitglieder der Philharmoniker auch in der Oper spielten.

Bei meinen regelmäßigen Heimsuchungen der Stuttgarter Plattenläden fiel mir im Haus der Schallplatte eine Schallplattenhülle des Werkes in die Augen.

Ich hatte das Werk noch nie gehört und bin ehrlich genug, zu erwähnen, dass das Cover - Romeo zum Kuss über die vermeintlich tote Julia gebeugt - mit kaufentscheidend war, setzte es doch das Sehnen eines pubertierenden Jugendlichen in ein kongeniales Bild um.

Die Aufnahme des Vienna State Orchestras unter Hermann Scherchen, in Jahrzehnten oft abgespielt, ist heute noch das Paradestück in meiner Sammlung des Werkes.

Romeo und Julia ist musikalisch in vielerlei Hinsicht wunderbar gedeutet worden. Ich erinnere hier nur an Berlioz, Gounod, Prokofieff und Bernstein.

Tschaikowsky hat sich für eine Fantasieouvertüre entschieden, um uns die Geschichte der beiden unglücklich Liebenden aus Verona zu erzählen. Programmmusik im besten Sinne.

Ich habe für uns eine neuere Version ausgewählt. Das Tonhalle Orchester Zürich spielt in einer coronageprägten Aufführung unter Paavo Järvi:





Tschaikowsky nähert sich dem Thema mit einer choralartigen Einleitung, der ein altes russisches Kirchenlied zugrunde liegt. Es spiegelt die Empfindungen von Pater Lorenzo wider und bereitet schon auf die kommende Tragödie vor. Im Hauptteil beschreibt der Komponist die Familien der Capulet und Montague und ihren Kampf gegeneinander. Nachdem der Kampfeslärm abgeebbt ist, erhebt sich das großartige Liebesthema aus den Streichern. (in unserer Aufnahme 07:35), um sich kurz danach zu einer Hymne aufzuschwingen (08:37). Doch das Kampfthema kehrt wieder (10:35), um nach Erlöschen erneut dem Liebesthema (13:45) Raum zu geben, diesmal ekstatisch verklärt. Ein letztes Mal hören wir das Kampfthema (15:15). Das Choralthema der Einleitung leitet schließlich über zur Apotheose, in der bruchstückhaft das Liebesthema zu hören ist, bis Fortissimo-Schläge das Werk beschließen.
Für eine freie und selbstbestimmte Ukraine.

Unter Westfalen
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Grasdaggl
Nach einem für die meisten User erfreulichen Samstagsfußballabend hier wieder etwas für die Classicisti im Forum und die, die es werden wollen.

Aus der Sammlung meiner Klassischen Erweckungsmelodien:

3. Antonio Vivaldi Flötenkonzert op. 10 Nr. 3 „Il Cardellino“

Es war ein schöner Frühlingstag in Tübingen. Wie üblich las ich am Montag den SPIEGEL unter der Linde vor dem Schloss Hohentübingen.

Dann schlenderte ich den Schloßberg hinunter, bog in die Kronenstraße ein und hörte plötzlich die ersten Töne dieses Konzertes:




In einer ehemaligen Metzgerei, die meiner Verwandtschaft gehörte, war ein Plattenladen eingezogen und aus der offenen Türe drang der Gesang des Distelfinks, dessen Namen Vivaldi diesem Konzert gegeben hatte.

Vivaldi war, schallaufzeichnungstechnisch gesprochen, eine Entdeckung der 50er und 60er Jahre. Nach dem Kriege waren die Orchester immer noch von der Musik spätromantischer Komponisten geprägt und die Schallplattenindustrie bediente den Geschmack der Käufer. Doch mehr und mehr gab es auch Aufnahmen barocker Musik, Bach, Händel und dann eben auch Vivaldi. Ein regelrechter Vivaldi-Hype war ausgebrochen.

Das Stuttgarter Kammerorchester unter Karl Münchinger genoss Weltruf, hatte einen Exklusivertrag mit der englischen DECCA und setzte Millionen von Tonträgern um. Es war eigentlich „das“ Barockorchester der 50er Jahre.

Wesentliches zur Popularisierung der Musik Vivaldis und anderer Barockkomponisten trug auch das Ensemble I MUSICI (https://de.wikipedia.org/wiki/I_Musici) bei, das noch in herkömmlicher Instrumentierung spielte. Das Musizieren auf historischen Originalinstrumenten steckte noch in den Kinderschuhen.

Es war diese Aufnahme mit dem weltberühmte Flötisten Severino Gazzelloni, die mein Ohr umschmeichelte. Als das kurze Konzert zu Ende war, war die Schallplatte bereits Teil meiner Sammlung.
Für eine freie und selbstbestimmte Ukraine.

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Grasdaggl
Edita Gruberova, die "Slowakische Nachtigall" ist gestorben.

Eine ihrer Pararaderollen war die Königin der Nacht in Mozarts Zauberflöte.

Hier in einer Liveaufnahme aus dem Jahre 1983.





Gesanglich eine würdige Nachfolgerin von Joan Sutherland und Maria Callas, auch wenn sie die dramatische Bühnenintensität der Callas nicht erreicht hat.
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Grasdaggl
Nach einem solchen Schlag in die Magengrube muss man sich erst einmal wieder aufbauen.
Ein Joint oder lieber volllaufen lassen, morgen ist ja schließlich Feiertag?

Weder noch.
Nach längerem Stöbern in meiner Diskothek bin ich wieder einmal bei Verdi gelandet.

Das Vorspiel zum 3. Akt seiner Oper "I Lombardi alla prima crociata"




ist Balsam für meine geschundene Seele.

Wem das Stück zu lange ist, hört wenigstens ab 1:30 zu. Dann wird er mich verstehen.
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