5. Peter Tschaikowsky, Capriccio Italien op. 45Im WDR 3 spielen sie zurzeit Griegs Peer Gynt Suiten 1 und 2. Die erste ist gefälliger, die zweite geht emotional tiefer.
Ein Hörer berichtete davor über den Moment, in dem er im Alter von 15 Jahren die Klassische Musik für sich entdeckt hat. Und er konnte sich noch genau noch an den Moment erinnern. Seine Schulkasse war verdonnert worden, einen Spielfilm über Maria Stuart anzusehen. Der Vorfilm (der Hörer ist, wie ich, in der Zeit der Vorfilme und Wochenschauen sozialisiert worden), handelte von Tschaikowskys Capriccio Italien. Das war sein persönlicher Einstieg zur Klassischen Musik.
Ich erinnerte mich, wie ich begann alle Musik von Tschaikowsky, die ich mir von meinem mageren Taschengeld auf Schallplatte leisten konnte auditiv und haptisch einzuverleiben. Es gab damals eine amerikanische Schallplattengesellschaft „Musical Masterpiece Society“, kurz MMS, die unter dem Label „Concert Hall“ die gängigen Musikstücke relativ billig vermarktete. Das kleine Lädchen in der Gloria-Passage rechts, unmittelbar vor dem Zugang zum Kino wirkte in der Zeit des knappen Geldes wie ein Magnet auf mich. Eine Besonderheit des Labels war es außerdem, dass die 17 cm Schallplatten nicht mit 45 UpM, sondern mit 33 UpM, also der Geschwindigkeit für Langspielplatten, verkauft wurden, es gab also mehr Musik fürs Geld (Schwabenbonus
).
Ich habe für Euch eine Aufnahme aus dem Jahre 1964 mit den Berliner Philharmonikern unter Ferdinand Leitner ausgesucht, in der der Kontrast zwischen russischer Melancholie und italienischer Lebensfreude besonders treffend herausgearbeitet ist. Die Aufnahme ist auch technisch hervorragend. Die Deutsche Grammophon Gesellschaft begann um diese Zeit eine der weltweit führenden Schallplattenlabels zu werden.
Ferdinand Leitner ist den Musiktheaterfreunden in und um Stuttgart kein Unbekannter. Zusammen mit Walter Erich Schäfer war er als Generalmusikdirektor einer der Väter für die große Zeit der Stuttgarter Oper in den 50er und frühen 60er Jahren.