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CoachingZone
Halbdaggl
Unter Westfalen hat geschrieben:Ja, absolut.
Um die Musik eines Komponisten zu erfassen, muss ich, da ich keinerlei musikalische Ausbildung genossen habe, den Menschen verstehen.


Braucht es imo nicht wirklich, macht auch nicht immer alles verständlich, siehe Tschaikowsky, der überhaupt keine "zerrissene" Musik geschrieben hat.

Zunächst einmal einfach offen sein, reicht oft. Und es ist ja auch immer ein persönlicher, individueller Zugang, den man zu Musik hat (auch wenn man mittlerweile ein wenig mehr darüber weiß, wie das Gehirn auf Klänge etc. reagiert), einfach weil das Gehirn immer die eigene Erlebniswelt und die eigenen Bilder, Emotionen, Gedanken etc. dazu in Bezug setzt und/oder assoziiert.

Selbst habe ich einiges an musikalischer Ausbildung und Bildung genossen, und die Musik, insbesondere die klassische Musik gehört für mich unbedingt zu meinem Leben dazu. Nur - und da hat mich Celi verdorben - wird sie heute größtenteils so oberflächlich dargeboten, dass es mich eher abschreckt, noch in ein Konzert zu gehen. Man findet aber dann doch - eher nicht im Mainstreambetrieb - immer wieder Nischen, wo noch tatsächlich musiziert wird...
Wenn die Unfähigkeit einen Decknamen braucht, nennt sie sich Pech.

- Charles Maurice de Talleyrand -

Unter Westfalen
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Grasdaggl
siehe Tschaikowsky, der überhaupt keine "zerrissene" Musik geschrieben hat.


Das ist ja gerade das Paradoxon, dass seine Musik seine´Zerissenheit nicht widerspiegelt.

Aber kann man die 4. Sinfonie, ohne seine damalige Lebenssituation seelisch, nicht musikalisch, verstehen?
(fluchtartige Trennung von seiner Frau, die ihm seelisch, geistig und körperlich zuwider war, dann der "Selbstmordversuch" in der Moskwa).

„Kaum war die Trauung vollzogen, kaum war ich mit meiner Frau allein geblieben und kaum hatte ich erkannt, dass uns das Schicksal untrennbar verbunden hatte, da begriff ich plötzlich, dass ich nicht einmal Freundschaft, sondern im wahrsten Sinne des Wortes Widerwillen gegen sie empfand. Der Tod schien mir der einzige Ausweg, doch Selbstmord kam nicht in Frage.“

Und die 6., der Schwanengesang?
Für eine freie und selbstbestimmte Ukraine.

Unter Westfalen
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Grasdaggl
CoachingZone hat geschrieben:
Plan B hat geschrieben:Hier ist die richtige Verknüpfung von Klassik und Modern:



Wollt Ihr beiden nochmal eins?


Aber gerne doch!

Der "olle" Bach war ja mal fast vergessen, zumindest zu einer Zeit ohne Radio, Fernsehen, Internet und Musikreproduktion. Da können wir uns sehr bei Felix Mendelssohn-Bartholdy bedanken, dass der ihn wieder hervorgekramt hat.

Und seine Musik überlebt auch alles.

Finde aber persönlich diese Annäherung irgendwie der Größe der Musik entsprechender:



Großartig! Danke!
Für eine freie und selbstbestimmte Ukraine.



CoachingZone
Halbdaggl
@Nice. Das orchestrale Rearrangement klingt interessant, weil der (für meine Ohren!) "Lärm" aus dem Original wegfällt. Erinnert mich ein wenig an die minimal music von Phil Glass.

Hierzu ein schönes Beispiel, das Violin Concerto mit Gidon Kremer, das und den ich selbst mal im Münchner Gasteig erleben durfte. Im dritten Satz sind Kremer gleich mehrere Haare am Bogen gerissen, die dann bei jedem Strichwechsel durch die Luft wirbelten, weil er minutenlang ohne Unterbrechung spielen "musste" und sie deswegen nicht entfernen konnte...



Bei Glass mag ich sehr, wie die scheinbar gleichförmigen Tonfolgen, eben die minimal music, durch harmonische und rhythmische Rückungen sowie plötzliche Einwürfe zu einem spannenden musikalischen Erlebnis von beeindruckender Sogwirkung werden.
Wenn die Unfähigkeit einen Decknamen braucht, nennt sie sich Pech.

- Charles Maurice de Talleyrand -

Unter Westfalen
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Grasdaggl
Ist sehr gefällig, besonders den letzten Satz fand ich stark.
Glass war bis jetzt eigentlich immer so ein wenig Hintergrundmusik für mich. Man muss sich zwingen, genau zu hören, am besten mit Kopfhörer, um die Vielfalt ganz zu erfassen.

Was hältst Du von Jean Michel Jarre?

Hier eine Adaption von Oxygene IV und Equinoxe V & VII von Hank Marvin.

https://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q= ... TaVogEZC3R
Für eine freie und selbstbestimmte Ukraine.






Plan B
Halbdaggl
Und ich höre oft rockitradio.ch, auch keine Werbung und keine Nachrichten. Das gehört hier aber jetzt wirklich nicht rein.

Würde klassische Musik heute geschrieben, wäre auch kein Stück länger als fünf Minuten. Danach wird's dem modernen Menschen langweilig. Letztens lief hier auf SRF3 eine Woche Wunschkonzert, bei dem sich die Hörer gegen Spende für eine gute Sache, Musik wünschen dürfen.
Da hat der eine Moderator doch gemeint, nachdem sich jemand,so einen klassischen 10+ - Minuten Prog-Rock-Song gewünscht hat, sein Kollege dazu meinte, das hätte er letztens nachts auch ertragen müssen. Kulturbanausen.
Carpe diem.




CoachingZone
Halbdaggl
Plan B hat geschrieben:Würde klassische Musik heute geschrieben, wäre auch kein Stück länger als fünf Minuten. Danach wird's dem modernen Menschen langweilig.


Das gab es auch schon früher. Wie sagt Salieri in dem Film "Amadeus" so passend (über Joseph II. und die Wiener):
Sie haben so hohe Anforderungen an das majestätische Ohr gestellt. Der Erhabene kann sich nur eine Stunde konzentrieren, und Sie setzen ihm vier Stunden vor.

Sie scheinen unsere lieben Wiener ein wenig zu überschätzen, mein Freund. Denen fehlt am Schluss der Arie ein Knalleffekt, Peng, damit sie auch mitkriegen, wo sie zu klatschen haben.



Plan B hat geschrieben:Letztens lief hier auf SRF3 eine Woche Wunschkonzert, bei dem sich die Hörer gegen Spende für eine gute Sache, Musik wünschen dürfen.
Da hat der eine Moderator doch gemeint, nachdem sich jemand,so einen klassischen 10+ - Minuten Prog-Rock-Song gewünscht hat, sein Kollege dazu meinte, das hätte er letztens nachts auch ertragen müssen. Kulturbanausen.


Also, bei SWR 1 laufen zum Teil die Longversionen der Popklassiker am hellichten Tag - und da beschwert sich keiner, dass er das irgendwie ertragen müsse...
Wenn die Unfähigkeit einen Decknamen braucht, nennt sie sich Pech.

- Charles Maurice de Talleyrand -





CoachingZone
Halbdaggl
Weil ich heute mal wieder darüber "gefallen" und prompt hängengeblieben bin: Hier meine Lieblingsszene aus Forman/Shaffers "Amadeus".



Bin seinerzeit innerhalb von einem Jahr acht- oder neunmal in diesen Film gegangen (habe mir jedes Mal eine andere Begleitung als "Ausrede" gesucht, um den Film wiederzuSEHEN).

Euch allen eine gute Nacht!
Wenn die Unfähigkeit einen Decknamen braucht, nennt sie sich Pech.

- Charles Maurice de Talleyrand -